Test: The American Dream (Shooter)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Publisher: Samurai Punk
Release:
14.03.2017
14.03.2017
14.03.2017
14.03.2017
Erhältlich: Digital
Erhältlich: Digital
Erhältlich: Digital
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos
Den Rest der Zeit verbringt man u.a. damit, Buddy zuzuhören (der auch vor modernen Anspielungen, z.B. auf Videospiele nicht halt macht), sich Propagandafilme der American Rifle Association anzuschauen und die Kulisse in sich aufzusaugen. Die ist zwar auf den ersten Blick nicht besonders aufwändig. Doch die Entscheidung, den Spieler als Passagier durch weitgehend realistisch gestaltete Räume zu schicken, in denen auf Holz geklebte Figuren im Stile von Film- oder Werbeplakaten der 50er Jahre als Sinnbild der ach so heilen Welt mit einem interagieren oder kommunizieren, war ein Glücksgriff. Nicht nur, weil er leicht an das erinnert, was Bethesda mit Fallout 4 zu neuen Ufern geführt hat. Sondern auch, weil es ungemein hilft, die Karikatur des amerikanischen Lebensstils in ein überzogenes Licht zu setzen. Andererseits gibt es trotz dieser Abstraktion eine enorme Immersion, sobald man diese Spielwelt akzeptiert hat – was bei mir bereits nach wenigen Minuten der Fall war.

Immersive Minispielballereien

Bleispritzen sind natürlich auch die besten Rasenmäher oder Heckenscheren.
Bleispritzen sind natürlich auch die besten Rasenmäher oder Heckenscheren.
Denn von Beginn der Reise an, die einen vom Kleinkindalter über die Jugend bis hin zum Erwachsensein und der eigenen Elternschaft durch entscheidende Episoden des Durchschnittslebens führt, wird man sehr stark in die Geschehnisse eingebunden. Man hat jederzeit in der rechten und linken Hand eine oder mehrere Waffen, die allerdings von The American Dream vorgegeben werden. Die meiste Zeit ist man zwei Pistolen unterwegs. Von Zeit zu Zeit werden diese aber durch Repetier-, Sturm oder Scharfschützengewehre, eine Pumpgun (mit absurder Überhitzungsfunktion) oder Schnellfeuerpistolen ersetzt. Je nachdem, was das jeweilige Kapitel für Aufgabenstellungen bereithält, die in meist simplen, aber durch die Bank unterhaltsam Minispiel-Ballereien umgesetzt werden. Dass man so stark in das Geschehen gezogen wird und manchmal sogar den omnipräsenten Stuhl vergisst, in dem man sitzt, ist bemerkenswert und hätte ich diesem simpel gestrickt scheinenden VR-Experiment nicht zugetraut. Doch zum einen funktioniert die Bewegungserkennung bzw. Zielerfassung auf allen Systemen akkurat – mit leichten, aber nicht die Wertung beeinflussenden Abstrichen bei PlayStation VR, bei dem es abhängig von der Konfiguration zu leicht verziehenden Momenten in den Außenbereichen der Kameraerfassung kommen kann.

Selbst gesellschaftliche Treffen wie z.B. Tanzveranstaltungen sind ohne Waffen nicht möglich.
Selbst gesellschaftliche Treffen wie z.B. Tanzveranstaltungen sind ohne Waffen nicht möglich.
Und zum anderen sorgt die stets aktive, sowie gut gelungene Nachlademechanik dafür, dass man Stück für Stück in die Welt gezogen wird. Hat man das Magazin leer geschossen, kann man rechts und links auf den Armlehnen des Fahrsessels einen Knopf drücken. Jetzt wird ein neues Magazin herausgeschossen, das man nun mit der Knarre auffangen muss, damit es eingeführt wird. Auch die Pump-Bewegungen bei der Schrotflinte, das Bewegen des Verschlusses bei Repetiergewehren usw. wurde alles so inszeniert, dass man als Spieler sofort Teil der Spielwelt wird, bis das Nachladen beinahe so selbstverständlich funktioniert wie das Atmen. Und von dem Moment an kann man sich noch stärker auf den Humor einlassen, der von Schenkelklopfern über Schmunzler bis hin zu Situationen, in denen einem das Lachen beinahe im Hals stecken bleibt, während man „Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt, oder?“ denkt, ein breites Spektrum an Themen und Witz abdeckt. Bei der mechanischen  Qualitätssicherung sind allerdings einige Bugs durchgerutscht. Der schwerwiegendste davon war ein Fortschrittstrigger, der nicht ausgelöst wurde, so dass man am Anfang einer Szene stecken bleiben kann. Dank sehr großzügiger Kontrollpunkte hat ein Neustart das Problem behoben. Es dauerte allerdings ein paar Minuten, bis mir bewusst wurde, dass die Wartezeit nicht Bestandteil des amerikanischen Traumes war - ein weiterer Beleg dafür, wie sehr die Spielwelt einen in den Bann ziehen kann.

Kommentare

Sylver001 schrieb am
Whoa, das Game ist der Kracher. :mrgreen:
Zwischendurch ein wenig viel Gelaber und doof, das wenn man ne Stage wiederholt sich ALLES noch mal anhören muss, bevor das Gunplay beginnt, aber davon ab ist es super lustig.
So hab ich mir die Amis eh immer vorgestellt. Bin mir gar net sicher, ob das wirklich Satiere sein soll, oder nur ne leichte Überzeichnung. Mal ehrlich, mit ner Klopapierrolle am Lauf lässt sich nur äußerst schwer der Hintern abwischen ?
johndoe1686305 schrieb am
Jazzdude hat geschrieben: ?17.03.2018 15:32 Schön zu sehen, dass inhaltlich wohl auch was geboten wird und nicht einfach nur das Thema als Selbstläufer. Das war nämlich das, was mir zuerst in den Sinn gekommen ist. Youtube-Bait und "boah"-Effekt, aber scheinbar scheint es ja auch inhaltlich zu taugen.
Also wenn du mit "inhaltlich" Gameplay meinst, dann kann man das wohl mit einem klaren "Nein" beantworten.
Sylver001 schrieb am
casanoffi hat geschrieben: ?17.03.2018 15:16
just_Edu hat geschrieben: ?17.03.2018 14:54 Und selbst wenn.. bin die Sledge Hammer Generation.. da passt das einfach wie Kopf in Kloschüssel :mrgreen:
Wobei ich Sledge Hammer damals als Hosenscheißer wirklich lustig fand ^^
I :verliebt: violence
Damals hab ich allerdings die Satire darin noch nicht kapiert.
Dachte, die Amis sind eben so :wink:
Also, klar hab ich damals schon kapiert, dass das Slapstick und überzogener Humor ist, keine Frage.
War für mich nichts anderes als Bud Spencer & Terence Hill. Oder Tom & Jerry...
Gewalt in Verbindung mit Humor ging schon immer.
Das Gute an Sledge Hammer, der Humor sitzt auch heute noch.. hat sich seit damals gar nicht soviel geändert.
Hm.. diese Debatte lässt in mir den Wunsch aufkommen, aufs Prinzip zugunsten der geliebten Violence zu pfeifen.. hab im US Store noch fast 50$ über.. hm.. evtl. lass ich mich doch noch dazu hinreißen.. die Kohle muss ja irgendwann eh weg.
Seit dem die USK so liberal ist, braucht man nicht mehr so oft Importe und da South Park 1 (der Grund fürs Guthaben) mir am Ende geschenkt wurde.. na ja.. versauert die Kohle auf dem Konto.
Edit: Ach was solls, habs grad für 19,99$, seltsamer weise sogar Tax free gekauft.. heute Abend wird geballert :Hüpf:
Jazzdude schrieb am
Schön zu sehen, dass inhaltlich wohl auch was geboten wird und nicht einfach nur das Thema als Selbstläufer. Das war nämlich das, was mir zuerst in den Sinn gekommen ist. Youtube-Bait und "boah"-Effekt, aber scheinbar scheint es ja auch inhaltlich zu taugen.
schrieb am