Nitro Bike14.02.2008, Michael Krosta
Nitro Bike

Im Test:

Ein Motorrad mit Nitroantrieb, das man mit der Wii-Fernbedienung über unebene Offroad-Pisten dirigiert. Das schreit doch nach einem leichtgängigen Arcade-Spaß mit meterhohen Sprüngen, Schlammpackungen und spektakulären Unfällen. Sony hat mit Motorstorm gezeigt, wie man es richtig macht. Mit Nitro Bike (ab 34,99€ bei kaufen) fährt Ubisoft allerdings mit Vollgas gegen die Wand...

Karrieren-K(r)ampf

Im Karrieremodus erwarten euch über 60 Herausforderungen, die auf insgesamt zehn Cups aufgeteilt sind. Dabei stehen nicht nur Rennen gegen bis zu neun KI-Kontrahenten mit Hang zum Gummiband-Verhalten auf dem Programm, sondern auch Events, in denen ihr eine bestimmte Rundenzeit unterbieten oder durch Reifen für Zeitboni brettern müsst. Auch die Eliminierungsrennen, bei denen jeweils der Letztplatzierte einer Runde rausfliegt sind mit von der Partie - genau wie Events, bei denen ihr vor allem mit Tricks aus dem recht begrenzten Repertoire glänzen müsst, das leider kaum stylische Kombos ermöglicht. Als Preise winken Medaillen, die nicht nur neue Wettbewerbe, sondern auch weitere Charaktere und Bikes freischalten.

Zwar kracht es ab und an mal - aber insgesamt fallen die Strecken ziemlich langweilig aus...
Einen großen Unterschied zwischen den Vehikeln werdet ihr allerdings nicht feststellen. Leider gibt es nur einen Schwierigkeitsgrad - und der hat es ganz schön in sich, wenn ihr euch vornehmlich Gold- und Silbermedaillen um den Hals hängen wollt. Die Zielvorgaben für das Bronze-Gegenstück fallen dagegen sehr moderat aus.

Turbo-Zündung

Die Spielmechanik orientiert sich an Motorstorm und lässt euch den Nitro nur bis zu einer bestimmten Motortemperatur benutzen. Zündet ihr auch im roten Bereich unbeeindruckt weiter und lasst den Motor nicht abkühlen, fliegen euch kurze Zeit später die Einzelteile eures Bikes um die Ohren. Wer jetzt allerdings auf coole Zerstörungszeitlupen im Stil von Sonys Offroad-Raserei hofft, der wird enttäuscht, denn die Crash-Sequenzen der Nitro Bikes sind alles andere als spektakulär. Das Gleiche gilt für die tristen Kulissen, die euch nur ein müdes Gähnen entlocken. Okay, es ist nur eine Wii-Konsole, aber auch Nintendos Plattform kann hier wesentlich mehr leisten als das, was uns hier geboten wird - man denke an Excite Truck. Zumindest aber bleibt das Geschehen weitestgehend flüssig. Trotzdem ist das Geschwindigkeitsgefühl nicht sonderlich hoch, was damit zusammenhängen dürfte, dass ihr ausschließlich in einer Außenansicht unterwegs seid. Andere Perspektiven wie Helm- oder Stoßstangenkamera sucht ihr vergebens. Hinzu kommt ein extrem trashiger Rock-Soundtrack mit unterirdisch schlechten Soundeffekten, die sich nahtlos in die billige Präsentation einfügen.

    

      

Alles außer Kontrolle

Eine der wichtigsten Fragen bei einem Wii-Spiel ist und bleibt die Steuerung. Im Falle von Nitro Bike ist die Antwort einfach: Es steuert sich schwammig! Wie bei vielen anderen Genre-Vertretern müsst ihr auch hier die Remote waagerecht halten und lenkt, indem ihr den Controller in die entsprechende Richtung neigt. Gas gebt ihr mit der 2-Taste, die 1-Taste ist die Bremse und den Turbo betätigt ihr mit einer beliebigen Richtungstaste des Digi-Kreuzes. Rast ihr geradeaus, habt ihr das Zweirad noch ganz gut unter Kontrolle, doch sobald es in die Kurve geht, bricht die Maschine bei zu heftigen Lenkbewegungen schnell aus. Da die Neigung der Remote aber hier nicht so präzise reagiert wie ein Analogstick, habt ihr oft Mühe, das Motorrad noch abzufangen. "Okay", höre ich euch sagen. "Dann klatschen wir einfach das Nunchuk an die Remote und schon ist alles in Butter." Ja, das könnte vielleicht funktionieren. Vielleicht hätte es sogar funktioniert, wenn sich die Entwickler nicht dazu entschlossen

Beim Nitro-Einsatz müsst ihr aufpassen, den Motor nicht zu überhitzen!
hätten, nur die eine Steuerungsvariante via Remote anzubieten. Dumm gelaufen! Im Zusammenspiel mit dem Nunchuk wären vielleicht auch mehr Trick-Kombinationen möglich gewesen. So schlagt ihr euch dagegen nur mit einer sehr begrenzten Auswahl an Stunts herum, die ihr in der Luft mittels Kombinationen aus Digikreuz und der B-Taste ausführt.

Einsame Onlinerennen

Neben der Karriere habt ihr auch die Möglichkeit, schnelle Einzelrennen als Schaukampf aufzusetzen. Hier legt ihr selbst die Strecke, Runden sowie die Anzahl eurer Gegner und der Spielmodus fest. Später schaltet ihr auch noch das Minispiel Bowling frei, das allerdings verglichen mit den grandiosen Dummy-Einsätzen eines Flatout ziemlich mau ausfällt. Ihr rast lediglich auf eine kleine Barriere zu, bremst noch kurz ab und beobachtet anschließend, wie der Fahrer die Kegel mit einer märchenhaften Physik umwirft. Und das zwölf Runden lang. Gäääähn! Da ist es schon löblicher, dass auch Splitscreen-Rennen für bis zu vier Spieler möglich sind - auch wenn sich kaum so viele Leute finden werden, die sich überhaupt für die Rennen mit den Nitro Bikes begeistern können. Das mangelnde Interesse am Titel wird auch online offenkundig: Ich hätte euch jetzt gerne einen Erfahrungsbericht geliefert, wie die Onlineperformance mit bis zu sechs Spielern ausfällt - vor allem, weil onlinefähige Wii-Spiele immer noch eine Seltenheit darstellen. Allerdings fand ich weder am vergangenen Wochenende noch an den letzten Tagen einen einzigen Mitspieler! Eigentlich traurig, aber gleichzeitig auch ein gutes Zeichen dafür, dass sich offensichtlich kaum jemand diese Racing-Gurke angeschafft hat. 

    

Fazit

Oh, das tut weh! Nach Pleiten wie GT Pro Series und Monster 4x4 World Circuit schafft es Ubisoft auch mit Nitro Bike nicht, endlich ein vernünftiges Rennspiel für Nintendos Wii abzuliefern. Grafisch befinden sich die Offroad-Ausflüge mit ihren langweiligen Kulissen auf unterem PS2-Niveau und auch die schwammige Remote-Steuerung ist mehr schlecht als recht. Doch selbst wenn die Entwickler eine Alternative mit Nunchuk erlaubt hätten, wäre Nitro Bike immer noch eine technisch unterirdische und spaßfreie Angelegenheit, bei der die öde Aufmachung samt Soundtrack zum Abgewöhnen nur das Gesamtbild abrundet. Leider, leider gibt es bis auf Excite Truck keine wirklich vernünftige Alternative, doch bereits die Anspiel-Version von THQs MX vs ATV: Untamed hat einen wesentlich besseren Eindruck hinterlassen als dieses Machwerk aus der Offroad-Hölle. Deshalb solltet ihr lieber noch bis März warten und Nitro Bike im Laden links liegen lassen.

Pro

meist flüssige Engine
bis zu neun Gegner auf der Strecke
diverse Spielmodi

Kontra

…die aber auch schon mal ins Stocken kommt
schwammige Steuerung
…die aber alle nicht viel Spaß machen
triste Kulissen
langweilige Strecken
nur eine vorgegebene Steuerungsmöglichkeit
Gummiband-KI
arg begrenztes Trick-Repertoire
nur ein Schwierigkeitsgrad
Zielvorgaben z.T. sehr schwer zu erreichen
sehr schwache Soundeffekte
nur eine Ansicht (Außenperspektive)

Wertung

Wii

Grafisch von gestern & spielerisch ein Totalschaden. Finger weg von Nitro Bike!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.