Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas21.09.2016, Jens Bischoff

Im Test: Auf den Spuren Zeldas

Nach dem iOS-Debüt 2013 und einer PC-Umsetzung zwei Jahre später ist Oceanhorn - Monster of Uncharted Seas inzwischen auch in Konsolengewässern unterwegs. Wir haben auf den aktuellen Systemen angeheuert und dem Action-Adventure von Cornfox & Bros. und FDG Entertainment im Test auf den Zahn gefühlt.

Wie der Vater, so der Sohn

Da wacht man eines Morgens auf und stellt verwundert fest, dass der eigene Vater einfach ohne etwas zu sagen losgezogenen ist, um ein bedrohliches Monster dingfest zu machen. Nur ein altes Notizbuch und eine geheimnisvolle Halskette hat er auf der Insel zurückgelassen.

Kaum ist der Vater fort, verlässt auch der abenteuerlustige Sohnemann die Heimatinsel.
Doch der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und so zieht es kurz darauf auch den Sohnemann aufs weite Meer hinaus, nachdem er sich eine passende Ausrüstung zusammengesucht hat.

Allerdings kann der Jungabenteurer nicht einfach blind drauflos segeln, sondern lediglich bereits bekannte Inseln ansteuern. Der Aktionsradius ist dadurch zu Beginn noch sehr überschaubar. Aber anhand von Gesprächen, Flaschenpostfunden oder anderen Entdeckungen werden immer weitere Zielpunkte auf der Seekarte eingetragen, die man anschließend anlaufen und erkunden kann.

Großes Vorbild

Das auf den ersten Blick Erinnerungen an The Wind Waker weckende Segeln erfolgt allerdings voll automatisch. Man kann lediglich die Bordkanone bedienen, um auf dem Weg zur nächsten Insel ein bisschen zusätzliche Beute und Erfahrungspunkte zu sammeln.

Beim vollautomatischen Segeln von Insel zu Insel räumt man lediglich mit der Flinte den Weg frei.
An Land sind die Ähnlichkeiten mit Nintendos Legend-of-Zelda-Saga sogar noch deutlicher: Es gibt erweiterbare Herz-Container als Lebensenergie, ein Schild zum Blocken oder Reflektieren von Angriffen sowie ein Schwert, mit dem man auch Grasbüschel niedermähen und darunter versteckte Wertsachen freilegen kann.

Später gesellen sich auch noch Pfeil und Bogen sowie Zauber und Bomben zum Arsenal hinzu. Damit lassen sich aber nicht nur lästige Widersacher wie Krebse, Goblins, Skelette oder Orks, sondern auch andere Hindernisse aus dem Weg räumen. Die zu bewältigenden Hürden und Aufgaben sind dabei sehr vielfältig. Mal reicht rohe Gewalt, mal ist Geschick, mal Köpfchen vonnöten. Vor allem passend in die Umgebungen eingebettete Schalter- und Schieberätsel stehen immer wieder auf dem Plan.

Charmantes Grübeln

Um alle Rätsel zu lösen und Geheimnisse zu lüften, muss man sich aber schon ins Zeug legen, viel Experimentieren und teils genau hinschauen. Die isometrische Spielansicht lässt sich dabei nur minimal nachjustieren, um nicht zu viel oder zu wenig zu enthüllen. Optionale Lösungshilfen oder alternative Schwierigkeitsgrade gibt es keine.

Das Meistern von Rätseln und Bewältigen von Hindernissen wird oft mit Schätzen belohnt.
Das ist aber auch gar nicht nötig, da alle Herausforderungen mit der nötigen Aufmerksamkeit, Logik und Beharrlichkeit zu lösen sind - auch die klassisch inszenierten Bosskämpfe.

Die Präsentation ist aber weitestgehend unspektakulär, die Technik vor allem hinsichtlich Clipping-Fehlern sehr anfällig. Man kann sogar in die ein oder andere fatale Sackgasse geraten, aus der einen dann nur noch der eigene Tod rettet. Der ist dank zahlreicher Kontrollpunkte aber zum Glück meist zu verschmerzen. Zudem weist die blockhafte Spielwelt viele liebevolle Details wie herabfallendes Laub, wechselnde Witterungsverhältnisse oder vor plötzlichem Sonnenlicht flüchtende Käfer auf.

Petri heil!

Wer will, kann sogar eine Angelroute ergattern und unter die Fischer gehen - inklusive persönlicher Fangrekorde. Ansonsten ist man auf der Jagd nach Schlüsseln, Gold, Erfahrungspunkten und anderen Sammelobjekten, für deren Entdecken man sich sogar Hilfsmittel zulegen kann.

Wer eine Pause vom Abenteurerdasein sucht, kann sich in Ufernähe auch als Angler versuchen.
Zudem gibt es eine Minikarte, auf der nahe Gegner, Schätze und mehr zu sehen sind. Allerdings ist der Ausschnitt sehr klein und leider nicht verschieb- oder zoombar, so dass man auf der Suche nach verpassten Geheimnissen dennoch viel umherirrt.

Die nur von wenigen, wenn auch professsionell vertonten Dialogen und Erzählpassagen aus dem väterlichen Notizbuch getragene Story bleibt wie die meisten Charaktere eher blass. Der Reiz des Weiterspielens liegt eher in den traditionellen Genretugenden begründet, die einen immer wieder losziehen lassen, um auch die letzte noch offene Herausforderung zu meistern - ganz gleich ob Teil der Geschichte oder nicht. So werden aus eigentlich zehn schnell 20 Stunden Spielzeit. Zudem wird die Suche nach dem Vater und dem titelgebenden Monster von einem ungemein stimmungsvollen Soundtrack begleitet, der sogar mit Kompositionen von Nobuo Uematsu und Kenji Ito aufwartet.

Fazit

Auch auf Konsole verzaubert Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas mit klassischer Action-Adventure-Kost im Stil von The Legend of Zelda. Es werden Herzen, Gold und Kristalle gesammelt, Krebse, Goblins und Skelette mit Schwert, Bomben, Zaubern sowie Pfeil und Bogen dezimiert, Angriffe per Schild geblockt und reflektiert. Trüge der Protagonist eine Zipfelmütze, er könnte glatt als Link durchgehen. Nur schade, dass er keinen vollwertigen Segelschein besitzt und auf dem Weg von Insel zu Insel, nur als Kanonier in Erscheinung tritt. Auch hinsichtlich Story, Technik und Inszenierung bleibt Luft nach oben. Trotzdem kann man sich dem Charme des liebevoll konzipierten und mit Kompositionen von Nobuo Uematsu und Kenji Ito veredelten Inselabenteuers nur schwer entziehen. Einmal in Fahrt gekommen, will man einfach jedes Geheimnis lüften und jede Herausforderung meistern. Und wer nicht genug kriegt, kann sich freuen, da mit Oceanhorn 2: Knights of the Lost Realm vor Kurzem ein Nachfolger angekündigt wurde.

Pro

klassisches Action-Adventue in Zelda-Manier
schmackhafte Rätsel & Herausforderungen
stimmungsvoller Soundtrack
viele liebevolle Details

Kontra

unspektakuläre Inszenierung & Technik
blasse Story & Charaktere
nicht navigierbare Minikarte

Wertung

PlayStation4

Charmantes Action-Adventure in der Tradition von Legend of Zelda.

XboxOne

Charmantes Action-Adventure in der Tradition von Legend of Zelda.

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