Mario Party 826.06.2007, Jörg Luibl
Mario Party 8

Im Test:

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben - auf dem GameCube mutierte Mario Party mit den Jahren zu einer Endlosschleife familienfreundlicher Minigames. Der letzte Teil stagnierte mit 65% auf gerade noch befriedigendem Niveau. Aber jetzt ist mit dem Wii die New Generation da - dank Nunchuk und Remote müsste doch alles besser werden, oder? Wir haben mit Mario, Bowser und Peach um Sterne gekämpft!

Los, Bewegung!

Ritsche, ratsche mit der Säge eine Lücke in den Baumstamm! Das war zwar nicht ganz perfekt nach Wilhelm Busch, aber Gemeinheiten und Bewegung sind auch in Mario Party 8 (ab 43,29€ bei kaufen) Trumpf. In diesem Fall wird die Remote zügig nach vorn und

Erst das Lasso mit der Remote im Kreis schwingen bis es leuchtet, danach Richtung Fass werfen und ranziehen!
hinten bewegt, um schnell durch das Holz zu kommen. Eine Station weiter wartet ein Brett mit Nägeln auf die Hammersimulation und schließlich darf eine Wand flächendeckend mit Farbe gefüllt werden - alles charmant inszeniert, von Mario bis Bowser witzig animiert und für Einsteiger sehr gut erklärt.

Die Minispiele bieten die bekannten Varianten alle gegen alle, 1vs1, 2vs2 oder 3vs1. All das kennt man, aber sie gewinnen in der New Generation des Wii etwas an Reiz, zumal neben der Hand-Auge-Koordination auch das Timing, das Gedächtnis oder einfach Schnelligkeit und Orientierungssinn gefragt sind. Man belegt Torten nach Muster, schwingt das Lasso auf Fässer, springt über rotierende Plattformen, schüttelt Dosen bis zum finalen Zischen oder rudert sein Boot durch Hindernisse. Viele alte Spielformen wie Memory, Jump&Run, Shooter, Football, Racer oder einfache Geschicklichkeitstests wirken dank Remote & Co zwar wieder etwas frischer. Allerdings vermisst man wirklich innovative oder brüllend komische Minispiele à la Rayman: Raving Rabbids : Es wird viel gerüttelt und geschüttelt, aber Nunchuk und Remote kommen sehr selten zusammen zum Einsatz und abseits von klassischen Wettrennen gibt es wenig Neuerungen.

Bonbons der Macht

Schon wieder Letzter? Verflixt und zugenäht! Der nintendophile Partyspieler ärgerte sich schon 1998 auf dem N64, wenn seine Gegner besser würfelten und dann noch erfolgreich Münzen oder gar Sterne einsammelten. Aber auch zehn Jahre nach der Premiere des virtuellen Brettspiels gibt es fiese Mittel und Wege, das kaum erträgliche Glück der anderen zu durchkreuzen: Man isst Bonbons! Die Kapseln früherer Mario Partys sind passé, jetzt spendieren euch Süßigkeiten gemeine Bonuszüge...

Wer sie findet oder kauft, darf je nach Farbe z.B. drei mal würfeln, auf das Feld eines Mitspielers springen, sich in Stein verwandeln und alles in Sicht platt walzen, Münzen klauen oder jemanden direkt zum Duell fordern. All das kann helfen, um

Neben einer Footballvariante steht auch Baseball auf dem Programm.
am Ende auf dem Siegertreppchen zu stehen. Trotzdem werden Kenner wie schon im Vorgänger wirklich taktische Komponenten vermissen - der Glückfaktor spielt eine all zu große Rolle. Hätte man nicht endlich mal einen Strategiemodus anbieten können? Immerhin wird die Spielbalance in Richtung Ziel dadurch gestärkt, dass der Letzte in der Rangliste öfter einen Bonus erhält; es gibt am Ende sogar einen Stern für denjenigen, der am häufigsten auf rote Malusfelder kam.

Kleine Bretter

Leider ist der Weg dahin kurz, denn die Spielbretter sind zwar alle kreativ, bunt und witzig designt, aber überraschend klein - warum gibt es keine richtig komplexen Varianten? Abgesehen vom interessanten Labyrinth des Buhu-Herrenhaus mit seinen immer neuen Wegen und Fallgruben, vermisst man größere Spielwiesen mit mehr Abzweigungen und Abkürzungen, die so auch auf lange Sicht mehr taktische Möglichkeiten bieten würden. Es gibt zwar manchmal multiple Wege, aber insgesamt zu wenig.

      

Anno GameCube 

Vor allem die ersten Eindrücke sind kunterbunt und idyllisch: Strahlend blauer Himmel, riesige Festzelte, Konfetti in der Luft,

Schütteln, bis es zischt: Wessen Limonadenfontäne steigt am höchsten?
Spiegelungen auf dem Wasser und ein Moderator der Sorte skurril und putzig. Man bekommt richtig Lust auf diesen Jahrmarkt der Minispiele. Aber die Kulisse kann auch mit ihrem Bonboncharme nicht verhehlen, dass so manches an Wänden, Decken und Böden an die Technik des GameCube erinnert - vor allem die Kantenbildung und die chronische Texturschwäche. Da es keine 16:9-Unterstützung gibt, sieht das Ganze auf entsprechend großen Fernsehern schlechter aus als Mario Party 7 auf dem Würfel. In vielen Bereichen hätte man sich auch einfach mehr Bewegung im Hintergrund gewünscht.

Schön ist, dass das Spiel sehr flott läuft und die Wartezeiten durch schnelle Überblendungen auf ein Minimum reduziert wurden. Schlecht ist, dass man nicht alle Filme abbrechen kann, selbst wenn man sie schon zig mal gesehen hat und dass die Musik unheimlich nerven kann - es gibt ab und zu ein Fahrstuhlorchester, das selbst Kinder auf die Palme bringt.

Minispiele für alle

Die Zeiten von acht Spielern gleichzeitig sind am Wii leider vorbei: Nur maximal vier Freunde können gleichzeitig antreten, bei Bedarf werden Computergegner in drei Schwierigkeitsgraden hinzugeschaltet. Wer sich ohne lästiges Würfeln direkt in die Spiele des Partyzeltes begeben möchte, sollte zunächst den Solomodus der Sternenarena wählen, denn hier kann man ganz in Ruhe fast alle Minispiele freischalten.

Bunt, aber zu klein: Die Spielbretter sind viel zu schnell erforscht.
Allerdings geht es dort etwas zu gemächlich zur Sache: Ihr könnt lediglich gegen einen Computergegner antreten und seht das Finale schon nach knapp zwei Stunden - für einen echten Storymodus ist das einfach zu wenig. Man freut sich zwar, dass man hier erstmals mit jedem der zwölf Charaktere antreten darf, aber eine Herausforderung sieht anders aus. Nintendo-Fans können mit Blooper und dem Hammerbruder übrigens noch zwei Charaktere freispielen.

Witzig ist, dass man in bestimmten Minispielen seinen Mii nutzen kann: Wer das Mopedrennen freispielt, sieht sein Konterfei am Lenkrad. Schade ist, dass man sein großköpfiges Alter Ego nicht immer nutzen kann. Übrigens: Die Soundeffekte bei einem Zusammenprall der Maschinen sind grausam schlecht.

Auf dem Basar könnt ihr für eure fleißig erworbenen Karneval-Karten einkaufen: Eines der Minispiele kostet hier z.B. 50 Punkte. Falls ihr im Solomodus noch nicht alles freigespielt habt, könnt ihr eure Sammlung hier ergänzen. Hinzu kommen Figuren, Sounds und ein vierter Schwierigkeitsgrad.

  

Fazit

Mensch, ich ärgere mich - da war mehr drin, Nintendo! Ja, das ist familienfreundlicher Spaß für lange Sommerabende. Ja, die Minigames gewinnen dank Nunchuk und Remote an Reiz. Und deshalb hat mich dieser achte Teil besser unterhalten als Teil 7! Aber man hätte die neue Konsole nutzen müssen, um ein wirklich frisches, umfangreicheres und besseres Mario Party auf die Beine zu stellen! Dass das Mikrofon weggefallen ist, dass man nur noch zu viert statt zu acht loslegen kann und es weniger Minispiele gibt, ist gar nicht so schlimm. Und zunächst macht die Sternenjagd auch richtig Spaß. Aber die Euphorie der ersten Spielstunden mit all ihren putzigen Animationen weicht spätestens beim dritten Anlauf der Ernüchterung. Wenn man erstmal alles gesehen hat, schleicht sich das Wiederholungsgespenst ein. Die Spielbretter sind viel zu klein, der Solomodus ist ein Witz, die taktischen Möglichkeiten gehen im kunterbunten Zufall unter und neben einigen ganz schwachen Soundeffekten gibt es gerade mal eine kantenreiche Kulisse auf dem Niveau des GameCube sowie viel zu viel Recycling in Sachen Spielprinzip. Dieses Familienbonbon schmeckt unterm Strich noch gut, hat aber nach drei Tagen einen künstlichen Nachgeschmack.

Pro

familienfreundlicher Spaß
witzige Animationen
intuitive Steuerung+ viele bunte Minispiele
für bis zu vier Partylöwen
sechs Spielbretter
insg. 14 Charaktere

Kontra

sehr kleine Spielbretter
technisch auf GC-Niveau
Solomodus nur gegen einen KI-Gegner
Solomodus viel zu kurz
zu wenig packende Minigames
kein 8-Spieler-Modus
keine 16:9-Unterstützung
viel Glück, wenig Taktik

Wertung

Wii

Kunterbunter Familienspaß für zwischendurch. Leider sind die Bretter zu klein und die Technik verharrt auf GameCube-Niveau.

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