Test: Metroid: Other M (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
03.09.2010
Spielinfo Bilder Videos
Ausbilder, Schwarm & Vaterersatz

Das technisch sehr gute Intro macht noch neugierig und Lust auf mehr.
Aber wer über mehrere Jahre hinweg mit ihr gegen Weltraumpiraten und Riesenmonster kämpfte, hat vielleicht mehr an Eigenwilligkeit und Charakter erwartet, was Figurendesign und Biografie angeht. Team Ninja präsentiert im Einstieg bloß ein blondes 90-60-90-Babe, das mit seinem hübschen Rehblick in jedem Anime auftauchen könnte - eine Disneyschönheit ohne Ecken und Kanten. Schade, dass man diese Kämpferin hier so schnell entmystifiziert. Aber dafür bietet man endlich Hintergründe aus ihrem Leben: Das Techtelmechtel zwischen ihr und Adam wird zum zentralen Thema des Einstiegs.

Zum ersten Mal spricht Samus ihre Gedanken aus und blickt zurück in die Zeit, als sie die ebenso naive wie rebellische Kadettin und er der attraktive Ausbilder plus Vaterersatz für sie war - schließlich hatte sie ihre Eltern verloren. Spätestens an dieser Stelle hat man dann auch alle schnulzigen Klischees beisammen. Immerhin: Es gibt zum ersten Mal ein Metroid mit Sprachausgabe, allerdings nur in Englisch mit optionalen deutschen Untertiteln. Nach all den schweigsamen Jahren wird der Kopfgeldjägerin jetzt eine Stimme verliehen - sehr jugendlich, sehr verletzlich und fast schon naiv, was gar nicht zu ihrer bisherigen Laufbahn als starke Individualistin passen will.

Adam befiehl, ich folge dir!

Remote waagerecht: Samus nutzt in dieser Perspektive die automatische Zielfunktion. Man muss nur draufhalten und ausweichen. 
Genau so wenig wie ihre Unterwürfigkeit gegenüber Adam: Sollte man von einer Frau, die auf eigene Faust durchs Weltall reist und gegen Piraten kämpft, nicht etwas mehr Trotz, Stärke und Selbstbewusstsein erwarten? Als Samus auf der Raumstation landet, verwandelt sie sich jedenfalls in eine artige Befehlsempfängerin. Obwohl sie erfahrener und kampfstärker ist als der ganze Trupp vor Ort. Obwohl sie nicht offiziell zur Armee gehört und keine Untergebene ist. Diese erzählerischen Schwächen reichen bis hin zu peinlichen Logiklücken, als es um den Einsatz ihrer Waffensysteme geht.

Immerhin hat man übel zugerichtete Leichen auf der Raumstation gefunden, irgendjemand hat die Computersysteme zerstört und es gibt seltsame Laborkäfige ohne Inhalt: Die Situation ist heikel, aber Adam verlangt von Samus, dass sie ihre Waffen erst dann einsetzt, wenn er es befiehlt. Wer jetzt denkt, dass sie als selbstbewusste Lady wenigstens etwas Einspruch erheben oder gar protestieren würde, sieht sich getäuscht: Sie nickt artig und segnet seine Befehle ab. Und dann darf sie, die Mother Brain und hunderte Weltraumpiraten im Alleingang vernichtet hat, nur den einfachen Beam und die kleine Morphballbombe benutzen - mehr ist nicht drin, weil es der Chef der Operation nicht erlaubt? Was ist das für eine schwache Begründung?

Da ist viel Feuer, aber Eis gibt's nicht?

Remote senkrecht zum Bildschirm: Samus muss in Egosicht still stehen, kann sich lediglich umschauen und Raketen abfeuern.
Da steht man später vor einer verschlossenen Tür, die nur mit Super-Missiles geöffnet werden kann, die man ja eigentlich besitzt, aber trotzdem nicht einsetzen darf - und das, obwohl Adam einen auf Schritt und Tritt über seinen Monitor beobachtet und theoretisch alle Sackgassen und Probleme sieht. Wenn das wenigstens zu einer aktiven Kommunikation führen würde, in der beide um den Waffeneinsatz streiten oder verhandeln würden, aber Papa Adam meldet sich quasi nur, wenn Samus stirbt.

Das Ganze wird spätestens dann lächerlich, wenn Samus in die Lavaregion gerät und die Kreaturen dort nicht von selbst mit ihrem Eis-Beam attackieren oder auf ihren Anzug mit Hitzeresistenz wechseln darf - erst wenn sie die Erlaubnis bekommt, darf sie ihr Leben effizient schützen. Geht's noch bescheuerter? Immerhin wird ein gewisser dramaturgischer Effekt erreicht: So baut man sehr schnell eine sehr große Aggression gegen Adam im Besonderen (wieso sieht er eigentlich aus wie Bison aus Street Fighter?) und die Story samt ihrer Logiklücken im Allgemeinen auf. Aber Team Ninja bekommt später tatsächlich den schwierigen Spagat hin, aus diesem hanebüchenen Einstieg noch eine spannende Geschichte zu stricken. Und dann wirkt zwar nicht alles, aber einiges wenigstens nicht mehr ganz so dilettantisch, wie es den Anschein hat.
    

Kommentare

Muramasa schrieb am
ja aber jemand muss die soundleute von nintendo überzeugen zu helfen xD
Levi  schrieb am
[quote="Muramasa"]naja denke die macher von AM2R werden sowieso ein besseres ergebnis als nintendo hinlegen *hoff*
ultralinear metroid 2? war mein erstes metroid weiss ich garnet mehr, ich dachte das wär fast open world.[/quote]
Nur zur info am2r isn 1mann projekt :D
Und es wird grandios
Muramasa schrieb am
naja denke die macher von AM2R werden sowieso ein besseres ergebnis als nintendo hinlegen *hoff*
ultralinear metroid 2? war mein erstes metroid weiss ich garnet mehr, ich dachte das wär fast open world.
Wulgaru schrieb am
[quote="Sir Richfield"][quote="Muramasa"]Metroid 2 ist remake würdig bzw notwendig.[/quote]
Ich denke darauf können wir uns einigen.
(War das nicht theoretisch auch ultralinear? *g*)[/quote]
Es wird eh nicht passieren....im Endeffekt wäre ein ganz neues Metroid nämlich viel weniger Arbeit. Wenn sie bei Metroid 2 nämlich das gleiche wie bei Zero Mission machen würden, wäre es kein Spiel welches wirklich wünschenswert wäre. Man müsste im Grunde ein neues Game um den SR388 (?) basteln...Metroid 5 wäre mir da lieber.
Sir Richfield schrieb am
[quote="Muramasa"]Metroid 2 ist remake würdig bzw notwendig.[/quote]
Ich denke darauf können wir uns einigen.
(War das nicht theoretisch auch ultralinear? *g*)
schrieb am