Test: Fragile Dreams: Farewell Ruins of the Moon (Action-Adventure)

von Jens Bischoff



Entwickler:
Release:
19.03.2010
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Fragwürdige Strapazen

Ernsthaft in Schwierigkeiten kommt man zwar nie und wer will, kann den meisten Gegnern auch einfach aus dem Weg gehen, aber der unvorhersehbare Waffenverschleiß gepaart mit Platzproblemen und lästigem Hin und Her zwischen Einsatzort und Lagerfeuer ist alles andere als angenehm und zieht das Spiel eigentlich nur künstlich in die Länge. Vor allem, da das obligatorische Entzünden des Feuers meist auch wieder alle bereits getöteten Gegner auf den Plan ruft. Das gleiche Problem macht sich auch beim Aufgaben- und Leveldesign bemerkbar:
Die Kämpfe gegen geisterhafte Erscheinungen sind sehr simpel, die clevere Nutzung der remote jedoch interessant.
Vielleicht unterstreichen teils minutenlange Gewaltmärsche durch trostlose, immer nur geradeaus führende Abwasserkanäle die Einsamkeit des Protagonisten, aber spielerisch sind sie genauso ermüdend wie hundert Meter lange Leitern, zwanzigstöckige Treppenhäuser oder ähnlich künstliche Streckungen. Besonders nervig war auch, mehrfach in längst hinter sich gelassene Areale zurückkehren zu müssen, um irgendwelche Dinge zu holen oder vorher versperrte Türen zu öffnen. Ich weiß nicht wie viel von den insgesamt 15 Stunden Spielzeit für belangloses Hin und Her drauf ging, aber es war definitiv zu viel.

Immerhin bringt einem jeder Kampf neben gelegentlichen Beutestücken auch Erfahrungspunkte ein, die einem bei einem Stufenanstieg zusätzliche Angriffsstärke und Lebensenergie bescheren. Allerdings kommt einem dieser Rollenspielansatz ziemlich aufgesetzt und unnötig vor. Man freut sich nicht mal sonderlich über ein Level-Up, weil man sich sowieso nie unterlegen fühlt. Aber gut, die Kämpfe zählen bis auf wenige Ausnahmen ohnehin nicht zu den Stärken des Spiels. Vielleicht hätte man sogar lieber einen Fluchtansatz wie bei Shattered Memories in Erwägung ziehen sollen. Dadurch wäre womöglich auch der interessante Aspekt der Konfrontationen, nämlich das akustische Orten und optische Enthüllen oder Lähmen der Gegner mehr in den Vordergrund gerückt.

Bizarres Unbehagen

Auf die Atmosphäre wirkt sich diese verpasste Chance aber zum Glück kaum negativ aus: Spannung und Nervenkitzel bleiben zwar weitestgehend aus, aber die bedrückende Gesamtstimmung ist dafür umso prägnanter. Schließlich macht es nicht den Anschein als wollte einen tri-Crescendo das Fürchten vor blutrünstigen Kreaturen lehren, sondern viel mehr unbehagliche Gefühle wie Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit oder Trauer vermitteln und das ist ihnen in meinen Augen durchaus geglückt. Man hat einfach kein gutes Gefühl dabei, eine lautstark trauernde Geisterfrau, die einem stets nur ihren misshandelten Rücken zukehrt, kaltblütig zu erdolchen. Es berührt einen sogar, wenn Seto eine Maschine beerdigt oder um eine Puppe trauert.

Man erlebt wirklich einzigartige Momente. Auch die Erinnerungen, die Seto während seiner Reise aus den Habseligkeiten verstorbener Personen entgegen prasseln unterstreichen das Erlebnis. Manche mögen schlicht und belanglos erscheinen, andere wiederum erzählen über mehrere Fundstücke hinweg ausschweifende Geschichten über Freundschaft, Liebe, Rache oder Reue, die in ihren besten Momenten durchaus mit den aufwändigen Traumerzählungen eines Lost Odyssey vergleichbar sind. Schade ist nur, dass die deutschen Untertitel nicht immer glücklich wirken und in seltenen Fällen Überraschungen vorweg nehmen oder gewisse Dinge einfach unterschlagen. Wer des Englischen mächtig ist, kann die Texte auch ignorieren - die Synchro ist jedenfalls sehr ordentlich. Wer will, kann sogar dem japanischen Originalton lauschen. Insgesamt ist aber auch die deutsche Lokalisierung durchaus gelungen; zum besseren Verständnis wurden sogar japanische Liedpassagen elegant übersetzt.

Die musikalische Untermalung ist auf jeden Fall sehr stimmungsvoll. Auch, oder vielleicht gerade weil sie sehr akzentuiert eingesetzt wird. Die meiste Zeit herrscht unbehagliche Stille, die nur von dezenten Umgebungsgeräuschen unterbrochen wird. Dann mischt sich langsam eine ruhige Klavierpassage hinzu, verschwindet wieder oder wird von anderen Instrumenten ergänzt - unauffällig, aber eindrucksvoll.
Einige Texte werden bei näherer Betrachtung übersetzt, andere sind jedoch nur für Japanisch-Kundige verständlich.
Auch die Nutzung des Remote-Lautsprechers verdient Lob. Wer die entsprechende Option aktiviert, kann die Fernbedienung nicht nur als Taschenlampe, sondern auch als Ortungsgerät verwenden: Je nach Entfernung und Blickrichtung, die sich leider nur sehr träge schwenken lässt, ändert sich die Lautstärke verschiedener Geräuschquellen. Mal huscht höhnisch lachend ein unsichtbarer Dämon vorbei, mal schnappt man eine Warnung auf, ja nicht näher zu kommen und tut man dies doch wird die Stimme immer vehementer, ein andermal spielt man mit dem Geist eines kleine Kindes Verstecken, den man nicht sehen, nur hören kann und hält man die Remote kurz ans Ohr, meldet sich Setos tragbarer Computer zu Wort, der einem situationsabhängige Ratschläge gibt.

Praktisch ist auch die automatische Kartenfunktion, die Setos Umgebung auf sehr charmante Weise mit Buntstiften mitzeichnet. Die meisten handschriftlichen Zusätze wie der Hinweis auf brüchige Böden, über die man nur schleichen oder schmale Öffnungen, die man nur geduckt passieren kann, erscheinen sogar in deutsch. Trotzdem blitzen hier und da immer wieder japanische Schriftzeichen auf, deren Bedeutung im Verborgenen bleibt. Auch in der Spielumgebung selbst findet man einige Aushänge, Schilder oder Graffitis, die bei näherer Betrachtung nicht mit übersetzten Texteinblendungen versehen wurden. Die wichtigsten Dinge werden zwar verständlich zusammengefasst und mit einem speziellen Grünfilter an der Taschenlampe kann man sogar geheime Botschaften entschlüsseln, trotzdem hat man das Gefühl, dass einem einige womöglich interessante Details entgehen. Zugleich ist das aber natürlich auch ein Kompliment an die Entwickler, wenn sich das Verlangen nach mehr bereits anhand von Kleinigkeiten manifestiert.     

Kommentare

Wulgaru schrieb am
Ich ebenfalls...nur hast du auch wieder angefangen...muss dir doch klar sein das ich das lese. :Blauesauge:
Chibiterasu schrieb am
Ich hab schon wieder ein Déjà Vu wenn es um die Diskussion geht, deswegen steig ich aus :wink:
Wulgaru schrieb am
Chibiterasu hat geschrieben:
Wulgaru hat geschrieben:Wie Silent Hill 2 halt.
Nicht mal annähernd. Das hatte wenigstens Rätsel und das Respawnen, Waffen zerbrechen, unnütze Shopsystem etc. gab es auch alles nicht.
Weniger wäre bei Fragile Dreams viel mehr gewesen.
Ja dafür dumme Türen und Abspänne die kommen wenn ich ein Messer im Menü nicht untersuche.... :P
Die Sonne Mond und Sterne Quest hätte man skippen können und natürlich diesen Designbug mit Bogen/Lampe lassen sollen....ansonsten...Survival Horror halt. Habe schon schlechteres gespielt, wo zum Beispiel der Gegner nicht sofort geschlagen wird, wenn ich A drücke ...obwohl eigentlich ist habe schon irgendwie fast zu nett gesagt...sagen wir jedes Survival Horrorgame außer Resi 4 und Eternal Darkness das jemals gemacht wurde- :wink:
Chibiterasu schrieb am
Wulgaru hat geschrieben:Wie Silent Hill 2 halt.
Nicht mal annähernd. Das hatte wenigstens Rätsel und das Respawnen, Waffen zerbrechen, unnütze Shopsystem etc. gab es auch alles nicht.
Weniger wäre bei Fragile Dreams viel mehr gewesen.
Steppenwaelder schrieb am
Fragile ist das schlechteste Spiel (für das ich mehr als 5? gezahlt habe), das ich in den letzten Jahren gespielt habe.
schrieb am