Yooka-Laylee14.12.2017, Jan Wöbbeking

Im Test: Knackpunkt Unity?

Gut ein halbes Jahr mussten Switch-Besitzer sich gedulden, doch ab heute ist Yooka-Laylee (ab 16,42€ bei kaufen) endlich auch für die Hybrid-Konsole erhältlich. Zwischenzeitlich erklärten die Entwickler, wie knifflig es offenbar ist, ein Unity-Spiel auf Nintendos System zu portieren. Schlechte Vorzeichen für die Umsetzung mit schwächerer Hardware? Oder gibt es hier vom Start weg die beste Fassung inklusive aller Updates?

Endlich frei!

Etwas seltsam wirkt die Termin-Entscheidung schon: Viele Switch-Neulinge dürften in der Weihnachtszeit schließlich noch mit der Jagd auf Marios Monde beschäftigt sein. Wer Lust auf noch mehr hochwertigen Hüpf- und Sammelspaß verspürt, dürfte mit Yoka-Laylee aber ebenfalls auf seine Kosten kommen. Bereits auf PS4, Xbox One und PC konnte sich das klassische 3D-Jump-n-Run von Rare-Veteranen eine gute Wertung von 79 bzw. 81 Prozent sichern (mehr zu spielmechanischen Feinheiten findet ihr im Test des Originals). Im Kern ist der geistige Nachfolger zu Titeln wie Banjo-Kazooie nämlich ein richtig fantasievolles und abwechslungsreiches Abenteuer - einige technische und spielmechanische Macken verhinderten allerdings den Vorstoß in höhere Wertungsregionen. Einige davon wurden mittlerweile durch Patches in Angriff genommen, welche auf der Switch allesamt vom Start weg verfügbar sind.

Der etwas andere Bat-Man.....
Ein Highlight ist die neue Möglichkeit, die Kamera beinahe komplett auf eine manuelle Bedienung per rechtem Stick umstellen. Das Ergebnis: Keine Zicken und keine wilden Drehungen, wenn man über schmale Stege balanciert oder z.B. in engen Tunneln unterwegs ist. Wer wie ich Fan der freien Kameraregie von Super Mario Sunshine ist, wird die neue Option lieben, weil man mit ihr viel sicherer und präziser unterwegs ist – und nur dann die Sicht korrigiert, wenn man es für nötig hält. Freunde von primär automatischen Kameras wie in Super Mario Galaxy müssen sich dagegen weiterhin mit den oft nicht idealen Kamerawinkeln herumschlagen – auch diese wurden allerdings ein wenig verbessert.  Vor allem in der Nähe von Wänden verhält sich die Automatik-Regie jetzt etwas ruhiger.

Technisch erfreulich sauber

Eine weitere gute Nachricht gibt es im Bereich der technischen Performance zu vermelden. Sicher, manche Details oder Texturen sehen erwartungsgemäß eine Deut unschärfer aus als in den Fassungen für technisch stärkere Systeme. Im Gegenzug bekommen Switch-Besitzer aber die am saubersten laufende Konsolenfassung. In seltenen Fällen bleibt das Bild kurz bei einem Streaming-Ruckler hängen – davon abgesehen flutscht das Scrolling stets so flüssig wie es sein soll. Zudem sieht die Kulisse vor allem auf dem kleinen Schirm im Mobilbetrieb richtig schmuck, farbenfroh und idyllisch aus. Und im Gegensatz zur PC-Umsetzung muss man sich mit 30 statt 60 Bildern pro Sekunde zufrieden geben, hier sind aber all die nützlichen kleinen nachgepatchten Verbesserungen von Beginn an enthalten. Die Wegweiser in der verwinkelten Oberwelt hätten mir sicher schon bei meinem ersten Durchgang einige nervige Ausflüge erspart, bei denen ich nach den Eingängen zu den nächsten Welten suchte.

Infooormer!
Die Zwischensequenzen sowie das charmante, aber etwas überstrapazierte Gebrabbel der Figuren lassen sich ebenfalls durch diverse Optionen verkürzen – in den Story-Passagen allerdings nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte. Auch an der Steuerung haben die Entwickler ein wenig gefeilt. Sie reagiert hier angenehm direkt und weniger verzögert als auf PS4 oder Xbox One, zumal auch Details wie der Flug oder das Zielen aus der Egosicht leicht verändert wurden. Nett auch, dass man im Pausenmenü neuerdings jederzeit eine Beschreibung aller Bewegungen bekommt. Rextros schrecklich öde Minispiele wurden außerdem auf die Steuerung mit einem einzelnen Joycon für bis zu vier Spieler abgestimmt. Einen Überblick über weitere kleine Änderungen, die mittlerweile auch auf anderen Systemen implementiert wurden, gibt es hier auf der offiziellen Website .

Fazit

Auf Nintendos Hybrid-System bekommt man vom Start weg die ausgefeilteste Fassung des klassisch offenen 3D-Jump-n-Runs, mit all den kleinen, sinnvollen Änderungen an Kritikpunkten wie der etwas trägen Steuerung oder der zickigen Kamera. Man fühlt sich gleich eine ganze Ecke freier und unbeschwerter, wenn die technischen und spielmechanischen Mankos weniger dazwischenfunken. Trotz Terminverschiebung und anfänglicher Probleme mit der Unity-Engine ist auch die Umsetzung erstaunlich gut gelungen: Hier flutscht alles flüssig, sauber, responsiv und sieht dabei trotzdem noch richtig idyllisch aus. Letzteres bezieht sich natürlich nur auf die gelungenen Welten wie die überwucherten Himmelstempel in den „Stammblock-Tropen“. Areale wie der Sumpf oder das Casino erinnern nach wie vor eher an zusammengeschusterte User-Levels aus einem Baukasten. Trotz kleiner Schwachpunkte ist Yooka-Laylee aber ein unterhaltsamer, umfangreicher und sehr sympathischer Sammelmarathon, der auf Switch von Anfang an deutlich runder wirkt.

Pro

knifflige Hüpf- und Roll-Parcours
fantasievoll gestaltete offene Welt voller Entdeckungsreize
riesiger Umfang
viele verwinkelte Verstecke, Geheimräume und Rätselkerker
zahlreiche sinnvoll auf die Umgebung abgestimmte Fähigkeiten
Finden und Verdienen von Sammelobjekten fühlt sich fast immer wie eine Belohnung an
angenehm fordernde Bosskämpfe
sympathische Figuren
kompromisslos albernes Gequäke
viele selbstironische Gags
stimmungsvoll variierender Soundtrack voller Ohrwürmer

Kontra

nervöse Kamera funkt (jetzt seltener) dazwischen
fade Minispiele
einige karg designte Levels (Casino und Sumpf)
manche Herausforderungen lassen Feinschliff vermissen
Story hält sich etwas zu sehr im Hintergrund

Wertung

Switch

Switch-Besitzer bekommen von Beginn an die rundeste Version des sympathischen nostalgischen Hüpfmarathons.

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