Stealth Inc. 2: A Game of Clones04.11.2014, Benjamin Schmädig

Im Test: Freiheit für Klone!

Was treiben Klone eigentlich den lieben langen Tag? Ich meine, wenn sie nicht gerade als namenlose Subjekte neue elektronische Spielzeuge auf gefährliche Nebenwirkungen hin testen? Oder stumm in den Tanks des Industriegiganten PTI verharren? Nun, auch Klone haben eine Seele. Und auch die strebt nach Freiheit!

Plattformwanderung

Also entfleucht einer der Klone, die in den Vorgängern eine Testkammer nach der nächsten durchliefen – Stealth Bastard: Tactical Espionage Arsehole hieß das Spiel auf Windows, Mac und Linux, Stealth Inc.: A  Clone in the Dark die Umsetzung für PlayStation-Systeme. Und Letzteres hatte mich so begeistert, dass ich ihm glatt einen Goldstern auf die geklonte Brust pappte.

Warum? Weil Stealth Inc. genau wie Stealth Bastard auf lockere Art geschicktes Klettern und Springen mit anspruchsvollen Kopfnüssen vereinte. Denn der Klon schlich nicht nur wie Vorbilder Snake und Sam durch Schatten, in denen er sich vor den Augen von Kameras und Robotern verbarg. Er musste auch Schalter und Lichtschranken in der richtigen Reihenfolge auslösen, um den Weg von einer Testkammer in die nächste zu finden. Das spielte sich ausgesprochen flott, sah toll aus und klang noch besser!

Schmeiß den Kollegen!

Und all das setzt Stealth Inc. 2: A Game of Clones (ab 9,99€ bei kaufen) nahtlos fort. Noch immer rennt und grübelt mein Klon in  Testkammern, deren Laserschranken und laufende Minen den sofortigen Tod bedeuten können.

Laserschranken sind eine der zahlreichen Gefahren: Wie kommt ein Klon hier nur vorbei?
Speicherpunkte sind nie weit entfernt – die Bestzeit in der Onlinerangliste umso mehr. Wie kommt der Klon nur an den Schalter, der die Barriere senkt, hinter der ein Terminal steht, das den Ausgang öffnet, sobald es gehackt wurde? Nicht zuletzt sollte ich mich darum sorgen, dass eine wachsame Kamera ständig auf das Terminal blickt...

Die Lösung: der neue aufblasbare Kollege. Stelle ich den vor eine Lichtquelle, steht der Klon im Schatten. Ich kann ihn auch auf Roboter werfen, die unter seiner Last zerbersten. Oder ich blase ihn direkt unter den Füßen meines Klons auf, der daraufhin mit doppeltem Schwung in die Höhe schnellt.

Die neuen Werkzeuge – eigentlich soll der Klon sie testen. Macht er auch: U.a. erschaffe und bewege ich einen zweiten Klon oder lenke Roboter per Fernsteuerung durch die Kammern. Und sobald ein Spielzeug acht Tests bestanden hat, darf es mein Klon behalten. Mit seiner gelangt er anschließend nicht nur in weitere Abschnitte des PTI-Gebäudes, sondern entdeckt anfangs unerreichbare Köfferchen, in denen er drollige Hüte und Anzüge findet. In jedem Abschnitt der weitläufigen Firmenzentrale gibt es außerdem versteckte Bonuskammern. Ein Zurückkommen lohnt sich also, obwohl manche Wege unangenehm lang sind.

Hundert Klone und die große Welt

Testkammern darf ich zwar nach wie vor über ein separates Menü anwählen, etwa um meine Bestzeiten zu unterbieten. Die einheitliche Welt gibt Stealth Inc. 2 aber einen Zusammenhalt, durch den die Fortsetzung die Luft eines großen Abenteuers atmet. Immerhin darf ich außerhalb der Kammern sämtliche Werkzeuge frei kombinieren, nachdem ich in den Rätselräumen mit vorgegebenen Hilfsmitteln auskommen musste.

Das Spiel erzählt zudem eine leidlich spannende, für den Zusammenhalt aber brauchbare Geschichte, in der mein Klon seine Leidgenossen von ihrer Last als Testsubjekte erlöst. Er befreit sie und im Gegenzug unterstützen sie ihn, indem sie selbstständig auf Schalter springen oder Lichtschranken auslösen – ein sympathisches Detail!

"Das war meine Lieblingsfalle"

Der Star sind aber erneut die eigentlich kurzen, im Detail richtig kniffligen Rätsel. Sie fordern mitunter langes Überlegen und das clevere Kombinieren verschiedener Elemente, sind aber nie frustrierend, weil der aktuelle Speicherpunkt nur wenige Sekunden entfernt liegt. So kann es sogar unterhaltsam sein, den Klon im

Stealth Inc. 2 enthält einen Leveleditor, mit dem Spieler Testkammern erstellen und online zur Verfügung stellen können. Das Bedienen erfordert vor allem aufgrund der zahlreichen interaktiven Objekte ein wenig Einarbeitung, öffnet aber den Weg in eine große Rätselwelt.
Trial&Error-Wahn, zu dem das Spiel manchmal leider verführt, einfach mal zerquetschen, erschießen oder anderweitig ableben zu lassen.  Ein Game Over gibt es ja nicht und die zynischen Bemerkungen, die ein unbekannter Beobachter ständig auf die Wände projiziert, entschädigen für viele Tode.

"Ich erzähle deinem Freund gerade, wie toll du bist", sagte er mir z.B., als ich mit meiner Freundin irgendwann gemeinsam loszog. Das ist jederzeit möglich. Sie nutzt dann den Controller der Wii U, ich bewege mit Remote und Nunchuk den Klon am großen Bildschirm. "Klone sind eine Belastung", stand jedenfalls auf dem Bildschirm ihres Gamepads, während mir der Erzähler Honig ums Maul schmierte – köstlich.

Gemeinsam getrennt

Das kooperative Spiel ist eine

Durch die zahlreichen bewegten Schatten entsteht eine lebendige Kulisse.
großartige Ergänzung der Kampagne, denn dort laufen nicht einfach zwei Klone durch die PTI-Hallen. Stattdessen teilt sich ein Duo alle Aufgaben einer Figur. Der Spieler am Gamepad markiert z.B. Wachen, die im gemeinsamen Abenteuer plötzlich unsichtbar sind. Er setzt außerdem Werkzeuge an den gewünschten Fleck, zeichnet Pfeile, Muster und... was im sonst noch einfällt mit dem Stylus. Und er tippt den Code ins Gamepad, den sein Partner beim Hacken abliest.

Er setzt zudem Hilfsmittel ein, die im Vorgänger bereits für spezielle Herausforderungen zur Verfügung standen: Mit einem Hologramm oder einer Geräuschquelle lenkt er Kamerablicke und Wachen ab und er erschafft einen schattigen Fleck, in dem sich der Klon ungesehen bewegen kann. In zahlreichen Kammern fanden wir so einen ganz anderen Weg als ich ihn alleine suchen musste.

Fazit

Das Zusammenspiel im Abenteuer zu zweit ist das Tüpfelchen auf dem i: Curve Studios vermehrt die Vorgänger nicht einfach, sondern baut das Prinzip in jeder Hinsicht sinnvoll aus. Im gemeinsamen Spiel arbeiten die Partner in verschiedenen Rollen zusammen. Anstatt einzelne Testkammern abzuarbeiten, erforscht man einen großen zusammenhängenden Komplex. Und die neuen Hilfsmittel fordern auch von Klonexperten völlig neue Lösungswege. Dass Stealth Inc. 2 trotz der knackigen Aufgaben flott und frustfrei bleibt, ist ein Segen – die pflaumigen Bemerkungen des unsichtbaren Erzählers sorgen für beschwingte Laune. Kurz: Wer sich diese Staffel "Game of Clones" entgehen lässt, verpasst ein ausgebufftes Abenteuer!

Pro

große Welt, die sich stückweise öffnet...
viele ausgebuffte Rätsel
anspruchsvolles Laufen, Klettern und Springen
interessante Werkzeuge fordern neue Lösungsansätze
einfallsreiche Arbeitsteilung beim Spielen zu zweit
zahlreiche versteckte Kostüme sowie mehrere geheime Testkammern
starker elektronischer Soundtrack
witzige Kommentare des anonymen Fallenstellers
Onlineranglisten und Miiverse-Kommentare
Leveleditor zum Erstellen und Teilen eigenen Räume
Rätselräume auch einzeln anwählbar

Kontra

... in der Wege zurück oft zu weit sind
Trial&Error führt hin und wieder zum Ziel
unhandliches Werfen der Werkzeuge
spärliche Bilder erzählen Rahmenhandlung

Wertung

Wii_U

Charmantes, spritziges und anspruchsvolles Abenteuer mit einfallsreichen Rätseln - für einen oder zwei Spieler.

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