Special: Clash of Realities (Events)

von Jörg Luibl



Clash of Realities
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Spielinfo
Am 22. März beginnt an der Fachhochschule Köln eine dreitägige Computerspielkonferenz, die von Electronic Arts mitorganisiert wird. Unter dem Motto "Clash of Realities" geht es vor allem um das Verhältnis von Spielen und sozialer Wirklichkeit. Wir konnten im Vorfeld mit Martin Lorber von EA sprechen: Wie kam es zum akademischen Engagement des Publishers? Wie sieht es aus mit dem Spielestandort Deutschland?

4Players: Sie haben die internationale Konferenz Clash of Realities. Computerspiele und soziale Wirklichkeit mitorganisiert. Welche Rolle spielt das Spiel in Ihrem Leben? Was bedeutet es Ihnen?

Martin Lorber: Spielen ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Spielen meine Kreativität weckt und die Sinne und den Verstand fordert. Ich finde, durch Spielen kann man sehr gut lernen. mit Sieg, Niederlage und Frustration fertig zu werden. Spielen trägt ganz wesentlich dazu bei, mich beständig weiterzuentwickeln.

Martin Lorber, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Electronic Arts Deutschland.
4Players: Ziel ist es laut Programm, die Aufmerksamkeit auf die positiven Potenziale der Spiele zu richten und einer einseitigen Betrachtung entgegen zu wirken. Warum ist das notwendig?


Martin Lorber: Bisher gab es kein Forum, in dem Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammenkommen und über das Phänomen Computer- und Videospiele diskutieren können. Es gibt weltweit und auch in Deutschland sehr viele Wissenschaftler, die sich mit interaktiver Unterhaltung befassen, aber die Vernetzung ist noch nicht sehr ausgeprägt, zumal es sich um Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Disziplinen handelt. Hier wollen wir Anstöße geben. Außerdem wollen wir dazu beitragen, dass die öffentliche Diskussion über Computer- und Videospiele sich weiterentwickelt. Das große Interesse, auf das wir mit dem Kongress gestoßen sind - es haben sich 450 Teilnehmer angemeldet, dazu noch über 60 Medienvertreter - zeigt, dass es tatsächlich ein großes Informationsbedürfnis gibt.

4Players: Die dreitägige Tagung ist auf Initiative der Fachhochschule und Electronic Arts entstanden. Wie ist es zu der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Spielewelt gekommen?

Martin Lorber: Ich habe gleich zu Beginn meiner Tätigkeit für Electronic Arts im Frühjahr 2004 Kontakt zur Fachhochschule Köln aufgenommen, weil hier mit den Prof. Dr. Jürgen Fritz und Prof. Dr. Winfred Kaminski zwei der bedeutendsten Wissenschaftler auf dem Feld der interaktiven Unterhaltung arbeiten. Wir haben bereits vor dem Kongress bei einigen kleineren Projekten zusammengearbeitet und festgestellt, dass diese Kooperation für beide Seiten bereichernd ist. So konnte ich die Fachhochschule schnell von der Idee eines solchen Kongresses begeistern.

4Players: Welchen Einfluss hatte Electronic Arts auf die Wahl der Referenten und die Themen der Vorträge?

Martin Lorber: Die Auswahl der wissenschaftlichen Referenten oblag dem wissenschaftlichen Leiter der Tagung, Prof. Dr. Winfred Kaminski. Ich habe darauf keinen Einfluss genommen. Das zugrunde liegende Konzept mit den verschiedenen Schwerpunkten haben wir gemeinsam diskutiert.

4Players: Gab es bei der Organisation der Konferenz auch Reibepunkte? Immerhin hat Electronic Arts im Gegensatz zur Fachhochschule auch ein wirtschaftliches Eigeninteresse daran, dass das Spiel positiv wahrgenommen wird.

Martin Lorber: Wir wollen mit dem Kongress in erster Linie den wissenschaftlichen, aber auch den öffentlichen Diskurs über Computer- und Videospiele vorantreiben. Sowohl Electronic Arts als auch die Fachhochschule wünschen sich, dass interaktive Unterhaltung in ihrer Breite und Tiefe angemessen betrachtet wird. Dass eine akademische Betrachtung immer eine im wissenschaftlichen Sinne "kritische" ist, versteht sich ja von selbst. Es gab hier keinerlei Reibungspunkte. Diese Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft ist aus meiner Sicht vorbildlich.

4Players: Das Tagungsprogramm ist international besetzt und deckt viele Bereiche ab: Online-Games, Jugendkultur, Erzählstrukturen, Geschlechterfragen, Gewaltspiele, Bildungsprozesse. Auf welchen Beitrag freuen Sie sich ganz besonders? Und gab es Referenten, die es mit ihren Themen nicht mehr ins Programm geschafft haben?

Martin Lorber: Wenn man so intensiv an einem Projekt arbeitet, fällt es schwer, einzelne Referenten besonders hervorzuheben. Selbstverständlich konnten nicht alle Ideen verwirklicht werden, weil wir uns auf drei Tage beschränken mussten.

4Players: Deutschland ist im internationalen Vergleich immer noch ein Entwicklungsland in Sachen wissenschaftlicher Spiele-Betrachtung. Egal ob Skandinavien, England oder USA - dort hat das Spiel schon lange die Hörsäle erreicht. Woran liegt das?

Martin Lorber: Es gibt ja auch in Deutschland eine ganze Reihe von Wissenschaftlern an Hochschulen, die darüber forschen und lehren. Angefangen von der Forschungsstelle "Wirkung virtueller Welten" von Prof. Dr. Jürgen Fritz und Prof. Dr. Kaminski, ein Institut von internationalem Rang. In Mainz ist Prof. Dr. Stefan Aufenanger auf diesem Feld aktiv, in Magdeburg Prof. Dr. Maik Masuch und an der Uni Jena habilitiert sich Dr. Müller-Lietkow auf diesem Gebiet. Schließlich wird an der TU Ilmenau gerade eine Medienprofessur für Computer- und Videospiele eingerichtet und ich bin mir sicher, dass es an hoch qualifizierten Bewerbern aus Deutschland nicht mangeln wird. Ganz sicher ist diese Aufzählung nicht vollständig. Es mag also wohl noch Entwicklungspotenziale geben, wir sollten das, was bei uns wissenschaftlich passiert, aber auch nicht klein reden.

4Players: Ist diese erste Kölner Konferenz der Startschuss für weitere Tagungen?

Martin Lorber: Ich hoffe es.
        

Kommentare

johndoe-freename-93917 schrieb am
cool das sich dutsche proffessoren mit Games beschäftigen.Wenn das die Politiker wüssten.
schrieb am