Wing Island26.04.2007, Jens Bischoff
Wing Island

Im Test:

Kaum ist das eher enttäuschende Heatseeker wieder im Hangar verschwunden, steht mit Wing Island (ab 14,33€ bei kaufen) bereits die nächste Fliegerei auf der Rollbahn. Dieses mal sind die luftigen Ausflüge jedoch völlig friedfertig, propellerbetrieben und Wii-exklusiv. Eine schlampige Portierung ist also nicht zu befürchten. Die Bewegungssteuerung klappt sogar vorbildlich. Doch haben die hilfsbereiten Formationsflieger auch genügend Spielspaß an Bord?

Kurz und unspektakulär

In Wing Island schlüpft ihr in die Rolle eines Doppeldecker fliegenden Spatzen, der für die Inselbewohner verschiedene Aufträge erledigt.

Nervenkitzel auf hoher See: Knippst markierte Zugvögel und versucht dabei nicht einzuschlafen...
Ihr fangt mit Wurfnetzen entlaufene Kühe ein, löscht Brände, düngt Felder, transportiert Waren an Zielorte oder macht luftige Schnappschüsse von begehrten Objekten. Hin und wieder nehmt ihr auch an Wettflügen teil und kauft euch mit Preisgeldern und Honoraren Flugzeuge und Upgrades oder repariert durch Kollisionen entstandene Schäden.

So weit, so gut. Doch leider wiederholen sich die Auftragsstrukturen schon nach kurzer Zeit immer und immer wieder. Meistens sammelt ihr irgendwo Kisten oder Ähnliches ein, um sie andernorts wieder fallen zu lassen. Auch die Foto-Shootings verlieren schnell an Reiz, da es kaum einen Unterschied macht, ob ihr nun spezielle Zugvögel, schnaubende Wale, seltene Bäume oder einen Zeppelin knipsen müsst. Auch der Abwurf von Lösch- und Düngemitteln sowie das Bestreiten von Wettflügen durch Tore oder Ballonketten wird mit der Zeit langweilig. Doch selbst wenn ihr Spaß an den stets wiederkehrenden Einsätzen habt, flimmert nach wenigen Stunden bereits der Abspann über den Bildschirm. Drei kleine Inselchen mit je neun Kurzeinsätzen sind einfach zu wenig.

Gelungene Handhabung

Der Schwierigkeitsgrad ist aufgrund stets im Nacken sitzender Zeitlimits zwar nicht ohne, aber mit der nötigen Ortskenntnis und Flugzeugwahl klappt's dann meistens doch ohne größere Schwierigkeiten - obwohl die Übersicht aufgrund nur einer verfügbaren Spielansicht nicht immer optimal ist. Die recht simpel gehaltene Flugsteuerung funktioniert jedoch einwandfrei und präsentiert sich angenehm direkt. Durch Heben bzw. Senken der Wiimote lasst ihr euer Flugzeug präzise steigen bzw. sinken und durch seitliches Kippen setzt ihr zu feinfühligen Kurvenflügen an - zusätzliches Gieren ist nicht notwendig. Mit einem Stoß nach vorn zündet ihr den Turbo und mit einem Ruck nach hinten sorgt der Gegenschub für schnelles Abbremsen. Selbst 180°-Drehungen sind mit einer raschen Seitwärtsbewegung kein Problem.

Hält man den A-Knopf gedrückt, kann man mit verschiedenen Bewegungen sogar die Formation seiner Flügelmänner ändern, was oftmals sehr sinnvoll ist, da man so nicht nur besser durch enge Schluchten oder Tore passt, sondern auch gewisse Leistungssteigerungen erhält. In der Linienformation ist man z. B. besonders schnell, allerdings weniger wendig. Die Kreuzformation bietet hingegen enorme Wendigkeit, aber eine geringere Höchstgeschwindigkeit, während die V-Formation einen soliden Mittelweg darstellt. Lediglich die Schubkontrolle via Steuerkreuz hätte besser gelöst werden können, da man bei einem Formationswechsel stets die Hand vom Schubregler nehmen muss, was besonders bei Wettflügen nervig sein kann.

Verschenktes Potential

Dabei hätte man doch zumindest optional das lediglich für Kameraschwenks zuständige Nunchuk nutzen können: Selbst die Formationswechsel wären mit diesen Bewegungen komfortabler gewesen, da man dadurch während des Wechsels nicht auf Turbo, Gegenschub oder Kehrtwenden verzichten müsste. Aber egal, die Handhabung ist auch so recht ordentlich, verschenkt durch die brach liegende Nunchuk-Nutzung jedoch unnötig Potential.

Berauschender Tiefflug: Nichts ist spannender als bunte Flugblätter über "Bauklotz-City" abzuwerfen...
Immerhin darf es im Zwei-Spieler-Modus als Ersatz für eine zweite Wiimote eingesetzt werden, wodurch selbst Besitzer von nur einer Fernbedienung Multiplayer-Luft schnuppern dürfen. Aufgrund der Kabelbeschränkung ist eine zweite Wiimote aber dennoch die bessere Wahl.

Schade nur, dass der Mehrspielermodus lediglich drei Mini-Wettbewerbe bietet, bei denen ihr entweder gegen einen Freund oder die KI Luftballone zum Platzen bringen, Tore passieren oder am Heck des Gegners angebundene Ballonschlangen dezimieren müsst. Wer will, kann die ersten beiden Events auch allein auf Zeit spielen, um einen Platz in der Highscore-Liste zu ergattern. Besonders spannend ist das jedoch nicht. Aber auch zu zweit lässt die Motivation mangels Abwechslung schnell nach. Was dann noch übrig bleibt, sind freie Flüge über die drei Inseln des Story-Modus'. Angesichts der vorsintflutlichen Grafik und spärlichen Soundkulisse ist der Anreiz dazu jedoch äußert gering. Zudem dürften ganz junge Spieler teils Verständnisschwierigkeiten haben, da es statt deutscher Sprachausgabe nur ein an die Sims oder Animal Crossing erinnerndes Kauderwelsch mit teils nur kurz eingeblendeten Untertiteln gibt. Die USK-Freigabe ohne Altersbeschränkung ist also mit Vorsicht zu genießen...    

Fazit

Schade. Nach Codemasters Heatseeker bietet auch Hudsons von Pilotwings inspiriertes Wing Island nur mäßigen, technisch schwach inszenierten und viel zu kurzen Flugspaß auf Nintendos Wii. Die Steuerung ist diesmal nicht das Problem: Die Entwickler haben sie einwandfrei an die Wiimote angepasst - lediglich die Schubkontrolle via Steuerkreuz oder der Wechsel zwischen den Formationen hätten besser gelöst werden können. Auch die friedfertigen Hilfseinsätze machen zunächst eine ganz passable Figur. Allerdings spulen diese auf Dauer immer wieder die gleichen Muster ab: Ihr markiert bzw. sammelt Gegenstände ein, liefert sie am Ziel ab, schießt Fotos, löscht Brände oder düngt Felder und nehmt hin und wieder an Wettflügen teil, bei denen ihr Ballone zum Platzen bringen oder nummerierte Tore passieren müsst. Das macht ihr zwei, drei Stunden lang und dann ist euer Einsatz auch schon vorbei. Mehr als drei kleine Inselchen mit je neun Missionen, die allesamt nach wenigen Minuten erledigt sind, hat Wing Island nicht zu bieten. Auch abseits des mickrigen Story-Modus' gibt es nur drei simple Mini-Wettbewerbe, die selbst zu zweit schon nach kurzer Zeit langweilig werden. Hinzu kommen ein nicht besonders ausgewogener Schwierigkeitsgrad, gelegentliche Übersichtsprobleme sowie eine audiovisuelle Präsentation aus der Videospielsteinzeit. Als Freeware für die Virtual Console vielleicht okay, als quasi Vollpreisspiel für Wii jedoch eine Frechheit!

Pro

aufrüstbare Flugzeuge
gelungene Flugsteuerung
nettes Formations-Feature

Kontra

extrem kurz
winzige Spielwelt
wenig Abwechslung
vorsintflutliche Grafik

Wertung

Wii

Viel zu kurze und eintönige Fliegerei mit vorsintflutlicher Technik.

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