Resident Evil: Revelations01.12.2017, Michael Krosta

Im Test: Ein gelungener Ableger

Der lange Weg von Resident Evil: Revelations (ab 3,59€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) geht jetzt noch ein Stückchen weiter: Ursprünglich erschien der Ableger von Capcoms prominentem Survival-Horror exklusiv für Nintendos 3DS. Dort wurden erstmals Ansätze für ein episodisches Format ausgelotet, die man im Nachfolger schließlich final umgesetzt hat. Es folgte der Sprung auf stationäre Konsolen von Wii U über PS3 bis zur 360 und den PC. Zuletzt wurde auch die aktuelle Konsolengeneration von Sony und Microsoft mit Umsetzungen bedacht. Jetzt ist auch die Switch an der Reihe, womit sich der Kreis aus mobiler und stationärer Version schließt...

Tödliche Kreuzfahrt

Für Story und Spielmechaniken sei an dieser Stelle an den ursprünglichen Test verwiesen, in dem man alles Wichtige über den Einsatz von Jill Valentine, Chris Redfield und diversen Neuzugängen erfährt, in dem die Welt einmal mehr von biologischen Waffen und einer Terror-Organisation namens Veltro bedroht wird. Wie vor vier Jahren liefert Capcom auch auf Switch eine gelungene Umsetzung der mobilen Vorlage ab: Die Texturen und Beleuchtung der Kulisse sind von ähnlicher Qualität wie die letzten HD-Umsetzungen für PS4 und Xbox One, können damit stellenweise ihren 3DS-Ursprung aber weiterhin nicht verbergen. Am meisten machen sich auch hier die technische Überarbeitung bei den Spielermodellen und die Verbesserungen bei der Bildrate bemerkbar. Allerdings fällt auf, dass die Darstellung im TV-Betrieb nicht ganz das Niveau von PS4 sowie Xbox One erreicht und im Handheld-Modus aufgrund der verringerten Auflösung runder läuft. Trotzdem kann sich Revelations für sein Alter auch auf der Nintendo-Konsole immer noch gut sehen lassen - sei es unterwegs oder am heimischen TV.

Jill und Chris - endlich wieder vereint.
Spielmechanisch kann ich mich mit dem Scanner zum Suchen und Analysieren von Objekten aber immer noch nicht so recht anfreunden. Zudem wird das atmosphärische Horror-Flair an Bord des verlassenen Schiffs selbstverständlich immer noch von den nervigen Schießbuden-Einlagen gestört. Diese sorgen zwar für eine gewisse spielerische Abwechslung, wecken aber auch Erinnerungen an die grausige Chris-Episode aus Resident Evil 6.

Alternative Bewegungssteuerung

Dabei hat man die Arcade-Action doch eigentlich wunderbar in den Raubzugmodus ausgelagert, in dem man neben Solo-Abstechern auch gemeinsam zur Monsterjagd über die Online-Verbindung losziehen darf. Zudem darf man sich noch auf weitere Steuerungs-Optionen mit alternativen Knopf-Belegungen freuen, doch ließ bereits die bisherige Auswahl aus dem klassischen Ansatz und einer Shooter-Variante kaum Wünsche offen. Viel wichtiger ist dagegen, dass die Steuerung – egal in welcher Vorlage – insgesamt direkter reagiert und dadurch auch Aktionen wie das Zielen oder Ausweichen flotter von der Hand gehen. Auf Switch steht außerdem eine Bewegungssteuerung als Alternative zur Verfügung, die überraschend gut funktioniert. Dabei bewegt man mit dem rechten Joy-Con das Fadenkreuz bei Waffen bzw. die Erfassung des Scanners, sobald man den Zielmodus aktiviert hat. Auch bei der mobilen Verwendung mit "angetackerten" Joy-Cons kann man eine Bewegungssteuerung nutzen, ist dabei jedoch etwas eingeschränkter und muss den Bildschirm ebenfalls mitbewegen.

Apropos Bildschirm: Optional lässt sich auch der Touchscreen nutzen, um etwa schnell mit einer Streichbewegung die Waffen zu wechseln oder bei den kleinen Rätseleinlagen die Objekte korrekt zu positionieren. Auf der Wii U war man mit der Einbindung der GamePad-Funktionen zwar näher am 3DS-Vorbild, doch es ist klasse, dass Capcom hier nicht bloß eine schnelle 08/15-Umsetzung rausgehauen, sondern sie auf die speziellen Fähigkeiten der Konsole ausgerichtet hat. Das gilt auch für die Rumble-Effekte: Während auf der Wii U angesichts der schwachen Motoren noch Erinnerungen an einen Rasierapparat wach wurden, hat man die Vibrationen für die Switch-Version komplett für das gelungene HD-Rumble überarbeitet.

Nerviger Ladebildschirm

Die neuen Hunter erweisen sich wieder als zähe Biester.
Als echter Atmosphäre-Killer erweist sich aber immer noch der Ladebildschirm – und das nicht nur, weil er so unglaublich langweilig und hässlich gestaltet wurde. Die Entwickler lassen weiterhin keine Gelegenheit aus, ihn einzublenden, selbst wenn es nur für eine Sekunde ist. Doch genau in dieser Sekunde werde ich jedes Mal wieder komplett aus der Spiel herausgerissen – vor allem dann, wenn der überflüssige Wechsel zum Ladebildschirm mitten in einer dramatischen Szene erfolgt. Was soll das? Zudem schleppt Revelations weitere Altlasten mit sich herum, die von KI-Aussetzern über exzessives Backtracking bis zu mittelprächtigen Animationen reichen.

Fazit

Resident Evil Revelations mag zwar mittlerweile ein paar Jahre auf dem Buckel haben und kann seine 3DS-Herkunft auch nach der jüngsten HD-Behandlung immer noch nicht ganz abschütteln. Aber wer den Abstecher auf die Queen Zenobia noch nicht kennt, darf sich auch auf Switch auf einen gelungenen Ableger der Hauptreihe freuen. Denn es gelingt ihm zumindest in Ansätzen, das klassische Resi-Flair einzufangen, das viele Fans bei Resident Evil 6 so schmerzlich vermisst haben. Auf der anderen Seite stören weiterhin stupide Baller-Einlagen und der nervige Scanner-Einsatz. Schade auch, dass Capcom abseits weiterer Steuerungs-Optionen inhaltlich keinen Mehrwert liefert. Wer sich schon auf PS3, 360 oder dem PC durchgekämpft hat, kann sich die jüngste Umsetzung sparen, die für mich nicht ganz an die Version für Wii U heran reicht, die dank GamePad-Funktionen der 3DS-Erfahrung am nächsten kommt. Dafür kommt bei Switch das Episoden-Format mit seinen angenehmen Häppchen prima zur Geltung, wenn man unterwegs spielt. Zusammen mit Verbesserungen wie dem HD Rumble und der optionalen Einbindung des Touch-Screens gefällt mir die Switch-Umsetzung daher einen Tick besser als die letzten Auftritte auf PS4 und Xbox One.

Pro

klassisches Resi-Flair...
abwechslungsreiche Schauplätze
streckenweise großartige Atmosphäre
fordernde Bosskämpfe...
Waffen-Upgradesystem lädt zum Experimentieren ein
Episodenformat mit tollen Cliffhangern
relativ umfangreiche Kampagne (ca. 14 Stunden)
spaßiger Raubzug-Modus
stimmungsvolle Klangkulisse
gute Sprecher (vor allem auf Englisch)
faire Speicherpunkte
flüssige Darstellung
klasse inszenierte Zwischensequenzen
gelungene Bewegungssteuerung (optional)
optionale Touchscreen-Funktionen
HD Rumble

Kontra

...das zu oft durch stupide Baller-Abschnitte zerstört wird
häufige und schlecht platzierte Ladebildschirme
KI-Aussetzer
...mit vereinzelten Abstrichen
geringer Rätselanteil und Wiederholungen
Scanner-Einsatz nervt mit der Zeit
übermäßiges Backtracking
3DS-Herkunft bei manchen Texturen & Animationen noch sichtbar

Wertung

Switch

Capcom liefert eine gelungene Umsetzung ab, die klasse auf die Möglichkeiten der Switch zugeschnitten wurde.

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