Vorschau: Massenschlachten in Hyrule
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose - auch in Hyrule
Das Konzept der Warriors-Spiele von Tecmo Koei ist schnell erklärt: Ein Held kämpft gegen Hundertschaften tumber Klongegner, erobert Stellungen und entledigt sich mächtiger Bosse. Das hat im Jahr 2000 mit Dynasty Warriors 2 funktioniert (der erste Teil war ein klassischer 1-gegen-1-Prügler) und hat sich im Lauf der letzten 14 Jahre auch nicht großartig geändert. Mit Samurai Warriors wurde das Geschehen von China in das feudale Japan verlegt, mit der Orochi-Reihe kamen Dämonen hinzu und bei Gundam wurde mit Mechs im Weltall gekämpft - doch im Wesentlichen blieb alles beim Alten. Im Detail konnte man zwar immer wieder Änderungen sehen oder im Bereich der Kampfmechanik spüren. Doch letztlich gab es nie etwas grundlegend Neues, das die Vorbehalte gegen das Dauergekloppe hätte aufbrechen können.
Best-of-Warriors
Dennoch nutzt man die Fantasy-Welt von Nintendo anständig - vor allem in erzählerischer Hinsicht: Mit der dunklen Hexe Cia, die eigentlich die Balance des Triforce wahren soll, aber aus Eifersucht einen Angriff auf das von Prinzessin Zelda beherrschte Hyrule startet, wird ein interessanter Antagonist aufgebaut. Und mit Abstechern in Abschnitte, die man bereits in Ocarina of Time, Skyward Sword oder Twilight Princess bereiste, versucht man meist erfolgreich, Assoziationen zu den anderen Abenteuern Links herzustellen. Zu schade, dass man es versäumt hat, mehr Sprachausgabe einzubauen. Denn jedes Mal, wenn die angenehme weibliche Erzählstimme das nächste Kapitel einleitet, geht das Stimmungsbarometer deutlich nach oben - nur um während der Missionen dann von den unartikulierten Lauten und dazugehörigen Lesetexten wieder geerdet zu werden. Auch die akustische Untermalung schickt mich derzeit noch durch ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits bekommt man bekannte Soundeffekte und Samples z.B. beim Öffnen von Truhen zu hören, während Variationen vertrauter musikalischer Themen im Hintergrund für Atmosphäre sorgen. Doch wenn diese Themen dann im Kampfgetümmel durch die Warriors-typischen harten Riffe der "Pop-Gitarren" ersetzt werden, geht auch ein Teil der Hyrule-Illusion flöten.
Sieht aus wie Zelda
Die bedingt durch die Vorlage insgesamt buntere Ausrichtung dieses Warriors-Ablegers tut der Serie gut. Zwar könnten die Abschnitte auch hier von mehr und abwechslungsreicheren Versatzstücken profitieren. Doch auch dank der sauberen Kulisse, die Assoziationen an vergangene Legend-of-Zelda-Zeiten hervorruft, hat mich Hyrule immer wieder ans Pad zurückrufen können. Ob es letztlich reichen wird, um z.B. die von mir innerhalb der Reihe bislang favorisierten Warriors Orochi 3 oder Dynasty Warriors Gundam 2 zu verdrängen, wird der Test zeigen.
Ausblick
Ich mag den zipfelmützigen Retter von Hyrule. Und ich kann auch dem Dauergekloppe gegen Klongegner vieles abgewinnen. Doch diese Mischung kann mich nicht begeistern. Zwar hatte ich keinen spielerischen Quantensprung erwartet. Doch dass sich die Keilereien von Link, Midna, Zelda usw. letztlich keinen Deut anders anfühlen als die Abstecher ins feudale China, Japan oder in die dämonischen Welten ist schade. Immerhin hat man beim Charakterfortschritt und dem Schmieden der Waffen die besten Elemente der anderen Warriors-Spiele vereint - und man bietet Bosskämpfe gegen bekannte Antagonisten. Die Erzählung um die Bedrohung Hyrules durch dunkle Mächte war letztlich einer der Gründe für mich, das Pad immer wieder in die Hand und eine weitere Mission in Angriff zu nehmen. Allerdings hätte mehr Sprachausgabe auf den Schlachtfeldern Wunder gewirkt: Hier wird nur gegrunzt, gestöhnt und geächzt - was die Atmosphäre deutlich mindert. Unter dem Strich könnte Hyrule Warriors trotzdem der beste Serienableger seit langem werden – Tecmo Koei profitiert von dieser offenbar wirtschaftlich motivierten Zusammenarbeit allerdings mehr als Nintendo. Warum? Weil die Warriors-Serie durch die Zelda-Einflüsse mehr gewinnt als anders herum.
Einschätzung: befriedigend
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