Im Test:
Kastrierte Fußballpremiere
Wie spielte sich FIFA im Herbst 2011, als EA das Tactical Defending einführte? Wer das erfahren will, darf auf Wii U zwei Jahre zurückreisen. Sprich: Alle spielmechanischen Verbesserungen, die FIFA 13 auf PC, PS3 und 360 aktuell auszeichnen, fehlen hier. Es gibt weder das nochmals verfeinerte taktische Abfangen, das präzisere Dribbeln noch die glaubwürdigeren Kollisionen. Und weil die neue Konsole von Nintendo theoretisch leistungsfähiger ist als aktuelle Konsolen, ruckelt dieser Rückschritt auch noch im Offlinemodus – herrlich, oder?
Zeitmaschinen sind eben tückisch und oftmals ignorieren sie Entwicklungen der
Oder ist EA mittlerweile Vierthersteller und war gar nicht gemeint? Immerhin muss man auch noch mit einigen Kollateralschäden leben, was den Umfang angeht: Ultimate Team? Virtuelle Bundesliga? Pustekuchen, nicht dabei! Warum auch, sind ja bloß die beliebtesten Modi. Und das auf einer Konsole, mit der Nintendo endlich im Online-Zeitalter ankommen will. Aber Moment, bevor das hier alles zu negativ klingt: Dafür bekommt man auf Wii U ja zusätzliche Funktionen auf dem Touchpad wie etwa "Strategische Entscheidungen in Echtzeit" oder "Präzisionsvorteile des Passens und Schiessens". Wow, wir waren als Fußballfans so richtig neugierig!
Überflüssiger Touchersatz
Aber dann kommt ja die Halbzeit, da darf man eine „Ansprache“ halten – was so viel heißt, dass man zwei, drei schnöde Menüs durchklickt. Man wählt zwischen Lob, Kritik und Motivation, legt einen Fokus auf Defensive oder Offensive und bekommt Meldungen wie: „Der Versuch zu motivieren ist bei 9 Spielern gelungen. Bei 0 nicht“ Danach kann man noch einzelne Spieler anwählen, um ihre schlechte Moral (rote Gesichter) in bessere (gelb bis grün) zu verwandeln. Der psychologische Mehrwert: null! Der taktische Nutzen: null! Selbst der demoralisierte Götze macht sein Tor.
Grausige Touchsteuerung
Neben dem Fingerschuss gibt es auch noch Fingerpässe: Einfach doppelt auf den Spielerkopf des Touchscreens tippen und die Kugel wird kurz gepasst; etwas länger und sie fliegt hoch. Das funktioniert so lange wie man sich die Pille hinten zuspielt, aber in schnellen und hektischen Situationen vermisst man Präzision und Passvariation. Spielmechanischer Nutzen: null! Egal, was euch die Verpackung vorgaukelt: Wer Fußball flüssig und intuitiv genießen will, macht einen großen Bogen um Wii U und kickt auf PS3 oder 360.
Fazit
Electronic Arts, was soll das? Mal eben mit der starken Lizenz ein paar Euros zum Start einer neuen Konsole abgreifen? Wer dieses Spiel mit Messi auf dem Cover kauft und vielleicht mal mit Kumpels auf der PlayStation 3 gekickt hat, wird sein böses Fußballwunder erleben. Auf der Verpackung steht zwar FIFA 13, aber drin steckt irgendeine schnell zusammen geschluderte, um ein paar überflüssige Touch- und Koopfunktionen ergänzte sowie tatsächlich offline ruckelnde (!) Variante von maximal FIFA 12 – das geht gar nicht! Weder Physik, Animationen noch taktische Verteidigung befinden sich auf aktuellem Stand. Dieses FIFA 13, das man besser FIFA-Especially-4-U-Castrated genannt hätte, kann nicht mal mit FIFA 12 auf PS3 und 360 mithalten, was Kulisse und Spielgefühl angeht. Nicht nur angesichts der theoretischen Leistungsfähigkeit der Wii U ist diese schlampige Premiere eine Frechheit. Vollpreis verlangen, aber auch noch Modi streichen? Nur das solide Fundament rettet die Wertung auf ausreichendes Niveau. Aber wer Lust auf Fußball mit Taktik und Touch auf Nintendos neuer Konsole hat, sollte zu Pro Evolution Soccer für Wii greifen. Da reicht übrigens PES 2008 oder 2009 – das bekommt ihr für zehn Euro und Messi ist auch aufm Cover.
Pro
Kontra
Wertung
Wii_U
Eine Mogelpackung namens FIFA 13: Veraltete Spielmechanik, Offline-Ruckler und gestrichene Spielmodi - so nicht, EA!
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