Im Test:
Ölt die Stimmbänder!
Beim Spielprinzip steht man den Mitbewerbern natürlich in nichts nach: Passend zur Musik erscheint der entsprechende Text der Songs auf dem Bildschirm. Dabei sind vor allem Kraft und die richtige Tonhöhe für eine gute Bewertung entscheidend. Wer nur leise ins Mikrofon piepst und / oder schief singt, darf keinen Punkteregen erwarten. Schön ist, dass hier auch der Ausdruck in die Bewertung mit einfließt - wenn auch nur minimal. Dadurch muss man sich nicht starr an die Original-Vorlage halten, sondern darf sich mit gekonnten Improvisationen wie Zwischentönen oder einem Vibrato bei langen Tönen einen kleinen Bonus verschaffen.
Diese Idee greift auch Nintendo auf: Sowohl mit dem GamePad als auch zwei weiteren Remotes bekommt man Zugriff auf Percussions und andere Instrumente, die je nach Song und Abschnitt automatisch dem Bewegungen, Knöpfen und Touchscreen-Berührungen zugewiesen werden. Eine nette Ergänzung, mit der auch die „Nicht-Sänger“ bei Laune gehalten werden, anstatt sie zu rein passiven Zuhörern zu machen.
Umfangreiche Songauswahl
Allerdings gibt es noch mehr Wermutstropfen an Nintendos Karaoke-Front: Während die Konkurrenz zu den Songs meist die entsprechenden Original-Musikvideos serviert, verzichtet Sing Party komplett auf die Clips und bringt stattdessen langweilige Muster und Formen auf den Bildschirm, die nichts mit den Stücken zu tun haben. Wenn schon keine Musikvideos, hätte man sich wenigstens die Mühe machen können, passende Choreographien im Stil von Just Dance 4 anzubieten. Nur im aufgesetzt wirkenden Partymodus hampeln auch mal Figuren über die Mattscheibe und die Präsentation wird an den Song angepasst, damit auch Zuschauer beim Refrain mitgrölen können oder zur Luftgitarren-Performance gebeten werden. Auch der GamePad-Spieler, der exklusiv den kompletten Songtext auf dem Bildschirm des Controllers zu sehen bekommt, wird zusätzlich über Einblendungen immer wieder dazu aufgefordert, die anderen mit dämlichen Sprüchen wie „Jetzt alle im Takt!“ oder „Na los, Leute!“ zum Mitmachen zu animieren oder selbst bestimmte Posen beim Singen einzunehmen. Irgendwie wirkt es wie der verzweifelte Versuch, auf einer Beerdigung Partylaune verbreiten zu wollen... Modi wie „Gib das Mikro weiter“ oder die Minispiele von Lips sorgen jedenfalls für deutlich mehr Gruppenspaß.
Im Team zum Erfolg
1. “All About Tonight” by Pixie Lott
2. “Alone” by Heart
3. “Always on My Mind” by Pet Shop Boys
4. “Baby” by Justin Bieber
5. “Call Me Maybe” by Carly Rae Jepsen 6.
“Dancing on the Ceiling” by Lionel Richie
7. “Daydream Believer” by The Monkees
8. “Don’t Hold Your Breath” by Nicole Scherzinger
9. “Don’t Leave Me This Way” by Thelma Houston
10. “Don’t Stop Me Now” by Queen
11. “Firework” by Katy Perry
12. “Flashdance… What a Feeling” by Irene Cara
13. “Glad You Came” by The Wanted
14. “Go Your Own Way” by Fleetwood Mac
15. “Groove Is in the Heart” by Dee-Lite featuring Q-Tip and Bootsy Collins
16. “Haven’t Met You Yet” by Michael Buble
17. “Higher” by Taio Cruz featuring Kylie Minogue
18. “How You Remind Me” by Nickelback
19. “I Believe in a Thing Called Love” by The Darkness 20. “I Got You (I Feel Good)” by James Brown
21. “I Think We’re Alone Now” by Tiffany
22. “I Want You Back” by The Jackson Five
23. “I Will Survive” by Gloria Gaynor
24. “I’m Yours” by Jason Mraz
25. “Ironic” by Alanis Morissette
26. “Jar of Hearts” by Christina Perri
27. “Just a Kiss” by Lady Antebellum
28. “Just The Way You Are” by Bruno Mars
29. “Kids in America” by Kim Wilde
30. “Le Freak” by Chic
31. “Love You Like A Love Song” by Selena Gomez & the Scene
32. “Mercy” by Duffy
33. “Only Girl (In The World)” by Rihanna
34. “Party Rock Anthem” by LMFAO
35. “Satellite” by Lena
36. “Sexy Chick” by David Guetta
37. “Show Me Love” by Robin S.
38. “So Good” by B.o.B.
39. “Surfin’ U.S.A.” by The Beach Boys
40. “The Climb” by Miley Cyrus
41. “The Edge of Glory” by Lady Gaga
42. “The Power of Love” by Huey Lewis and the News 43. “The Shoop Shoop Song (It’s in His Kiss)” by Betty Everett
44. “Theme from New York, New York” by Frank Sinatra
45. “Walking on Sunshine” by Katrina and the Waves 46. “Y.M.C.A.” by The Village People
47. “You Can’t Hurry Love” by The Supremes
48. “You’ve Got the Love” by Florence + The Machine ein Schwierigkeitsgrad zur Verfügung und auch Medleys wie bei SingStar gibt es hier leider nicht. Ebenso vermisst man Community-Features, die vor allem bei Sonys Karaoke einen hohen Unterhaltungs- und Stellenwert einnehmen. Nintendo verpasst diese Chance: Es werden weder Videoschnipsel gedreht oder Fotos geschossen noch Audio-Aufnahmen der eigenen Performance festgehalten - und das, obwohl die Möglichkeiten des GamePads regelrecht nach solchen Funktionen schreien. Nur Mitteilungen über das Miiverse lassen sich teilen; direkte Online-Gesangsduelle sucht man vergeblich.
Der Mix macht's!
Dafür hat man sich andere Dinge überlegt, wie man den Controller sinnvoll ins Spiel integrieren kann - meist mit Erfolg. So lassen sich z.B. ohne Unterbrechung weitere Songs zur persönlichen Playlist hinzufügen. Die coolste Funktion ist allerdings der Echtzeit-Mixer: Über Schieberegler lässt sich nicht nur die Lautstärke des Mikros und ein Hall-Effekt einstellen; auch die Gesangs- und Instrumentalspur lässt sich bei vielen Songs getrennt anpassen. Dadurch wird „echtes“ Karaoke ohne den Original-Interpreten möglich. Umgekehrt könnte der Titel auch für Remix-Künstler interessant sein, da man auf Wunsch der isolierten Gesangsspur lauschen kann, die man für die eigene Weiterverarbeitung problemlos aufnehmen und editieren könnte.
Leider ist Nintendo hier inkonsequent, denn die vollen Mixerfunktionen stehen nicht bei allen Songs zur Verfügung. Bei einigen Tracks - so z.B. Satellite oder Flashdance - lässt sich nur die Gesamtlautstärke festlegen. Möchte man also den Gesang dämpfen, regelt man automatisch auch die instrumentale Begleitung runter. Schade, dass man hier keine einheitliche Linie realisiert hat. So ist es reine Glückssache, ob man die ausgewählten Songs im echten Karaoke-Modus ohne Lead-Sänger trällern kann oder nicht.
Image ist alles
„Huh, was war das denn? Da fehlt doch was!“ Dieser Gedanke wird einem zwischendurch immer wieder durch den Kopf schießen. Warum? Weil bei einigen Songs bestimmte Wörter des Textes einfach ausgeblendet werden. Zensur in Musikspielen ist nichts Neues - man denke nur an Band Hero, wo zugunsten der Familientauglichkeit sogar das Wort „Whiskey“ aus dem Klassiker „American Pie“ herausgeschnitten wurde. Nintendo treibt es aber auf die Spitze: Dass Begriffe wie „Dick“ oder „Fuck“ stumm geschaltet werden, kann ich im Ansatz vielleicht noch nachvollziehen. Aber „Sex Machine“ aus Queens „Don't stop me now“ oder das Wörtchen „damn“ (verdammt) aus Nickelbacks „How You Remind Me“? Ernsthaft? Das erscheint mir doch ein bisschen übertrieben. Aber Nintendo würde wahrscheinlich sogar bei Kinderliedern Gründe suchen und finden, um zur Schere zu greifen. Ich kann angesichts dieser übertriebenen Zensur nur mit dem Kopf schütteln...
Fazit
Nintendo macht bei seiner Premiere auf der Karaoke-Bühne einiges richtig: Die Gesangserkennung funktioniert ordentlich und auch die Bewertungskriterien sind passend gewählt. Endlich wird nicht nur ein sauberes, sondern auch ein kraftvolles Singen und gutes Improvisieren mit Punkten belohnt! Auch die Trackliste kann sich sehen lassen: Sie fällt mir 50 Songs nicht nur etwas umfangreicher aus als bei den meisten Mitbewerbern, sondern überzeugt dank ihrer breiten Fächerung an Stilrichtungen und Dekaden auch hinsichtlich der Zusammenstellung. Ärgerlich dagegen, dass zum einen keine Original-Musikvideos geboten werden und zum anderen die Texte mancher Songs von den Moralaposteln übertrieben zensiert wurden. Das GamePad wird meist sinnvoll eingebunden - vor allem das Editieren der Trackliste und das Herumspielen mit dem Echtzeit-Mixer macht Laune, doch leider lassen sich Gesang und Begleitung nicht bei allen Songs getrennt regeln. Und warum darf ich mir den Text nur im verhunzten Partymodus auf dem Bildschirm des Pads ansehen? Warum gibt es nur einen Schwierigkeitsgrad? Wo sind die Aufzeichnungen, Community-Features und eine ordentliche Shop-Einbindung? Weshalb die Beschränkung auf zwei Sänger, wenn andere Karaoke-Vertreter schon vier erlauben? Nintendo hätte sich vielleicht noch stärker an den besseren Konkurrenten wie We Sing und vor allem SingStar orientieren sollen. So vergibt man leider zu viele Chancen, um sich mit Sing Party als lohnende Alternative zu etablieren...
Pro
Kontra
Wertung
Wii_U
Solider Karaoke-Auftritt mit einer guten Tracklist und ordentlicher Gesangserkennung, dem viele Features und die Community-Einbindung der Konkurrenz fehlen.
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