Im Test:
Folgenschwere Pinkelpause
Da trifft man sich mit ein paar Freunden zu einem gemütlichen Pen-&-Paper-Rollenspielabend, als bei einem Klogang plötzlich das Licht ausgeht und man sich kurz darauf statt in der Toilette des Kumpels in einem alten Fantasy-Gemäuer wiederfindet. Zu viel getrunken? Den Kopf gestoßen? Oder einfach eingeschlafen? Während man sich fragt, was passiert ist, muss man sich aber schon mit den ersten Bewohnern der finsteren Gewölbe herumschlagen: Ein Dämon versucht von einem Besitz zu ergreifen, scheitert aber kläglich und versucht einen fortan in den Tod oder Wahnsinn zu treiben, um wieder frei zu kommen. Erbärmlich...
Andere Kreaturen stellen da schon eine greifbarere Bedrohung dar und trachten einem direkt mit scharfen Zähnen, Gift oder Waffengewalt nach dem Leben. Egal, warum man letztendlich hier ist, überleben will man allemal und so fügt man sich in sein pixeliges Retrodasein ein und beschließt den Geheimnissen der monsterverseuchten Burg auf den Grund zu gehen.
Belmonts Erbe
Auch wenn sich das Abenteuer von hier an wie ein klassischer Castlevania-Vertreter in 2D spielt, der humorvolle Rahmen bleibt erhalten. Neben verbalen Streitereien mit dem im eigenen Unterbewusstsein gefangenen Dämon erlebt man auch sonst immer wieder amüsante Momente bei denen sich vor allem über andere Spiele sowie Bücher, Comics oder Filme lustig gemacht wird. Neben Star Wars, Harry Potter, Matrix, Futurama oder den X-Men darf da natürlich auch Konamis Vampirvorlage selbst nicht fehlen.
Schade nur, dass man auf Nintendos Konsole auf die stimmungsvolle englische Sprachausgabe des PC-Originals verzichten muss. Wenigstens macht die in den Menüs noch eher unbeholfen wirkende deutsche Übersetzung bei den Dialogtexten eine gute Figur. Auch die auf Gefahren reagierende musikalische Untermalung weiß zu gefallen. Grafisch hätte man hingegen trotz 2D-Retrostils hier und da ruhig noch eine Schippe drauf packen können - sowohl beim Hintergrund- als auch Figurendesign.
Licht ins Dunkel
Der Tod lauert jedenfalls an vielen Orten und hält je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad verschiedene Gemeinheiten parat. Genießt man auf der niedrigsten der vier Stufen noch allerlei Extrahilfen wie automatische Spielstandsicherungen, Gesundheitsregeneration und Schadensreduktion wird man auf der höchsten nicht nur wesentlich leichter entdeckt, sondern hat nicht einmal mehr kurze Unverwundbarkeitszeiten nach einem Gegentreffer.
Gewusst wie
Insgesamt gibt es über 70 Zauber und mehr als hundert Waffen mit teils individuellen Boni und Spezialfunktionen. Später kann man sich aber auch die Hilfe verschiedener KI-Begleiter wie einem insektenfressenden Frosch oder feuerspeienden Drachenbaby sichern. Zudem kann man mit vorgefertigten Rezepten, erbeuteten Zutaten und leeren Flaschen allerlei Tränke brauen sowie mit Zaubern und Schriftrollen nicht nur Gegner attackieren, sondern auch vorübergehende Hilfen wie Schutzschilde, die Offenlegung von Fallen, automatische Fackelentzündungen oder Luftsprints über klaffende Abgründe aktivieren.
Motivierende Entdeckungsreise
Via GamePad-Touchscreen lassen sich schnelle Waffenwechsel sowie Zauber- und Item-Einsätze aber auch jederzeit durch Antippen entsprechender Schaltflächen bewerkstelligen. Auch die Dauer von Statusabnormalitäten und Restbestände bestimmter Gegenstände lassen sich hier komfortabel und nach individuellen Vorlieben überwachen. Nur auf die Trankangaben sollte man sich nicht immer blind verlassen, da diese oft sehr zögerlich aktualisiert werden. Wer will, kann aber auch das komplette Spielgeschehen auf den Touchscreen streamen lassen und so auch bei ausgeschaltetem oder anderweitig besetztem Fernseher weiterspielen.
Eile mit Weile
Mitunter kann sich das Vorankommen aber auch recht zäh gestalten. Und das nicht nur, wenn man sich bei der sehr individuellen, auf Zauber- und Ausrüstungsauflagen fokussierten Charakterentwicklung, zu wenig oder zu spät spezialisiert hat.
Beschädigte Ausrüstung sollte aber regelmäßig repariert, auf bessere frühzeitig gespart, geklaute natürlich umgehend wiederbeschafft werden. Durch das Ablegen von Wertsachen und anschließendes Zurückziehen, geht einem aber selbst der flinkste Dieb auf den Leim. Nur die Zielerfassung macht aus der Ferne gelegentlich Schwierigkeiten, was vor allem bei ihrerseits mit Distanzangriffen arbeitenden Gegnern durchaus nerven kann. Viele liebevolle Kleinigkeiten wie das Legen von Hinterhalten, das mögliche Betrügen von Auftragsgebern oder im Inventar ihr Unwesen treibende Parasiten stimmen jedoch immer wieder versöhnlich.
Fazit
Unepic bietet auch auf der Wii U ein knackiges und humorvolles Retro-Abenteuer im klassischen Castlevania-Stil. Zwar muss die Konsolenadaption aus unerklärlichen Gründen ohne die atmosphärische Sprachausgabe des PC-Originals auskommen, dafür wurde jedoch der Touchscreen des Controllers vorbildlich eingebunden, wodurch man sowohl praktische Shortcuts nutzen als auch gänzlich ohne Bildschirm spielen kann. Die Aufgaben und Herausforderungen haben es zum Teil ganz schön in sich, Gegner- und Leveldesign sind allerdings sehr durchdacht und auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich weitreichend regulieren. Nur mit den Zicken und Tücken der Zielerfassung muss man leben. Für Entdecker und Beutejäger gibt es in den vertrackten 2D-Gemäuern aber auf jeden Fall einiges zu entdecken. Und auch die individuelle Hege und Pflege der eigenen Spielfigur ist trotz manch zäher Passagen ungemein motivierend.
Pro
Kontra
Wertung
Wii_U
Knackiges und humorvolles Retro-Abenteuer im klassischen Castlevania-Stil.
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