Call of Duty: Black Ops 213.12.2012, Paul Kautz
Call of Duty: Black Ops 2

Im Test:

Call of Duty: Black Ops 2 (ab 5,83€ bei kaufen). Nicht der beste Teil der Serie, aber dennoch ein grundsolider Shooter, der gerade im Multiplayermodus wieder mal mächtig rockt. Kann er auch die bislang shooterarme WiiU-Gemeinde in ihren Grundfesten erschüttern?

Beginnen wir mit einem mittlerweile sehr bekannten Zitat…

“Die Hardware unterscheidet sich schon ziemlich von den aktuellen Geräten der Konkurrenz. Viel grafik-intensiver. Wenn man einen Direktvergleich macht, dann sieht man tatsächlich, dass Spiele von Drittherstellern wie Call of Duty auf unserem System deutlich besser aussehen.“

Sorry, Reggie Fils-Aime - aber das ist Unsinn. Ich lade den ersten Level der Black-Ops-2-Kampagne und spüre immer wieder, wie die Framerate nach unten geht. Flüssige 60 Bilder pro Sekunde? In wessen Träumen? WiiU-Spieler können froh sein, wenn sie dauerhafte 40fps bekommen. Wenn überhaupt: Intensivere Gefechte gegen viele Gegner, garniert von dicken Explosionen und aufwändigen Transparenz-Effekten, lassen den Zähler auch deutlich in Richtung der schon unangenehmen 20 rutschen. Das ist mir auf der 360 nie passiert, auf der PS3 nicht, auf dem potenten PC sowieso nicht (den Test dieser Fassungen findet ihr hier). Auf Nintendos neuer Konsole wird das wechselfreudige Bild schnell zur Gewohnheit. Und dennoch ist das nicht mal das größte Problem der WiiU-Version des gerade im Mehrspielermodus wahnwitzig populären Shooters.

...geht bei grafikintensiveren Szenen deutlich runter. Nie dramatisch, aber spürbar.
...geht bei grafikintensiveren Szenen deutlich runter. Nie dramatisch, aber spürbar.
Denn speziell hier geht der Frust erst richtig los: Okay, man ist von anderen WiiU-Spielen mittlerweile gewohnt, dass online noch kaum etwas los ist. Hier ist das nicht anders. Die Weltkarte im Menü, die einem anzeigt, wo auf unserer Erde gerade Spieler aktiv sind, und die gerade auf der 360 in Amerika und Europa wie eine kleine Sonne strahlt, sieht hier so aus, als wäre ein Asteroid auf dem Planeten eingeschlagen. Dem entsprechend lange wartet man auch, bis mal ein Match zustande kommt, mit viel Glück füllen sich die maximal zwölf Slots komplett. Danach: mehr Wartezeit.  Als ob die Ladezeiten nicht auch so schon lang genug wären.

Ist man endlich im Spiel, ist die Freude groß - hier flutscht die Grafik genauso wie sie flutschen soll, die Gefechte laufen so rasant und wahnwitzig ab, wie gewohnt. Okay, das WiiU-Gamepad ist auch hier nicht mein Freund, das Tablet in der Hand ist nun mal deutlich klotziger als ein schlankes Gamepad oder die bewährte Maus/Tastatur-Kombination. Aber wer möchte, kann (und sollte) auch zum Pro Controller greifen, mit dem das Spielgefühl deutlich runder wird. Wenn man denn mal sinnvoll zum Spielen käme...

Oh, du traurige Online-Welt!

Alle Online-Modi und Karten sind enthalten, zwölf Spieler dürfen loslegen. Falls man so viele zusammenkriegt - gegenwärtig ist auf den Servern kaum was los.
Alle Online-Modi und Karten sind enthalten, zwölf Spieler dürfen loslegen. Falls man so viele zusammenkriegt - gegenwärtig ist auf den Servern kaum was los.

Denn der Mehrspielermodus leidet unter nervend häufigen Verbindungsabbrüchen. So oft ich hier und zu Hause auch gespielt habe, nur wenige Partien konnte ich von Anfang bis Ende durchziehen. Immer wieder kommt es entweder zum Hostwechsel (was hier bedeutet, dass man ins Lobby-Menü zurückkehrt und das Match unter neuer Flagge von vorn beginnt - einen flüssigen Übergang zum neuen Wirt wie bei den anderen Versionen gibt es hier nicht) oder zum kompletten Verbindungsabbruch, der das Ende der Partie bedeutet. Immer wieder. Nein, es lag nicht an meiner Internetverbindung, die funktioniert ganz wunderbar. Auch allgemeine Serverprobleme waren nicht daran schuld, denn auf der 360 funktionierte das Spiel zur gleichen Zeit sauber. Der Mehrspielermodus ist einfach schlampig programmiert! Ach ja - Elite wird auch nicht unterstützt.

Aber die geringe Spielerzahl ist noch das geringste Problem. Das viel dramatischere ist hier abgebildet. Gewöhnt euch schon mal an diesen Anblick, denn ihn bekommt man dauernd zu sehen.
Aber die geringe Spielerzahl ist noch das geringste Problem. Das viel dramatischere ist hier abgebildet. Gewöhnt euch schon mal an diesen Anblick, denn ihn bekommt man dauernd zu sehen.
Immerhin punktet die WiiU-Fassung mit einer ganz putzigen Idee: Mehrere Spieler können von einem Raum aus im Mehrspielermodus loslegen, sowohl lokal als auch online. Soweit nichts Besonderes; interessant wird es dadurch, dass einer der Teilnehmer auf dem WiiU-Gamepad loslegt - das in diesem Fall als großer Handheld dient. Zugegebenermaßen hat man auf dem Display so seine Schwierigkeiten, weiter entfernte Gegner zu sehen, aber die Idee ist wirklich cool. Nicht so cool dagegen, dass alle Spieler in diesem Falle mit einer deutlich niedrigeren Framerate leben müssen - die doppelte Schlachtfeldberechnung treibt die WiiU offensichtlich an ihre Grenzen. Auch gibt es in diesem Fall keine dynamischen Schatten mehr, aber das fällt kaum auf. Beschränkt man sich auf die vier Wände, darf man zu viert gegeneinander antreten, im Zweifelsfall auch gegen variabel einstellbare Bots. Und legt man mit dem Pro Controller los, kann man den Bildschirm des WiiU-Gamepads als Bonus nutzen: Zum einen wird hier eine größere Übersichtskarte der Umgebung angezeigt, zum anderen kann man hier direkt an den Spielerklassen herumfummeln bzw. Scorestreaks auslösen.
Schöne Idee: Ein Spieler kann unabhängig von den anderen auf dem WiiU-Gamepad loslegen. Allerdings wird dadurch das Spielerlebnis für alle langsamer, außerdem erschwert der kleine Bildschirm das Erspähen der Gegner.
Schöne Idee: Ein Spieler kann unabhängig von den anderen auf dem WiiU-Gamepad loslegen. Allerdings wird dadurch das Spielerlebnis für alle langsamer, außerdem erschwert der kleine Bildschirm das Erspähen der Gegner.
Falls man es verantworten kann, den Blick vom Fernseher zu lösen. Aber auch in der Kampagne kommt der kleine Screen zum Zuge: Standardmäßig werden hier Missionsinfos angezeigt, man kann aber auch das eigentliche Spielbild darauf übertragen, um in einer ruhigen Ecke weiter zocken zu können. Pro-Tipp: Zurück kommt man, wenn man die Plus- und die Minus-Taste gedrückt hält. Anders geht es nicht. Diesen Hinweis habe ich beim ersten Mal übersehen und mir dann einen Wolf gesucht.

Technisch entspricht die WiiU-Fassung, von der Framerate mal abgesehen, im Großen und Ganzen der 360-Version von Call of Duty: Black Ops 2. Die Schatten sind etwas grober und die Gesichter weniger detailliert, aber das Gezeigte kann sich sehen lassen. Allerdings müssen Fans von 3D-Brillen auf ihr Lieblingszubehör verzichten: Wie schon bei Tekken Tag Tournament 2 gibt es auch hier keinen 3D-Modus. Was vermutlich eine gute Nachricht ist, denn dieser hatte schon auf den anderen Plattformen einen spürbar negativen Einfluss auf die Spielgeschwindigkeit - auf der WiiU hätte die zusätzliche Rechenleistung den gebeutelten Frameratenzähler vermutlich in einstellige Bereiche geschickt.

Fazit

Black Ops 2 ist der erste Beweis dafür, dass Reggie Fils-Aime kürzlich sehr gute Karten beim Bullshit-Bingo hatte. Egal, wie man es dreht und wendet: Die WiiU-Fassung ist die technisch schwächste Variante von allen (wenn man mal einen dampfbetriebenen PC beiseiteschiebt). Dabei ist es weniger die nur minimal schlechtere Präsentation, sondern vielmehr die instabile Framerate, welche die Kampagne runterzieht. Aber okay, dann wird’s halt gelegentlich weniger flüssig - ist halb so wild. Richtig ärgerlich ist dagegen die Schlampigkeit, mit der der Mehrspielermodus auf WiiU-Käufer losgelassen wird. Es kann einfach nicht sein, dass im Schnitt die Hälfte der Partien mit einem Verbindungsabbruch oder einem Hostwechsel beendet wird. Zwischendurch hatte ich mitten in der Runde sogar einfach einen komplett schwarzen Bildschirm, der einfach wieder zur Lobby zurück führte! Dazu gesellen sich die aktuell üblichen WiiU-Probleme: Online ist kaum was los (im Schnitt waren 400 Spieler online, es konnte kaum mal etwas anderes als Team Deathmatch gezockt werden), es gibt kaum Sprachchat, die Steuerung via WiiU-Gamepad ist alles andere als optimal. Zugegebenermaßen ist der „Splitscreen“, also die Verteilung von zwei Spielern auf Fernseher und Touchpad, eine witzige Idee - die dann aber beide mit deutlich weniger flüssigem Online-Spiel bezahlen. Immerhin ist Black Ops 2, im Bett oder auf dem Sofa via WiiU-Gamepad gespielt, ein weitaus besseres mobiles Call of Duty als es Declassified jemals sein könnte. Alles andere ist hingegen eine große Enttäuschung.

Pro

getrennte Nutzung von TV/WiiU-Gamepad im MP möglich
clevere WiiU-Controller-Bildschirm-Nutzung
gute Präsentation

Kontra

instabiler Mehrspielermodus
deutlich schwächere Technik als bei den anderen Fassungen
lange Ladezeiten
Controller-Misch-Partien laufen spürbar langsamer ab
keine Elite-Unterstützung
kein 3D-Modus

Wertung

Wii_U

In der Kampagne ist die Welt noch in Ordnung - aber der Mehrspielermodus wurde auf WiiU komplett verhunzt! Schade um die netten Extra-Ideen.

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