Im Test: Überleben zwischen Tiefsee und Technik
Danke für die Aufmunterung!
„Deine Überlebenswahrscheinlichkeit hat sich gerade erhöht zu: Unwahrscheinlich, aber möglich.“ Die sprechende KI meines Notfall-PDAs weiß wirklich, wie man einem Absturzopfer Mut macht. Immer wieder gibt sie mir hilfreiche Informationen über meine feindliche Umwelt oder sie bringt mich mit trocken präsentierten Statistiken zum Schmunzeln. Gut, dass mein Alter Ego so geistesgegenwärtig in eine Rettungskapsel gespurtet ist, als sein fettes Raumschiff Aurora auf den fremden Planeten zu raste. Eigentlich sollten die Techniker an Bord nur ein Phasentor aufbauen, doch offensichtlich ging irgendetwas gewaltig schief. Worum es sich dabei handelte, muss ich selbst herausfinden, während ich die Unterwasserwelt erkunde, Ressourcen sammle und mir Basen aufbaue, die mit allerlei Gerätschaften das Überleben erleichtern. Um Schutzräume zum Nahrungsmittelanbau, U-Boote und andere Hilfsmittel zu errichten, muss ich verstreute Trümmer scannen. Mit Hilfe der gewonnenen Baupläne, Erze sowie anderer Ressourcen lässt sich dann vieles konstruieren.
Überraschung!
Die Welt ist erfreulich groß und bietet sogar kleine Landmassen wie die Klippen, auf welcher die abgestürzte Aurora wie ein brennendes Mahnmal thront. Die mit Unity erschaffene Kulisse besitzt aber auch ihre Macken, welche ab und zu die Immersion durchbrechen. Die erste davon springt einem wortwörtlich ins Auge. Immer wieder bauen sich komplette Felsen, große Tiere oder andere Dinge vor den eigenen Augen aus dem Nichts auf – was in unbekannten Abschnitten sogar die Orientierung stören kann. Einige Wand- oder Gesteinstexturen wirken zudem aus der Nähe erstaunlich grob.
Sammle, crafte, Basle baue
Wer dran bleibt, wird aber belohnt: Je mehr Baupläne ich auf den Erkundungen zusammenraffte, desto mehr faszinierende Technik erleichterte mir schließlich die Nahrungsgewinnung. Es gibt Filteranlagen, Pflanzenbeete für Früchte wie „Marmormelonen“, futuristische, kugelförmige Räume und Observatorien, Solarzellen und sogar Kraftwerke, mit denen man die zwingend nötige Belüftungsanlage in Unterwasserbasen in Gang hält. Nach kurzer Gewöhnung an den etwas hölzernen Bau-Editor lassen sich faszinierende vielstöckige Unterwasserbehausungen konstruieren, die man hinterher mit allerlei Schränken oder Aquarien vollstopft. Der Zwang zu technischem Fortschritt ist ein schöner Anreiz, sich in immer tiefere Areale vorzuwagen.
Entspannt oder Hardcore?
Schafft man es nicht mehr rechtzeitig, verliert man im Hauptmodus „Survival“ ein paar Objekte aus dem Inventar und wacht in der Kapsel auf. Wer es kniffliger mag, kann alternativ einen Hardcore-Modus starten. Für Freunde entspannter Tauchgänge gibt es zudem Spielvarianten ohne Hunger und Durst - sowie einen freien Baumodus, in dem von Anfang an sämtliche Baupläne zur Verfügung stehen. Beides nimmt für meinen Geschmack aber zu viel Spannung aus dem Spiel, weshalb ich letztendlich beim Überlebens-Modus blieb.
Überaus üppig
Im Laufe der üppigen Spielzeit von über 50 Stunden (hängt stark vom Spielstil ab) wächst die Geschichte ebenfalls zu einem immer größeren Motivationsfaktor heran. Zu Beginn wirkte es etwas minimalistisch, wenn an den Absturzstellen anderer Pods keine Überlebenden, sondern lediglich Audiologs warten. Je mehr ich über die Hintergründe erfuhr, desto gespannter war ich aber auf die nächsten, immer bizarrer anmutenden Ausflusgsziele. Sie werden im HUD oft mit einem mehr oder weniger präzisen Navi-Symbol markiert. Mehr verrate ich lieber nicht, um keine Wendungen vorwegzunehmen. Die Entwickler haben aber einen schönen Mittelweg mit nur eingeschränkt verfügbaren Orientierungshilfen gefunden: Statt die Welt von Beginn an mit präzisen Karten oder einem Overkill an Zielen zu entzaubern, liefert man dem Spieler lieber regelmäßige kurze Funksprüche und Koordinaten-Übermittlungen, an denen sich die Handlung entlanghangelt.
Eine deutsche Übersetzung gibt es übrigens nicht, die englische Vertonung klingt aber angenehm professionell. Immer wieder streuen die Autoren alltägliche Zankereien ein, welche den Dialogen Leben einhauchen. In einem Moment streitet eine Crew eines potenziellen Rettungsschiffs noch über Sandwiches, im nächsten Augenblick passiert bereits ein riesengroßes Unglück.
Update zum VR-Modus von Eike Cramer, 31. Januar 2018:
Die freie Bewegung unter Wasser ist zudem ein zweischneidiges Schwert: Für den stabilen Magen sind die Streifzüge durch die Korallenriffs und Kelp-Wälder unheimlich faszinierend und dank des freien Umsehens auch herrlich intuitiv. Für Spieler mit VR-Sickness führt das flotte Ab- und Auftauchen, das nicht durch eine Vignette oder schrittweises Drehen entschärft werden kann, schnell zu heftiger Übelkeit. Zudem fallen auch weitere technische Probleme hier stärker ins Gewicht: Während mit Vive die Performance stärker leidet als mit Oculus Rift, werden der verzögerte Bildaufbau und Pop- bzw. Fade-Ins in der VR deutlich stärker wahrgenommen als noch am Bildschirm. Somit ist der VR-Modus eine nette Ergänzung für kurze Streifzüge – das eigentliche Abenteuer sollte aber definitiv am Bildschirm stattfinden.
Fazit
Nach einem etwas zähen Einstieg hat mich Subnautica doch noch gepackt. Als ich mich an Probleme wie die zu mühsame Trinkwasserbeschaffung, den hölzernen Editor oder den Grafikaufbau gewöhnt hatte, zog mich die Geschichte um den rätselhaften Absturz auf einem lebensfeindlichen Planeten immer stärker in ihren Bann. Manche Tauchgänge in die idyllisch leuchtende Alienwelt sind derart faszinierend, dass ich sogar vorm Monitor die Luft anhielt. Je weiter man sich in die abwechslungsreichen, immer bizarrer designten Untiefen vorwagt, desto tiefer geht man auch den Ursachen der Unfälle auf den Grund. Nebenbei rafft man immer mehr Technik und Ressourcen zusammen, um sich Werkzeuge, Vehikel sowie vielschichtige Unterwasser-Basen zu bauen, die das Überleben im Laufe des sehr umfangreichen Spiels deutlich erleichtern. Unterm Strich ein vereinnahmendes Survival-Abenteuer. Die Xbox-One-Umsetzung befindet sich übrigens noch im Early-Access-Stadium.
Update zum VR-Modus von Eike Cramer, 31. Januar 2018:
Obwohl Subnautica in VR dank seiner faszinierenden Welt und motivierenden Mechanik die selbe Sogwirkung erzeugt wie auf dem Bildschirm, ist der Tauchgang mit Oculus Rift und HTC Vive eher kurzer Ausflug als lange Reise. Zwar ist die Unterwasserwelt für stabile VR-Mägen beeindruckend, fehlende Anpassung von Menüs und Einblendungen und die in VR eher präsenten technische Macken sorgen für Abzüge in der B-Note. Das eigentliche Unterwasser-Abenteuer sollte vor dem 2D-Monitor stattfinden!
Pro
Kontra
Wertung
HTCVive
Faszinierendes Survival-Abenteuer in einer fremdartigen Unterwasserwelt, das allerdings nicht grundlegend genug für den VR-Betrieb optimiert wurde.
OculusRift
Faszinierendes Survival-Abenteuer in einer fremdartigen Unterwasserwelt, das allerdings nicht grundlegend genug für den VR-Betrieb optimiert wurde.
PC
Faszinierendes Survival-Abenteuer in einer fremdartigen Unterwasserwelt.
VirtualReality
Faszinierendes Survival-Abenteuer in einer fremdartigen Unterwasserwelt, das allerdings nicht grundlegend genug für den VR-Betrieb optimiert wurde.
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