The Legend of Spyro: The Eternal Night04.01.2008, Jens Bischoff
The Legend of Spyro: The Eternal Night

Im Test:

An Insomniacs einstigem Vorzeigehelden Spyro haben sich mittlerweile schon so einige Entwickler die Finger verbrannt. Auch der zuletzt erschienene Versuch eines Neuanfangs, A New Beginning , der australischen Krome Studios ging ziemlich in die Hose. Nichtsdestotrotz bekamen die Jungs eine zweite Chance und präsentieren nun The Eternal Night - ein Titel, der leider nur zu gut zum wohl endgültig erloschenen Stern des lila Drachen passt...

Alles wie gehabt!?

Die Story knüpft quasi nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an: Cynder wurde von Spyro gerettet, fühlt sich im Tempel aber nicht wirklich wohl. Und kaum hat sie das Weite gesucht, bricht auch schon die nächste Bedrohung über Spyro und seine Freunde herein. Allerdings geht die Bedrohung nicht von Cynder aus.

Da staunt der kleine Drache: Eternal Night ist noch schlechter als sein mäßiger Vorgänger...
Stattdessen will der Affenkönig Graul die Gunst der Stunde nutzen und während einer multiplen Mondfinsternis den gerade erst geschlagenen Dunkelmeister wiederbeleben. Die Zeit drängt, aber Spyro setzt mithilfe eines weisen Drachens, der ihm immer wieder im Traum begegnet, natürlich alles daran, die Rückkehr des Dunkelmeisters zu verhindern und die Pläne des Affenkönigs zu vereiteln.

Doch zuerst muss Spyro seine alten Kräfte wiedererlangen, die ihr allesamt bereits aus dem Vorgänger kennt. Erst, wenn er wieder Herr über Feuer, Eis, Blitz und Erde ist, kann er sich Graul stellen. Und so wiederholt sich quasi das gleiche alte Spielchen wie im letzten Teil, nur mit leicht veränderten Gegnern und Schauplätzen. Einmal mehr durchstreift ihr hoffnungslos lineare Spielabschnitte, prügelt euch mit beschränkten Affen und anderen Widersachern und macht euch schrittweise die Kräfte der vier Elemente zu eigen. Die individuell aufstufbaren Angriffe haben sich zwar leicht verändert und neuerdings könnt ihr auch kurzfristig die Zeit verlangsamen, aber im Prinzip ist alles beim Alten geblieben, was aufgrund des recht bescheidenen letzten Teils natürlich alles andere als erfreulich ist...

Nein, es geht noch schlimmer...

Während die Entwickler spielerisch und technisch auf der Stelle treten und einmal mehr ihre Einfallslosigkeit mit linearen Leveln, öden Kämpfen und nervigen Hüpfpassagen unter Beweis stellen, hat der einheitliche Schwierigkeitsgrad teils enorm zugelegt.

Trotz neuer Locations und Gegner hat sich am öden Spielverlauf kaum etwas geändert.
Zwar gab es auch schon in A New Beginning einige üble Frustproben, aber The Eternal Night beschert euch noch weit mehr Situationen, in denen euch Kamera, Kollisionsabfrage und Leveldesign das Leben zur Hölle machen. Kinder und Anfänger sollten das aktuelle Abenteuer daher tunlichst meiden, manche Stellen sind selbst für geübte Spieler eine Nervenzerreißprobe aller erster Güte. Leider jedoch nicht, weil die Herausforderung besonders groß wäre, sondern eher weil Übersicht und Präzision extrem zu wünschen übrig lassen oder die Stellen einfach nur unfair sind.

Immerhin bekommt ihr Rückendeckung von erneut sehr großzügig platzierten Rücksetzpunkten. Wenn ihr eine besonders heikle Sprungpassage oder ein extrem hakeliges Bossduell aber zum x-ten Mal wiederholen müsst, ist auch das nur ein schwacher Trost - auch wenn sich die dazugehörigen Zwischensequenzen fairer Weise abbrechen lassen. Vielleicht wollten die Entwickler mit ihren zahlreichen Stolpersteinen aber auch nur die ansonsten recht knappe Spielzeit künstlich in die Länge ziehen, denn die völlig unspektakuläre Story findet bereits nach wenigen Stunden ihr fast schon ersehntes Ende.      

Zwar laden versteckte Power-Ups und Federkiele, mit denen ihr eine Reihe von Bonus-Artworks freischalten könnt, unter Umständen zu einem zweiten oder gar dritten Durchlauf ein, aber die Motivation hält sich arg in Grenzen.

Kampflustige Affen und kein Ende - nur tragen sie dieses Mal etwas andere Outfits...
Immerhin warten nach Spielende noch eine Handvoll spezieller Herausforderungen auf euch, über die ihr die dunkle Seite Spyros freispielen könnt, aber das war's dann auch schon mit den Extrainhalten. Wenigsten gibt es so mehr zu tun und zu entdecken als im Vorgänger. Die Langzeitmotivation wird dadurch aber auch nur geringfügig gesteigert - vor allem, wenn ihr bereits beim ersten Mal alle Extras ausfindig gemacht habt.

Wenige Lichtblicke

Die Präsentation ist trotz angestaubter Technik nach wie vor eines der wenigen Highlights. Die Charaktere glänzen mit liebevollen Animationen und Details, während die deutsche Synchro erneut über jeden Zweifel erhaben ist. Auch der Humor kommt dank Spyros vorlautem Libellenbegleiter Sparx nicht zu kurz. Ansonsten präsentiert sich die auf Wunsch in Pro Logic II erklingende Soundkulisse solide, aber unspektakulär, wobei der nervige Lautstärkeabfall bei manchen Zwischensequenzen ziemlich ärgerlich ist. Grafisch kommt hingegen nur selten Begeisterung auf, auch wenn die neue Zeitlupenfunktion die Kämpfe teils imposanter aussehen lässt als sie eigentlich sind. Vielleicht wäre hier aber sogar weniger mehr gewesen, denn im SloMo-Lichtgewitter kann man die Positionen seiner Gegner oft nur erraten und gerade auf Wii kann man auch mal ungewollt einen anderen Angriff als geplant vom Stapel lassen.

Der kleine Unterschied

Insgesamt wurde die Steuerung jedoch recht gut an Remote und Nunchuk angepasst. Angriffe können zum Teil sogar per Bewegung oder Knopfdruck ausgelöst werden. Optional darf man auch mit dem Classic Controller in den Kampf ziehen, der auf jeden Fall ein komfortableres Tastenlayout als die Remote bietet und vor allem bei der Bedienung der störrischen Kamera eine dezent bessere Figur macht.

Es werde Licht: Die Spezialangriffe sind zwar imposant, aber nicht gerade übersichtlich.
GameCube-Controller werden hingegen leider nicht unterstützt. Schnelle Ausweichmanöver sind kurioserweise sogar nur mit dem PS2-Controller möglich. Dafür können Wii-Spieler im Gegensatz zu ihren PS2-Kollegen auf 60Hz- und Progressive Scan-Unterstützung zurückgreifen. Eine 16:9-Funktion gibt es hingegen auf beiden Systemen. Auch sonst gleichen sich beide Fassungen wie ein Ei dem anderen, was Wii-Spieler jedoch wenig entzücken dürfte, da Nintendos Konsole grafisch sicher bessere Leistungen vollbringen kann.

Immerhin läuft das Spiel auf beiden Plattformen recht flüssig, nur die Ladezeiten sind mitunter etwas langwierig, was aufgrund der eher bescheidenen Grafikpracht und winzigen Levels eigentlich verwundert. Schade auch, dass Spielerklärungen nur in Textform eingeblendet werden, während das Spielgeschehen teils nicht einmal pausiert wird. Aber für Kids, die noch nicht bzw. nicht schnell genug lesen können, ist der Titel ohnehin nichts und für alle anderen stellt dieser Umstand wohl ein vergleichsweise geringes Manko dar. Fairer Weise wird The Eternal Night bereits von Anfang an preislich leicht reduziert angeboten, wobei die PS2-Fassung nochmals zehn Euro weniger kostet als die quasi identische Wii-Version. Angesichts der bescheidenen Spielqualität dürfte der ermäßigte Preis aber wohl kaum einen Kaufanreiz darstellen. Kramt lieber die alten PSone-Episoden nochmals hervor, um die Glanzzeiten der Serie nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen, denn der lila Drache hat definitiv mehr drauf als das was man angesichts der letzten Auftritte denken könnte...   

Fazit

Traurig, traurig, was aus Spyro mittlerweile geworden ist. Wer dachte, mit A New Beginning wäre der Tiefpunkt der Serie erreicht, wird nach The Eternal Night wohl endgültig den Glauben an Besserung verlieren. Statt aus dem Versagen des letzten Teils zu lernen, haben die Entwickler sämtliche Schwächen gewissenhaft fortgeführt und teils sogar noch ausgebaut. Im Prinzip handelt es sich quasi um dasselbe Spiel mit leicht abgewandelten Gegnern und Schauplätzen. Allerdings wirkt die durchwachsene Technik inzwischen noch unzeitgemäßer, die banale Story ist an Ideenlosigkeit kaum noch zu unterbieten und der mitunter hoffnungslos überzogene Schwierigkeitsgrad spricht der Serie endgültig jegliche Kinder- und Anfängertauglichkeit ab - von der teils miserablen Kameraführung und Kollisionsabfrage ganz zu schweigen. Auch das primitive Leveldesign und die monotonen Kämpfe lasten nach wie vor schwer auf Spyros Schultern. Lediglich die charmante und humorvolle Präsentation samt hochwertiger deutscher Sprachausgabe bringt etwas Licht in die ansonsten endlose Nacht, die das Spiel bezeichnender Weise schon im Titel umgibt. Die einzig echte Neuerung ist die Einführung einer Zeitlupenfunktion, die allerdings reichlich aufgesetzt wirkt und von Konkurrenten wie z. B. Prince of Persia schon vor Jahren wesentlich weiter gesponnen wurde. Wenn Insomniac sein geschundenes Baby jetzt nicht endlich selbst rettet, sehe ich für die Zukunft des lila Drachen leider schwarz...

Pro

charmante Präsentation
professionelle deutsche Synchro

Kontra

maue Story
geringer Umfang
teils enormes Frustpotential
störrische Kamera & Kollisionsabfrage
sehr linearer & monotoner Spielverlauf

Wertung

PlayStation2

Schmuck- und ideenloses Drachenabenteuer mit vielen nervigen Stolpersteinen.

Wii

Technisch und spielerisch maues Drachenabentuer mit teils fummeliger Steuerung.

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