Test: Opoona (Rollenspiel)

von Jens Bischoff



Opoona
Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
12.09.2008
Spielinfo Bilder Videos
Mit Opoona bekommt Nintendos Wii endlich sein erstes klassisches Rollenspiel. Auch wenn der Titel auf den ersten Blick eher wie ein SciFi-Trip japansicher Teletubbies anmuten mag, brauchen sich die Bonbon werfenden Eierköpfe inhaltlich und spielerisch nicht vor anderen Genrevertretern zu verstecken. Unser Test verrät, was sie besonders gut können und wo noch Nachholbedarf besteht!

Der Weg ins Paradies

 
Video: Hinter der kindlichen Bonbon-Fassade verbirgt sich ein ausgewachsenes Rollenspiel.

Das Spiel beginnt auf einer Ausflugsreise durchs Weltall, als euer Raumschiff plötzlich angegriffen wird und notlanden muss. Dabei werdet ihr von euren Eltern und Geschwistern getrennt und findet euch, als ihr wieder zu euch kommt, in einer Kuppelstadt auf Landroll wieder, einem mysteriösen Planeten, dessen eine Hälfte in ewiger Dunkelheit liegt, von der aus angriffslustige Monster in die bewohnte, stets der Sonne zugewandte Hälfte strömen. Besonders ausgebildete Sicherheitskräfte stellen sich der Invasion entgegen und ehe ihr euch verseht, seid ihr selbst ein Mitglied dieser Truppen, in der Hoffnung mehr über den Verbleib eurer Familie und die Ursache eures Absturzes herauszufinden.

Die erhoffte Familienzusammenführung zieht sich allerdings hin, da ihr nur mit genügend Geld und Ansehen ins Gebiet, wo ihr eure Eltern vermutet, vordringen könnt. Also erfüllt ihr zugewiesene Aufgaben, stellt Nachforschungen an und dringt dabei immer weiter ins Landesinnere vor, wo ihr bizarre Dinge über die Bevölkerung und Machtverhältnisse auf Landroll erfahrt. Der Planet wird nämlich von einem mächtigen Weisen regiert, der den Bewohnern die Aufnahme in eine als Paradies deklarierte Schutzzone in Aussicht stellt, sofern diese brav und emsig ihren Aufgaben nachkommen. Was es mit dieser geheimnisvollen Zone, in der sich auch eure Eltern befinden sollen, tatsächlich auf sich hat, könnt ihr natürlich nur heraus bekommen, wenn ihr dort selbst Einlass erhaltet, denn offiziell zurückgekehrt ist von dort noch niemand. Also erfüllt ihr weiterhin brav eure Vorgaben und verhaltet euch unauffällig.

Die Hintergrundgeschichte entwickelt sich dabei zu einem durchaus spannenden Spießrutenlauf voller Überraschungen,
Der Grafik- und Musikstil von Opoona erinnert teils stark an Phantasy Star Online.

Wendungen und Intrigen. Schade nur, dass das Ganze viel zu zahm und harmlos erzählt wird, die gelegentlichen Sequenzen keinerlei Dramatik versprühen und die Figuren aufgrund belangloser Dialoge oberflächlich und austauschbar bleiben. Hier wurde leider ungemein viel Potential verschenkt, was sich leider auch deutlich auf den Spielspaß auswirkt...

Viel zu tun

Nichtsdestotrotz schafft es Opoona andernorts wieder zu versöhnen. Vor allem die vielen Möglichkeiten, denen ihr abseits des Hauptplots nachgehen könnt, wissen zu gefallen. Ihr könnt euch nämlich nicht nur den Sicherheitskräften, sondern auch zahlreichen anderen Berufsverbänden auf Landroll anschließen und Aufgaben für diese erledigen. Vom Straßenkehrer oder Erntehelfer bis hin zum Profitaucher oder TV-Star. Das Jobangebot ist unglaublich groß und vielschichtig, wobei jede Anstellung auch entsprechende Aufgaben und Aufstiegschancen mit sich bringt. Welche ihr davon wahrnehmen wollt, bleibt weitestgehend euch überlassen, da für das Hauptabenteuer nur ein paar wenige Anstellungen Pflicht sind. Darüber hinaus entscheidet einzig und allein ihr, was euch interessiert und was nicht.

Als Bergbauingenieur könnt ihr z. B. versperrte Wege freilegen und wichtige Rohstoffe abbauen, als Angler seltene Fische an Land ziehen, als Musikant eure Portokasse aufbessern oder als Wahrsager in die Zukunft blicken. Manche Jobs mögen relativ unspektakulär sein, viele üben allerdings eine enorme Motivation aus und wurden in teils sehr gelungene Minispiele verpackt, 
Anfangs bestreitet ihr die Schleuderkämpfe noch allein, später dirigiert ihr bis zu drei Figuren.

die einen auch über das eigentlich Abenteuer hinaus noch lange ans Spiel binden können. Eine weitere Motivationssäule ist das Schließen und Pflegen von Freundschaften, das euch nicht nur zusätzliche Aufgaben, sondern auch Statusverbesserungen beschert. Lohnenswert ist auch die Suche nach überall auf Landroll versteckten Geheimcodes, die ihr gegen eine Reihe spezieller Items eintauschen könnt. Auch bei Einkäufen gibt es ein lukratives Bonussystem, mit dem ihr euer Inventar erweitern dürft.

Darüber hinaus könnt ihr Bilder und Skulpturen begutachten, um euer Kunstverständnis zu schärfen sowie mehr oder weniger gut versteckte Muschelbehälter öffnen, in denen diverse Wertgegenstände schlummern. Es gibt jedenfalls viel zu tun und zu entdecken, wenn man sich die Zeit dazu nimmt. Schade nur, dass die meisten Schauplätze recht kompakt und linear ausgefallen sind. Lediglich die Kuppelstädte wurden etwas komplexer gestaltet, wobei gerade in den Metropolen einfachere Strukturen sinnvoll gewesen wären, da es hier trotz Kartenfunktion, die leider immer nur den aktuellen Bereich abdeckt, oft unnötig zu Orientierungsproblemen kommt. Bereits in der ersten Stadt kann man sich hoffnungslos verlaufen, wenn man einen falschen Aufzug benutzt. Wenigstens gibt es für die wichtigsten Einrichtungen Wegweiser und irgendwann findet man sich auch so zurecht. Trotzdem hätte ich mir lieber einfachere Stadt- und komplexere Dungeon-Strukturen gewünscht als umgekehrt, denn Letztere bestehen fast ausschließlich aus simplen Schlauchabschnitten ohne nennenswerten Erkundungswert.          

Kommentare

Cerenia schrieb am
Opoona, hm?
Hatte mir das Spiel kurz nach Release geholt, ehe die ersten Reviews erschienen sind.
Und soll ich ganz ehrlich sein, lieber japanische Kitsch-Figuren, wie die Tizianer in Opoona, als Klischeegestalten, wie in zich anderen JRPGs, wie Final Fantasy.
Ja, mir gefallen die Protagonisten in Opoona, weil ich sie niedlich finde und gelegentlich etwas buntes zu spielen ist durchaus nicht verkehrt.
Aber dank der nicht uninteressanten Handlung, klar, es ist kein Epos, aber es gibt sehr interessante Sequenzen, die mich stutzig machen.
Wie die "perfekte" Stadt Paradiso, aus der niemand mehr zurückgekehrt ist und Poleenas Flucht von den Landroll-Rangern. Das ganze hat schon leicht düstere Ausmaße und ich bin gespannt, wie es weitergeht.
die Kämpfe sind ein wenig hektisch, aber kurz und daher angenehm und vor allem ist das Kämpfen kein zentraler Punkt.
Die Nebenjobs sind erfrischend, hatte mich in den letzten Tagen mehr um diese gekümmert, als um die Haupthandlung.
Das Spiel ist unterhaltsam und das japanikitschige aussehen der Protagonisten habe ich schnell vergessen.
Ich gestehe, mir gefällt das Spiel gut. Den Testbericht habe ich nur grob überflogen (da ich weiß, wie das Spiel ist), das Ergebnis von 75 % halte ich jedoch für angemessen.
Ich kann es empfehlen, man darf sich nur nicht von den Äußerlichkeiten abschrecken lassen.
Als Kinderkram kann ich das Spiel nicht ansehen, auch wenn es etwas "Casualiges" an sich hat.
(Bis auf Bosskämpfe sind alle Kämpfe einfach zu gewinnen, was aber nur am Zeitdruck in den Kämpfen liegt.)
johndoe731183 schrieb am
Es geht nicht um Realismus, sondern um Design. Die JapanoRPGs damals haben genauso Kulleraugen und Riesenköpfe gehabt, wieso soll das "erwachsener" ausehen?
(Das ist auch keine Kritik an diesen Spielen, sondern daran, dass Opoona nun als kindisch dargestellt wird und diese Spiele Gegenbeispiele sein sollten.)
Alking schrieb am
SPF hat geschrieben:
Lufia, Secret of Mana, Terranigma
Und die sehen nicht kindisch aus oder wie? :roll:
Das ist nicht dein ernst ... die Spiele sind 12 Jahre alt, da konnte man doch keine realistische Grafik darstellen.
johndoe731183 schrieb am
Lufia, Secret of Mana, Terranigma
Und die sehen nicht kindisch aus oder wie? :roll:
MandrillSphinx schrieb am
pepsodent hat geschrieben:Kindliche Optik, Zufallskämpfe, der übliche Japanomist mal wieder.
Irgendwie finde ich es schon sehr schade, dass es anscheinend nicht möglich ist, auf Konsolen vernünftige Rollenspiele zu produzieren. Die einzigen, die das ab und zu hinkriegen, sind die Kollegen von XBox. Aber die Japan-Konsolen müssen immer und immer wieder kindisch sein.
Gibt es in Fernost keine Erwachsenen? Kann doch nicht sein, dass alle älteren Spieler dort immer nur so ne Kinderkacke haben wollen. Oder gibt es dort keine älteren Spieler? Na ja.
dieses spiel zeigts wieder einmal... und immer wieder und wieder wird es erneut gezeigt...
eben genau das ist mein problem mit der wii und deshalb hab ich sie vertickt! das design und prinzip ist genial, aber wenn ich mir die ganzen japan schrott games anschauen muss wird mir übel! ich kann mario und konsorten einfach nicht mehr sehen... wenn ich irgendwann mal nen kind hab, dann kann von mir aus sowas wieder ins haus, aber bis dahin zock ich richtige games einfach aufm pc!
schrieb am