Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt02.06.2007, Paul Kautz
Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt

Im Test:

Der dritte Fluch der Karibik räumt gegenwärtig an den Kinokassen genauso mächtig auf wie ein Kutter voller Piraten in einem Rumlager. Und natürlich bekommt jeder Blockbuster heutzutage eine mehr oder weniger gelungene Versoftung: Im Falle der 360-Fassung ging das Ganze schon mal in die Hose - und wie schaut’s mit den anderen Versionen aus?

Eeeee-ooooo, Captain Jack!

Okay, wer wollte schon immer mal ein Pirat sein? Kommt, traut euch - hoch die Hände! Hm, na gut, doch so viele. Ist ja auch kein Wunder, das Freibeuterdasein wurde nicht nur durch Erroll Flynn-Filme angemessen romantisiert, eine Karriere als Schwert schwingender Herzensbrecher scheint verlockend. Hier ist eure Chance: Nehmt den Wiimote in die Hand, fuchtelt eine Weile damit herum - und ihr werdet schnell feststellen, dass ein Leben als Schuhverkäufer oder Löwenbändiger auch nicht so übel ist. Mit der Fernbedienung löst ihr wenige Kampfmanöver aus, je nach geschwungener Richtung gibt andere, die sich zu nahezu beliebig langen Kombos zusammenfügen lassen - sofern ihr genug Feinde in der Nähe habt, die euch

Die Wii-Steuerung ist nett gemeint, aber wie so oft schwach umgesetzt - das Wiimote-Gefuchtele entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als krampfiger Selbstzweck.

nicht treffen. Dazu gibt es noch die Möglichkeit, per Nunchuck die Gegner zu greifen bzw. euch zu verteidigen. Klingt prinzipiell gut, hat aber einen praktischen Nachteil: Es steuert sich furchtbar. Die Kämpfe arten aufgrund der trägen Abfrage in wildes Gefuchtel aus, die durchaus das eine oder andere Handgelenk in Mitleidenschaft ziehen können. Das betrifft natürlich nicht die anderen Fassungen, allerdings steht gerade die PC-Version nicht viel besser da: Die Tastatursteuerung ist ein einziger Krampf, nur mit einem guten Gamepad sieht die Situation besser aus.

Ansonsten unterscheiden sich die Fassungen kaum voneinander: Die PC-Version bietet Auflösungen bis 1024x768 (was durchaus ein Nachteil ist, aber dazu gleich mehr), auf der PSP gibt es keine Herausforderungen mehr, die Gesichter der Figuren sind nicht animiert. Ansonsten ist alles eins: Die Story ist wie bei der 360-Version eine Mischung aus dem aktuellen und dem Vorgänger-Film, wobei »Story« etwas übertrieben ist - ein paar Filmchen hier und da, jedoch kaum ein roter Faden weit und breit. Neben Jack Sparrow übernehmt ihr gelegentlich auch die Kontrolle über Will Turner und Elizabeth Swann, wobei allerdings nur das Polygonmodell getauscht wird - die Steuerung bleibt identisch. In jedem Level gibt es eine Hauptaufgabe, die von diversen Untermissionen flankiert wird, die ihr meist von NPCs auf die Augenklappe gedrückt bekommt: Krabbenanhänger finden, besoffenen Ehemann einer Piratenbraut ausfindig machen, einen gefangenen Kapitän befreien oder lange Kombos ausführen. 90% der Zeit macht ihr jedoch nur eines - immergleiche, aus dem Nichts

Dank der vielen, aus dem Nichts auftauchenden und ziemlich doofen Feinde sind lange Kombos kein Problem.

erscheinende Gegner so lange auf immergleiche Weise verkloppen, bis die unsichtbaren Mauern gelöst werden. Neben dem euch immer zur Verfügung stehenden Schwert könnt ihr auch auf Bonuswaffen wie Granaten oder Dolche zurückgreifen, die sich aber auf dem Wii zu ungenau bedienen lassen, um einen echten Nutzen zu haben.

Pokern für Hakenhänder

Neben den stupiden Standardscharmützeln warten auch die so genannten »Jackanismen« auf euch - eine kreative Umschreibung für klassische Quicktime-Reactions: Automatisch ablaufende Szenen, die durch die korrekte Eingabe von Buttons und Richtungsangaben fortgeführt werden. Falls man sich verhaspelt (was besonders mit der sensiblen Wiimote mehr als ein Mal passieren wird!), geht das Ganze stur von vorn los, bis man es endlich geschafft hat. Gespeichert wird ausschließlich am Ende eines Levels, und das auch nur automatisch - innerhalb der Abschnitte gibt es keine Sicherungsmöglichkeit. Neben dem linearen Storymodus gibt es noch weitere Spielvarianten: Die »Herausforderungen« sind allein oder zu zweit an einem Bildschirm spielbare Arenakämpfe, in denen ihr neue Figuren und Schauplätze für ebendiesen Spielmodus freischalten könnt - und in den »Duellen« dürft ihr gegen einen Freund antreten. Darüber hinaus warten noch Minigames wie Poker oder Piratenwürfeln (das Will Turner im zweiten Film gegen Davy Jones gespielt hat), die allerdings erst freigespielt werden müssen, und nicht im Multiplayermodus zur Verfügung stehen.

Die »Jackanismen« sind geskriptete Reaktionstests - hier in der technisch sehr schlappen PSP-Fassung.
 Technisch ist das Ganze, na, sagen wir mal »okay«: Natürlich kein Vergleich zur 360-Fassung, aber gerade die Wii-Version schlägt sich zumindest nicht übel. Der Nachteil der PC-Variante ist die höhere Auflösung, wodurch man genau zu Gesicht bekommt, wie grob designt und schlimm texturiert die Figuren tatsächlich sind - ganz schlimm wird es auf der PSP, auf der alles nochmal eine ganze Ecke schlechter aussieht und nichtmal die Gesichter animiert sind. Auch die Akustikfraktion wird nicht gerade verwöhnt: Zwar dröhnt der Soundtrack gut aus den Boxen, aber Soundeffekte und Sprachausgabe sind bestenfalls Durchschnitt. Speziell die deutschen Sprecher (auf PC und PSP könnt ihr auf englische Sprache zurückgreifen, wobei auch hier keine Originalsprecher zum Einsatz kommen) klingen höllisch gelangweilt, die nassforschen Kampfsprüche wiederholen sich ständig. Auf dem PC wartet darüber hinaus noch ein bizarrer Soundbug, der immer wieder mal dafür sorgt, dass die gesamte Soundabteilung stummgeschaltet wird.   

Fazit

Die 360-Fassung des Weltenendes war schon keine Softwareperle, die Versionen für Wii, PC und PSP glänzen genauso wenig. Speziell die Wii-Fassung verschreckt jeden Jungpiraten mit einer Steuerung, die gleichsam aufgezwungen wie schlecht umgesetzt wirkt: Die vielen, ausufernd langen Arenakämpfe bergen aufgrund der störrischen Bewegungsabfragen erhebliches Risiko von Hand- und Armverletzungen, die Säbelkontrolle scheint mehr einem Zufallsgenerator als den Aktionen des Spielers zu unterliegen. Am PC sieht’s speziell mit der Tastatur nicht viel besser aus, an der PSP schrecken die teilweise scheußlich designten Figuren ab. Insgesamt auch hier kein völliges Absaufen, aber auch alles andere als ein abendfüllender Spaß.

Pro

nette Grafik
guter Soundtrack

Kontra

krampfige Tastatursteuerung (PC)
nervende Wiimote-Nutzung
lästige »Jackanismen«
strunzlangweilige Kämpfe
sehr simples Missionsdesign
wenige Kombo-Möglichkeiten
grob designte Figuren (PSP)

Wertung

PSP

Schwacher PSPiratenausflug mit noch schwächerer Technik.

PC

Technisch unterirdischer Säbelrassler mit krampfiger Steuerung.

Wii

Spielerisch durchschnittliches Piratenabenteuer mit missratener Steuerung.

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