Special: Benyamin Nuss Plays Uematsu (Sonstiges)

von Benjamin Schmädig



Danksagung eines Fans
Sonstiges
Entwickler: Benyamin Nuss
Release:
17.09.2010
17.09.2010
17.09.2010
17.09.2010
17.09.2010
kein Termin
17.09.2010
Spielinfo Bilder Videos
Wenn die schwarzen und weißen Tasten unter den Händen von Benyamin Nuss die großen Melodien von Nobuo Uematsu anstimmen, ist das viel mehr als eine weitere CD voll Final Fantasy-Musik. Es ist die Hommage an einen der bekanntesten Komponisten seines Fachs. Es ist die Danksagung eines Fans. In einer Welt, in der meist laute Orchestermusik von sich reden macht, ist es ein reines Klavieralbum. Und es ist das erste Album eines jungen Pianisten, der seit seiner Kindheit die Musik aus Videospielen hört.

Musikalische Zusammenführung

Nuss legt sein Hauptaugenmerk auf die jüngere Geschichte des japanischen Notenschreibers und interpretiert vorrangig Titel aus Final Fantasy, Blue Dragon und Lost Odyssey. Hinzu kommen eine von ihm komponierte Widmung an den Künstler sowie ein von Uematsu verfasstes Stück zu Ehren Benyamin Nuss'. Arrangiert wurden die meisten Titel von Shiro Hamaguchi, Jonne Valtonen und Bill Dobbins. Jeweils ein Arrangement
tragen außerdem der zeitgenössische Komponist Alexander Rosenblatt sowie Torsten Rasch bei, der u.a. den auf Rammstein-Liedern basierenden Zyklus »Mein Herz brennt« komponierte. Eine außergewöhnliche Zusammenstellung, denn während sich Valtonen und Hamaguchi bereits seit Jahren im Bereich der Spielemusik verdingen, betreten Dobbins, Rosenblatt und Rasch Neuland.

Und Nuss wird den Ansprüchen der hochkarätigen »Besetzung« auch gerecht. Sein Spiel erzählt romantische Geschichten und öffnet die Tore in fantastische Welten. Vielleicht schöpft er beim schnellen Wechsel zwischen lauten und leisen Anschlägen die Klangfarben des Klaviers nicht immer voll aus - die Stimmung eines bedächtigen »A Sign of Hope« aus Lost Odyssey fängt er aber ebenso gefühlvoll ein wie das wuchtige »Liberi Fatali«. Dass ausgerechnet das gewaltige Thema aus Final Fantasy VIII zu den schwächsten seiner Hommage gehört, liegt nicht an ihm. Es ist vielmehr die minimalistische Arrangierung Dobbins': Zwar gehört Dobbins zu den weltweit führenden Lehrkräften im Bereich der Jazzkomposition, doch die wenigen Töne seines »Liberi Fatali« stampfen dem temporeichen Original vergeblich hinterher. Dass Dobbins auch anders kann, zeigt er im ebenso anspruchsvollen wie schwungvollen »The Serpent Trench« und mit gefühlvollen Zwischentönen in »Terra's Theme«.

Der Routinier und das Neue

Ganz anders Shiro Hamaguchi: Der Japaner geht ungemein routiniert mit dem Material Uematsus um und gibt Nuss harmonische, gleichförmig fließende Stücke zu spielen. Die rauschen allerdings dermaßen routiniert vorbei, dass seinen Titeln die Eigenständigkeit fehlt. »A Sign of Hope« ist ein wunderbarer emotionaler Auftakt! Hamaguchis Beiträge würden sich aber mühelos in jede beliebige seiner »Piano Collections« einfügen. Überhaupt gelingt es der Hommage zu selten, den Melodien Uematsus neue Facetten abzugewinnen - etwas, das gerade die Arrangements für ein Soloinstrument bereichert hätte.

Übrigens: Exklusiv als Download ist »Rad Racer Medley« erhältlich - ein Zusammenschnitt von Themen eines Uematsu-Soundtracks aus dem Jahr 1987. Francesco Tristano Schlimé arrangierte dafür temporeiche zehn Minuten, die zu den markantesten der Hommage gehören!
Die Magie vieler Themen von Nobuo Uematsu ergibt sich aus ihrer faszinierenden Einfachheit und ein Orchester kann diesen Themen mit zahlreichen Instrumenten Fülle verleihen. Ein Flügel ist hingegen auf Abwechslung bei Komposition bzw. Arrangement angewiesen. Und da wirkt »Benyamin Nuss Plays Uematsu« in der Breite eine Idee zu gleichförmig.

Am ehesten nähert sich Jonne Valtonen der Handschrift großer Komponisten: Tempowechsel und unerwartete Melodieführungen bestimmen seine vier Blue Dragon-Stücke. Spätestens, wenn man in »Waterside« das Wasser förmlich rauschen hört, während »Release the Seal« einen fulminanten Schlusspunkt unter die neuen Arrangements guter Erinnerungen setzt, dann hört man, warum der Pianist über Valtonens Arbeit sagt: »Es hat sehr viel Spaß gemacht, diese Stücke zu üben. Ich liebe Herausforderungen! Nur Thorsten Rasch gelingt es mit »A Place to Call Home« noch, einem bekannten Thema, das Hamaguchi auf seiner »Piano Collections: Final Fantasy IX« lediglich sklavisch originalgetreu nachspielen ließ, die Gänsehaut erzeugende Fülle eines Konzertstückes zu verleihen. Rosenblatt schafft dies mit seinem Zusammenschnitt verschiedener Final Fantasy VII-Themen zwar ebenfalls, über die Länge seines fast zehnminütigen Stücks aber  nicht durchgehend.

Hörproben zu allen Stücken sowie unser großes Special zur CD findet ihr unter diesem Link.

Das letzte Wort hat schließlich Nobuo Uematsu selbst, mit einem brandneuen Titel zu Ehren Benyamin Nuss' - einem typisch ruhigen »Dankeschön und auf Wiedersehen«. Dabei ähnelt »Years & Years« sehr stark der von Nuss geschriebenen und ebenfalls von Bill Dobbins arrangierten Widmung »Nobuo's Theme«: Beide Titel blicken mit den Augen der nostalgischen Verklärung zurück in eine Vergangenheit voller Abenteuer, voll guter Erinnerungen - in eine Geschichte voller Gefühle. Benyamin Nuss spielt viele gute und einige sehr gute Episoden dieser Geschichte. Auch wenn die Arrangements über die Dauer des Albums manche eigene Note missen lassen und ihnen etwas Abwechslung fehlt, laden Uematsus Melodien somit einmal mehr zum Träumen ein.

Einschätzung: gut

Kommentare

ssinderrell schrieb am
Am 2. Dezember ist Benyamin Nuss in München! Er spielt in der Allerheiligen Hofkirche, wo die Akustik ziemlich gut sein soll. Bin gespannt, was er spielt!
Wird mein persönliches Adventskonzert ... ;-) !
Tickets gibts beim Veranstalter (www.kulturgipfel.de)
mellomay schrieb am
ich war bei 2 seine Konzerte und bin total begeistert, ein sehr symphatischer junger Mann und er kann wirklich unglaublich Klavier spielen, mit leidenschaft :P
idul16 schrieb am
Wie Benyamin Nuss ( und auch Videospiele und -spieler) vom sogenannten klassischen Establishment fertig gemacht wird kann man auf Amazon.de sehen.
("Benyamin Nuss plays Uematsu") Kundenrezensionen. :(
Da riskiert jemand für seine Leidenschaft und seine, unsere Musik seinen Ruf als Konzertpianist und wir Gamer zocken einfach weiter .....
-nin schrieb am
Herrje, der Name geht mir ja echt auf'n Sack :D
Jedesmal wenn ich das lese rege ich mich innerlich über das y auf und lese statt dessen Benüamin Nuss.
Benjamin mit y tss, tss, tss
[/Meckerei]
schrieb am