LostWinds20.05.2008, Jan Wöbbeking
LostWinds

Im Test:

Wie viele Leben hat er auf dem Gewissen? Die Rede ist vom magischen Millimeter, dieses letzte winzige Stückchen, das euren im Sprung begriffenen Helden von einem rettenden Felsvorsprung trennt. Was wäre, wenn ihr eure Figur anschubsen könntet - nur ein kleines bisschen, z.B. durch einen Windhauch? In LostWinds (ab 8,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ist genau das möglich. Ein Streich mit der Fernbedienung und schon fliegt der kleine Samurai Toku ein ganzes Stückchen weiter.

Wind it up!

Haltet den B-Knopf gedrückt, zeichnet eine Linie und schon schwebt Toku mit einem Blütenschirm den Luftstrom entlang.
Bereits nach realativ kurzer Spieldauer könnt ihr ihn sogar mehrmals anschubsen. Oder ihr pflückt einen Blütenschirm und lasst ihn wie Mary Poppins durch die Lüfte schweben, um deutlich bedrohlichere Abgründe zu überqueren. Dabei ist LostWinds streng genommen gar kein Jump'n'Run - trotz der seitlichen Perspektive, der vielen Sprungpassagen und der knuddeligen Grafik. Habt ihr erst einmal ausgeknobelt, wie ihr ein Hindernis überwindet, verkommt die Durchführung der Aktion zur Formsache. Auch die gelegentlich auftauchenden, feindlich gesinnten »Glorbs« stellen nach ein wenig Herumprobieren keine wirkliche Bedrohung mehr für euren kleinen Helden dar. Das Spiel vom britischen Entwickler Frontier stellt eher euer Hirnschmalz als euer Geschick auf die Probe.

Das Team von »Elite«-Erfinder David Braben hat den Knobler in nur drei Monaten auf die Beine gestellt, um ihn rechtzeitig zum Start von WiiWare parat zu haben. Hinter dem Begriff verbirgt sich Nintendos Pendant zu Xbox Live Arcade und den Download-Spielen aus dem PS3-Store.

Alleine sind die schwarzen Glorbs eurem Windstrahl schutzlos ausgeliefert. Später verbinden sie sich mit Artgenossen und Steinen zu Krabben und Flugwesen, die ihr nur mit Tricks besiegt.
Heute fällt in Europa der Startschuss für WiiWare: Die ersten Exemplare der von kleinen Teams entwickelten Spiele könnt ihr wie Virtual Console-Titel aus dem Shop-Kanal zum Preis von 500 bis 1500 Punkten herunterladen. Für LostWinds müsst ihr 1000 Punkte investieren.

Geistreich

Ihr schlüpft in die Rolle von Toku, einem Kleinkind, das in einer Samurairüstung steckt. Drückt ihr den Analogstick nach links oder rechts, bewegt sich auch euer Held in die entsprechende Richtung. Kleine Vorsprünge erklimmt er automatisch. Doch davon abgesehen bewegt er sich, dem Alter entsprechend, noch etwas unbeholfen durch die Gegend - zu unbeholfen, um der Bedrohung des bösen Windgeistes etwas entgegen setzen zu können, der die die fernöstliche Comic-Idylle mit düsteren Kreaturen übersäht hat. Doch zum Glück wird der Knirps von dem freundlich gesinnten Windgeist Enril begleitet. Er ist in einem magischen Stein gefangen, den ihr wie einen Cursor über den Bildschirm bewegt.

 Je schneller er von einem Punkt zum anderen saust, desto größer fällt der Luftstrom aus, den er erzeugt. Mit dieser Fähigkeit könnt ihr z.B. die herumstehenden Dorfbewohner ärgern und Kirschblüten von den Bäumen pusten. Oder ihr stellt Sinnvolleres damit an und haltet die A-Taste gedrückt, um Toku ein Stückchen in die Luft zu schleudern. Mit schnellen Schlangenlinien erzeugt ihr einen Wirbel, der seinen Fall abbremst und dadurch seine Energie-Anzeige schont. Oder aber ihr haltet den B-Knopf gedrückt, zeichnet eine Linie

Mit Feuer brennt ihr nicht nur Barrieren nieder...
und lasst ihn mit Hilfe eines Blütenschirms einen Luftstrom entlang in höhere Gefilde reisen.

Die Kraft des Feuers

Mit Hilfe dieser Technik könnt ihr auch Trampolin-Pflanzen mit Wasser versorgen oder Flammen auf brennbare Objekte wie knorrige Ranken übergreifen lassen. Oder ihr zerschmettert eine Holzbarriere mit einem runden Felsbrocken. Im Laufe des Spiels werden noch einige andere Fähigkeiten freigeschaltet, die euch den Weg zu vorher unerreichbarbaren Orten frei machen.  

Fazit

Mit Lost Winds hat Nintendos neuer Download-Dienst WiiWare ein echtes Highlight im Programm: Die neuartige Wind-Steuerung per Fernbedienung funktioniert prima und die Rätsel sind zwar nicht all zu knackig, aber trotzdem unterhaltsam geraten. Auch der idyllische Grafikstil, die niedlichen Animationen sowie der ruhige Panflöten-Soundtrack passen bestens zum besinnlichen Knobel-Prinzip. Lediglich das seltsame Schluckauf-Geräusch, das Toku alle paar Sekunden von sich gibt, nervt schon nach wenigen Sekunden. Schade auch, dass das entspannende Erlebnis schon nach rund vier Stunden vorbei ist. In dieser Form wirkt das Spiel eher wie eine Episode oder ein einziges Kapitel aus einem Vollpreistitel. Man merkt, dass die Entwickler sehr wenig Zeit hatten, doch immerhin haben sie am richtigen Ende gespart: Statt halbherzig den Umfang zu strecken, haben sie ein kurzes, aber gut funktionierendes Action-Adventure für 1000 Wii Points abgeliefert, das jede Menge Potential für den geplanten Nachfolger bietet. Von diesem wünsche ich mir neben einer größeren Welt auch einige knackige Sprungpassagen sowie fordernde Kämpfe – denn all das sucht ihr in LostWinds vergeblich.

Pro

+ neuartiges Steuerungs-Konzept
zauberhafter, fernöstlich angehauchter Stil
einfache, aber unterhaltsame Rätsel

Kontra

sehr kurz
viel zu leichte Sprung
und Kampfsequenzen

Wertung

Wii

Innovativer und stimmungsvoller Plattform-Knobler, der leider schon nach vier Stunden vorbei ist.

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