Link's Crossbow Training06.12.2007, Jörg Luibl
Link's Crossbow Training

Im Test:

Nintendo ruft zur Armbrust! Wer hat Lust, sich mit der grünen Zipfelmütze einer Heerschar an Monstern und Zielscheiben zu stellen? Und all das in lockerer Lightgun-Manier? Link's Crossbow Training (ab 89,00€ bei kaufen) enthält nicht nur ein Spiel, sondern auch erstmals den Wii Zapper. In null Komma nichts verwandelt sich das Wohnzimmer in eine Zelda-Arena. Lohnt sich der Bolzentanz?

Ein bemaltes Versprechen

Umzingelet von Skeletten: Link muss sich manchmal einer riesigen Übermacht stellen. Gut, dass es auch Dauerfeuer-Upgrades gibt...
Ach, wie schade! Freunde der edlen Armbrust werden sich zwar über das bunt verzierte Schmuckstück freuen, das Link auf dem Cover im Anschlag hält, aber in der Verpackung steckt lediglich der lupenreine, ganz weiße Wii Zapper  - quasi ein Plastikgerüst für Remote und Nuchuk, das nicht einzeln im Handel erhältlich ist.  Und das sieht natürlich alles andere aus wie eine Armbrust, sondern wie eine Lightgun-Pistole, die man mit beiden Händen halten kann; ideal für kommende Shooter der Marke Ghost Squad . Der Zusammenbau ist kinderleicht: Remote oben in den Schaft stecken, einrasten lassen, Kabel in einer Extraklappe verstecken und das Nunchuk auf den Griff stöpseln - fertig! Die Waffe fühlt sich leicht und gut an, der Trigger vorne aktiviert den B-Knopf der Remote zum Schuss, die Knöpfe des Nunchuk sind ebenso direkt erreichbar wie der Analogstick.

Wenn man den Zapper zusammen gebaut hat, kann man ihn im Spielmenü noch kalibrieren und so die Sensibilität der beiden Achsen anpassen. Insgesamt wandert das Fadenkreuz in der Grundeinstellung jedoch ganz gut über den Bildschirm, wenn auch nicht so präzise und punktgenau wie etwa in Metroid Prime 3 . Vor dem Abenteuer mit Link empfiehlt sich das Training, um mit den Grundzügen der Steuerung vertraut zu werden: Abseits des einfachen Anvisierens und Schießens könnt ihr den blonden Helden mit dem Analogstick durch einige Levels bewegen, über das lange Gedrückthalten stärkere Schüsse abgeben und über den Z-Knopf des Nunchuk an Ziele heranzoomen - ansonsten gibt es keine Funktionen. Genau so simpel wie die Bedienung zeigt sich das eigentliche Spiel: Man feuert entweder auf Zielscheiben oder Monster oder andere Ziele in der Umgebung - Fässer, Vasen, Vogelscheuchen & Co bergen oftmals ein punktereiches Geheimnis.

Ein Hauch von Twilight Princess

Wenn ihr mehrfach Ziele trefft, ohne daneben zu schießen, taucht irgendwann die grüne Bonuszielscheibe auf - und die bringt richtig Punkte!
Trotz des einfachen Spielprinzips kommt schnell ein Hauch von Nostalgie und kurzweiliger Shooterspaß auf. Vor allem, wenn man The Legend of Zelda: Twilight Princess kennt: Freut euch auf das Wiedersehen mit zahlreichen Kreaturen und Schauplätzen des Action-Rollenspiels. Egal ob Kakariko oder der Palast von Hyrule, egal ob Goronen, Riesenspinnen oder Orks - Nintendo serviert euch ein Déjà-vu nach dem anderen. Selbst die rasante Jagd inklusive Kutsche ist dabei, die von wilden Grünhäuten auf Wildschweinen verfolgt wird. Die Kulisse befindet sich dementsprechend auf dem guten Niveau, das man kennt - mit all seinen kleinen Texturschwächen und dem großartigen Kreaturendesign.

Und das Spielprinzip? Nintendo hat sich einiges einfallen lassen, um etwas mehr als geradliniges Bolzengeballer zu bieten. Es gibt Zeitlimits, falsche Ziele, die Punktabzug bringen, sowie versteckte Boni und Dauerfeuer-Upgrades. Wichtiger ist aber, dass das Kombosystem dafür sorgt, dass man wirklich gut zielen muss: Nur, wenn man einen Treffer nach dem anderen landet, erhöht sich der Multiplikator. Sprich: Trefft ihr dreizehn mal hintereinander ohne Fehlschuss, dann klingeln auf eurem Konto nicht 30, sondern 13x30 Punkte. Es gibt statische Levels, in denen sich nur Zielscheiben bewegen, einen Wasserfall hinunter stürzen oder plötzlich auftauchen sowie bewegte Levels, in denen ihr Link mit dem Analogstick durch Gemäuer oder Orklager schicken müsst - hier gilt es, alle Feinde zu finden und zu besiegen.

Der Wii Zapper ist kein Controller wie etwa eine Lightgun-Pistole, sondern ein Gerüst für Nunchuk und Remote - beides ist nicht in der Box enthalten.Gerade in den offenen Levels, wenn man vielleicht noch umzingelt wird, kann die Kamera etwas nerven, denn man muss sie über den Wii Zapper bewegen. Das klappt ganz gut, wenn man das ruhig macht, aber in der Hektik des Gefechts kann man sie auch leicht verziehen - vor allem ungeübte Spieler müssen hier Geduld zeigen. Und die müssen auch Veteranen aufbringen, wenn sie einen Level nicht auf Anhieb schaffen. Warum? Die Punkte sind sehr wichtig, denn ihr braucht pro Level, das aus je drei Missionen besteht, mindestens 20.000 , um das nächste freizuschalten. Das Ärgerliche ist: Wenn ihr es nicht schafft, zwingt euch Nintendo nicht nur immer alle drei Missionen neu anzugehen, man kann sein vorheriges Ergebnis auch verschlechtern. Das bedeutet: Ihr erreicht beim ersten Mal vielleicht 5300 + 3000 + 4000 Punkte, beim zweiten Mal aber nur 4900 + 3000 + 3800 Punkte - gespeichert werden die letzten und damit schlechteren Ergebnisse!

Leider ist das Spiel nicht nur kurz, sondern verdammt kurz - nach zwei bis drei Stunden ist man durch. Lediglich Level 7 von insgesamt acht  wird euch Kopfzerbrechen bereiten, bevor ihr im Finale den einzigen Bosskampf bestreiten dürft. Das ist noch mal ein kleines Highlight, aber danach gibt es nur noch den Multiplayermodus für bis zu vier Spieler. Hier dürft ihr euch noch mal in den bereits freigespielten Kulissen austoben, der Wii Zapper wird dabei an den nächsten Spieler weiter gereicht. Besondere Spielmodi oder Wettbewerbsbedingungen werdet ihr nicht finden.

       

Fazit

Knapp 30 Euro verlangt Nintendo für ein Plastikgerüst namens Wii Zapper plus Link's Crossbow Training - einzeln ist nichts davon im Handel zu finden und in den USA muss man nur 20 Dollar hinblättern. Hätte es hier nicht auch zehn Euro günstiger sein können? Unterm Strich ist das gerade noch ein ausreichendes Preis-Leistungs-Verhältnis, denn das Armbrustspiel sorgt sehr schnell für einen angenehmen Hauch von Nostalgie bei allen, die das letzte Zelda gespielt haben - inklusive Verfolgungsjagden und Katakombengewühl. Aber die Freude über das Wiedersehen mit Link, den Goronen und Hyrule währt nicht lange: Geübte Spieler sind nach zwei, drei Stunden durch. In dieser Zeit bekommt man einen Shooter in guter, aber gegenüber dem Original nicht aufgebohrter Kulisse, der vor allem von seinem motivierenden Kombosystem lebt - nicht derjenige, der blöd rumballert, sondern nur derjenige, der gut zielt, wird mit hohen Punktzahlen belohnt. Unverständlich ist für mich allerdings das nervige Speichersystem, das euch zur Levelwiederholung zwingt und sogar schlechtere Ergebnisse speichert. Unterm Strich eine viel zu kurzweilige, aber angesichts von Ghost Squad & Co durchaus bedenkenswerte Investition in die Lightgun-Zukunft. Gibt's überhaupt eine? Hierzulande wird ja schon fleißig gestrichen - Capcoms Zombies schlurfen nur im Ausland...

Pro

gutes Kombosystem
gute Zielerfassung
statische & bewegte Levels
Kulissen aus Twilight Princess
Link lässt sich steuern
schöne Animationen
Multiplayermodus für bis zu 4 Spieler

Kontra

sehr kurz (2-3 Stunden)
US-Preis: 20 Dollar
Zapper ist nur ein Plastikgerüst
Kamera kann in offenen Levels Zicken machen
kaum Wiederspielwert
nerviges Speichersystem

Wertung

Wii

Eine sehr kurzweilige und etwas zu teure Investition in die Lightgun-Zukunft des Wii. Macht trotzdem Spaß.

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