Elliot Quest24.04.2015, Jens Bischoff
Elliot Quest

Im Test: Auf den Spuren alter Zelda-Abenteuer

Auf dem PC konnte Ansimuz Games mit Elliot Quest bereits letztes Jahr positive Kritiken ernten. Seit Kurzem ist es dank Play Every Ware auch für Nintendos Wii U erhältlich. Wie uns die Konsolenadaption des 2D-Abenteurs gefallen hat, verrät der Test.

Brüder im Geiste

Laut seinen Entwicklern wurde Elliot Quest vor allem vom NES-Oldie Zelda 2 inspiriert. Und so bereist man die Spielwelt wie einst Link vor mehr als 25 Jahren aus der Vogelperspektive, während man die so erreichbaren Schauplätze aus der Seitenansicht erkundet. Als Waffe dienen dem mit einem Fluch belegten Pixel-Protagonisten in erster Linie Pfeil und Bogen. Später lernt er aber auch mit einem Schild zu blocken, mit Bomben zu hantieren sowie eine Reihe elementbasierte Zauber zu wirken.

Neue Ausrüstung und Fertigkeiten helfen ihm aber nicht nur Gegner, sondern auch allerlei andere Hindernisse zu überwinden. Mit was man wo weiterkommt, muss man allerdings selbst herausfinden. Erklärungen, Wegweiser und dergleichen gibt es nicht. Man bereist auf sich gestellt ein Eiland auf der Suche nach einem Heilmittel, um eine dämonische Verwandlung zu verhindern. Über Unterhaltungen, alte Inschriften und Rückblicke erhält man kryptische Hinweise und Einblicke in Elliots Schicksal. Die Geschichte muss man sich dabei ähnlich zusammenpuzzeln wie den Weg durch die Orte seiner Heimatinsel.

Auf eigene Faust

Man sucht, experimentiert und dringt immer weiter in tiefe Wälder, dunkle Höhlen, alte Tempel und die Ursache des Fluchs vor. Wer gern auf mysteriöse Entdeckungsreisen geht, keine Winkel unerforscht lässt und herumtüftelt, bis ein Weg gefunden ist, kommt garantiert auf seine Kosten.

Keine Marker, keine Hinweise, kein Aufgabenbuch, keine Erklärungen: Die Erkundung der insularen Spielwelt und ihrer Geheimnisse bleibt allein dem Spieler überlassen.
Die Rätsel beschränken sich in der Regel zwar auf den richtigen Einsatz von Fertigkeiten sowie das Aufspüren von Schüsselgegenständen, halten damit aber ganz schön auf Trab. Nur sehr selten gibt es Stellen, die fast etwas unfair wirken oder einen in fatale Sackgassen laufen lassen. Dank großzügig verteilter Speicherpunkte und unbegrenzter Leben, halten sich Frustmomente jedoch in Grenzen.

Dass man bei jedem Bildschirmtod mit einem Verlust an Erfahrungspunkten bestraft wird, kann die eigene Experimentierfreudigkeit allerdings unschön hemmen, auch wenn man vor Stufenherabsetzungen verschont bleibt. Vor allem im Hinblick auf weniger erfahrene Spieler hätte man ruhig mehrere Schwierigkeitsgrade implementieren können. Doch die gibt's ebenso wenig wie eine deutsche Lokalisierung, obwohl der Aufwand wirklich gering gewesen wäre.

Leichter Schluckauf

Die etwas holprige und in fast schon regelmäßigen Abständen leicht stockende Bildrate ist hingegen ein Mangel, der alle betrifft und in gewissen Situationen ganz schön nerven kann. Vor allem mitten in einem Sprung, während eines Ausweichmanövers oder bei getimten Einsätzen von Fertigkeiten, kann ein noch so kurzer Bildstopp schwere Folgen haben. Wenn man über den Monitor des Controllers spielt, scheint die Bildrate zwar insgesamt flüssiger, zu Aussetzern kommt es aber trotzdem. Zudem verzichtet man dann auf die parallele Nutzung des berührungssensiblen Controller-Bildschirms zum schnellen Wechseln von Fertigkeiten und Items, oder dem beiläufigen Blick auf Karte, Erfahrungspunktestand und andere Infos.

Die Steuerung ist angenehm kompakt und handlich: Vier Tasten und Analogstick bzw. Steuerkreuz reichen für alle Funktionen wie laufen, sprinten, hüpfen, schießen, situative Interaktionen sowie Skill- und Item-Einsatz aus. Wer will, kann Elliot auch per Pro Controller, Classic Controller, Remote bzw. Nunchuk dirigieren. Wirklich Sinn macht das aber nur, wenn man aufgrund einer körperlichen Einschränkung leichter damit zurechtkommen oder der Wii U Controller defekt sein sollte.

Individuelle Maßarbeit

Elliots Gesundheit wird wie im Zelda-Vorbild mit Herzen dargestellt, die bei Schaden abnehmen und durch entsprechende Pick-Ups wieder zunehmen. Mit seltenen Herz-Containern lassen sie sich auch dauerhaft erhöhen, während man mit erbeuteten Münzen bei Händlern ein paar wenige Gebrauchs- und Ausrüstungsgegenstände erstehen kann.

Dungeons, Dörfer und andere Schauplätze werden aus der Seitenansicht durchforstet. Durch neue Ausrüstung und Fertigkeiten eröffnen sich immer weitere Orte und Wege.
Auch für das von Zaubern wie Feuerbällen oder Wirbelwinden verbrauchte Mana gibt es einsammelbare Auffüllungen und permanente Steigerungen. Wer fleißig Gegner plättet, ohne selbst draufzugehen, kann über ein Kombo-Meter sogar die Beutechancen für Herzen, Gold und Mana erhöhen.

Über die Charakterentwicklung lässt sich darüber hinaus auch die Effektivität von Herzen und Mana-Phiolen steigern. Aber auch andere Verbesserungen wie Pfeilschussart, -rate und -reichweite, Regenerationskräfte oder die Laufgeschwindigkeit können durch das freie Verteilen von Punkten bei Stufenaufstiegen individuell freigeschaltet und kombiniert werden. Selbst die auf Pfeile einwirkende Schwerkraft lässt sich so deaktivieren, was teils völlig neue Kampfoptionen gegen die sehr individuell agierenden Gegner erlaubt. Hier und da muss sogar der Wind berücksichtigt werden, während sich im Spielverlauf getroffene Entscheidungen darauf auswirken, welches der drei möglichen Spielenden man serviert bekommt.

Fazit

Elliot Quest umgibt eine ähnliche mysteriöse Pixelaura wie Sword & Sworcery oder Fez. Hier wird man nicht an die Hand genommen und umhergelotst, sondern darf wirklich auf Entdeckungsreise gehen. Man puzzelt sich den Weg durch Spielwelt und Story Häppchen für Häppchen zusammen, indem man sucht, probiert, flucht und triumphiert. Es gilt Entscheidungen zu treffen, Fertigkeiten zu entwickeln und neue Wege zu finden. Hier und da mögen Rätsel- und Leveldesign zwar etwas unglücklich wirken, ungeübtere Spieler einen variablen Schwierigkeitsgrad ohne Erfahrungsverlust vermissen, andere sich eine deutsche Übersetzung wünschen. Aber wirklich ärgerlich ist eigentlich nur die immer wieder kurz ins Stocken geratende Bildrate, was vor allem bei knappen Sprungpassagen oder Ausweichmanövern sehr unangenehm sein kann. Dank unbegrenzter Leben und fair verteilter Speicherpunkt dürften entdeckungsfreudige Bogenschützen dem charmanten 2D-Abenteuer aber selbst das verzeihen.

Pro

mysteriöses Setting
sympathischer Retro-Look
motivierende Charakterentwicklung
angenehmer Entdeckungsfreiraum
gelungenes Gegnerdesign
verschiedene Spielenden

Kontra

störende Bildruckler
mitunter Schwächen im Leveldesign
kein variabler Schwierigkeitsgrad
nicht lokalisiert

Wertung

Wii_U

Charmanter Retro-Trip mit Pfeil und Bogen, der unter leichtem Schluckauf leidet.

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