Geometry Wars: Galaxies17.01.2008, Jan Wöbbeking
Geometry Wars: Galaxies

Im Test:

Zwei-Stick-Akrobaten aufgepasst: Geometry Wars ist zurück. »Größer, besser, lauter« könnte der Werbesloagan lauten, denn diesmal ergießt sich der Partikelregen über ganze 60 Level-Planeten. Im Rennspiel PGR 2 war der Shooter im Robotron-Stil noch ein Bonus-Gimmick, auf der Xbox 360 erreichte der Nachfolger zum Herunterladen Kultstatus. Ob auch die Vollversionen für Wii und DS ihr Geld wert sind?

Ein unerwarteter Gegner

Warum ausgerechnet jetzt? Ein aufgewühltes Meer aus geschätzen fünf Millionen Gegnern und drei mal so vielen bunten Splittern umwogt mein kleines, zerbrechliches Raumschiff, das sich tapfer einen Weg durch das Inferno bahnt.

Das lohnt sich: Die Herzchen-Schlangen hinterlassen dicke Bonus-Smbole (Wii).
Warum muss meine Nasenspitze ausgerechnet in solch einem chaotischen Moment einen unerträglichen Juckreiz entwickeln? Nur einmal kurz die Hand vom Controller nehmen, nur ein Zehntelsekündchen - dann wäre ich erlöst und könnte endlich wieder...zu spät. Diesmal ist es mein eigener Raumgleiter, der wie eine Sylvesterrakete in einem Bouquet aus bunten Strahlen verglüht. Und das bei 49.999.250 Punkten - 50 Millionen hätten es für eine Medaille sein müssen. Na vielen Dank auch, liebes Riechorgan.

Auch der aktuelle Teil der Geometry Wars-Serie ist kein Spiel, bei dem man durch einen spontanen Juckreiz, eine nervige Stubenfliege oder eine Telefonanruf gestört werden möchte. Schon ein Druck auf den Pause-Knopf kann das Ende für den mühsam aufgebauten Multiplikator und somit für euren Rekordversuch bedeuten. Und um Rekorde geht es nach wie vor: Um den Käufern des ersten im Laden angebotenen Geometry Wars etwas für ihr Geld zu bieten, hat Entwickler Kuju eine Vielzahl an Galaxien implementiert. Jede davon umfasst eine Hand voll Planeten, auf denen ihr um Highscores kämpft.

Minimalismus

Wagt ihr den Ausflug auf einen Himmelskörper, bietet sich ein bekanntes Bild: Wie in den Vorgängern bewegt ihr euren zweidimensionalen Raumgleiter mit dem linken Stick über ein Gittermuster. Mit dem rechten Stick schießt ihr in alle Himmelsrichtungen und zerbröselt die minimalistisch gezeichenten Gegner in ihre Einzelteile.

Auch der Klassiker Geometry Wars: Retro Evolved ist im Spiel enthalten (Wii).
Moment mal, zweiter Stick? So etwas gibt es doch auf keiner aktuellen Nintendo-Konsole! Richtig - deshalb bestimmt ihr die Schussrichtung diesmal mit der Fernbedienung respektive dem Stylus.

Dazu tippt ihr z.B. rechts oben vom Raumschiff-Symbol auf den Touchscreen. Auf dem oberen Bildschirm fliegen eure Schüsse dann in genau diese Richtung. Dank dieser Technik könnt ihr den Stylus blitzschnell auf alle Seiten neben eurem Raumschiff bewegen und euch recht ordentlich durch die Levels ballern. Auf der Wii funktioniert das auf die gleiche Weise, nur dass ihr mit der Fernbedienung direkt auf die Glotze zielt, und zwar in die Richtung, in die euer Raumschiff feuern soll. Die gewohnte Zwei-Stick-Methode der Vorgänger wirkt zwar einen Deut intuitiver, doch auch mit der neuen Variante lässt sich das Spiel nach kurzer Eingewöhnung gut steuern. Wer einen Classic-Controller sein Eigen nennt, darf sogar auf die gute alte Zwei-Stick-Steuerung zurückgreifen.           

Halt mir den Rücken frei!

Eine echte Neuerung ist die Drohne, die stets neben euch herfliegt. In der Grundeinstellung feuert sie in die gleiche Richtung wie ihr. Habt ihr ein wenig Bares verdient, könnt ihr eine der acht anderen Taktiken für euren Satelliten einkaufen. Ihr könnt ihn dazu abordern, euch den Rücken freizuhalten, indem er nach hinten feuert. Oder er umkreist euch wie ein Schild, lockt Gegner von euch weg oder sammelt Geoms für euch ein. Geoms sind die Währung, mit der ihr neue Galaxien, Planeten und Drohnen-Taktiken freischaltet.

Tippt ihr links unten vom weißen Raumschiff-Symbol auf den Touchscreen, ballert euer Raumschiff oben in die selbe Richtung (DS).
Um die begehrte Ressource anzuhäufen, sammelt ihr wie in Geometry Wars: Waves einfach Icons ein, die zerstörte Gegner hinterlassen. Ihr solltet euch allerdings beeilen, denn nach ein paar Sekunden verschwinden die Symbole wieder. Durch dieses Spielelement kommt es nicht nur auf blitzschnelle Reflexe an. Ihr solltet euch außerdem taktisch kluge Routen durch die Gegnermassen überlegen, auf denen ihr möglichst viele Geoms enstreicht. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil durch eingesammelte Geoms auch der Multiplikator wächst, mit dem eure Punktzahl multipliziert wird.

Drehwurm

Einige der Galaxien unterscheiden sich nur geringfügig: Mal fällt das Spielfeld besonders eng aus, ein anderes mal ist es durch ein zackiges Muster eingegrenzt. Auf manchen Planeten ziehen außerdem unzerstörbare Gegner ihre Bahnen, deren Minen ihr nur mit einer Smart Bomb aus dem Weg räumt. Manchmal »regnen« eure Gegner auch in das Level hinein. Einige davon müsst ihr erst einmal über die weiße Begrenzungslinie locken, um sie dann abschießen zu können. Auf anderen Planeten spielen die physischen Kräfte verrückt und verlangen euch eine neue Spieltaktik ab. In einem Level wird z.B. der Raum gekrümmt und das komplette verzerrte Gitter kreist wie ein Strudel um einen Punkt in der Mitte - mal nach links und dann wieder nach rechts.

Anders als in Konkurrenztiteln könnt ihr in Geometry Wars Galaxies die einzelnen Levels nicht durchspielen. Stattdessen kämpft ihr in jedem davon um einen Highscore, dank dem ihr euch über eine Internetverbindung mit anderen Spielern messen könnt. Leider müsst ihr euch für jede einzelne Highscoreliste neu im Netz anmelden. Ein schnelles, entspanntes Blättern durch sämtliche Tabellen ist also nicht möglich. Überschreitet ihr in einem Level eine bestimmte Punktzahl, gewinnt ihr als Belohnung für eure Mühen übrigens eine Bronze-, Silber- oder Gold-Medaille. Für unnötige Verwirrung sorgt das etwas umständlich gestaltete und schlecht übersetzte Menü. Auch die knapp gehaltene deutsche Anleitung lässt Fragen offen, so dass ihr selbst ein wenig herumprobieren müsst, bis ihr herausgefunden habt, wie genau die Zweispieler-Modi funktionieren.           

Rache ist süß

Auf der Wii könnt ihr gleichzeitig auf einem Bildschirm mit- oder gegeneinander um Punkte kämpfen. Der lustigste Mehrspielermodus ist allerdings den DS-Besitzern vorbehalten. Ihr wolltet schon immer mal einem Freund das Leben zur Hölle machen? Hier ist eure Chance: In der Variante »Gegner« deckt ihr euer Gegenüber mit Feinden ein.

Die Planeten-Levels schaltet ihr mit eingesammelten Geoms frei (Wii).
Wie das funktioniert? Ganz einfach: Ein Spieler schießt wie immer um sich. Der andere beobachtet das Spiel auf seinem Touchscreen und lässt genau an der Stelle Feinde entstehen, an dem er seinen Bildschirm mit dem Stylus berührt. Am linken Bildrand wählt ihr aus, welchen Gegnertyp ihr eurem Freund auf den Hals hetzen wollt. Ebenfalls unterhaltsam ist der DS-Modus »Gleichzeitig«, in dem beide Kontrahenten Gegner abschießen und ihrem Gegenüber per Druck auf die R-Taste automatisch eine Angriffswelle hinüberschicken können.

Ihr besitzt beide Nintendo-Konsolen, aber nur das Spiel für die Wii? Dann könnt ihr euch den kompletten Vorgänger Retro Evolved per drahtloser Datenübertragung auf den DS herunterladen. Der Titel bleibt allerdings nur so lange im Speicher des Handhelds, bis ihr ihn wieder ausgeschaltet habt. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass eine der Galaxien im Kampagnen-Modus nur dann freigeschaltet wird, wenn ihr euch sowohl DS- als auch Wii-Version kauft. Die versteckte Welt lässt sich nämlich erst dann freischalten, wenn die beiden Konsolen miteinander Kontakt aufgenommen haben.

Technische Problemchen

Ärgerlich sind außerdem die seltenen Soundbugs und die leichten Slowdowns der DS-Fassung. Auch der unverändert minimale Gegner-Stil hat sich mittlerweile ein wenig abgenutzt und wirkt ein wenig blass im Vergleich zu den pompösen Konkurrenten Super Stardust HD und Mutant Storm: Empire. Immerhin erfreut auch diesmal wieder ein Feuerwerk an bunten Explosions-Splittern das Auge. Auch der melodiöse elektronische Soundtrack trägt seinen Teil dazu bei, dass ihr schnell ins Spielgeschehen abtaucht.         

Fazit

Respekt an Entwickler Kuju: Mit Galaxies ist Geometry Wars der Aufstieg vom Kult-Pausensnack zum vollwertigen Baller-Menü gelungen. Es geht immer noch um unkomplizierten Ballerspaß und um blitzschnelle Reaktionen. Doch dank der vielen Galaxien, der aufrüstbaren Drohne und dem Währungssystem macht der Titel Highscore-Jäger viele Stunden lang satt. Als Nachtisch wartet sogar ein äußerst kurzweiliger Zweispieler-Modus auf DS-Besitzer, bei dem ihr eurem Gegenüber Feinde auf den Hals hetzt. Die Steuerung geht auf beiden Systemen zwar einen Deut weniger intuitiv von der Hand, als mit den klassischen zwei Sticks, trotzdem ist den Entwicklern eine gute Alternative gelungen. Das minimale Design wirkt allerdings im Vergleich mit der Konkurrenz mittlerweile ein wenig blass und auch die Angriffsmuster der Feinde hätten ein wenig abwechslungsreicher ausfallen dürfen. Im Gegenzug dürft ihr aber Physik-Spielereien wie einen Materie-Strudel bewundern, der den kompletten Level im Kreis herum schleudert. Fans zünftiger Oldschool-Action können sich also auf einen Festschmaus freuen. Guten Appetit!

Pro

klassisch motivierendes Spielprinzip
über 60 Levels
aufrüstbare Drohne
eigenes Kampagnen-Konzept, bei dem in jedem Level um Highscores gespielt wird
Online-Highscores (Wii und DS)
launiger Zwei-Spieler-Kampf zwischen Raumschiff und Gegner-Schiffen mit einem Modul (DS)
Vorgänger Geometry Wars: Retro Evolved im Spiel enthalten.
abgespeckte Spielversion kann vom Wii auf den DS geladen werden

Kontra

kein spielbarer Online-Modus
Minimal-Design wirkt im Vergleich zu Konkurrenztiteln mittlerweile etwas blass
leichte Slowdowns (DS)
gelegentliche Sound-Bugs (DS)

Wertung

NDS

Die DS-Fassung leidet unter leichten Slowdowns, bietet im Gegenzug aber einen kurzweiligen Extra-Modus für zwei Spieler.

Wii

Nicht nur für zwischendurch: Gelungener und umfangreicher Nachfolger des Retro-Shooters.

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