Rayman: Raving Rabbids - TV Party20.11.2008, Mathias Oertel
Rayman: Raving Rabbids - TV Party

Im Test:

"Bwaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!" Seitdem dieses panisch-komische Schreien zum Wii-Start das erste Mal aus den Kehlen der Ancel'schen Rabbids ertönte und damit die Mini-Spielsaison auf Nintendos Fuchtel-Konsole eröffnete, ist viel passiert. Die obligatorischen Nachahmer haben sich breit gemacht, die meisten davon vergessenswürdig, und eine Fortsetzung hat vergeblich versucht, die Klasse des Originals zu erreichen. Und jetzt sind die bekloppten Langohren wieder da, um euch mit Remote, Nunchuk und erstmals auch mit Balance Board im Gepäck zu alten Partyspaß-Höhen zurückzubringen.

Der Urvater kehrt zurück

Auf einer vergleichsweise noch jungen Konsole von einem Genre-Veteranen zu sprechen, klingt vermessen. Doch nichts anderes ist das zum Start erschienene Rayman Raving Rabbids. Mit der von coolem Humor durchsetzten Minispielsammlung wurde der Grundstein gelegt für zahlreiche Nachahmer sowie Trittbrettfahrer und nicht zuletzt auch der erste Schritt für die im Moment überhand nehmende "Casualisierung" der Konsole gemacht. Sicher: Mit Titeln wie Disaster oder auch Multiplattformern wie Call of Duty World at War werden die "alten" Nintendo-Fans mit guter Kost versorgt, doch schaut man sich das derzeitige Wii-Portfolio an, überwiegen die Titel für Gelegenheits- und Erstspieler. Und das, obwohl die Rabbids eben nicht nur die "neuen" Zielgruppen, sondern auch die alt eingesessenen Zocker wie mich und andere Kollegen in der Redaktion gut unterhalten haben.

Eines der neuen Minispiele in der TV-Party: Das "Abtanzen", das zwar nicht ganz den Spaßfaktor einiger anderer Disziplinen erreicht, aber vor allem mit mehreren Spielern unterhaltsam ist.
Dementsprechend kann ich den stets chaotischen Hasen nicht übelnehmen, dass sie in Jahr 2 der deutschen Wii-Geschichte bereits zum dritten Mal Remote und Nunchuk übernehmen. Oder ist die optionale Unterstützung des Balance Boards bereits ein erstes Zeichen dafür, dass die Bwahler sich ebenfalls neuen Kundenströmen anbiedern möchten?

Qualität, Quantität, oder was?

Allerdings ist die Balance-Board-Anbindung nicht die einzige Frage, der sich Rayman Raving Rabbids TV Party (TVP) stellen muss. Denn nachdem mit Teil 2 inhaltlich leicht abgebaut wurde -die Wertung fiel imVergleich zum ersten Hasen-Ableger von 83 auf 80 Prozent- müssen die Langohren dieses Mal aufpassen, nicht noch weiter zu fallen.

Zwar bietet TVP auch einen Solo-Modus an, doch der ist vornehmlich zum Kennenlernen der einzelnen Elemente sowie zum Freispielen aller 50 verfügbaren Minispiele für das Training geeignet. Zusammengehalten von einer rudimentären Story, die erklärt, wieso die Hasen in Raymans Flimmerkiste gelandet sind und nun dort das Programm bestimmen, nutzen die verrückten Viecher die sich anbietende Möglichkeit und ziehen das einschlägige TV-Programm durch den Kakao. Fernsehen für Männer wird ebenso karikiert wie Wrestling, Kochshows oder die diversen Casting-Shows, die in der Realität für Nachwuchs-B-Promis und enorme Einschaltquoten sorgen. Dabei bleiben die Karnickel dem bewährten Stil treu und haben die Lacher bis auf wenige Ausnahmen auf ihrer Seite.

Doch der ganze Humor würde natürlich weitestgehend verpuffen, wenn die Kollektion an Herausforderungen nicht mithalten würde. Und auch wenn sich viele Aufgaben ähneln und dadurch die genannte Zahl an Aktivitäten mit 50 zwar auf dem Papier Bestand hat, aber letztlich deutlich runter gebrochen werden kann, gibt es erfreulich wenig Totalausfälle zu beklagen. Und selbst die am unteren Spaßspektrum angesiedelten Minispielchen wie Wrestling (simples Ausweichen) oder das eintönige Auf-und-Ab der Remote bei der endlos scheinenden Draisinen-Fahrt können unter dem Strich mehr unterhalten als viele der Konkurrenz-Aktivitäten.

Dass ich als Rabbid-Veteran zudem noch z.B. die Band-Auftritte aus dem Vorgänger kenne, stört mich ebenfalls wenig, da sie hier wie da zu den Highlights gehören - vor allem im Party-Modus mit vier Spielern. Überhaupt muten die hasischen TV-Abenteuer sehr häufig und positiv wie ein Best-Of-Rabbids an, vor allem, wenn man nach dem musikalischen Ausflug auf die aufgebohrten und mittlerweile wieder in Spielgrafik berechneten Remote-Ballereien trifft. Als zusätzliches Gimmick gibt es weitere Superminispielchen als Werbeunterbrechung, die dem Sieger einen Boost für die aktuelle Herausforderung gibt.

Voll das Brett

Jedes Mal, wenn das Balance Board bei einem Spiel eingesetzt wird, gehen in meinem Kopf mehrere Alarmanlagen los. Denn zum einen wirkt es, als ob man zwanghaft das Brett bedienen will. Zum anderen ist eben dieses seit Erscheinen ständig auf den anderen Chartpositionen platzierte Balance Board für mich der Inbegriff für "Zielgruppenerschließung", meinem Nintendo-Unwort des Jahres. Dementsprechend skeptisch war ich, als ich die Wii-Waage in Betrieb nahm, um die für dieses Eingabe-Gerät optimierten Spielchen anzugehen.

Aber: Ubi hat an Skeptiker wie mich gedacht und eine Option eingebaut, die Board-Benutzung nicht zwingend vorschreibt und das jeweilige Minigame stattdessen über die konventionelle Wii-Mechanik steuerbar macht - also mit Remote (plus ggf. Nunchuk).

Allen Vorbehalten zum Trotz ist bei den Partyspielen innerhalb der Testphase dennoch das Balance Board zum Einsatz gekommen - und konnte größtenteils überzeugen. Zumindest der Zuschauer-Spaß beim Betrachten der Verrenkungen des jeweilig aktiven Spielers schießt deutlich in die Höhe. Die Kontrolle der unterschiedlichen Spielelemente an sich funktioniert unter dem Strich gut, zeigt sich aber als deutlich empfindlicher als mit der alternativen Remote-Kontrolle.

 

Spaßfreie Totalausfälle wie das Wrestling gibt es innerhalb der über 50 Disziplinen, deren Zahl sich durch inhaltsähnliche Varianten deutlich nach unten korrigiert, glücklicherweise nur selten.
Dennoch: Die Board-Kontrollen wirken zumindest nicht künstlich oder aufgesetzt, so dass man das Experiment Balance-Rabbids durchaus als gelungen bezeichnen kann.

"Party-Time, exzellent!"

Was schon für Mike Myers und Dana Carvey in Waynes World galt, hat auch bei den TV-Eskapaden der heimlichen Ubisoft-Maskottchen bestand. Die Minigames sind zu einem großen Teil auf Party-Unterhaltung ausgelegt und lassen sich meist parallel spielen. Und selbst bei Spielchen, in denen der Sieger in Hotseat-Duellen (also nacheinander) ausgelobt wird, bleibt noch ein anständiger Spaß-Teil übrig.

Und nicht zuletzt haben z.B. bei den Board-Aktivitäten die Teilnehmer, die auf ihren Einsatz warten, die Möglichkeit, den Balance-König durch Remote-Aktionen aus dem Konzept zu bringen.

Was die Kulisse betrifft, verlässt man sich bei den Minigames an sich auf die bekannten polygonalen Langohren, die uns schon seit Teil 1 begeistern. Dementsprechend dürfen sich Hasen-Veteranen auf minimalistische, aber durchweg passende Animationen vor stilisierten Hintergründen freuen. Scheiden werden sich die Geister allerdings an den Einstiegssequenzen zu den einzelnen Disziplinen sowie der allgemeinen Menüstruktur. Die nämlich ist in einem zweidimensionalen Cartoon-Look gehalten, der in krassem Gegensatz zum Grafikansatz der Minispiele an sich steht. Ich konnte mich als Fan von Tom & Jerry sowie den Looney Tunes auf der einen sowie Ren & Stimpy auf der anderen Seite sehr schnell mit den 2D-Rabbids anfreunden.

 

Fazit

Der zweidimensionale Grafikstil für die Einleitungen der Minispiele sowie die Menüstruktur mag nicht jedermanns Sache sein. Und auch die optionale Benutzung des Balance Boards mag bei dem einen oder anderen ein Naserümpfen oder Stirnrunzeln verursachen. Doch abseits dieser kleinen Probleme hinsichtlich Präsentation und Steuerung zeigen sich die Chaos-Langohren von ihrer besten Seite. Innerhalb der über 50 Disziplinen zeigt sich zwar die eine oder andere spaßreduzierte Herausforderung und bedingt durch Wiederholungen und minimale Variationen reduziert sich die Gesamtzahl an unterschiedlichen Minispielchen deutlich. Doch vor allem im für bis zu acht Spieler möglichen Party-Modus -und gleichzeitigem Einsatz des Boards- kommt mit den Hasen der alt bekannte Spaß auf. Die TV-Party der Rabbids erfindet das Minispielsammlungs-Rad wahrlich nicht neu. Aber die Hasen zeigen auch, wieso sie seit dem Wii-Start unangefochten den Platz an der Sonne einnehmen. Witzig, unterhaltsam und trotz einer Überempfindlichkeit des Balance Boards gut zu kontrollieren, kann man den Rabbids eigentlich nur eines vorwerfen: Sich zu sehr auf Bewährtes zu verlassen, anstatt auch hinsichtlich der angebotenen Minigames vielleicht das eine oder andere Risiko einzugehen. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch.

Pro

über 50 Minispiele
gute Balance Board-Einbindung...+ ... die zudem nur optional ist
Party-Modus für bis zu acht Spieler
gute Einleitungs-Sequenzen im 2D-Cartoon-Stil
abwechslungsreiche Steuerungs-Anforderungen
größtenteils gute Gesten-Erkennung

Kontra

manche Minigames vergessenswürdig
einige Games inhaltsähnlich
Balance-Board-Steuerung sehr empfindlich
für Solisten wenig mehr als Training mit Unterhaltungswert

Wertung

Wii

Die chaotischen Ur-Hasen der Wii´schen Minispiel-Kultur haben es immer noch drauf. Egal, ob mit oder ohne Balance Board sind die Hasen ein Garant für Partyspaß.

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