Pikmin - New Play Control!11.02.2009, Jörg Luibl
Pikmin - New Play Control!

Im Test:

Wie heißt das erste Konsolenspiel, das eindrucksvoll beweisen konnte, dass kreative Echtzeit-Strategie auch mit Gamepad möglich ist? Pikmin. Dieser Geniestreich aus dem Jahr 2002 hat nicht nur viel zum Charme des GameCube beigetragen, sondern auch einen weiteren schweren Meilenstein in der Vita seines Designers Miyamoto hinterlegt. Und Nintendo ging damit endlich frische Wege abseits von Mariolinksupersmash. Jetzt wurde der Klassiker für Wii neu aufgelegt - was steckt drin?

Die neue Freiheit

Hau-ruck, hau-ruck - die Pikmin schleppen das erste Raumschiffteil zum abgestürzten Flieger, während Captain Olimar die Gegend im Auge behält.
Dreißig knallrote Däumlinge tragen ein schweres Raumschiffteil durch einen kunterbunten Garten. Ich bewege den unfreiwillig gestrandeten Captain Olimar mit dem Analogstick des Nunchuks aufmerksam hinterher, während ich die Welt aus Gräsern, Blüten, Kartons und Pilzen beobachte: Schon die erste Wiese ist leider nicht mehr als eine platt gebügelte Fläche. Hey, sieht das aus wie ein GameCube-Starttitel? Ja. Und spielt sich genau so wie Pikmin  vor sieben Jahren (4P-Wertung: 88%)? Ja. Aber was soll's: Das Artdesign drumherum ist immer noch putzig und sympathisch.

Und außerdem geht es um Echtzeit-Strategie in einem floralen Mikrokosmus - und da muss die Steuerung stimmen, wenn ich in 30 Tagen alle Raumschiffteile für den Abflug finden will: Zur besseren Übersicht kann ich das Digikreuz drücken, um zwischen verschiedenen Perspektiven zu wechseln; so lässt sich das Geschehen auch aus der Höhe managen. Über Z kann ich die Kamera auch wieder hinter mir zentrieren, wenn ich mal die Orientierung verloren habe.

Wenn ich irgendwo einen Stengel sehe, ziele ich mit der Remote darauf, drücke A und schon fliegt ein Pikmin darauf zu - kurz darauf verrichtet er seine Erntearbeit. Sehr schön ist, dass ich die bunten Helfer auch auf einen B-Druck um mich

30 Tage sammeln und kämpfen. Alles wie gehabt, alles wie anno 2002 auf dem GameCube: Nintendo hat lediglich die Steuerung angepasst und 16:9-Unterstützung integriert.
scharen, dass ich sie militärisch formieren und vor oder nach dem Wurf kinderleicht nach Farbe sortieren kann. All das kennt man vom GameCube-Original. Zusammen mit der Möglichkeit, die Remote als Zielvorgabe für die Marschrichtung zu nutzen, versprüht die neue Steuerung jedoch fast so etwas wie ein freies Mausgefühl.

Kein Remake, eine Portierung

Macht das Spiel jetzt mehr Spaß als anno 2002? Nein. Die Steuerung ist zwar intuitiver, aber die Spielmechanik ist dieselbe und die Präsentation ist ebenfalls dieselbe. Sprich: Nintendo hat weder die grafische noch die akustische Feile angesetzt und auch das Leveldesign nicht angerührt. Das ist schade, denn so muss man sich trotz des großartigen Spielkonzeptes auch im Jahr 2009 mit schwacher Technik und lieblos abgespulten Textwüsten statt Sprachausgabe zufrieden geben. Auch Multiplayer- oder Online-Modi findet man nicht.

Unterm Strich gibt es hier also kein edles Remake mit kreativen Zusätzen, sondern eine reine Portierung auf die neue Steuerung und das HD-Zeitalter samt einer 16:9-Unterstützung, mit der der GameCube-Klassiker natürlich nicht dienen kann. Dass Nintendo die alternative Steuerung über dessen Gamepads nicht anbietet, ist allerdings schade. Scheinbar werden alle New Play Control!-Spiele der kommenden Wochen und Monate diese Einschränkung mit sich bringen und exklusiv mit Nunchuk und Remote spielbar sein. An alle GameCube-Nichtkenner, unwissende Neuspieler oder Kinder mit Geburtstag vor Augen: Schaut euch diesen Test aus dem Jahr 2002 an, wenn ihr mit dem Kauf liebäugelt.

      

Fazit

Die New Play Control!-Spiele sind ein cleverer Schachzug von Nintendo, wenn man an die Millionen Wii-Besitzer weltweit denkt, die den GameCube vielleicht nicht mal kennen - das müsste wirtschaftlich aufgehen. Zumal die Japaner nicht mehr als nötig investieren, wenn es um die Anpassung dieses Klassikers an die neue Konsole geht. Die Wii-Steuerung ist in der Tat komfortabler als die alte, da sie fast für ein Mausgefühl sorgt. Aber es handelt sich um eine reine Portierung, die weder grafisch noch akustisch oder inhaltlich verbessert wurde. Wer das Spiel schon kennt, wird hier also nicht positiv überrascht. Die Kulisse bleibt natürlich eine bezaubernde, aber zeigt im Detail denselben Texturmatsch wie das komplette Line-Up des Würfels von vor sieben (!) Jahren, Sprachausgabe und Online-Funktionalitäten bleiben genau so Fehlanzeige wie erweiterte Levels oder Spielmodi. Die Faszination aus GameCube-Tagen ist einfach verflogen - zumal der Nachfolger Pikmin 2 deutlich besser war: Mehr Arten, mehr Taktik, mehr Komfort, besseres Leveldesign. Und weil der auch noch als New Play Control!-Variante kommt, gibt es eigentlich keinen Grund, jetzt schon bei diesem lauwarmen Aufguss für Neukunden zuzuschlagen. Zum Thema "30 Euro und günstig": Das GameCube-Original aus dem Jahr 2002 kann man deutlich billiger erwerben. Und warum gibt es nicht gleich ein Doppelpack aus beiden Pikmins? Natürlich wird aus einem großartigen Strategiespiel wie Pikmin kein schlechtes, nur weil man es 1:1 umsetzt. Aber ein echtes Remake wäre edler und angemessener gewesen, um mehr als ein halbwegs befriedigtes Abnicken zu ernten: Ich will für Wii kein billig nachproduziertes Pikmin 1 und 2, ich will ein neues Pikmin 3 mit Online-Unterstützung, kreativeren Levels und schönerer Kulisse!

Pro

komfortablere Steuerung
16:9/HD-Unterstützung

Kontra

sieben Jahre altes GameCube-Spiel
keine grafischen Verbesserungen
keine akustischen Verbesserungen
keine inhaltlichen Verbesserungen
kein Spiel mit GameCube-Controllern möglich

Wertung

Wii

Wer Pikmin auf dem GameCube hat oder kennt, braucht diese 1:1-Umsetzung nicht.

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