EA Playground16.11.2007, Michael Krosta
EA Playground

Im Test:

Wii und die Minispiele. Das gehört zusammen wie Pech und Schwefel, wie Tag und Nacht, wie Mario und Nintendo. Wir haben uns via Nunchuk und Remote schon mit verrückten Hasen angelegt, in WarioWare abgedrehte Reaktionstests absolviert und mit WiiPlay alles von Tontaubenschießen bis Airhockey gemeistert. Und EA? Die schicken Wii-Besitzer jetzt auf den Spielplatz – und Stylus-Schwinger mit DS gleich dazu. Kann EA Playground (ab 16,63€ bei kaufen) die Minispielwelle weiter bereichern?

Digitaler Spielplatz

Jaja, damals war alles besser: Da sind die Kleinen noch an die frische Luft gegangen, haben auf dem Bolzplatz Fußball gespielt oder sind mit dem Fahrrad gefahren. Und heute? Da hängen die Kiddies nur noch vor der Glotze oder verschwenden ihre Freizeit mit diesen unsäglichen Killerspielen. Ne, ne, wo soll das alles nur hinführen? Auch EA würde es wohl ganz gerne sehen, dass sich der Nachwuchs nicht nur draußen austobt, sondern auch dem digitalen Spielplatz auf Wii und DS einen Besuch abstattet. Die ganze Aufmachung mit niedlichen Figuren und knallbunten Kulissen voller spielender, schaukelnder und umher tollender Kinder macht deutlich, dass sich Playground eher an ein jüngeres Publikum richtet. Doch bevor ihr euch selbst an die Herausforderungen wagt, steht erstmal die Entscheidung für eine Figur an. Während ihr auf Wii die Wahl zwischen vier männlichen und vier weiblichen Kids habt, bietet die DS-Version lediglich einen Jungen sowie ein Mädchen. Leider

Völkerball ist vor allem mit mehreren Spielern ein toller Spaß.
gibt es auf beiden Systemen keine Möglichkeit, sich die Figuren in einem Editor selbst zusammen zu basteln. Auch die Miis werden leider nicht unterstützt, obwohl sich dieser Titel geradezu dafür angeboten hätte.

Auf Erkundungstour

Ihr startet eure Suche nach Spiel und Spaß auf dem Schulhof, den ihr auf dem DS in 2D erkundet, während ihr auf Wii mit einer hakeligen Digikreuz-Steuerung durch bunte 3D-Welten marschiert. Später öffnet ihr noch die Pforten zum Stadion und Baumhaus, wo weitere Kids und Herausforderungen auf euch warten. Die Wii-Version bietet mit dem weitläufigen Park zusätzlich eine weitere Kulisse, die euch als DS-Spieler vorenthalten wird. Auf euren Erkundungstouren trefft ihr immer wieder auf Kinder, die euch zu einem kleinen Spiel einladen wollen. Da gilt es z.B. auf dem DS bei "Himmel und Hölle" im Stil von Parappa the Rapper kurze Musikabschnitte taktgenau nachzuahmen, beim Basketball die meisten Punkte bei Freiwürfen abzusahnen, durch das Pusten ins Mikrofon andere Spielgefährten mit Papierkügelchen zu beschießen oder beim Trampolinspringen die meisten Luftballons zerplatzen zu lassen. Mit der Wii-Remote dirigiert ihr dagegen Papierflieger vorbei an fiesen Hindernissen, versucht beim Dart ein Bullseye zu landen oder bei einer Mischung aus Volleyball und Fußball das runde Leder im gegnerischen Netz zu versenken. Es ist schön, dass die Entwickler die Spielkonzepte an die jeweilige Plattform angepasst und sich viele exklusive Disziplinen einfallen gelassen haben. Und selbst wenn die Minispiele identisch sind, geht man auf Wii und DS verschiedene Wege, so z.B. beim Autorennen: Während ihr auf dem Handheld die kleinen Flitzer ähnlich dem Amiga-Klassiker Supercars aus der Vogelperspektive steuert und euren Gegnern das Leben mit fiesen Extras schwer macht, erinnern die 3D-Fahrten auf Wii eher an eine Carrea-Bahn, bei der ihr mittels Neigungen der Remote lediglich die Fahrspuren wechselt, aber die Karren

Kicks ist eine Mischung aus Fuß- und Volleyball.
nicht selbst lenkt. Die beliebten Power-Ups kommen hier aber genau so zum Einsatz wie förderliche Beschleunigungs- und hinderliche Bremsstreifen auf der Strecke.

Simpel und doch schwer

Bei den einzelnen Disziplinen haben die Entwickler großen Wert darauf gelegt, dass die Steuerung leicht und intuitiv von der Hand geht. Vor jedem Spiel dürft ihr euch auf Wunsch noch einmal ansehen, wie genau ihr mit der Remote oder dem Stylus umgehen müsst, um erfolgreich zu sein. Auf den ersten Blick scheint das angepeilte Konzept aufzugehen: Die Spiele sind kurz und die Steuerung schnell gelernt. In den meisten Fällen wie z.B. beim Völkerball oder Tetherball funktioniert sie sogar präzise. Doch dann gibt es Ausnahmen wie die Papierflieger, die manchmal einfach nicht die angepeilten Icons wie Zeitverlängerung oder Boost ansteuern wollen. Das größere Problem ist jedoch die fehlende Balance im Schwierigkeitsgrad. Während die meisten Aufgaben ein Klacks sind, sind andere eine echt harte Nuss. Und wenn ich als erfahrener Spieler manchmal schon ins Schwitzen komme, dann frage ich mich, wie ein Kind von sechs oder sieben Jahren damit zurechtkommen soll. Ein gutes Beispiel ist z.B. das Insektenfangen auf dem DS, das mich einige Nerven gekostet hat. Eigentlich sind die Anforderungen simpel: Ihr bewegt eure Figur mit dem Touchpen über das Spielfeld, um Schmetterlinge einzufangen. Dabei gilt es, den heran summenden Bienen auszuweichen.     

Hin und wieder erscheinen Extras auf dem Bildschirm, mit denen ihr z.B. kurzzeitig die Bienenschwärme vertreiben oder eure Gesundheit anhand von Herzen wieder auffüllen könnt. Klingt fair. Das wäre es auch, wenn diese Extras nicht so dermaßen willkürlich ins Spielfeld geschmissen würden. Warum erscheinen z.B. schon nach fünf Sekunden zwei Herzen auf dem Bildschirm und ein anderes Mal wartet ihr selbst nach ein oder zwei Minuten auf ein erlösendes Extra? Doch auch die Kollisionsabfrage ist hier ungenau, denn manchmal werdet ihr schon von einer Biene gestochen, obwohl ihr euch nur in deren Nähe befindet. Auch auf Wii dürften manch jüngere Spieler damit überfordert sein, unter Zeitdruck Basketbälle im Korb zu versenken, wenn sie nicht nur das richtige Timing finden, sondern auch noch die richtige Schwungstärke mit der Remote an den Tag legen müssen. Hinzu kommt, dass sich die Spiele schon nach kurzer Zeit wiederholen und ihr trotz zusätzlicher Bereiche kaum Neues zu Gesicht bekommt. Egal, ob Baumhaus, Stadion oder Park - irgendwann spielt ihr doch wieder eine Partie Autorennen, schickt Papierflieger auf die Reise oder haut euch beim Wandball wie beim Squash die Bälle um

Fies: Mit Papierkügelchen schießt ihr auf andere Kinder. Dazu pustet ihr einfach ins Mikro eures DS oder drückt alternativ eine der Schultertasten. 
die Ohren. Dabei dreht es sich bei allen Minispielen nur um eines: Geschicklichkeit. Es hätte der Abwechslung nicht geschadet, wenn man ähnlich Nintendos Big Brain Academy auch ein paar Wettbewerbe eingebaut hätte, bei denen man mehr sein Köpfchen benutzen muss.

Bildchen-Sammler

Viele Herausforderungen werden erst dann freigeschaltet, wenn ihr eine Disziplin an einem anderen Ort schon erfolgreich hinter euch gebracht habt. Dabei hält jedes Kind verschiedene Herausforderungen pro Disziplin parat. So müsst ihr in der ersten Runde Kicks z.B. das Spiel mit mehr Toren gewinnen. In der zweiten Herausforderung gilt es dagegen, mindestens drei Torschüsse der Gegner zu halten usw. Als Preis winken euch Sticker für euer Album sowie Murmeln, die ihr auch immer wieder in der Landschaft findet. Mit diesen kauft ihr euch neue Sticker, mit denen ihr euch durch Spezialfähigkeiten wie Power-Aufschlägen und Super-Boosts Vorteile in den Wettbewerben verschaffen könnt. Gleichzeitig steigt mit zunehmender Stickeranzahl euer Ansehen, so dass ihr euch mit weiteren Kids messen dürft. Auf Wii erkennt ihr anhand eines Schloss-Symbols über dem Kopf der Figuren schnell, wer noch nicht mit euch spielen möchte. Auf dem DS gestaltet sich die Suche nach Kameraden dagegen schwieriger, denn hier tingelt ihr von einem Kind zum anderen ohne zu wissen, ob ihr überhaupt schon "würdig" seid, es herauszufordern. Hier würde man sich auf dem DS viele unnötige Laufwege und Dialoge ersparen, wenn man sich mehr an der Wii-Version orientiert hätte. Apropos Dialoge: Eine Sprachausgabe findet ihr auf dem Spielplatz nicht. Stattdessen müsst ihr euch durch Texte klicken. Angesichts der Tatsache, dass Playground hauptsächlich von Kindern gespielt werden soll, wäre eine zusätzliche Sprachausgabe sicher keine schlechte Wahl gewesen, um den Kleinen, die vielleicht noch gar nicht lesen können, die Disziplinen zu erklären. Doch die digitale Reise auf den Spielplatz eignet sich sowieso hauptsächlich für das Spielen mit mehreren Leuten - wie alle Minispielsammlungen. Während ihr bei der Solo-Erkundung schnell angeödet seid, kommt mit bis zu vier Teilnehmern schon mehr Spaß auf - vor allem bei Disziplinen wie Völkerball oder Kicks, wo alle Spieler gleichzeitig auf dem Bildschirm rumwuseln. Eine Online-Option für direkte Netz-Duelle gibt es aber auf beiden Plattformen nicht. Das gleiche gilt für eine Autosave-Funktion, so dass ihr immer zum manuellen Speichern gezwungen werdet. Wer's vergisst - und das kann bei der heutigen Autosave-Normalität schnell passieren - hat Pech gehabt.

   

Fazit

Eigentlich ist Playground eine nette Minispielsammlung, die sich vornehmlich an jüngere Spieler richtet. Doch genau da liegt das Problem: Erwachsene Zocker mit Erfahrung werden über die meist simplen Disziplinen nur müde lächeln, während manche Kids die Wii-Remote oder den DS bei manchen Herausforderungen vor lauter Frust sicher gegen die Wand knallen wollen. Es scheint fast so, als hätten die Entwickler manchmal einfach das Balancing und die Realisierung einer ordentlichen Kollisionsabfrage verpennt. Auch dürfte es auf dem Spielplatz ruhig etwas abwechslungsreicher zugehen, denn die Minispiele wiederholen sich auch mit neuen Kulissen sehr schnell und legen ihren Fokus allesamt zu sehr auf flotte Geschicklichkeitseinlagen. Wettbewerbe, bei denen man auch ein bisschen sein Köpfchen anstrengen muss, hätten für Abwechslung gesorgt. Auch die Miis hätten hier ruhig zum Zug kommen dürfen. Schön ist, dass man die Minispiele gut auf die Fähigkeiten der beiden Plattformen abgestimmt hat und der Touchscreen samt Mikrofon genau so gut genutzt wird wie die Funktionen der Wii-Remote. Trotzdem gibt es auf beiden Systemen kleinere Steuerungsdefizite, die man besser hätte lösen können. Seltsamerweise bietet die DS-Version mehr Disziplinen als das Wii-Pendant, doch dafür fallen die Wettbewerbe auf der Konsole etwas einfallsreicher und lustiger aus als auf dem Handheld. Den Wertungsjoker zieht Playground mit dem Mehrspielermodus für bis zu vier Teilnehmer, bei dem der Spaß zumindest kurzfristig deutlich höher ist als beim Kampf gegen die KI-Kids, an dem man schnell die Lust verliert. Deshalb eignet sich der Titel in erster Linie für kleine Spielchen zwischen Eltern und dem jungen Nachwuchs. Den verrückten Rabbids oder einem Wario Ware: Smooth Moves kann Playground aber nicht das Wasser reichen.

Pro

kindgerechte Aufmachung
meist gut funktionierende Steuerung
Mehrspielermodus
gut auf Fähigkeiten der Plattformen abgestimmt
nettes Sticker-System

Kontra

unausgereifter Schwierigkeitsgrad
…aber auch mit Aussetzern
z.T. Probleme mit der Kollisionsabfrage
hakelige Digikreuz-Steuerung (Wii)
nervige Düdel-Musik
Minispiele wiederholen sich sehr schnell
für Profis zu simpel
junge Spieler manchmal überfordert

Wertung

NDS

Mehr Wettbewerbe als auf Wii, aber nicht ganz so unterhaltsam. Trotzdem werden DS-Funktionen gut genutzt.

Wii

Nette, aber kurze Minispielsammlung, die sich für Mehrspielerduelle zwischen Eltern und jungem Nachwuchs eignet.

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