Wii Sports Resort23.07.2009, Jan Wöbbeking
Wii Sports Resort

Im Test:

Nintendo möchte Wii-Besitzer wieder vom Sofa scheuchen und in Wallung bringen: Ein Jahr nach Wii Fit kommt jetzt das nächste Sportspiel aus Kyoto. Aber keine Bange: All zu ausschweifend braucht man in Wii Sports Resort (ab 61,95€ bei kaufen) nicht vor dem Fernseher herumzuhampeln. Statt Fitness-Training steht wie im Vorgänger Wii Sports der Mehrspielerspaß im Vordergrund: Bis zu vier Spieler kämpfen in zwölf kleinen Disziplinen wie Golf, Basketball und Bogenschießen gegeneinander, welche speziell auf das mitgelieferte Zubehör Wii-MotionPlus zugeschnitten wurden.

Wii MotionPlus only!

Ohne das kleine, auf die Fernbedienung aufgesteckte Kästchen geht gar nichts: Ich kann zwar durch die Menüs navigieren, doch die Spielchen lassen sich nur mit Wii MotionPlus starten -

Über den Wolken wirkt die Grafik nicht so karg wie am Boden.daher wird der Titel auch nur im Bundle ausgeliefert. Also fleddere ich die gefühlten 100 Seiten Sicherheitswarnungen aus der Verpackung und  quetsche die Fernbedienung in die wabbelige Gummihülle mit dem darin steckenden Aufsatz. Danach wird der nun extragroße Controller noch einmal zur Kalibrierung kopfüber auf den Boden gelegt - dann kann es losgehen. Auf der sportlichen Insel warten ganze zwölf Disziplinen auf mich.

In einer davon darf mich sogar in ein kleines Propellerflugzeug schwingen, mir alle Sportstätten aus der Luft anschauen und das Eiland nach versteckten Orten absuchen. Oder ich ballere unserem Video-Redakteur Dieter im unübersichtlichen Splitscreen-Duell die Ballons vom Heck. Der Flieger lässt sich intuitiv steuern: Er bewegt sich stets in die Richtung, in die ich meine Fernbedienung richte - dank der Technik lassen sich kinderleicht kleine Loopings und Schrauben ausführen.

Jetzt geht's rund...

Schon hier zeigt sich der Vorteil von Wii MotionPlus: Wenn man in älteren Spielen wie Marbles! Balance Challenge den Controller komplett senkrecht kippen musste, 

Der Klassiker Bowling ist noch besser geworden: Dank Wii MotionPlus kann man der Kugel einen präziseren Drall mit auf den Weg geben.resultierte das mitunter in ruckartigen oder falsch erkannten Bewegungen. Dank des schnuckeligen Kästchens kann ich die Fernbedienung durch den Raum schwingen, nach oben, unten oder sogar auf die Wampe richten - die Bewegungen werden stets exakt erkannt. Wie das im Detail funktioniert, erklärt euch übrigens unser Technik-Check. Die schlecht erkannten Gesten für den Extra-Boost und das Abbremsen hätten sich die Entwickler allerdings sparen können.

Im einfachen Formations-Fallschirmspringen sehe ich die Kulisse ebenfalls aus der Luft. Aus der Entfernung macht sie sogar einen idyllischen und einigermaßen ansehnlichen Eindruck. Doch sobald ich mich ihr in einer der anderen Sportarten nähere, stechen sofort die groben Texturen und der Mangel an Details ins Auge. Lediglich die ordentlich animierten Wogen auf dem Meer lassen die Insel ein wenig hübscher erscheinen.

                          

Die Party geht weiter!

Am Interessantesten sind auch diesmal wieder die Klassiker Bowling und Golf, die schon im Vorgänger für einige lustige Abende gesorgt haben. Beim Bowling steuert sich alles wie gehabt: Einfach die Fernbedienung nach vorne schwingen, den B-Knopf loslassen und schon rauscht die Kugel den Pins entgegen. Die extragroße Murmel reagiert aber deutlich feinfühliger als im ersten Wii Sports und in AMF Bowling Pinbusters! Mit einer Drehung der Hand kann ich haargenau den Spin dosieren. Außerdem folgt sie nicht ständig einem Linskdrall wie im Vorgänger. Lustig sind auch die Extra-Modi, in denen man sich an beweglichen Hindernissen vorbeimogelt oder sogar ganze 100 Kegel auf einen Schlag wegbrezelt.

Kurzweilig: Beim Schwertkampf zeigt die Klinge in die gleiche Richtung wie die Fernbedienung.Auch im Golfspiel wurde die Handhabung dezent verbessert, was vor allem beim Putten deutlich wird. Über Kopf gehalten werden darf der Controller dabei übrigens nicht mehr. Im Vorgänger konnte man so das Spiel austricksen und die Schlagkraft feiner dosieren. Auf dem gleichen Platz wird auch die Disziplin Frisbee Golf gespielt. Sie funktioniert ähnlich, nur dass statt eines Balls die Flugscheibe mit möglichst wenigen Versuchen zum Ziel befördert wird. Der Plastikteller gleitet nicht so realitätsgetreu aus der Hand wie in Tiger Woods PGA Tour 10 . Vor allem das Timing beim Loslassen ist zu Beginn eine knifflige Angelegenheit. Trotzdem ist die Disziplin eine der unterhaltsamsten in der Sammlung, weil man eine recht authentische Wurfbewegung neben dem Körper ausführt. Falls ihr euch in ein gutes und vor allem realistisches Golfspiel hineinfuchsen wollt, solltet ihr aber unbedingt zur Konkurrenz von EA greifen. Dank Karriere- und Online-Modus bietet der Tiger um Welten mehr Langzeitmotivation.

»Wii MotionKlopp«

Auch einige der neuen Sportarten sorgen in geselliger Runde für einen erfreulich hohen Geräuschpegel. Vor allem beim Schwertkampf wird's laut: Die familienfreundlichen knallbunten Schlaginstrumente erinnern zwar eher an die American Gladiators als an ein echtes Schwert, zur Sache geht es trotzdem. Mit meiner »Klinge« prügele ich direkt auf den Rumpf, die Beine und die Rübe von Kollege Dieter ein - bis er schließlich mit rudernden Armen und unter höhnischem Gelächter vom Rand der runden Plattform plumpst. Das Schlaginstrument bleibt auch in der Deckung immer genu so ausgerichtet, wie ich die Fernbedienung halte. Nur beim Ausführen der Schlagbewegung ist noch eine kleine Geste nötig - ähnlich wie in Red Steel 2 .

Es gibt sogar eine Art »Rail-Klopper«, in dem man sich als Einzelkämpfer auf vorgegebenen Inselpfaden mit Kombos durch Horden unterschiedlich starker Miis holzt. Das ist zwar genauso wenig abendfüllend wie die Beulerei gegen einen Freund - kurzzeitig macht's aber Spaß. Ebenfalls einfach aber lustig fällt das Streetball-Spielchen aus: Statt die Sportler eigens über den Platz zu bewegen, muss ich lediglich im richtigen Moment meinem Gegenspieler den Ball aus der Hand kloppen, passen, dribbeln und den Ball schließlich mit einer Wurfbewegung versenken. Auch das Bogenschießen macht Laune: Die Fernbedienung wird aufrecht wie ein Bogen gehalten und das Nunchuk spannt die Sehne. Nach dem Loslassen des Z-Triggers flitzt der Pfeil zur Scheibe.            

Nicht schon wieder schwammige Gesten...

Wie vielen Minispielsammlungen hat auch Wii Sports Resort seine Gurken: Das sind genau die Sportarten, in denen Gesten elementarer Bestandteil der Steuerung sind, aber nicht immer richtig erkannt werden. Dazu gehören vor allem die Wassersportarten: Das Jetboot-Rennen im Waverace-Stil könnte dank ordentlich simulierter Wellen sogar richtig nett sein, wenn nicht die umständliche Handhabung wäre: Ab und zu deutet das Spiel eine Lenkbewegung als Turboschub-Geste und schon fliege ich unabsichtlich mit Nitro aus der Kurve. Umständlich ist auch, dass man die beiden Controller wie zwei Lenkergriffe vor sich in der Luft halten muss. Das mag zwar der echten Haltung entsprechen, ist aber unpräzise und anstrengend.

Schade um die schönen Wellen: Beim Wakeboarding hat man wenig Einfluss auf die Sprungausführung.Im Tischtennis schlägt mein Alter Ego ebenfalls nicht immer so zu, wie ich es mir vorstelle. Auch die Gesten beim Fahrrad- und Kanufahren sorgen für schwammige Handhabung und Frust und lassen diese Disziplinen eher wie eine Beschäftigungstherapie wirken. Schade ist auch, dass Nintendo sich keine Gedanken um einen Online-Modus gemacht hat. Außerdem gibt es weder im Netz noch im Spiel selbst Highscorelisten. Lediglich meinen eigenen Fortschritt kann ich beobachten.

Kein Spiel für die Ewigkeit

Auch für einen einsamen Athleten wird es nach ein paar Stunden öde - schließlich gibt es keine motivierende Singleplayer-Variante wie in ausgewachsenen Sportspielen oder in Job Island . In letzterem Titel waren zwar die Minispielchen grausam schlecht, aber wenigstens bot es eine ordentliche Karriere mit lustiger Rahmenhandlung. Immerhin darf ich Extra-Schwierigkeitsgrade und Spielregeln freischalten und auf der Insel jede Menge Spezialaufgaben erledigen, wodurch ich mir sogenannte Stempel verdiene. Mal muss beim Basketball in letzter Sekunde ein Korb geworfen, ein anderes mal ein verstecktes Geheimziel am Bildrand mit dem Bogen abgeschossen werden.              

Fazit

Für eine kurze Session mit Papa, der Freundin oder ähnlich spielunerfahrenen Gästen eignet sich Wii Sports Resort genauso gut wie der Vorgänger - und diesmal werden sogar ganze zwölf Disziplinen mitgeliefert! Die Klassiker Bowling und Golf lassen sich dank Wii MotionPlus noch präziser steuern und auch viele anderen Disziplinen wie Bogenschießen oder Basketball sorgen für Partystimmung und profitieren von der genaueren Handhabung. Schön auch, dass man viele davon mit nur einer Fernbedienung zocken kann. Leider haben die Entwickler andere Sportarten wie Jetboot und die Fahrradtour mit ebenso ungenauen wie unnötigen Gesten versaut. Auch Präsentation und Langzeit-Motivation lassen zu wünschen übrig. Hallo Nintendo - wir schreiben das Jahr 2009! Die an Erfolge erinnernden Extra-Aufgaben sind zwar ein netter Bonus, aber wo bleibt ein Online-Modus oder eine strukturierte Einzelspielerkarriere? Warum gibt es nicht einmal eine vernünftige Highscore-Liste, in der ich mich mit anderen Spielern messen kann? Sei's drum: Für einige äußerst lustige Spieleabende mit Freunden ist der Insel-Ausflug allemal gut.

Der Test in Kurzform: Zum Video-Fazit

Pro

<P>
prima für Familien, Parties oder eine Runde zwischendurch
unkomplizierter Einstieg
12 Disziplinen
einige davon im Multiplayer mit nur einem Controller spielbar
Wii MotionPlus wird intensiv eingesetzt
Klassiker Bowling und Golf jetzt feinfühliger steuerbar
motivierende Disziplinen wie Frisbee, Bogenschießen und Basketball
lustiges hektisches Schwertgekloppe</P>

Kontra

<P>
weder Online-Modus noch Internet-Ranglisten
Highscore nur vor und nach einem Spiel einsehbar
meist sehr einfach gestaltete Kulissen
frustrierende Gesten-Befehle bei Wakeboard, Jetboot u.a.
keine Singleplayer-Kampagne
keines der Spielchen motiviert so lange wie in einem guten Sportspiel</P>

Wertung

Wii

Spaßiges Partyspiel mit vielen Disziplinen und intensiver Wii-MotionPlus-Einbindung, aber leider ohne Online-Unterstützung und Einzelspieler-Karriere.

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