Die nackte Bauklotz-Kanone
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Es gibt viel zu tun in Lego City, doch der Humor ist das herausragende Merkmal dieses Abenteuers.
Vor ein paar Jahren war Chase McCain ein junger, aufstrebender, sehr talentierter Cop in Lego City. Doch die Jagd auf den Schurken Rex Fury sollte sein Leben verändern: Sein Vorgesetzter heimst den Ruhm für die Festnahme ein. Und seine heimliche Liebe Natalia gerät in Gefahr, weil sie gegen Rex aussagen muss und danach in ein Zeugenschutzprogramm gesteckt wird. Doch seine Ideale als Verbrechensbekämpfer geraten trotz allem nicht ins Wanken. Er genehmigt sich zwar eine Auszeit und verschwindet für ein paar Jahre aus Lego City, doch nach seiner von der Bürgermeisterin initiierten Rückkehr ist er wieder mitten im Geschehen: Rex Fury ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Chase muss ihn wieder dingfest machen. Und die Welt retten. Und das Herz seiner Liebsten zurück gewinnen. Und die Stadt wieder aufbauen. Und und und.
Die Geschichte in Lego City Undercover (LCU) wird keinen Preis gewinnen, zu oft hat man schon diese Elemente in entsprechenden Polizeiaction-Filmen in TV und Kino gesehen. Doch genau hier setzt eine der großen Stärken ein, die viele der Lego-Spiele kennzeichnet: Humor. Vor allem ältere Spieler werden sich an den filmischen augenzwinkernden Anspielungen erfreuen. Dirty Harry kriegt ebenso sein Fett weg wie Colombo, Starsky & Hutch, Sherlock Holmes oder Mission: Impossible. Und in bester Tradition der Zucker/Abrahams/Zucker-Filme wie „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ (OV: Airplane)oder „Die nackte Kanone“ macht man auch nicht davor halt, andere Filme wie Titanic, Matrix, Die Verurteilten ("Shawshank Redemption") oder Jurassic Park aufs Korn zu nehmen - auch mit einem mal albernen, mal süffisanten, aber stets charmanten Wortwitz.
Generationen-Konflikt
Es gibt über 100 Land-, Wasser- und Luft-Fahrzeuge, mit denen man die weiträumige Stadt erkunden kann.
Das Problem: Viele der Gags und Anspielungen werden bei den jüngeren Spielern nicht zünden. Mitunter bezieht sich LCU auf Filme, deren Altersfreigabe deutlich höher als für den Knirps vor dem Gamepad geeignet liegen dürfte. Zumindest sollten Kinder z.B. noch nicht mit den brachialen Frühwerken von Clint Eastwood oder Tom Cruise als Ethan Hunt in Berührung gekommen sein. Doch damit soll es auch genug mit dem erhobenen Zeigefinger sein. Denn abseits dessen hat auch die deutsche Lokalisierung gelegentlich Schwierigkeiten, den Witz des englischen Originals zu transportieren. Nirgendwo wird dies deutlicher als beim Baustellen-Vorarbeiter, der Arnold Schwarzenegger charakterisieren soll. Im Original wird der markante Englisch-Dialekt des Österreichers vom Sprecher beinahe zum Verwechseln ähnlich nachgeahmt. Und die Dialogschreiber haben mich immer wieder zum Lachen gebracht - nicht nur, weil sie typische Arnie-Phrasen wie "Are you a girlie-man?" verwenden. Sondern vor allem, weil in nahezu jedem Satz irgendein anderer Film, in dem Schwarzenegger mitgespielt hat, auftaucht und in einen komödiantischen Kontext gepackt wird. In der deutschen Fassung, die ansonsten einen professionellen sowie gut besetzten Eindruck hinterlässt, geht nicht nur in dieser Szene von diesem Wortwitz verloren: Zwar wird über einen österreichischen Dialekt wenigstens ansatzweise ein Bild von Arnold heraufbeschworen, doch beinahe alle Filmanspielungen bleiben in der Übersetzung unbeachtet - schade.
Doch dies ist nicht der einzige Bereich, in dem sich Traveller's Tales unschlüssig ist, an wen sich der Titel nun wenden soll. Denn während sich vorrangig Ältere mit dem Humor anfreunden können, richtet sich der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen an Einsteiger und Jüngere. Wie man es aus den Lego-Spielen der letzten Jahre kennt, muss man nicht nur Bauklotz-Gebilde zerstören, sondern sieht sich auch immer wieder Feinden gegenüber, die man hier allerdings nicht nur ausknocken, sondern im Idealfall mit Handschellen festnehmen muss. Das Problem: Die Auseinandersetzungen sind bar jeden Anspruchs. Es gibt keine Kombos im eigentlichen Sinne und zu allem Überfluss wird nicht einmal Timing bei der Abwehr gefordert - eine Anzeige gibt einem das Signal, den entsprechenden Knopf zu drücken, mit dem man den Gegner in einem Zug kontert und zu Boden wirft, wo er dann dingfest gemacht werden kann.