Im Test: Himmelsrand für unterwegs
Wer will noch mal, wer hat noch nicht?
Eigentlich muss man keine Worte mehr über Skyrim verlieren, den fünften Teil der Elder-Scrolls-Reihe. Zu seiner Erstveröffentlichung im November 2011 kassierte das Rollenspiel bei uns mit einer Wertung von 90% einen Platin-Award. Bei der Redaktionswahl zum Rollenspiel des Jahres war es ein denkbar knapper Kampf mit From Softwares Dark Souls, das sich letztlich durchsetzen konnte. Doch diese Ehre wurde dem epischen Abenteuer bei der Leserwahl zuteil. Bis dato über 30 Millionen verkaufte Einheiten (Quelle: Rolling Stone Magazine, Interview mit Todd Howard) und haufenweise Awards von Kritik und Fans sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Und nachdem Jörg seinerzeit mit einem zwölf Seiten langen Test das Epos gewürdigt hat und wir im Rahmen der im letzten Jahr auf PC, PS4 sowie One erschienenen "Special Edition" erneut darauf eingegangen sind, möchte ich hier nicht abermals die gesamten Vorzüge oder die seinerzeit sowie teils immer noch vorhandenen inhaltlichen Schwächen wiederkäuen. Stattdessen möchte ich hier Jörgs Fazit zitieren, das hinsichtlich des Inhalts weiterhin Bestand hat und für weitere Informationen auf den damaligen Test verweisen.
Die Special Edition als Basis
Das führte bei mir z.B. dazu, dass ich in einem Flügel beinahe ausschließlich Regale aufgestellt habe, die ich dann mit meinen gesammelten bzw. gestohlenen Büchern gefüllt habe. Nein, ich habe sie nicht alphabetisch nach Titel oder Autor sortiert – aber das ist eine gute Idee, die ich zwar auch nicht zum Erscheinen der Special Edition umgesetzt habe, jedoch nach wie vor nicht komplett ausschließe. Das abschließende Add-On ist Dragonborn. Hier kämpft man gegen Miraak, das erste Drachenblut, das korrumpiert wurde. Hier wurde Himmelsrand mit der Insel Solstheim um ein umfangreiches Gebiet ergänzt, während man als Spieler u.a. die Möglichkeit bekam, einen ganzen Batzen neuer „Rufe“ zu lernen und sogar auf dem Rücken von Drachen Platz nehmen durfte.
Himmelsrand in der S-Bahn
Doch nicht nur inhaltlich ist die Special Edition die Basis für die Himmelsrand-Ausflüge auf Switch. Auch technisch orientiert man sich an der vor allem hinsichtlich der Flora sowie der allgemeinen Texturqualität aufgepeppten und damit deutlich stimmungsvolleren Kulisse als in der Urversion. Bedingt durch systemische Beschränkungen muss man aber auf die Einbindung von Mods verzichten. Im Detail merkt man zwar an einigen Texturen und vor allem diversen Ablebe-Animationen, dass die Engine-Basis bereits mehr als sechs Jahre auf dem Buckel hat – insbesondere im angedockten Modus auf dem großen Bildschirm, wo die Defizite im direkten Vergleich zu One oder PS4 sehr deutlich sind. Doch die Bethesda-Rollenspiele im Allgemeinen und Skyrim im Besonderen zeichnen sich eher selten durch filigrane Grafikarbeit, sondern vielmehr durch eine stimmungsvolle Umgebung sowie die sorgsam aufeinander abgestimmten Mechaniken aus, die einen motivieren und in die Spielwelt ziehen. Und das ist hier nicht anders.
Hinsichtlich der Sichtweite und der Distanz, in der man mit Pop-ups oder Fade-ins rechnen muss, muss man zwar der Special Edition auf PS4 bzw. One den Vortritt lassen. Und auch hinsichtlich der manchmal auffälligen Kanten ist die Switch-Kulisse nicht ganz so sauber. Dennoch liefert Bethesda vor allem in der Mobildarstellung auf der vermeintlich schwachen Hardware einen bemerkenswerten Job ab, den man nach dem ersten kurzen Auftauchen von Skyrim im Rahmen eines Switch-Präsentationsvideos kaum für möglich gehalten hätte. Auf dem kleinen Bildschirm fallen die Kanten nicht so stark ins Gewicht und auch die Zeichendistanz wirkt hier erhöht, so dass man sich voll und ganz auf das enorm umfangreiche Abenteuer einlassen kann.
Bewegung oder klassisch?
Glücklicherweise ist dies nur optional. Und da im Standardbetrieb sowie per Pro-Controller, bei dem nur das schwammige Digipad beim Durchschalten durch die favorisierten Waffen, Zauber, Gegenstände negativ auffällt, alles so funktioniert, wie es soll, ist Skyrim auch auf Switch ein lohnenswertes Erlebnis, dass hunderte Stunden unterhaltsamen Aufenthalt in einer stimmungsvoll gestalteten Fantasy-Welt bereithält. Auf die amiibo-Einbindung hätte ich allerdings verzichten können – zumindest in dieser Form. Denn hier reißt sie mich nur aus der Immersion heraus, die Skyrim aufbaut. Vermutlich war es eine Vorgabe von Nintendo, die Sammelfiguren auch in Himmelsrand funktional einsetzen zu können. Doch war es wirklich nötig, dass man über sie im täglichen Rhythmus Schatzkisten in die Spielwelt teleportieren kann, in denen sich meist (nur wenig) Gold, bei amiibos aus dem Zelda-Universum auch wertigere Gegenstände befinden?
Fazit
Als Skyrim seinerzeit in einem Switch-Präsentationsvideo auftauchte, war ich skeptisch: Schafft es Bethesda, diese Mammutaufgabe zu stemmen und eines der prägenden Rollenspiele der letzten Generation auf Nintendos Switch mit seiner Tegra-GPU angemessen umzusetzen? Die Antwort lautet "Ja"! Visuell kann man im Vergleich zur aufgewerteten Special Edition aus dem letzten Jahr zwar nicht ganz mit den Fassungen für PS4 und One mithalten. Doch allen Texturschwächen, mitunter geringer Zeichendistanz, Kanten, Pop-ups, Fade-ins oder gelegentlich schwachen Animationen zum Trotz macht Skyrim auch auf dem Hybridsystem eine Menge Spaß. Dann das Gesamtbild hinterlässt auch sechs Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch einen guten bis sehr guten, da höchst stimmungsvollen Eindruck – die Inhalte sind wichtiger als die traditionell bei Bethesda-Rollenspielen eher zweitrangige visuellen Umsetzung. Auf die unpassende und die Immersion störende amiibo-Einbindung hätte man zwar ebenso verzichten können wie auf die nur halbherzige Bewegungssteuerung, die an schlechte Wii-Zeiten erinnert. Doch wer in den letzten Jahren tatsächlich noch nicht Station in Himmelsrand gemacht hat und ein Faible für Fantasy-Rollenspiele hat, bekommt hier eine kompetente Umsetzung mit allen Erweiterungen.
Pro
Kontra
Wertung
Switch
Gelungene Umsetzung des modernen Rollenspiel-Klassikers, der sich viel seines ursprünglichen Charmes bewahrt hat.
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