Game Party Champions05.12.2012, Michael Krosta
Game Party Champions

Im Test:

Genau wie die Wii scheint auch auch die Wii U ein Magnet für Minispielsammlungen zu sein. Mit Game Party Champions (ab 16,98€ bei kaufen) springt jetzt auch Warner auf den Zug auf und will mit acht Disziplinen für Partylaune in der Gruppe sorgen, aber auch Solisten unterhalten. Zeitverschwendung oder eine gelungene Alternative zu Nintendo Land?

Abenteuer Spielhalle

Eigentlich funktionieren Minispielsammlungen nach folgendem Prinzip: Entweder knöpft man sich die Disziplinen einzeln vor oder es gibt einen Wettbewerb, der aus mehreren Runden besteht. Das ist bei Game Party Champions nicht anders. Darüber hinaus hat man dem Titel aber einen Storymodus spendiert, der sich rund um den Gewinn einer Weltmeisterschaft in der Spielhalle dreht und mit furchtbar öden sowie ruckelanfälligen Zwischensequenzen mit angestaubter Grafik erzählt wird. Kurios: Den Charakter, den man aus einer Auswahl vorgefertigter Figuren auserkoren hat, verliert dabei kein einziges Wort. Stattdessen lauscht man nur den mäßig synchronisierten Ausführungen der Nebendarsteller, deren überflüssiges Gelaber schon nach wenigen Minuten zu akuten Gähnanfällen führt. Dummerweise muss man sich mit dem Storymodus herumplagen, wenn man alle Spiele und Variationen freischalten will – vielen Dank auch!

Air Hockey hatte so viel Potenzial...das ebenfalls in den Sand gesetzt wurde.
Air Hockey hatte so viel Potenzial...das ebenfalls in den Sand gesetzt wurde.
Immerhin befindet man sich damit auf dem Niveau der gebotenen Minispiele: In der echten Spielhalle habe ich Air Hockey geliebt. Der coole Tisch war immer die erste Anlaufstelle, der Spielablauf rasant und spannend. Auch Shuffle Puck Café auf dem Amiga – was habe ich damit Stunden verbracht und Spaß gehabt. Und hier? Es ist ein Krampf, wenn man den Schläger mit dem Stylus auf dem Bildschirm des GamePads führt und versucht, den Puck im Tor des Gegners zu versenken. Das erste Problem besteht darin, dass die Kräfte nicht akkurat erfasst und umgesetzt werden. Stattdessen fühlt sich alles unfassbar träge an und aufgrund der dämlichen KI kommt man nie in einen Flow oder in den Genuss eines spannenden Schlagabtauschs. Das zweite Problem ist der eingeschränkte Ausschnitt des GamePads, während auf dem Fernseher der komplette Tisch gezeigt wird. So fällt es schwer, sich zu orientieren und den Schläger ordentlich zu positionieren. Der Klassiker am Amiga ist dieser verkorksten Variante hier jedenfalls meilenweit voraus...

Schlimmer geht immer

Beim Skill Ball muss man die Kugel so schwungvoll rollen, dass sie möglichst in punkteträchtigen Löchern landet.
Beim Skill Ball muss man die Kugel so schwungvoll rollen, dass sie möglichst in punkteträchtigen Löchern landet.
Man mag es zwar kaum glauben, doch gehört Air Hockey neben dem ähnlichen Tischtennis trotz der miserablen Qualität noch zu den besseren Minispielen innerhalb der bescheidenen Auswahl. Beim American Football besteht die Aufgabe z.B. nur darin, mit dem vertikal ausgerichteten GamePad die Figuren-Karten zu treffen, die auf dem Bildschirm erscheinen und sich teilweise bewegen. Etwa so, wie man es von der Schießbude auf der Kirmes kennt. Dazu nutzt man die Bewegungssensoren zum Zielen und schnippt den Football anschließend mit dem Stylus über den Touchscreen des GamePads. Basketball (bzw. Hoop Shoot)  funktioniert nach dem gleichen öden Prinzip – mit dem Unterschied, dass man hier die Bälle in den drei beweglichen Körben versenken muss. Ach ja...und da wäre noch Skill Ball, was nichts anderes ist als eine weitere Variation, bei der man eben mit einer Kugel durch Schnippen diverse Öffnung treffen muss – gähn! In die Schlaftabletten-Kategorie fällt auch Baseball, bei dem man die Kugeln aus der Ballmaschine mit einem gezielten Stylus-Schlag auf die Ergebnisfelder befördern muss. Leider vermisst man auch hier die nötige Präzision.

Golfen für Anfänger

Football erinnert an Schießbuden auf dem Jahrmarkt.
Football erinnert an Schießbuden auf dem Jahrmarkt.
Das gilt auch für Minigolf: Hier hält man das GamePad senkrecht und schwingt möglichst gefühlvoll den Schläger mit Hilfe des Stylus. Dumm nur, dass es auch hier schwer fällt, ein Gefühl für die Schlagstärke zu entwickeln. Die Positionierung des Golfers mittels Bewegungssensoren gestaltet sich außerdem extrem fummelig.

Den Hauch einer halbwegs gelungenen Spielmechanik spürt man bei den Minispielen rund um die Wasserpistole: Gezielt wird per Bewegungssensoren, geschossen mit der Schultertaste, um in der billigen Western-Kulisse böse Ganoven zu duschen oder Feuer zu löschen. Die Ladies in ihren schicken Kleidern darf man dagegen nicht bespritzen...  

Merkwürdiger Mehrspieler-Ansatz

Bei diesem Golf lernt man die Qualitäten von Wii Sports & Co ganz neu zu schätzen.
Bei diesem Golf lernt man die Qualitäten von Wii Sports & Co ganz neu zu schätzen.
Alleine werden Minispielsammlungen schnell dröge – das ist bekannt. Deshalb sind es vor allem die Mehrspieler-Duelle, in denen doch noch Spaß aufkommt. Im Partymodus dürfen deshalb bis zu vier Spieler ran. So weit, so gut. Doch schnell folgt die Ernüchterung: Keine einzige Disziplin darf gemeinsam gespielt werden; weder gegen noch miteinander. Stattdessen wartet ein billiges Spielbrett mit farbigen Feldern, welche die Minispiele repräsentieren. Per Drehscheibe wird wie bei einem Würfel entschieden, auf welchem Feld der jeweilige Spieler landet, der gerade an der Reihe ist, das GamePad zu halten. Das folgende Minispiel – meist eine verkürzte Variante der Standard-Version – absolviert er dann alleine. Beim Tischtennis entscheidet z.B. nur ein ausgespielter Punkt über Sieg oder Niederlage. Versagt man, wird man auf dem Spielbrett wieder zurückgesetzt, ist man erfolgreich, kann es in der nächsten Runde weiter nach vorne gehen, bis der erste Teilnehmer das Ziel erreicht – falls man überhaupt so lange durchhält, was angesichts der gebotenen Qualität bezweifelt werden darf. Da ist es keine große Überraschung, dass Online-Duelle unter den Tisch fallen. Einzig Ranglisten werden angeboten, in denen man sich mit seinen Wii U-Freunden vergleichen kann.

Sagte ich, dass man nur alleine in den Disziplinen antreten darf? Pardon, das war nicht ganz korrekt. Denn immerhin können noch weitere Spieler mit der Remote das Geschehen beeinflussen – in der schwachsinnigsten Funktion, die ich bisher in einem Minispiel erlebt habe. Man hat tatsächlich die Aufgabe, als Störenfried aufzutreten, den Spieler zu verwirren oder gar Einfluss auf den Ball oder andere Spielobjekte nehmen. Das soll lustig sein? Es ist wohl mehr zum Schreien als zum Schreien komisch...

Fazit

Ja, neben wenigen Highlights gibt es einige dröge Minispielsammlungen da draußen. Aber mir fällt spontan keine ein, die qualitativ in allen Belangen so schlecht ist wie Game Party Champions! Keine der gebotenen Disziplinen kann überzeugen – meist scheitert der Versuch an der furchtbaren Steuerung, der grottigen KI, mieser Präsentation oder gleich alles zusammen. Selbst der Mehrspieler-Ansatz wurde komplett vergeigt, was fast schon eine Kunst ist. Und wer zum Geier braucht eine Story in einer Minispielsammlung? Vor allem, wenn sie von einem mysteriös stummen Hauptcharakter und ruckeligen Zwischensequenzen getragen wird? Richtig: Niemand. Und das gilt auch für den Rest dieser peinlichen Zusammenstellung mit Spaßfrei-Garantie! Finger weg!

Pro

Frisbee-Spaß mit der Spieldisk

Kontra

öde Story (inklusive Sprachmangel)
spaßfreie Minispiele
Ruckel-Präsentation
keine präzise Steuerung möglich
keine Versus-Duelle
ätzender Partymodus
schwachsinnige Remote-Einbindung (Störenfried)

Wertung

Wii_U

Finger weg von diesem unfassbar unausgereiftem Schund in Minispiel-Form!

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