Test: Observer (Action-Adventure)

von Michael Krosta



Release:
15.08.2017
15.08.2017
15.08.2017
16.08.2017
12.11.2020
07.02.2019
15.08.2017
10.11.2020
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos
Zurück zu Layers of Fear

Man erlebt ganz schön viel krasses Zeug, wenn man sich in die Gehirne einklinkt und die bizarren, mitunter auch enorm verstörenden Sequenzen überstehen muss. Schnell werden Erinnerungen an Layers of Fear wach – kein Wunder, denn viele Schockeffekte und Mindfucks wurden hier quasi 1:1 recycelt und zaubern Kennern des Erstlingswerks (wie mir) über weite Strecken nur in gelangweiltes Gähnen ins Gesicht. Im Gegensatz zum Abstieg in den Wahnsinn des Malers wird man hier allerdings auch mit konkreten Bedrohungen konfrontiert: Diese Passagen beschränken sich zwar meist auf ein simples Versteckspiel oder eine kurze Flucht, sind aber trotzdem eine willkommene Ergänzung und sorgen für eine schöne Spannung, die sich insgesamt leider viel zu selten aufbauen kann.

Overkill

Und schon wieder eine Leiche, die man untersuchen und in deren Erinnerungen man eindringen kann.
Und schon wieder eine Leiche, die man untersuchen und in deren Erinnerungen man eindringen kann.
Dem Bloober Team fehlt einfach der Sinn für das richtige Maß. Schon bei Layers of Fear haben sich die Mindfucks irgendwann spürbar abgenutzt. Hier erfolgt die Ernüchterung noch rasanter: Als Spieler wird man regelrecht bombardiert mit bizarren Illusionen, verwirrenden Wendungen, krassen Bildern, ungewöhnlichen Filtern und Schockmomenten. Teilweise hatte ich das Gefühl, in einer Tech-Demo gelandet zu sein, in der es primär darum geht, ein Mindfuck-Feuerwerk in einer Kombination mit „Best of Grafik-Effekte“ abzubrennen. Doch die großen Ambitionen verpuffen viel zu schnell und scheitern am puren Overkill, der hier aufgefahren wird. Weniger wäre hier mehr gewesen. Da hilft es auch nicht, dass das Produktionsniveau mit sehenswerten Grafikeffekten und Filtern sowie einer beklemmenden Klangkulisse erfreulich hoch ausfällt. In manchen Momenten blitzt abseits der Effekt-Orgie sogar hinsichtlich des Spieldesigns das kreative Potenzial durch, wenn man sich passend zur Musik vorwärts bewegen oder sich in zwei übereinanderliegenden Welten orientieren muss, von denen eine nur schemenhaft und in kurzen Intervallen dargestellt werden kann. Die Story mit ihren Ansätzen aus Deus Ex, Tron und Blade Runner hält ebenfalls bei der Stange und beinhaltet neben dem Familiendrama auch eine mehr oder weniger subtile Dosis Gesellschaftskritik. Am Ende überrascht sie sogar noch mit einer bedeutenden Entscheidungsmöglichkeit, die angesichts eines automatischen Spielstands gleichzeitig zu einem erneuten Durchlauf mit dem alternativen Ende einlädt. Aber würde ich mich dafür nochmal durch die zähen Gespräche, den irgendwann nur noch nervigen Mindfuck-Overill und die rudimentären Schleich-Einlagen quälen? Nein. Wie eingangs erwähnt: Ich habe mich schon beim ersten Durchgang dem Ende entgegen gesehnt und war froh, als dieser wirre Cyberpunk-Trip endlich vorbei war.

Ordentliche Umsetzung

Da hilft es auch nicht viel, dass das Bloober Team wie schon bei Layers of Fear auch hier eine ordentliche Umsetzung abgeliefert hat, die um einige Switch-Features erweitert wurde. So lassen sich Türen auf Wunsch bei der Verwendung der Joy-Cons per Bewegungssteuerung öffnen, was die Immersion durchaus etwas erhöhen kann. Auch dürfen die Multiple-Choice-Dialoge optional bei mobiler Verwendung mit einem Druck auf den Touchscreen ausgewählt werden, was aufgrund der relativ kleinen Textzeilen aber nicht immer gelingt, zumal die Wahl per Knopfdruck nicht nur präziser, sondern auch schneller erfolgt. Der standardmäßigen Trägheit beim Umsehen sollte man mit Anpassungen in den Steuerungseinstellungen entgegenwirken, damit sich der teilweise ermüdende Spielablauf nicht auch auf die Steuerung überträgt. Im Gegensatz zur PC-Version muss man auf Switch mit niedrigeren Bildraten Vorlieb nehmen, die zwar teilweise hart an der Grenze, aber immer noch in einem akzeptablen Bereich bleibt.


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