Vorschau: Sin and Punishment: Successor of the Skies (Arcade-Action)

von Jan Wöbbeking



Sin and Punishment: Successor of the Skies
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
07.05.2010
Spielinfo Bilder Videos

An Inspiration mangelt es den japanischen Arcade-Spezis von Treasure nicht. Im Nachfolger des nur in Japan (und der Virtual Console) erschienenen N64-Titels Sin & Punishment fliegen riesige Schildkröten, aggressive Tiefsee-Monster, Engel und andere fantastische Kreaturen durch ein Meer aus Projektilen, Explosionen und gothischen Kathedralen. Der bunte Mix diverser Stil-Elemente wirkt so abstrus und gleichzeitig faszinierend, dass das Spiel zumindest visuell das Bayonetta der Wii werden könnte.



Welcome to the Fantasy Zone!

Was sich in diesem Rail-Shooter auf dem Bildschirm abspielt, lässt sich nur schwer in Worte fassen - so ungewöhnlich wirkt der stilistische Mischmasch: Im Grunde geht es darum, alles und jeden abzuschießen. Es dominieren blaue Farbtöne und allerlei leuchtende Tiefsee-Tiere, doch immer wieder tauchen auch verstörend entstellte Horror-Biester auf, welche aussehen, als seien sie direkt aus Silent Hill entführt worden. Auch hohe Wolkenkratzer-Panoramen und futuristische Raumgleiter nebst diverser Laserwaffen kreuzen meinen Weg. Jetski-Piloten schlagen Salti in einem riesigen Unterwasser-Strudel und auf der Karosserie eines Helis stehen vier grimmige,
Die Bosse sehen nicht nur ungewöhnlich aus, sondern erweisen sich auch als hartnäckige Gegner.
zum Angriff bereite Ninjas. Kurz gesagt: Man fragt sich ununterbrochen, was zum Henker die Entwickler geraucht haben und hofft darauf, dass die Wirkung bis zur Arbeit an den letzten Bossen nicht abgeklungen ist.  In einer Szene verfolge ich z.B. eine gigantische Schildkröte durch einen engen Tunnel: Eine Spirale aus Projektilen fliegt mir entgegen, plötzlich streckt das Tier alle Viere von sich und krallt sich mit aller Kraft in die Außenwände, bis die Funken sprühen.

Jetzt beginnt es, die komplette Grube durch ruckartige Bewegungen zum Bersten zu bringen. Während ich meinen Widersacher mit Projektilen vollpumpe, fallen dicke Trümmer von der Decke. Währenddessen steigt eine Mini-Echse aus einer Mulde im Rücken des Monsters und zischt wie ein Gecko in ruckartigen Bewegungen in Deckung. Sein braun glänzender Panzer ist mit feinen Stacheln bewehrt - ganz wie beim großen Exemplar. Auch der Hintergrund wartet hier mit detailreichen Oberflächen auf. Es gibt auch unspekatukär kahle Szenen, doch insgesamt scheint Wii-Besitzern ein grafisches Highlight ins Haus zu stehen. Der hohe Grad an Abwechslung wirkt wie eine Hommage an das gute alte Space Harrier aus den Achtzigern, in welchem man ebenfalls auf kunterbunt blitzende Hüpfpilze, Osterinsel-Statuen und andere surreale Widersacher ballerte. Auch spielerisch gibt es Ähnlichkeiten zum Klassiker: Während die wundersame Kulisse wie auf Schienen, aber mit wilden Kameraschwenks an mir vorbei zieht, schaue ich meiner Hauptfigur über die Schulter und schieße auf alles, was sich bewegt. Wie seinerzeit kann ich nicht nur seitlich ausweichen, sondern dank einer Art Jetpack auch in die Höhe schweben.

Alles neu macht der Mai

Doch die Steuerung hat mehr zu bieten als der Klassiker. Mit Ikaruga verpasste Treasure dem altehrwürdigen Genre der 2D-Shooter neue Impulse: Statt nur zu ballern, konnte man gleichfarbige Projektile aufsaugen und zurückschleudern. Jetzt ist der Rail-Shooter reif für eine Frischzellenkur der japanischen Spieldesign-Tüftler. Der Titel nutzt die Wii-Controller auf clevere Weise: Mit dem Analogstick weiche ich seitlich und nach oben aus, während meine Remote das Zielen übernimmt. Kommt mir eines der aberwitzigen Biester zu nahe, ist meine Klinge an der Reihe:
Multitasking-fähige Spieler sind bei der schnellen Action klar im Vorteil!
Wie in einem klassischen Metzelspiel bearbeite ich den Angreifer mit meinen Schlägen, indem ich rhythmisch auf den B-Knopf drücke. Lasse ich den Daumen darauf liegen, fliegen die Projektile im Dauerfeuer aus der Wumme. Auch ein aufladbarer Superschuss sowie eine schnelle Ausweichrolle gehören zum Repertoire. Die Handhabung ist übrigens auf den seperat erhältlichen Wii-Zapper optimiert, in welchen sich die beiden Controller stecken lassen. Doch auch mit der Standard-Kombo aus Remote und Nunchuk soll es sich gut steuern lassen. GameCube- und Classic- Controller werden ebenfalls unterstützt.

Wenn neben der Unterwasserkathedrale ein Techno-Heli landet und die auf ihm lauernden Panzerfaust-Ninjas eine Rakete abfeuern, kann ich sie ebenfalls mit meiner Klinge abwehren: Ein Hieb und ab geht die Post - zurück zum Absender. Gerade Bossgegner lassen sich so prima ärgern. Der Soundtrack bereitet mir weniger Vergnügen: Meine westliche Ohren konnten sich partout nicht mit dem typisch japanischen Mix aus stampfenden Techno-Beats, Gitarrengeschrabbel und kitschigen Melodien anfreunden. Angenehmer fällt das Kombo-System aus: Der Zähler erweist sich als ähnlich gutmütig wie z.B. in Shatter, denn er fällt bei Gegnertreffern nicht so erbarmungslos schnell.    

 

AUSBLICK



Wow, Treasure hat mich wieder einmal positiv überrascht! Mit Sin & Punishment kommt eine echte Action-Perle auf Wii-Besitzer zu. Ich hätte nicht gedacht, dass man dem angestaubten Genre der Rail-Shooter derart frische Impulse verpassen kann. Ein paar kleine Steuerungskniffe machen den Fantasy-Trip unheimlich interessant. In den ersten Minuten sorgte der ungewohnte Multitasking-Terror in meinem männlichen Gehirn für verknotete Synapsen, doch nach etwas Eingewöhnung wirkte die Steuerung sehr durchdacht und anspruchsvoll. Bleibt zu hoffen, dass diesmal auch der Umfang stimmt. Dank weltweiter Leaderboards können Shooter-Experten sich aber auch nach dem Durchspielen noch richtig verausgaben. Eine weitere Überraschung ist der einzigartige Stil: Die Techno-, Unterwasser- und Horror-Elemente sorgen für ein Stakkato an Eindrücken. Schon beim Anzocken bin ich fast so tief in die Welt abgetaucht wie im Klassiker Rez . Schön, dass am 7. Mai auch deutsche Wii-Besitzer in den Genuss des Spiels kommen - in Japan ist es nämlich bereits seit einigen Monaten erhältlich.

Ersteindruck: sehr gut

Kommentare

Cuberde schrieb am
KingDingeLing87 hat geschrieben:Hört sich zwar ganz gut an, aber Rail-Shooter lassen mich immer erschaudern. :D
Irgendwie macht mich das Genre nicht so richtig an.
Das war auch schon das Problem bei Dead Space Extraction und Resident Evil The Darkside Chronicles. :(
Sin & Punishment ist aber eher ein Rail-Shooter ala Starfox/Lylat Wars oder Panzer Dragoon.
KingDingeLing87 schrieb am
Hört sich zwar ganz gut an, aber Rail-Shooter lassen mich immer erschaudern. :D
Irgendwie macht mich das Genre nicht so richtig an.
Das war auch schon das Problem bei Dead Space Extraction und Resident Evil The Darkside Chronicles. :(
Z101 schrieb am
Eminemfan hat geschrieben:wie bayonetta???
die wii ist doch nicht technisch im stande, großes Kino zu liefern.
Rein technisch gesehen ist keine der aktuellen Konsolen dazu in der Lage. Wenn ich mir Mass Effect, Assassins Creed, Halo, Killzone usw. ansehe. Dann sehe ich Kantenflimmern, Tearing, niedrig aufgelöste Texturen (die besonders stören, wenn es daneben auch hochaufgelöste gibt), unlebendig wirkende NPGs usw.
Wenn es um die Grafikeffekte geht kann die Wii mit PS360 mithalten, nur die Auflösung ist halt niedriger. Zwischen der Grafik der PS360 und der Wii gibt es nur graduelle Unterschiede, nichts was das Spieleerlebnis wirklich verbessern würde.
Bei den Versuchen auf PS360 die Personen realistisch aussehen zu lassen kommt zudem der Uncanny Valley-Effekt zum tragen, der genau das Gegenteil bewirkt. Angedeutete Gesichter in Videospielen tragen mehr zur Verbindung mit den Figuren bei als der misslungene Versuch realistischer Personen a la Mass Effect & Co.
Wulgaru schrieb am
Ich habe eigentlich auf Konsolen allgemein bisher sehr selten großes Kino gesehen, das ist glaube ich weniger eine Frage der technischen Fähigkeiten :wink:
schrieb am