Mario + Rabbids Kingdom Battle03.08.2017, Jan Wöbbeking

Vorschau: Brettspielstimmung vor der Switch

Dass Knuddelgrafik keinen Mangel an Anspruch bedeuten muss, weiß man seit dem Oldie New Zealand Story. Auch Ubisoft und Nintendo wollen Einsteiger mit ihren bunten Maskottchen ködern. Nach einem simplen Beginn werden die verrückten Sprünge und taktischen Kombo-Attacken erfreulich vielfältig - vor allem wenn man sich im Koop über den passenden Weg streitet.

Viele Wege führen durchs Königreich

Schon ein paar Matches in der normalen Kampagne machen süchtig, doch den meisten Spaß hatte ich in Paris beim Besuch von Ubisoft im Koop-Modus: Ich fühlte mich fast wie vor einem Spielbrett, als ich mit einem anderen Redakteur vor der Switch hockte. Kaum hatten wir uns die zwei Joycon-Controller gegriffen, berieten wir uns schon lautstark über den nächsten Zug. Links startete unser cosplayender Rabbid-Mario einen Body-Slam auf den dreckig grinsenden Irokesengegner – und konnte so seinen Zug verlängern. Danach war sogar noch ein Sprung auf die Rübe unseres dämlich grinsenden Yoshi-Rabbids möglich. Solche Team-Moves verlängern die Züge um eine ganze Reihe von Feldern. Wären wir falsch abgebogen, hätten wir uns allerdings einen schädlichen Poltergeist eingefangen. Außerdem wäre es nicht besonders clever, ausgerechnet den Spieler mit der stärksten Distanzwaffe als lebendes Trampolin ans Flussufer zu schicken. Er soll schließlich lieber persönlich rübermachen, um die am Berggipfel verschanzten Rammler aus ihrem Versteck zu scheuchen – oder die unterschiedlich stabilen Deckungen aus dem Weg zu ballern.

Aller Anfang ist einfach - zumindest in Mario + Rabbids.

Hat man erst ein mal eine kooperative Partie gestartet, ergibt sich eine derartig lebendige Diskussion, wie ich sie seit Snipperclips nicht mehr erlebt habe. Zugweite, Waffenkombination, erworbene Upgrades im Skilltree, ausbremsend klebriger Honig oder Fallen auf dem Spielfeld - all das und vieles mehr gilt es zu berücksichtigen. Dazu gehören auch passive Fähigkeiten, mit dessen Hilfe Mario z.B. in der Nähe ziehenden Feinden hinterher schießt. Bizarre Konstruktionen wie eine Gummienten-Waffe oder ein aufgemotzter Kettenhund sind nicht nur saucool animiert, sondern bringen auch Abwechslung ins Spiel. Ich kann mich an kaum eine Situation erinnern, in der wir uns nicht beim Spielen unterhalten haben.

Kooperatives Geblubber

Xcom-Fans könnten hier also das passende Spiel finden, um ihre Kinder im familienfreundlichen Rahmen ans Genre heranzuführen. Die offenbar aus einem Dimensionsloch erschienenen Krawallhäschen werden beim KO schließlich nicht getötet, sondern nur von ihrem seltsamen Fluch befreit, über den die Entwickler lieber noch nicht zu viel verraten wollten.

Was darf's sein?

Für Schadenfreude ist trotzdem gesorgt – vor allem beim Einsatz kleiner Vehikel, die man sogar durch Röhren zu einem Gegner auf eine höhere Plattform schicken kann. Mit Hilfe explosiver Gadgets habe ich erstaunlich oft lästige Gegner von der Klippe geschubst. Die Koop-Kampagne unterscheidet sich übrigens vom Story-Modus für Einzelspieler, lässt sich aber leider nur lokal starten. Auch darüber hinaus scheint das Spiel komplett offline zu bleiben – wirklich schade. Die grafische Umsetzung passt aber immerhin gut zum aufgestellten kleinen Tablet-Bildschirm der Konsole. Trotz der ansehnlichen Kulisse mit idyllischen Unschärfeeffekten und liebevollen Animationen dürfte man auch dort alles auf Anhieb erkennen: Vor allem die Figuren und die möglichen Zugfelder werden durch knallige Farben und leuchtende Linien schön hervorgehoben.

Lasst euch nicht vom Einstieg täuschen...

Auch in der Einzelspieler-Kampagne führen die Entwickler Einsteiger behutsam an das Prinzip heran – denn zu Beginn wirkt das Konzept noch erstaunlich simpel. Nachdem die seltsamen Rabbid-Kreaturen im Mushroom Kingdom auftauchen und für Unruhe sorgen, geht die dreiköpfige Party des Spielers der Sache auf den Grund. Im Erkundungsmodus steuert man einen putzigen flachen Robo-Hasen, der frappierend an einen automatischen Staubsauger erinnert. Hinter ihm trippeln in meinem Fall Mario, Rabbid-Peach und Rabbid-Luigi durch die von schräg oben gezeigte Welt. Erreicht man ein durch Totenkopfflaggen abgestecktes Schlachtfeld, wird es ernst und das alberne Gemetzel kann beginnen. In frühen Kämpfen der grasgrünen ersten Welt überrumpelt man die aufmüpfigen Langohren noch mit simplen Deckunsgwechseln, Dash-Attacken und einfachen Schüssen aus dem Armkanonen. Einfach mit der entsprechenden Taste an die gewünschten Orte klicken und die aktive Figur spult die entsprechende Attacke bzw. ihren Zug ab.

Wüste Wüste...

Als wir eine spätere Arena der Gruselwelt „Moonlight Sonata starteten, wurde es aber um einiges anspruchsvoller. Da wir bereits viel Spielwährung für den Fähigkeitenbaum parat hatten, wurden plötzlich richtig lange Züge möglich, bei denen die Helden gleich mehreren Freunden und Feinden auf den Schädel sprangen und so in einem Zug teils ein Viertel des kompletten Spielfelds überquerten. Hier empfiehlt es sich, immer wieder mit der „TactiCam“ die Gegend nach Alternativrouten abzusuchen. Manche Abgründe lassen sich schließlich nur mit zwei Teammitgliedern überqueren.

Flucht oder Attacke?

Zudem sollte man sich nicht zu sehr in Kämpfe verstricken, wenn das Ziel darin besteht, einfach nur mit einer Figur den Ausgang zu erreichen. Beim ersten Anlauf verbrauchte ich viel zu viel Lebensenergie bei Attacken auf feindliche Gangs. Beim zweiten Mal begab ich mich viel zielstrebiger in Richtung Ausgang.

Die Bosse sind dank mehrerer Phasen gar nicht so schnell bewältigt.

Ich achtete immer auf Figuren für Doppel- oder Mehrfachsprünge und erledigte die Irokesenhäschen nur, wenn es sein musste. In anderen Matches bestand das Ziel allerdings darin, sämtliche Gegnergrüppchen auszuschalten, was die Route übers Spielfeld stark veränderte. Am coolsten scheinen allerdings die Bosskampf-Schlachten zu werden, vor denen man auch schon mal ein Rätsel lösen muss. Leider musste ich kurz vor solch einem Endkampf aufhören - was ich bislang davon mitbekommen habe, sah aber sehr spaßig aus. Am anderen Ende des Spielfelds warten Giganten wie ein vollgefressener Spukhase oder ein Riesenaffe, der einen Stapel Bananen bewacht. Meist müssen die Bosse mit einem Trick überrumpelt werden, bevor man sie überhaupt schädigen kann.

Ausblick

Endlich ein Switch-Titel, den ich bedenkenlos in der vollgestopften Hamburger U-Bahn spielen kann, ohne dass mir jemand mit Bodychecks die Bestzeit vermasselt oder anderweitig den Spielrhythmus stört! Die Rundenkämpfe von Mario + Rabbids Kingdom Battle wirken wie gemacht für unterwegs, weil man gemütlich seine Wege austüfteln kann - und auch sollte. Zu Beginn führt Ubisoft Einsteiger sehr behutsam an die Spielmechanik heran. Später scheinen die multiplen Attacken und Zugverlängerungen aber erstaunlich varientenreich zu werden – zumal man auch im Skilltree und mit den vielen verrückten Waffen Akzente setzen kann. Vor allem für Familien wird Nintendos Hybrid-Konsole am 29. August eine ganze Ecke interessanter: Neben Snipperclips gibt es dann noch einen Koop-Titel, bei dem man intensiv zusammenarbeitet und noch intensiver über die nächsten Züge diskutiert. Das Spielgefühl erinnert dann stark an taktische Brettspiele. Ein klares Versäumnis ist natürlich, dass nach Splatoon 2 schon wieder ein Switch-Titel mit ärgerlichen Modi-Einschränkungen daher kommt: Der lustige Koop-Modus etwa lässt sich nur lokal spielen und auch darüber hinaus ist offenbar keine Online-Unterstützung geplant. Trotzdem stehen die Zeichen sehr gut für ein knallbuntes Taktik-Highlight auf der Switch!

Einschätzung: sehr gut

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