Klonoa25.05.2009, Jörg Luibl
Klonoa

Im Test:

Es gab einmal eine Zeit, da blühte das kunterbunte Springen und Rennen regelrecht auf. Nicht nur große Namen wie Mario, Sonic, Rayman oder Crash Bandicoot hallten da durch das Genre - auch viele kleine und neue Helden klingelten an der Tür der kreativen Jump'n Runs. Manche davon wie Sly oder Jak blieben Kennern bis heute im Gedächtnis haften. Und auch die kleine Katze mit den Schlappohren gehört dazu: Klonoa. Atari hat sich dem Klassiker angenommen und präsentiert ein Remake für Wii.

Vom Albtraum ins Abenteuer

Klassisches Jump'n Run in märchenhaftem Design: Das PSone-Klonoa kehrt auf Wii zurück. Hier die ersten Videos: Spielszenen 1 und Spielszenen 2.
Einmal schlecht geträumt und schon muss man den Helden spielen: Klonoa ahnt den Untergang seiner Heimatwelt Phantomile voraus, als sich ein Raumschiff in einen Berg bohrt und das Böse frei lässt. Was sich genau dahinter verbirgt, muss das schwarzweiße Katzenwesen mit den langen Schlappohren allerdings erst herausfinden. Auf seiner Reise durch sechs Welten trifft er auf gute Ratgeber, verzweifelte Könige und natürlich gemeine Feinde.

Zwar kommt die Story mit ihren Bonboncharakteren zunächst nicht über ein Teletubby-Niveau hinaus, aber dafür gibt es nicht nur alle Dialoge in deutscher Sprachausgabe, sondern auch so manche überraschende Wendung. Die verleihen dem Abenteuer dann sogar eine traurige Note, welche die ansonsten kitschige Präsentation auf ein angenehmes Märchen-Niveau bringt - Klonoa ist damit auch das ideale Spiel für Kinder. Aber es ist auch ein kurzweiliges Abenteuer für jung gebliebene Jump'n Run-Freunde.

Jump'n Run mit Rätselflair

Warum? Weil Klonoa mit einer Mischung aus klassischen Sprung- und Timing- sowie erfrischenden Rätsel-Elementen besticht, die Schalteraufgaben sowie das Ausnutzen von Verwandlungen beinhalten. Zwar lief die Serie erst im Jahr 2001 mit Klonoa 2 zur Hochform auf, aber schon diese Premiere deutete an, wie kreativ Namco sein und wie viel frischen Wind man

Klonoa hat fünf Herzen als Reserve: Aber trotz beweglicher Plattformen und vieler Monster ist das Spiel ein leichtes.
auch noch im Bereich der 2,5D-Plattformer entfachen kann. Es geht nicht nur von links nach rechts zur Sache, ab und zu schwenkt die Kamera auch in die Tiefe hinein, so dass sich nicht nur labyrinthartige Wege ergeben, man kann auch nach hinten und vorne werfen, um z.B. Schätze zu finden.

Es geht innerhalb der Spielmechanik also nicht nur um das geschickte Ausweichen, Hüpfen und Klettern, sondern auch darum, die kunterbunte Umgebung und ihre Monster genau zu erkunden oder gar die Nacht abzuwarten, um Geheimnisse zu entdecken oder einen Weg zu scheinbar unerreichbaren Plattformen zu finden. Zwar wirkt hier alles noch sehr überschaubar, aber manche Abschnitte des Leveldesigns deuten bereits an, was der Nachfolger ein paar Jahre später so perfektionierte, dass einige zeitlose Leveldesign-Highlights entstanden sind. Allerdings bereiten sie in diesem Remake letztlich nur mehr Appetit als dass sie satt machen

 

Die Steuerung ist sehr präzise. Gespielt werden kann übrigens sowohl mit Nunchuk und Remote, wenn man das bewegungssensitive Schütteln für den Wirbelwind mag, aber man kann auch alleine mit der quer gehaltenen Remote oder den anderen Controllern loslegen. Besitzer von HD-Fernseher können zusätzlich einen Grafikfilter einschalten, um das Flimmern einzudämmen.          

Das kleine blaue Jojo

Die Bosskämpfe sind mal sehr kreativ, mal zu schnell durchschaut und immer zu leicht.
Das Katzenwesen kann auf den ersten Blick nicht viel: Weder ein direkter Doppelsprung noch ein Kopfsprung auf Monsterköpfe à la Mario oder ein Sprint à la Sonic steht zur Verfügung. Klonoa kann lediglich springen und sich dann über einen Ohrenwirbel eine Zeit lang in der Luft halten - das ist wiederum ideal, um Hindernisse zu überwinden oder im Luftstrom aufwärts zu segeln. Das Besondere ist jedoch, dass Klonoa auf seiner Suche von einem kugelrunden blauen Wesen begleitet wird, das man wie eine Art Jojo werfen kann, um Schalter zu bedienen, große Monster einzufrieren oder kleine zu schnappen.

Und genau das ist der Clou: Hat man ein Wesen einmal geschnappt, kann man es sowohl als Wurfgeschoss einsetzen, um z.B. Eierschalen oder Feinde zu knacken oder sie zu verwandeln, oder man nutzt es für einen Doppelsprung, um weiter nach oben zu gelangen. Manchmal muss man sogar in der Luft das nächste Monster schnappen um einen doppelten Doppelsprung zu meistern. Die an bunte Pokémons erinnernden Kreaturen überzeugen mit ganz unterschiedlichem Verhalten, das man ausnutzen muss: Manche scheinen zunächst unverwundbar, andere verstecken sich erst unter einem Panzer und ganz große lassen sich als Trampolin nutzen.

Viel Appetit, wenig Sprungfutter

Leider gibt es von diesen kniffligen Herausforderungen aber letztlich zu wenige, so dass man sich mit etwas Erfahrung viel zu schnell, schon in knapp fünf bis höchstens sechs Stunden, durch eine Welt kämpft, die in ihren besten Momenten mit toller Plattform-Action sowie zauberhaftem Licht und stimmungsvollen Wolkenschatten besticht - so muss ein Remake aussehen, das die Stärken des Wii einsetzt; zumal im Gegensatz zum Original jetzt auch alle Cutscenes in schöner Spielgrafik zu sehen

Hier wird es endlich etwas kniffliger: Klonoa muss das Monster über seinem Kopf genau über dem fiesen Gelf Bolm in einem Doppelsprung nach unten jagen.
sind.

Aber leider wird man auch zu oft ernüchtert: Die Wald-Abschnitte wirken nicht nur hinsichtlich der Texturen plötzlich fade, sondern auch das Figurendesign und der Anspruch enttäuschen. Man hat ohnehin das Gefühl, dass der Schwierigkeitsgrad gegenüber dem PSone-Original deutlich nach unten angepasst worden ist - vor allem die Bosskämpfe sind viel zu einfach und hätten auch hinsichtlich ihrer schnell durchschauten Prinzipien generalüberholt werden müssen. Obwohl einige, wie jener gegen Joker auf einer sich drehenden Plattform, bei der sich die Farben der einzelnen Bodenplatten ändern, angenehm kreativ designt sind, reichen ein paar Treffer, um erfolgreich zu sein.

Lediglich die freischaltbaren Bonuslevels beweisen, dass dieses Klonoa auch Veteranen ins Schwitzen bringen kann - aber davon hätte es in der Kampagne mehr geben müssen. Scheinbar war ein Designziel des Remakes neben der lobenswerten Verschönerung und Sprachunterstützung auch die Vereinfachung für das Wii-Publikum. Das verdeutlicht auch die einzige Zusatzfähigkeit: Im Gegensatz zum Original kann Klonoa über ein Nunchuk-Schütteln für einen Wirbelsturm sorgen, der die ohnehin wenig fordernden Gegner auch noch verlangsamt.

    

Fazit

Klonoa gehört für mich zu den kreativsten Jump'n Runs der Spielegeschichte - aber damit meine ich vor allem den zweiten Teil, der 2001 auf der PlayStation 2 erschien. Atari hat sich in diesem Remake der Premiere angenommen, die Namco im Jahr 1997 auf der PSone veröffentlichte. Und auch die bestach bereits mit einer angenehmen Mischung aus Akrobatik und Rätselei, die in den kunterbunten 2,5D-Levels immer wieder dazu animiert, jedes Geheimnis zu finden. Dieses charmante Flair zieht einen auch heute in den Bann: Das Katzenwesen ist deshalb so sympathisch, weil es den Monstern nicht einfach auf den Kopf springen oder diese angreifen kann, sondern weil es die Umgebung oder gar die Tageszeit genau so geschickt ausnutzen muss wie seinen blauen Jojo-Helfer. Zwar hat man diesen Klassiker grafisch und akustisch sehr gut modernisiert, aber man hat ihn weder kreativ an die bewegungssensitiven Möglichkeiten des Wii angepasst noch interessantes Neues integriert. Außerdem hat man ihn hinsichtlich der Schwierigkeit zu deutlich entschärft. Das ist schade, denn so ist man mit etwas Übung schon nach fünf Stunden durch und will mehr. Unterm Strich ist Klonoa ideal für Kinder und als Zeitvertreib auf einer Konsole geeignet, die viel zu wenig gute Jump'n Runs im Angebot hat. Aber Kenner oder gar Besitzer des PSone-Originals werden einfach nicht satt genug.

Pro

gutes Remake des PSone-Klassikers (1997)
Jump'n Run mit Rätselflair
intelligentes 2,5D-Leveldesign
viele versteckte Items & Stages
buntes & charmantes Artdesign
komplett deutsche Sprachausgabe

Kontra

zu lange zu einfach
sehr kleine Abschnitte
nur fünf Stunden Spielzeit
wenig spektakuläre Bosskämpfe
schwankende Grafik
& Leveldesign-Qualität- fast keine kreativen Anpassungen an die Wii-Steuerung

Wertung

Wii

Akustisch und grafisch sehr gutes, aber auch viel zu leichtes und kurzes Remake.

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