Test: Enter the Gungeon (Arcade-Action)

von Mathias Oertel



Enter the Gungeon (Arcade-Action) von Devolver Digital
Pixelkunst und kreative Kugelhölle
Entwickler:
Publisher: Devolver Digital
Release:
05.04.2016
05.04.2016
05.04.2016
05.04.2016
18.12.2017
05.04.2017
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
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ab 14,99€
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Für Dungeon Crawler bin ich immer zu haben, gleichgültig ob sie nun mit Echtzeit-Action à la Diablo gefüllt werden oder sich mit strategischer Runde beschäftigen wie Legend of Grimrock. Und für Bullet-Hell, Shmup oder Twinstick-Shooter kann man mich auch immer wieder begeistern. Dementsprechend war ich mit Enter The Gungeon fast im Siebten Spielehimmel. Mit einem Jahr Verspätung schlägt die stimmungsvolle Action auch auf Xbox One auf.

Klare Regeln

Spätestens als Dave Crooks, der Gründer von Dodge Roll und Hauptdesigner von Enter the Gungeon, mir bei einem Besuch anvertraute, dass die Inspiration für die ballistische Dungeon-Erforschung  u.a. vom GameCube-Shooter Ikaruga sowie Dark Souls stammt, war meine Aufmerksamkeit geweckt. Denn auch oder gerade weil ich bei beiden genannten Titeln nur schwerlich Fortschritte mache (bzw. machte), gehören sie definitiv zu mich prägenden Spielen, an die ich gerne zurückdenke. Dann kann ich sogar verzeihen, dass die Mehrheit des kleinen Teams seinerzeit bei EA Mythic an mittelschweren Software-Verbrechen wie Dungeon Keeper gearbeitet hat. Denn was Dave Crooks und seine drei Kollegen abliefern können, wenn man ihnen komplette kreative Freiheit lässt, sieht man hier allzu deutlich.

Bullet-Hell, Dualstick-Action und Dungeon Crawler in einem: Das ist die Pixelkunst-Welt von Enter the Gungeon.
Bullet-Hell, Dualstick-Action und Dungeon Crawler in einem: Das ist die Pixelkunst-Welt von Enter the Gungeon.
Die Regeln sind einfach: Mit einer von vier Figuren ("Gungeoneers") mit leicht unterschiedlicher Basisausrüstung, die sich auch auf das Spielerlebnis auswirkt, betritt man ein aus einer Hand voll Ebenen bestehendes Höhlen- bzw. Raum-System und kämpft sich nach Dualstickaction-Manier durch die Gegnermassen und Bosse. Das Ziel: Eine seltene Waffe, mit der man die Zeit töten kann und die jede der Figuren nutzen möchte, um Ereignisse in der Vergangenheit ungeschehen zu machen. Verliert man seine Lebensenergie komplett, wird man in die Eingangshalle zur Figurenauswahl zurückversetzt. Und man verliert sowohl alle Waffen, die man ggf. in Truhen oder als seltene Beute von erledigten Gegnern gefunden bzw. beim Händler gekauft hat als auch das erbeutete Geld. Alles auf Null. Ein neuer Anfang. Einzig die bei Bosskämpfen schwer erarbeitete Sonderwährung bleibt bestehen – doch dazu später mehr.

Darkruga oder Ika Souls?

Und wo kommen die erwähnten Inspirationen ins Spiel? Nun, Ikaruga hat seinerzeit die Bullet-Hell-Shooter mit einem Farbwechsel revolutioniert, der später sogar von Jump&Runs wie Housemarques Outland aufgenommen wurde. Wechselte man bei der Arcade-Ballerei von Treasure die Affinität von Schwarz zu Weiß und umgekehrt, konnte man von der jeweiligen Kugelfarbe nicht verletzt werden. Und hier? Hier steht allen Gungeonieren eine elegante Ausweichrolle zur Verfügung, mit der sie über den auf sie einstürzenden Kugelhagel hinweg fliegen und nicht verwundet werden können, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Natürlich kann man auch versuchen, den heftigsten Geschossteppichen auszuweichen, indem man mehrere Rollen mit gutem Timing aneinanderhängt. Ein weiterer Verwendungszweck für die Rolle ist übrigens das Springen über Abgründe; auch um Fallen auszuweichen ist dies ein probates Mittel. Schwierig wird dies nur, wenn mehrere dieser Elemente zusammenkommen. Zusätzlich kann
Auf jedem Stockwerk gibt es einen Händler, bei dem man seine Bewaffnung aufstocken und nützliche Gegenstände erwerben kann.
Auf jedem Stockwerk gibt es einen Händler, bei dem man seine Bewaffnung aufstocken und nützliche Gegenstände erwerben kann.
man Tische umstoßen und hinter ihnen Deckung suchen, wobei dauernder Beschuss die Deckung zerstört. Und wo steckt Dark Souls? Das Action-Rollenspiel von From Software stand nicht nur für die Verteilerwelt, die so genannte Bresche Pate.

Von hier bricht man immer wieder auf, um sein Schicksal und noch vielmehr seine Hand-Auge-Koordination sowie seine Reaktion auf die Probe zu stellen. Und man kann bei seinen Gungeon-Abenteuern mit etwas Glück zahlreiche NPCs befreien, die in der Bresche entweder für ein Gespräch, als Missionsgeber oder sogar als Händler zur Verfügung stehen – hier spielt die Sonderwährung eine Rolle. Eine weitere Parallele zu dem Seelen-Abenteuer, das mittlerweile in seiner dritten Runde samt Add-Ons für Begeisterung sorgt, ist die ständige Herausforderung. Selbst mit viel Erfahrung und dutzenden Gungeon-Ausflügen muss man ständig auf der Hut sein, da Unachtsamkeit und Selbstüberschätzung schnell zu einem Verlust der gerade mal drei Herzen führen. Jeder noch so kleine Fehler wird bestraft. Doch man wird auch immer wieder belohnt: Ich hatte auf PS4 und PC dutzende Stunden in den Gewölben verbracht. Und dennoch hat es lang gedauert, bis ich von Wiederholungen geplagt wurde – es gab immer wieder etwas Neues. Eine neue Waffe. Ein bis dahin unentdecktes Geheimnis wie die Truhe, die zwei Waffen aus meinem mühsam angesammelten Repertopire fordert oder der Kamin, der ein Geheimzimmer freilegt. Neue Gegenstände. Unbekannte Gegner. Noch nicht gesehene Feindzusammenstellungen. Einen neuen Raum.  Nicht zu vergessen die überaus knackigen Bosskämpfe, bevor man ins nächste Gebiet vordringen darf. Hinter jeder Ecke kann eine neue Gefahr warten. Und edi Faszination ist auf Xbox One ungebrochen. Dass Dodge Roll so viel in dieses kleine Projekt eingebaut hat, sich aber dabei dennoch nicht übernommen und über alles die überaus gut funktionierende Mechanik, eine schmerzhaft genaue Kollisionsabfrage sowie eine überzeugende Spielbalance gestellt hat, ist beachtlich.

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