Toki Tori23.05.2008, Jan Wöbbeking
Toki Tori

Im Test:

Lasst euch nie vom niedlichen Erscheinungsbild eines Kükens täuschen. Die Biester haben es faustdick hinter den Ohren! Kenner des Jump'n'Run-Oldies New Zealand Story wissen, wovon ich spreche: Bei Spielen mit einem Jungvogel in der Hauptrolle steckt meist ein beinharter Schwierigkeitsgrad hinter der putzigen Fassade. Auch der Plattform-Knobler Toki Tori macht da keine Ausnahme.

Vorsicht, harte Nuss!

Anders als bei Taito's Jump'n'Run-Oldie mit dem kleinen neuseeländischen Kiwi wird bei Toki Tori nicht eure Fingerfertigkeit, sondern eure Kombinationsgabe auf die Probe gestellt. GameBoy Color-Besitzer durften sich bereits vor sieben Jahren den Kopf über das Knobel-Küken und seine unergründlichen Wege zerbrechen. Rechtzeitig zum Start von Nintendos neuem Download-Service WiiWare legt der holländische Entwickler Two Tribes sein Erstlingswerk neu auf.  Bis auf kleine Änderungen erwarten euch die gleichen Levels wie zu Beginn des Jahrtausends.

Besserwisser können mit einer zweiten Fernbedienung Hinweise auf den Bildschirm kritzeln.
Der Grafik wurde ein dezentes Facelifting verpasst: Euer gefiederter Held watschelt immer noch seitlich durch die kleinen, zweidimensionalen Räume, allerdings wurden die Hauptfigur, die Bilderbuchkulissen und die patroullierenden Stachelschweine und Geister neu gerendert. Das Ergebnis erinnert immer noch an ein einfaches Download-Spiel, doch stilistisch passt alles genauso gut zueinander wie zu der fröhlichen Musik. Die Steuerung ähnelt dem Original: Bewegt ihr den Analogstick, trippelt Toki Tori nach rechts und links über die Plattformen und erklimmt Leitern - springen kann er nämlich nicht.

Beam mich nach links, Scotty!

Wollt ihr trotzdem hoch hinaus, kommen seine Spezialfähigkeiten zum Einsatz: Mit Hilfe einer Beam-Funktion befördert ihr das Küken auf eine angrenzende Plattform, die ihr nicht auf andere Weise erreichen könnt. Dazu zielt ihr einfach mit der Fernbedienung in die entsprechende Richtung und drückt auf den Feuerknopf. Oder aber ihr baut eine Brücke über einen kleinen Abgrund. Auch den Weg versperrende Ziegelsteine kann das Multitalent hinter sich hiefen. Werft ihr sie in die Lava,  könnt ihr sie außerdem als Brücke benutzen, denn echte Brückensteine sind meist rar und auch die anderen Spezialfähigkeiten dürft ihr pro Level nur begrenzt einsetzen. Außerdem könnt ihr z.B. gegnerische Schnecken mit einem Staubsauger bekämpfen, Geister in eine Falle locken und Stachelschweine zu einem Eisklumpen gefrieren, der auch als Brücke missbraucht werden kann.

Och, wie putzig: Toki Tori macht allerlei Faxen, wenn ihr euch wieder einmal länger den Kopf zerbrecht.
Ihr dürft übrigens auch eine Stelle im Level mit dem Cursor anpeilen und euer Küken per Tastendruck automatisch ans Ziel laufen lassen - doch die direkte Steuerung per Analogstick ist auf Dauer bequemer. Habt ihr einen Freund zu Gast, kann der euch mit einer zweiten Fernbedienung auf die Nerven gehen, indem er kleine Sternchen auf den Bildschirm malt. Einen spielerischen Wert hat das allerdings kaum.

Euer Ziel ist es stets, alle im Level verstreuten Eier einzusammeln. Um zu ihnen zu gelangen, müsst ihr nicht selten viele Möglichkeiten im Geiste oder real durchspielen. In der Wald-Idylle klappt das meist noch nach wenigen Versuchen, doch schon im der zweiten von vier Welten, dem Geisterschloss, bringen die vertrackten Konstellationen eure Gehirnwindungen ordentlich zum Dampfen. Wisst ihr einmal nicht weiter, könnt ihr eines der linearen Levels überspringen. Doch dieser Joker lässt sich nur einmal einsetzen. Ihr bekommt ihn erst zurück, wenn ihr den zurückgestellten Level doch noch löst. Die Entwickler haben offenbar selbst erkannt, dass einige Spieler verzweifeln werden und geben daher in einem Text zwischen den Levels den Tipp, die Support-Adresse www.tokitori.com/support zu besuchen. Immerhin gelangt ihr direkt nach den ersten zehn Levels einer Welt direkt in die nächste. Die extraschweren Bonus-Levels, die am Ende jeder Welt auf euch warten, könnt ihr euch für später aufsparen.

Fazit

Wiiware entwickelt sich schon zum Start zu einer attraktiven Adresse für Knobelfreunde: Wenn euch die Rätsel in LostWinds zu lasch waren, ist Toki Tori genau das Richtige für euch: Das Austüfteln des richtigen Weges in den kleinen, aber intelligent gestalteten 2D-Levels macht von der ersten Sekunde an süchtig. Allerdings brauchen sogar Profis eine Engelsgeduld für dieses Spiel. Schon in der zweiten Welt müsst ihr euren Gehirnschmalz gehörig anstrengen, um sämtliche Hindernisse zu überwinden. Schade, dass es nicht mehr einfache Räume zum Aufwärmen gibt. Außerdem hätte ich mir gewünscht, die Levels nicht linear abarbeiten zu müssen. Ist der einzige Joker verbraucht, müsst ihr euch wohl oder übel die Zähne an einem Level ausbeißen - oder die Entwickler bzw. das Internet konsultieren. Eidos' Honeycomb Beat auf DS zeigt, wie es besser geht: Dort schaltet ihr mehrere Levels frei und könnt euch dann aussuchen, an welchen davon ihr euch danach versucht. Erfahrene Tüftler sollten sich den nur 800 Wii-Points günstigen Schädelspalter aber auf keinen Fall entgehen lassen.

Pro

<P> jede Menge knackige, intelligent konstruierte Rätsel
zuckersüßes Figuren-Design</P>

Kontra

<P>
teils frustig harte Kopfnüsse
Schwierigkeitsgrad steigt zu schnell an
es gibt kaum Möglichkeiten, Levels zu überspringen</P>

Wertung

Wii

Niedlich aber bockschwer: Das Remake des Plattform-Knoblers bringt die grauen Zellen in Wallung.

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