SiNG Party17.01.2013, Michael Krosta
SiNG Party

Im Test:

Besser spät als nie: Während Sony sich mit SingStar sicher schon eine goldene Kehle verdient und auch Microsoft mit Lips eine gelungene Alternative für die Xbox 360 parat hat, packt jetzt auch Nintendo das Karaokefieber. Ist Sing Party (ab 20,99€ bei kaufen) ein gelungener Einstand, mit dem sich die Wii U einen Platz in den Herzen der Trällergemeinde sichern kann?

Ölt die Stimmbänder!

Beim Spielprinzip steht man den Mitbewerbern natürlich in nichts nach: Passend zur Musik erscheint der entsprechende Text der Songs auf dem Bildschirm. Dabei sind vor allem Kraft und die richtige Tonhöhe für eine gute Bewertung entscheidend. Wer nur leise ins Mikrofon piepst und / oder schief singt, darf keinen Punkteregen erwarten. Schön ist, dass hier auch der Ausdruck in die Bewertung mit einfließt - wenn auch nur minimal. Dadurch muss man sich nicht starr an die Original-Vorlage halten, sondern darf sich mit gekonnten Improvisationen wie Zwischentönen oder einem Vibrato bei langen Tönen einen kleinen Bonus verschaffen.

Das GamePad darf auch senkrecht gehalten werden.
Das GamePad darf auch senkrecht gehalten werden.
Bisher darf man ausschließlich kabelgebundene USB-Mikrofone verwenden. Dabei spielt es keine Rolle, ob man das mitgelieferte Mikrofon mit seiner großzügigen Kabellänge oder Modelle anderer Hersteller (z.B. Logitech oder Guitar-Hero-Peripherie) verwendet. SingStar und Lips sind diesbezüglich weiter: Hier kommen kabellose Mikrofone zum Einsatz; im Falle von Lips sogar mit eingebauten Bewegungssensoren, mit denen das Spielprinzip noch etwas erweitert wurde. Zudem durften dort weitere Spieler dem singenden Duo mit dem Standard-Controller unter die Arme greifen und die Songs durch einfaches Knöpfedrücken instrumental begleiten.

Diese Idee greift auch Nintendo auf: Sowohl mit dem GamePad als auch zwei weiteren Remotes bekommt man Zugriff auf Percussions und andere Instrumente, die je nach Song und Abschnitt automatisch dem Bewegungen, Knöpfen und Touchscreen-Berührungen zugewiesen werden. Eine nette Ergänzung, mit der auch die „Nicht-Sänger“ bei Laune gehalten werden, anstatt sie zu rein passiven Zuhörern zu machen.

Umfangreiche Songauswahl

Die Gesangserkennung funktioniert prima.
Die Gesangserkennung funktioniert prima.
Während die Konkurrenz in der Regel nur zwischen 30 und 40 Tracks auf die Disk packt, zeigt sich Nintendo spendabel: Um die 50 Songs werden in Sing Party geboten! Dabei reicht die Auswahl von halbwegs aktuellen Hits wie „Call Me Maybe“ und „Jar of Hearts“ bis hin zu Klassikern wie „I Will Survive“ oder „YMCA“. Schön auch, dass ein breites Spektrum an Stilrichtungen abgedeckt wird. Egal ob Dance-Nummern wie Rihannas „Only Girl in the World“, Pop-Songs wie „Mercy“ (Duffy) oder rockige Klänge im Stil von Fleetwood Mac oder Queen, egal ob Ballade (z.B. Alone: Heart), Oldie (z.B. The Monkees: Daydream Believer) oder Partymucke (LMFAO: Party Rock Anthem): Wer einen breit gefächterten Musikgeschmack hat, findet hier kaum ein Stück, bei dem er nicht gleich mitsingen würde. Okay, Justin Bieber lassen wir mal außen vor... Im Gegensatz zu Sony und Microsoft legt sich Nintendo übrigens nicht den übertriebenen Deutsch-Zwang auf, denn bis auf unser Grand-Prix-Sternchen Lena („Satellite“) haben hier alle Künstler internationales Format. Weitere Songs sollen als DLC über den eShop folgen, doch leider hat man es versäumt, ein Pendant zum „SingStore“ zu entwickeln, das direkt über das Spielmenü zugänglich gemacht wird. So muss man immer den Umweg über den allgemeinen Online-Shop gehen.

Allerdings gibt es noch mehr Wermutstropfen an Nintendos Karaoke-Front: Während die Konkurrenz zu den Songs meist die entsprechenden Original-Musikvideos serviert, verzichtet Sing Party komplett auf die Clips und bringt stattdessen langweilige Muster und Formen auf den Bildschirm, die nichts mit den Stücken zu tun haben. Wenn schon keine Musikvideos, hätte man sich wenigstens die Mühe machen können, passende Choreographien im Stil von Just Dance 4 anzubieten. Nur im aufgesetzt wirkenden Partymodus hampeln auch mal Figuren über die Mattscheibe und die Präsentation wird an den Song angepasst, damit auch Zuschauer beim Refrain mitgrölen können oder zur Luftgitarren-Performance gebeten werden. Auch der GamePad-Spieler, der exklusiv den kompletten Songtext auf dem Bildschirm des Controllers zu sehen bekommt, wird zusätzlich über Einblendungen immer wieder dazu aufgefordert, die anderen mit dämlichen Sprüchen wie „Jetzt alle im Takt!“ oder „Na los, Leute!“ zum Mitmachen zu animieren oder selbst bestimmte Posen beim Singen einzunehmen. Irgendwie wirkt es wie der verzweifelte Versuch, auf einer Beerdigung Partylaune verbreiten zu wollen... Modi wie „Gib das Mikro weiter“ oder die Minispiele von Lips sorgen jedenfalls für deutlich mehr Gruppenspaß.

Im Team zum Erfolg

Der Partymodus mit Tanzeinlagen und Animationsprogramm wirkt aufgezwungen.
Der Partymodus mit Tanzeinlagen und Animationsprogramm wirkt aufgezwungen.
Zum Glück finden sich bessere Ansätze in den Team-Spielen, bei denen verschiedene Aufgaben auf die zwei Gruppen warten: Beim Chor scharen sich z.B. alle Teammitglieder um das GamePad und singen gemeinsam in das Mikrofon des Controllers. Eins-gegen-Eins-Duelle stehen ebenfalls auf dem Plan. Selbst einen neutralen Zuhörer darf man bemühen, der Bonuspunkte an die Teams verteilt. Natürlich darf man auch unabhängig der Teamspiele zu zweit gegeneinander oder miteinander trällern - sei es in Form eines Duetts mit abwechselnden Passagen oder mit kompletten Gesangsspuren für beide Sänger. Selbst ein Harmonie-Modus für zweistimmiges Singen wird bei manchen Liedern angeboten.Trotzdem ist man bei anderen Karaoke-Vertretern wie We Sing! schon weiter, denn hier lassen sich bereits bis zu vier Mikrofone anschließen. Immerhin gibt es auch einen Übungsmodus, in dem man ausgewählte Passagen einstudieren und seine Darbietung perfektionieren kann. Neben den normalen Versionen stehen außerdem verkürzte Varianten der Songs zur Wahl, falls es mal schneller gehen soll. Leider steht nur
Die Songliste

1. “All About Tonight” by Pixie Lott

2. “Alone” by Heart

3. “Always on My Mind” by Pet Shop Boys

4. “Baby” by Justin Bieber

5. “Call Me Maybe” by Carly Rae Jepsen 6.

“Dancing on the Ceiling” by Lionel Richie

7. “Daydream Believer” by The Monkees

8. “Don’t Hold Your Breath” by Nicole Scherzinger

9. “Don’t Leave Me This Way” by Thelma Houston

10. “Don’t Stop Me Now” by Queen

11. “Firework” by Katy Perry

12. “Flashdance… What a Feeling” by Irene Cara

13. “Glad You Came” by The Wanted

14. “Go Your Own Way” by Fleetwood Mac

15. “Groove Is in the Heart” by Dee-Lite featuring Q-Tip and Bootsy Collins

16. “Haven’t Met You Yet” by Michael Buble

17. “Higher” by Taio Cruz featuring Kylie Minogue

18. “How You Remind Me” by Nickelback

19. “I Believe in a Thing Called Love” by The Darkness 20. “I Got You (I Feel Good)” by James Brown

21. “I Think We’re Alone Now” by Tiffany

22. “I Want You Back” by The Jackson Five

23. “I Will Survive” by Gloria Gaynor

24. “I’m Yours” by Jason Mraz

25. “Ironic” by Alanis Morissette

26. “Jar of Hearts” by Christina Perri

27. “Just a Kiss” by Lady Antebellum

28. “Just The Way You Are” by Bruno Mars

29. “Kids in America” by Kim Wilde

30. “Le Freak” by Chic

31. “Love You Like A Love Song” by Selena Gomez & the Scene

32. “Mercy” by Duffy

33. “Only Girl (In The World)” by Rihanna

34. “Party Rock Anthem” by LMFAO

35. “Satellite” by Lena

36. “Sexy Chick” by David Guetta

37. “Show Me Love” by Robin S.

38. “So Good” by B.o.B.

39. “Surfin’ U.S.A.” by The Beach Boys

40. “The Climb” by Miley Cyrus

41. “The Edge of Glory” by Lady Gaga

42. “The Power of Love” by Huey Lewis and the News 43. “The Shoop Shoop Song (It’s in His Kiss)” by Betty Everett

44. “Theme from New York, New York” by Frank Sinatra

45. “Walking on Sunshine” by Katrina and the Waves 46. “Y.M.C.A.” by The Village People

47. “You Can’t Hurry Love” by The Supremes

48. “You’ve Got the Love” by Florence + The Machine ein Schwierigkeitsgrad zur Verfügung und auch Medleys wie bei SingStar gibt es hier leider nicht. Ebenso vermisst man Community-Features, die vor allem bei Sonys Karaoke einen hohen Unterhaltungs- und Stellenwert einnehmen. Nintendo verpasst diese Chance: Es werden weder Videoschnipsel gedreht oder Fotos geschossen noch Audio-Aufnahmen der eigenen Performance festgehalten - und das, obwohl die Möglichkeiten des GamePads regelrecht nach solchen Funktionen schreien. Nur Mitteilungen über das Miiverse lassen sich teilen; direkte Online-Gesangsduelle sucht man vergeblich.

Der Mix macht's!

Dafür hat man sich andere Dinge überlegt, wie man den Controller sinnvoll ins Spiel integrieren kann - meist mit Erfolg. So lassen sich z.B. ohne Unterbrechung weitere Songs zur persönlichen Playlist hinzufügen. Die coolste Funktion ist allerdings der Echtzeit-Mixer: Über Schieberegler lässt sich nicht nur die Lautstärke des Mikros und ein Hall-Effekt einstellen; auch die Gesangs- und Instrumentalspur lässt sich bei vielen Songs getrennt anpassen. Dadurch wird „echtes“ Karaoke ohne den Original-Interpreten möglich. Umgekehrt könnte der Titel auch für Remix-Künstler interessant sein, da man auf Wunsch der isolierten Gesangsspur lauschen kann, die man für die eigene Weiterverarbeitung problemlos aufnehmen und editieren könnte.

Leider ist Nintendo hier inkonsequent, denn die vollen Mixerfunktionen stehen nicht bei allen Songs zur Verfügung. Bei einigen Tracks - so z.B. Satellite oder Flashdance - lässt sich nur die Gesamtlautstärke festlegen. Möchte man also den Gesang dämpfen, regelt man automatisch auch die instrumentale Begleitung runter. Schade, dass man hier keine einheitliche Linie realisiert hat. So ist es reine Glückssache, ob man die ausgewählten Songs im echten Karaoke-Modus ohne Lead-Sänger trällern kann oder nicht.  

Image ist alles

„Huh, was war das denn? Da fehlt doch was!“ Dieser Gedanke wird einem zwischendurch immer wieder durch den Kopf schießen. Warum? Weil bei einigen Songs bestimmte Wörter des Textes einfach ausgeblendet werden. Zensur in Musikspielen ist nichts Neues - man denke nur an Band Hero, wo zugunsten der Familientauglichkeit sogar das Wort „Whiskey“ aus dem Klassiker „American Pie“ herausgeschnitten wurde. Nintendo treibt es aber auf die Spitze: Dass Begriffe wie „Dick“ oder „Fuck“ stumm geschaltet werden, kann ich im Ansatz vielleicht noch nachvollziehen. Aber „Sex Machine“ aus Queens „Don't stop me now“ oder das Wörtchen „damn“ (verdammt) aus Nickelbacks „How You Remind Me“? Ernsthaft? Das erscheint mir doch ein bisschen übertrieben. Aber Nintendo würde wahrscheinlich sogar bei Kinderliedern Gründe suchen und finden, um zur Schere zu greifen. Ich kann angesichts dieser übertriebenen Zensur nur mit dem Kopf schütteln...

Fazit

Nintendo macht bei seiner Premiere auf der Karaoke-Bühne einiges richtig: Die Gesangserkennung funktioniert ordentlich und auch die Bewertungskriterien sind passend gewählt. Endlich wird nicht nur ein sauberes, sondern auch ein kraftvolles Singen und gutes Improvisieren mit Punkten belohnt! Auch die Trackliste kann sich sehen lassen: Sie fällt mir 50 Songs nicht nur etwas umfangreicher aus als bei den meisten Mitbewerbern, sondern überzeugt dank ihrer breiten Fächerung an Stilrichtungen und Dekaden auch hinsichtlich der Zusammenstellung. Ärgerlich dagegen, dass zum einen keine Original-Musikvideos geboten werden und zum anderen die Texte mancher Songs von den Moralaposteln übertrieben zensiert wurden. Das GamePad wird meist sinnvoll eingebunden - vor allem das Editieren der Trackliste und das Herumspielen mit dem Echtzeit-Mixer macht Laune, doch leider lassen sich Gesang und Begleitung nicht bei allen Songs getrennt regeln. Und warum darf ich mir den Text nur im verhunzten Partymodus auf dem Bildschirm des Pads ansehen? Warum gibt es nur einen Schwierigkeitsgrad? Wo sind die Aufzeichnungen, Community-Features und eine ordentliche Shop-Einbindung? Weshalb die Beschränkung auf zwei Sänger, wenn andere Karaoke-Vertreter schon vier erlauben? Nintendo hätte sich vielleicht noch stärker an den besseren Konkurrenten wie We Sing und vor allem SingStar orientieren sollen. So vergibt man leider zu viele Chancen, um sich mit Sing Party als lohnende Alternative zu etablieren...

Pro

gelungene Songauswahl
gute Gesangserkennung
kürzere Songversionen (optional)
cooler Echtzeit-Mixer via GamePad...
Playliste lässt sich über GamePad editieren
optionale Instrumenten-Unterstützung (Pad, Remote)
nette Gruppenspiele (NICHT Partymodus!)

Kontra

übertrieben zensierte Songtexte
keine Original-Musikvideos
keine Aufzeichnungen / Wiederholungen
...der aber inkonsequent umgesetzt wurde
kaum Community-Features
fehlende Einbindung eines Song-Stores
Partymodus wirkt aufgezwungen und spaßfrei
nur ein Schwierigkeitsgrad
Beschränkung auf zwei Sänger bzw. Mikrofone
kein Online-Modus
nur Kabel-Mikrofone

Wertung

Wii_U

Solider Karaoke-Auftritt mit einer guten Tracklist und ordentlicher Gesangserkennung, dem viele Features und die Community-Einbindung der Konkurrenz fehlen.

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