Final Fantasy: Crystal Chronicles - My Life as a Darklord07.08.2009, Jens Bischoff
Final Fantasy: Crystal Chronicles - My Life as a Darklord

Im Test:

Mit My Life as a Darklord gehen Square Enix' Final Fantasy Crystal Chronicles-Ambitionen auf WiiWare bereits in die zweite Runde. Während man in My Life as a King noch als adliger Städtebauer unterwegs war und mutige Abenteurer in monsterverseuchte Dungeons schickte, tritt man nun als Turmbauerin des Bösen auf den Plan, die aufmüpfige Helden aus ihren Gemäuern vertreiben muss. Welche Aufgabe macht mehr Spaß?

Tower Defense trifft Dungeon Keeper

My Life as a Darklord stellt eine originelle Variante des schon mit Crystal Defenders auf WiiWare Einzug erhaltenen Tower Defense -Genres dar, die zudem Erinnerungen an Dungeon Keeper oder Trapt weckt.

Die Präsentation des WiiWare-Titels weiß zu gefallen und lädt oft zum Schmunzeln ein.
Statt einfach nur Abwehr-Einrichtungen bzw. -Figuren zu platzieren, ist man auch für das Kartendesign aktiv verantwortlich. Man beginnt quasi jedes Level mit einem ungeschützten Turm, in den Welle um Welle verschiedener Heldengruppen eindringt, um den Kristall in der Turmspitze zu zerstören. Um das zu verhindern, gilt es fleißig Stockwerke zu bauen und mit Monstern zu füllen, die dem Abenteureransturm Einhalt gebieten.

Dazu stehen euch anfangs nur wenige Möglichkeiten zur Verfügung, die im Verlauf der insgesamt fünf regulären Story-Kapitel allerdings immer umfangreicher werden und je nach Art der Eindringlinge natürlich unterschiedlich effektiv sind. Generell funktioniert das Ganze nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip: Im Nahkampf versierte Monster machen mit Schützen kurzen Prozess, die hingegen Magiern keine Chance lassen, die aber wiederum Krieger gekonnt ausstechen. Darüber hinaus gibt es auch noch Allround- und Heilerklassen. Zudem sind manche Spezies stark, aber langsam, andere wiederum schwach, aber schnell und auf alle sollte man entsprechend vorbereitet sein.

Daher gilt es auch beim Bau der Stockwerke die Art der Invasoren stets zu berücksichtigen. So gibt es eher schwachbrüstige Etagen, die Platz für mehrere Monster bieten oder stabile Gemäuer, die oft nur einem eurer Schergen Unterschlupf gewähren. Zudem beheimatet jedes Stockwerk ein magisches Artefakt, das offensive, defensive oder Status verändernde Wirkungen hat und bei seiner Zerstörung das Stockwerk zum Einsturz bringt. 

Die Handhabung ist simpel, die spielerische Herausforderung jedoch hoch - vor allem wenn man auf die Schützenhilfe kostenpflichtiger Zusatz-Downloads verzichtet.
Diese Artefakte können beispielsweise träge Monster in Hast versetzen, schwachen einen Schutzschild verpassen, zähe Invasoren zusätzlich vergiften oder starke Abenteurer schwächen. Wichtig ist jedenfalls, dass man die entsprechenden Stockwerke und Monster zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle einsetzt, da die finanziellen Mittel begrenzt sind  und sich nichts rückgängig machen lässt. Später kann man auch noch erbeutete Schriftrollen einsetzen, die den Turm einmalig mit verschiedenen Flächenzaubern eindecken.

Fragwürdige Einschränkungen

Im Gegensatz zu anderen Tower Defense-Vertretern wird einem die Planung in My Life as a Darklord allerdings nicht leicht gemacht, da sich die genretypische Vorschaufunktion lediglich auf die unmittelbar nächste Welle beschränkt und man aufgrund der knapp bemessenen Finanzen nur selten angemessen auf böse Überraschungen reagieren kann. Dieses Handicap sorgt zwar für reichlich Nervenkitzel und Herausforderung, aber mitunter auch für jede Menge Frust. Man hat sogar teils das Gefühl, dass die Entwickler den unveränderbaren Schwierigkeitsgrad absichtlich so hoch angesetzt haben, um einem zum Kauf dubioser Zusatzinhalte zu bewegen, die lediglich dazu dienen, das Spiel leichter zu machen. Echtes Geld für virtuelle Finanzspritzen und zusätzlichen Angriffsschaden auszugeben, statt einen variablen Schwierigkeitsgrad anzubieten, hinterlässt jedenfalls einen ziemlich faden Beigeschmack...

Doch egal ob mit oder ohne kostenpflichtige Rückendeckung, das simple, aber facettenreiche Spielprinzip macht eine Menge Spaß, wird amüsant präsentiert und ist kinderleicht zu bedienen. Gesteuert wird mit horizontal gehaltener Remote über ein jederzeit aufrufbares, Spiel pausierendes Menü, für dessen Navigation man nur zwei Knöpfe benötigt.

Die Mini-Einblendung des Turms sorgt für Übersicht, die mickrige Vorschaufunktion leider nicht.
Hier wählt man neue Stockwerke oder Monster, die man dann in aller Ruhe platzieren und aufstufen kann. Alles andere läuft automatisch ab. Doch keine Angst, Langeweile kommt so schnell keine auf, da man ständig beobachten, abwägen und reagieren muss. Zudem erhält man für jeden abgewehrten Angreifer neben Geld auch Karma, mit dem man zwischen den einzelnen Levels seine Schergen dauerhaft stärken oder das Etagenlimit für den Turm schrittweise erhöhen kann.

So hat man selbst bei gescheiterten Einsätzen noch ein kleines Erfolgserlebnis und das üppige Download-Angebot umfasst neben fragwürdigen Bonusitems auch einen Extralevel, zusätzliche Stockwerks- und Monsterarten sowie mit Magie geladene Kostüme. Wer alles bisher angekündigte sein Eigen nennen will, muss allerdings tief in die Tasche greifen und am Ende mehr als für manches Vollpreisspiel berappen und das obwohl sämtliche Inhalte bereits zum Launch fertig gestellt waren...    

Fazit

My Life as a King war ein interessantes, aber leider auch sehr monotones und passives Spielvergnügen. Als Darklord hat man hingegen wie Kollege Overlord alle Hände voll zu tun, im ganzen Reich für Angst und Schrecken zu sorgen und immer neue Heldeninvasionen abzuwehren. Spielerisch fußt der Titel auf dem populären Tower Defense-Gerüst mit einer Prise Dungeon Keeper : Man errichtet neue Stockwerke und beschwört Monster, die dann eigenständig gegen Wellen von Eindringlingen kämpfen, die wiederum versuchen, die Turmspitze zu erreichen. Die Handhabung ist denkbar einfach, die Inszenierung amüsant und der fordernde Schwierigkeitsgrad sorgt für Motivation. Allerdings gibt es auch ein paar ärgerliche Schattenseiten. Zum einen beschränkt sich die Gegnervorschau gerade mal auf die nächste, unmittelbar bevorstehende Angriffswelle, was langfristige Planungen extrem schwer macht. Und zum anderen gibt es wie beim Vorgänger bereits jetzt eine Reihe kostenpflichtiger Downloads, die das ohnehin schon 1000 Wii-Punkte verschlingende Hauptspiel preislich locker überbieten, aber nur teilweise inhaltlich erweitern. Der Rest dient einfach nur dazu, das Spiel einfacher zu machen. Das hätte man mit einem variablen Schwierigkeitsgrad definitiv eleganter und kundenfreundlicher lösen können. Ganz abgesehen von der durchaus berechtigten Frage, warum man die ohnehin schon fertigen Inhalte nicht gleich direkt ins inhaltlich überschaubare Hauptspiel integriert hat. Wer damit leben kann oder bereit ist, sich ohne zusätzlichen Schnickschnack durchzubeißen, wird allerdings gut und wesentlich origineller als im ähnlich konzipierten Crystal Defenders unterhalten.

Pro

einfache Handhabung
charmante Präsentation
kurzweiliges Spielprinzip

Kontra

überschaubarer Umfang
dürftige Vorschaufunktion

Wertung

Wii

Kurzweiliger und origineller Tower Defense-Ableger mit fragwürdigem Download-Angebot.

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