Monster 4x4: World Circuit08.12.2006, Michael Krosta
Monster 4x4: World Circuit

Im Test:

Neben dem katastrophalen GT Pro Series hat Ubisoft zum Start von Nintendos Wii mit Monster 4x4 World Circuit ein weiteres Rennspiel im Angebot. Anstatt es euch erneut hinter dem Steuer von japanischen Serienwagen bequem zu machen, liefert ihr euch hier in mächtigen Monster-Trucks Duelle mit anderen Fahrern und bewältigt auf Rampen unglaubliche Stunts. Bekommen wir hier die nächste Niete oder kehrt endlich Spielspaß auf Wii-Rennpisten ein?

In den Staub mit euch!

Welche Assoziationen verbindet ihr mit Monster Trucks? Seht ihr vor eurem geistigen Auge auch die relativ kleinen Karosserien mit diesen riesigen Rädern, wie sie über andere Fahrzeuge preschen, sie niederwalzen, als wären sie Ameisen? Seht ihr auch Sprungschanzen, mit deren Hilfe sie über lange Reihen von extra aufgestellten Fahrzeugen springen? Tja, das alles werdet ihr in Monster 4x4 World Circuit NICHT erleben. Hier geht es in erster Linie um Standardrennen, wie sie auch zig andere Spiele zu bieten haben. Nun, nicht ganz! Denn bei euren Ausflügen auf die staubigen und matschigen Pisten, die über den ganzen Globus verteilt sind, findet ihr auch kleine Rampen, auf denen ihr durch den geschickten Einsatz des Wii-Controllers spektakuläre Stunts vorführt. Dreht, wendet, kippt die Remote, die ihr wie schon bei GT Pro Series in das ebenfalls im Lieferumfang enthaltene Lenkrad klemmt, um Salti oder Drehungen in der Luft zu vollführen. Insgesamt gibt es

Mangels Schadensmodell haben die Kollisionen keine Auswirkung auf das Fahrverhalten oder die Karosserie.
acht Stunts zu entdecken - was angesichts solcher Kombo-Monster wie der MX Vs ATV-Serie jedoch sehr bescheiden wirkt. Zumindest aber habt ihr die Vehikel gut, wenn auch nicht perfekt unter Kontrolle, denn dafür reagieren die Flitzer manchmal ein wenig zu ungenau.

Arcade pur

Mit den Stunts bessert ihr nicht nur euer Punktekonto auf, sondern ladet auch den Turbo: Bewegt das Lenkrad einfach ruckartig nach vorne und schon wird der Nachbrenner gezündet. Alternativ findet ihr auf der Strecke Energieladungen, die in die Turbo-Leiste wandern. Ihr merkt schon: Bei den Monster Trucks findet ihr viele typische Arcade-Elemente. Und was darf bei einem Racer mit diesem Anspruch nicht fehlen? Richtig: Waffen! Kein Wunder also, dass ihr auch hier ordentlich austeilen dürft, auch wenn das Waffensystem insgesamt enttäuschend ist... Anstatt eine Zufalls-Auswahl an fiesen Hilfsmitteln zu bieten, wie es z.B. bei Mario Kart der Fall ist, findet ihr an manchen Streckenabschnitten lediglich nebeneinander aufgereihte Fässer, die ihr einfach durch eine Kollision in die Richtung eures Vordermanns schleudert. Insgesamt gibt es drei Sorten von Fässern, die unterschiedlichen Schaden anrichten. Seid ihr in Führung, bringt euch das logischerweise gar nichts, da sich die Fass-Attacken nur gegen vorausfahrende Boliden einsetzen lassen. Es wäre schön gewesen, auch fiese Fallen für Verfolger stellen zu können (vergleichbar mit den Bananenschalen aus Mario Kart). In manchen Streckenabschnitten werdet ihr auch mit Feuerstößen konfrontiert. Wollt ihr hier nicht mit brennenden Reifen eingebremst werden, müsst ihr vorher einen Schild aufnehmen, der eure Karosserie

Die Monster Trucks sehen realen Modellen oft zum Verwechseln ähnlich. Mini lässt grüßen!
mit einer T-1000-ähnlichen Legierung überzieht, dank der ihr sicher durch die Flammen kommt. Daneben findet ihr auch immer wieder Turbo-Icons, mit denen euer Monster Truck auch ohne vollen Nitro für eine kurze Dauer mit Höchstgeschwindigkeit über Stock und Stein prescht.

Flott, aber unspektakulär

Gerade in diesen Momenten lässt die Grafikengine ihre Muskeln spielen und die eher unspektakulären Kulissen mit einem leichten Blur-Effekt und rasendem Tempo vollkommen ruckelfrei an euch vorbei flitzen. Was hätte ich diesen Geschwindigkeitsrausch gerne in einer wackeligen Cockpit- oder Motorhaubenperspektive erlebt, doch leider macht mir Ubisoft hier einen Strich durch die gewünschte Rechnung: Ihr erlebt die Rennen lediglich in einer übersichtlichen Außenansicht - mehr gibt es nicht. Grafisch sind die Rennen bis auf die angenehme Geschwindigkeit keine Augenweide, da viele Texturen verwaschen aussehen und zumindest an einem HD-Fernseher teilweise ausfransen, wie man es bei den ersten TV-Karten am PC gesehen hat. Zumindest aber hat man den Kulissen mehr Leben eingehaucht als dem sehr sterilen GT Pro Series: Hier lassen sich Objekte am Streckenrand zerstören, Zeppeline schweben am Himmel, Baumaschinen verrichten am Streckenrand ihre Arbeit und Windräder sorgen mit für Strom, während ihr gerade bei den Drifts durch Kurven Staub und Matsch aufwirbelt. Und hey: Bei einer Fahrt durch einen fiktiven Vergnügungspark in San Francisco dreht sich sogar das Riesenrad, was auf einem Kurs bei den GT-Rennern noch regungslos im Hintergrund verharrte. Trotzdem muss man auch hier sagen: Gemessen an manchen GameCube- und PS2-Titeln wäre grafisch sicher mehr drin gewesen und auch die Pop-Ups hätten nicht sein müssen! Musikalisch werdet ihr von unauffälligen, meist rocklastigen Tracks begleitet, die aber zumindest auf das Renngeschehen reagieren. Zündet ihr einen Turbo, tritt der Soundtrack deutlich stärker in den Vordergrund, doch verlieren sich die Klänge trotzdem in der Belanglosigkeit. Das gilt auch für die durchschnittlichen Soundeffekte mit synthetischen Motorengeräuschen.

       

Willkommen in der Monster League

Einzelspieler werden sich neben schnellen Rennen vor allem in der Monster League herumtreiben, in der ihr die Kurse hintereinander absolviert und mit Stunts und Siegen fleißig Punkte sammelt. Habt ihr genügend auf eurem Konto, steigt ihr im Rang auf. Als Belohnung winken Upgrade-Punkte, die ihr in euren Boliden investieren könnt. Dazu stehen euch mit sechs Eigenschaften wie Tempo, Zerstörungskraft oder Handling genügend Möglichkeiten zur Verfügung, diese sinnvoll zu verteilen. Leider fällt der Umfang ähnlich enttäuschend aus wie bei GT Pro Series: Gerade mal zehn Strecken stehen zur Auswahl, die nach Freischaltung zwar auch umgekehrt befahren werden dürfen, aber insgesamt trotzdem zu wenig Abwechslung und Umfang bieten. Neben mehr Pisten und Waffensystemen hätte ich mir zudem alternative Routen gewünscht, mit denen die Kurse ebenfalls hätten interessanter gestaltet werden können. So dreht ihr nur auf streng vorgegebenen Wegen eure Runden, was angesichts der mageren Anzahl an Strecken auf die Dauer nicht lange motivieren kann. Auch die Möglichkeit, mit Aufklebern euren Boliden zu verschönern, wirkt diesem Umstand kaum entgegen.

Multiplayer-Monster

Besser präsentiert sich der Multiplayer-Aspekt: Hier dürft ihr euch mit bis zu vier Teilnehmern neben den Einzelrennen in drei weiteren Modi austoben, die extra für den gemeinsamen Spaß entworfen wurden und sogar Teamplay erlauben. So fetzt ihr euch beim Monsterfußball drei Minuten lang, um mehr Tore zu schießen als das andere Team oder versucht beim Autoball, alle vier Bälle auf die Seite des Gegners zu schaffen, bevor er dieses Ziel erreicht. Jeder gegen jeden heißt es dagegen bei der Monsterschlacht: Hier treffen sich alle Spieler in einer Arena und versuchen mit den dort aufgestellten Fässern so viele der anderen Truck-Fahrer zu treffen wie möglich. Obwohl sicherlich spaßig, zeigt sich vor allem bei diesen Minispielen, dass die Steuerung nicht ganz punktgenau funktioniert, sondern ihr die Gefährte mehr schwammig auf die Bälle oder Fässer zusteuert. Außerdem ist es schade, dass kein echtes Destruction Derby enthalten ist, mit denen man die Gegner bis zum Totalschaden schrotten kann. Dies ist hier leider nicht möglich, da alle Minispiele zeitbegrenzt sind und am Ende nur der Punktestand zählt. Außerdem hätte man für einen solchen Modus ein echtes Schadensmodell integrieren müssen, was leider komplett fehlt. Schade ist zudem, dass die Minispiele nur im Multiplayer-Modus zur Verfügung stehen. Ich wäre z.B. auch gerne alleine mit KI-Fahrern zu einem motorisierten Fußballspiel angetreten, doch hätte man dafür wohl die KI-Routinen deutlich verfeinern müssen. Zwar drehen die Jungs in den Rennen meist ordentlich ihre Runden und haben auch kein Problem damit, euch die Fässer ins Heck zu schleudern, doch kommt es manchmal auch zu fiesen Aussetzern: Wir konnten beobachten, wie einer der Fahrer gegen einen Betonpfosten gebrettert ist, drei Mal zurückgesetzt hat und immer wieder dort hängen geblieben ist. Solche "Unfälle" sind jedoch die Ausnahme. Wichtig ist, dass ihr daran denkt, vor dem Ausschalten der Konsole das Spiel abzuspeichern, da die Monster Trucks über keine Autosave-Funktion verfügen!

    

Fazit

Wo bleibt der erste gute Racer für den Wii? Im direkten Vergleich mit GT Pro Series ist Monster 4x4 World Circuit fast ein Balsam für die Rennspiel-geschädigte Wii-Haut. Aber halt nur fast: Zwar steuert sich der Arcade-Racer gut, wenn auch nicht vollkommen präzise, doch können mir die altbackenen Kulissen mit Budget-Flair sowie das schwache Waffensystem nach ein paar Runden nur noch ein müdes Gähnen entlocken. Die Stunt-Möglichkeiten mit Remote-Wedeleien sowie die Minispiele im Multiplayer sind zwar ein schönes Feature, doch hätte ich mir separate Stunt-Wettbewerbe mit mehr Kombos oder ein echtes Destruction Derby gewünscht - genau wie die Implementierung eines zumindest optischen Schadensmodells, das bei all den Kollisionen fast schon Pflicht wäre. Einen der größten Kritikpunkte fängt sich jedoch der Umfang ein: Zehn kurze Strecken, die auch umgekehrt gefahren werden dürfen? Nur eine Kameraperspektive? Das reicht heute nun wirklich nicht mehr aus! Damit ist Monster 4x4 World Circuit ein leicht unterdurchschnittlicher Arcade-Racer, der zwar anfangs noch für die ein oder andere Rennrunde rausgekramt wird, sich aber schnell mit dem geringen Umfang und unspektakulären Kulissen selbst über den Fuß fährt – und das muss bei diesen Schwergewichten echt weh tun!

Pro

solide Steuerung...
Upgrade-Funktion
spaßige Stunt-Kontrolle
flotte, flüssige Darstellung
coole Minispiele
Lenkrad im Lieferumfang enthalten

Kontra

…mit leichten Defiziten
durchschnittliche Grafik
nur eine Kameraperspektive
witzloses Waffensystem
Pop-Ups
keine Autosave-Funktion
vereinzelte KI-Aussetzer
wenige Stunt-Kombos
keine Replay-Funktion
mittelmäßiger Soundtrack
kein Schadensmodell
Mini-Games nur im Multiplayer
kein echtes „Destruction Derby“

Wertung

Wii

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