Sports Connection11.12.2012, Michael Krosta
Sports Connection

Im Test:

Erst Nintendo Land, dann Rabbids Land. Auf Family Party: 30 Great Games-Obstacle Arcade folgt Game Party Champions. Wenn es zum Start der Wii U ein Genre gibt, an dem abgesehen von der teils unterirdischen Qualität kein Mangel herrscht, dann sind es Minispielsammlungen. Und trotzdem verspürt Ubisoft den Drang, neben den bekloppten Hasen auch noch Sports Connection (ab 22,53€ bei kaufen) auf die Zocker-Welt loszulassen. Warum nur? Warum?

Tennis

Den Anfang macht Tennis - eine Disziplin, die immer wieder gerne Verwendung findet. Warum? Weil sie sich beim Thema Bewegungssteuerung so wunderbar anbietet - das hat Nintendo schon bei Wii Sports erkannt. Also schwingt man auch hier die Remote im Stil eines Schlägers oder greift alternativ zum Stylus, um auf dem Bildschirm des GamePads die Lobs, Top Spins und Slice-Bälle auszuführen. Leider verhindert die träge, ungenaue Steuerung, dass sich eine ähnlich große Begeisterung einstellt wie damals bei Wii Sport - und das, obwohl Wii MotionPlus verlangt wird, das vor jeder Disziplin auch noch eine Neukalibrierung verlangt. Im Gegenteil: Schnell macht sich Frust breit und die Motivation geht in den Keller, weil die Schläge nicht so gelingen wie sie sollten.

Baseball

Was bringt Basball, wenn man nicht präzise schlagen kann?
Was bringt Basball, wenn man nicht präzise schlagen kann?
Noch ein alter Bekannter aus Wii Sports, der unter den gleichen Mängeln leidet wie die Tennis-Profis. In der Rolle des Batters vermisst man die nötige Präzision, um die Bälle des Pitchers ordentlich treffen zu können. Viel mehr erinnert das Ganze an ein frustrierendes Glücksspiel. Als Pitcher hält man das GamePad in den Händen und sollte im Idealfall die vorgeschlagenen Würfe des Fängers umsetzen, indem man die entsprechenden Formen möglichst schnell mit dem Stylus auf dem Bildschirm aufzeichnet. Immerhin ist die Mechanik zum Fangen der Bälle halbwegs interessant, da man das GamePad in die entsprechende Richtung neigen muss, um sie zu erwischen. Doch auch hier wird der nette Ansatz durch den Mangel an Präzision verdorben. Spielt man alleine, muss man außerdem ständig zwischen GamePad und Remote wechseln - nervig!

Football

Was will ich mit Football, wenn die Steuerung dermaßen hakelig ist?
Was will ich mit Football, wenn die Steuerung dermaßen hakelig ist?
Das ist auch bei Football nötig: In der Offensive gilt es, nach der Taktikwahl den Quarterback mit dem Digitalkreuz der Remote zu bewegen. Anschließend quält man sich, via der ungenauen Bewegungssteuerung den Football einem freien Feldspieler zuzupassen, bevor man von den Beinen geholt wird. Bei der Defensive muss man dagegen auf das GamePad zurückgreifen und seine kleinen Verteidiger-Icons mit dem Stylus möglichst schnell in Richtung der Angreifer bewegen. Wer hat sich diesen Mist bloß ausgedacht? Die Spielmechanik ist einfach nur ein Krampf - egal ob bei Angriff oder Verteidigung. Tatsächlich markiert Football für mich den Tiefpunkt der Sammlung.

Golf

Wie soll ich ordentlich golfen, wenn die Bewegungen nicht akkurat erfasst werden?
Wie soll ich ordentlich golfen, wenn die Bewegungen nicht akkurat erfasst werden?
Beim Abklappern der Checkliste für Minispiel-Sportarten darf eine natürlich nicht fehlen: Golf. Also greift man auch hier zur Wii Fernbedienung, wählt das richtige Eisen, positioniert sich korrekt und drischt anschließend auf den Ball ein. Doch genau wie bei den anderen Disziplinen fällt es auch hier schwer, bei der mangelnden Präzision ein Gefühl für die Schlagkraft zu entwickeln. Mir kam es jedenfalls nie so vor, dass meine Bewegungen akkurat erfasst und umgesetzt werden. Stattdessen bekommt man hier ein Tiger Woods für ganz Arme. Das GamePad wird übrigens nur dazu genutzt, sich einen Überblick über den aktuellen Golfplatz zu verschaffen, um die Schläge besser planen zu können. Allerdings würde man nichts vermissen, wenn es die Funktion nicht geben würde...

Fußball

Wer will schon ein dermaßen oberflächliches Fußball mit so vielen KI-Fehlern spielen?
Wer will schon ein dermaßen oberflächliches Fußball mit so vielen KI-Fehlern spielen?
Und noch ein typisches Beispiel, das zudem stellvertretend zeigt, wie oberflächlich die Entwickler die Sportarten in dieser unrühmlichen Sammlung abbilden. Abseits? Gibt es nicht. Gelbe oder rote Karten? Nein, wozu denn? Tatsächlich habe ich immer wieder an Soccer vom C-64 denken müssen - ein rudimentäres Gekicke in zweckmäßiger Grafik, ohne dabei groß auf Regeln achten zu müssen.  Dabei macht es einem die stupide KI sehr einfach, ihr den Ball mit einer Grätsche abzuluchsen und sich anschließend in Richtung Tor zu bewegen, ohne dabei groß bedrängt zu werden. Aber was will man auch von Spielern erwarten, die zwischendurch stupide gegen Werbebanden laufen oder sich am bzw. im Torpfosten verheddern. Da man auch keine Übersicht in Form eines Mini-Radars hat, ist dieses Fußball eine kleine Katastrophe, die aber immer noch eine der unterhaltsamsten Minispiele von Sports Connection ausmacht.

Kart

Warum sollte ich in ein schrottreifes Kart einsteigen und mir diese Ruckelgrafik antun wollen?
Warum sollte ich in ein schrottreifes Kart einsteigen und mir diese Ruckelgrafik antun wollen?
Ernsthaft? Kartfahren? Wow, jetzt muss ich Ubisoft doch tatsächlich für diese Risikobereitschaft und Innovation loben. Kartfahren gehört tatsächlich zu einer Disziplin, die ich hier nicht unbedingt auf der Rechnung hatte. Schaut man sich aber an, was daraus gemacht wurde, wäre es vielleicht besser, wenn man darauf verzichtet hätte. Die kleinen Flitzer steuern sich fürchterlich (egal ob via Motionsensoren, Digi-Pad oder Analogstick), der Kulisse mangelt es an Details, doch bekommt man im Gegenzug auch noch Pop-ups und eine gewaltige Ruckelorgie geboten. Dieses Minispiel ist in der Schrottpresse am besten aufgehoben!

Faktor Mehrspieler

Sämtliche Disziplinen stehen auch im Mehrspielermodus zur Verfügung. So tummeln sich bis zu fünf Kicker auf dem Fußballplatz oder fünf Piloten ruckeln am geteilten Bildschirm über die Kurse.  Darüber hinaus werden weitere Modi angeboten, die gezielt für zwei Spieler oder Solisten konzipiert wurden. Beim Elfmeterschießen treten Schütze und Torwart gegeneinander an, während beim Golfen der zweite Spieler in die Rolle des Caddies schlüpft. Tennis erlaubt dagegen neben dem Splitscreen-Doppel auch einen Wettbewerb, bei dem der GamePad-User die Ballmaschine bedient und der Remote-Crack entsprechend reagieren muss. Solisten finden dagegen beim Football  und Baseball Turniere. Zudem lassen sich die Minispiele an eigene Bedürfnisse anpassen, um z.B. die Spielzeit zu verlängern oder den Schauplatz zu verändern. Ein Service, den man nicht wirklich braucht, denn egal wo die Disziplinen stattfinden: Man will eigentlich nur, dass die Folter so schnell wie möglich vorbei ist.

Weshalb zusätzliche Disziplinen für zwei Spieler? Damit man gemeinsam leiden kann?
Weshalb zusätzliche Disziplinen für zwei Spieler? Damit man gemeinsam leiden kann?
Trotzdem stellt sich schnell die Frage, wozu man das überhaupt alles macht? Mal abgesehen davon, dass man angesichts der gebotenen Qualität die Disk ohnehin so schnell wie möglich aus dem Laufwerk entfernen und schreddern will. Doch selbst wer so schmerzfrei ist und sich durchbeißt, wird schnell feststellen, dass es hier keine Karriere gibt. Kein Rangsystem. Keine freispielbaren Extras für die vorgefertigten Avatare. Nicht mal Bestenlisten sind vorhanden. Man bekommt tatsächlich nur einzelne Minispiele geboten. Eigene Turninerserien sind ebenfalls nicht möglich. Das spielinterne Achievement-System ist das Einzige, was als Motivationsfaktor in Frage kommen könnte. Und online? Auch wenn sich das Wörtchen „Connection“ im Spielenamen befindet, fällt eine Verbindung zum Internet flach.

Fazit

Wenn ich mir ansehe, wie die Hersteller schon zum Start der Wii U ihre Minispielsammlungen aus allen Rohren feuern, tut mir Nintendos neues System jetzt schon leid. Es wäre eine Sache, wenn sie ein gewisses Qualitätsniveau an den Tag legen würden. Niemand erwartet eine tiefgreifende Spielerfahrung, großen Anspruch oder ein technisches Wunderwerk. Aber ist es denn zu viel verlangt, dass eine solche Sammlung zumindest in der Gruppe halbwegs Spaß bereitet und dabei die Steuerung akzeptabel funktioniert? Wenn ich mir Family Party, Game Party Champions und jetzt auch noch Sports Connection ansehe, entsteht der Eindruck, als wird die Wii U regelrecht zugemüllt mit halbgaren, unfertigen und schnell zusammengeschusterten Minispiel-Quälereien. Sports Connection versagt auf ganzer Linie: Die Steuerung ist Mist, die Technik ist Mist, die Kulissen sind Mist...ach, das ganze Spiel ist einfach nur Mist! Ich kann nur hoffen, dass die Hersteller irgendwann zur Vernunft kommen und zumindest etwas mehr Sorgfalt walten lassen , damit die Wii U nicht  an dieser unsäglichen Minispiel-Epidemie zugrunde geht! So kann es jedenfalls nicht weitergehen...

Pro

Mehrspieler-Modi für bis zu fünf Teilnehmer

Kontra

ruckelanfällige Darstellung
lange Ladezeiten
kleine Auswahl an Disziplinen
keine eigenen Turniere möglich
mangelhafte KI (z.B. Fußball)
Controller-Wechsel in manchen Disziplinen
kein Karrieresystem / Bestenliste
noch mehr technische Schwächen im Mehrspielermodus
Steuerung nicht präzise (trotz MotionPlus)
kein Onlinemodus
ständiges Neukalibrieren von MotionPlus

Wertung

Wii_U

Und noch eine grottige Minispielsammlung zum Vergessen!

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