Hunter - The Reckoning11.08.2002, Jens Bischoff
Hunter - The Reckoning

Im Test:

Man nehme Resident Evil, ersetze überschüssige Story- und Rätselsegmente durch zusätzliche Action- und rudimentäre Rollenspielelemente, mische eine Portion Gauntlet-Gameplay dazu, verfeinere den Mix mit etwas Hokuspokus und etlichen Litern Zombieblut und serviere es dann als Schlachtplatte für bis zu vier Personen: Fertig ist Hunter - The Reckoning. Ob der Untotenschmaus mundet und wie strapazierfähig Euer Magen dabei sein muss, erfahrt Ihr in unserem mehrgängigen Testmenü.

Acht Fäuste für ein Halleluja

Nachdem man Raccoon City (Resident Evil) stets im Alleingang von Zombies säubern musste, durfte man in Segas Zombie Revenge (Dreamcast) bereits zu zweit auf Untotenjagd gehen. Hunter setzt sogar noch eins drauf und erlaubt bis zu vier Zombiejägern im kleinen Städtchen Ashcroft wandelnde Leichen zurück in Ihre Gräber zu schicken. Grund für die Untotenplage ist dieses Mal eine Hinrichtung mit verheerenden Folgen, denn als der Massenmörder Nathaniel Arkady auf dem elektrischen Stuhl schmort, werden mysteriöse Kräfte freigesetzt, welche die Geister aller bisher hingerichteten Gefängnisinsassen wieder zum Leben erwecken. Zwar gelingt es, die rachsüchtige Untotenarmee zurückzudrängen und das Gefängnis zu versiegeln, aber die errichtete Barriere sollte nicht von Dauer sein.

Bereits am ersten Jahrestag von Arkadys Hinrichtungen bricht das Siegel und die Zombiemassen ergießen sich über die gesamte Kleinstadt. Nur vier übernatürliche Jäger sind in der Lage, dem modrigen Ansturm erneut die Stirn zu bieten: Rächer Spenser Wyatt, Verteidiger Samantha Alexander, Märtyrer Kassandra Cheyung und Richter Esteban Cortez. Mit wem Ihr Euch der Untotenplage stellt, bleibt Euch überlassen. Der muskelbepackte Rächer geht jedenfalls mit geschliffener Kampfaxt und geladener Schrotflinte ins Rennen, die zielsichere Verteidigerin setzt auf ihr fernöstliches Katana und ihre durchschlagkräftige Magnum, die flinke Märtyrerin ist mit messerscharfen Zwillingsdolchen und zwei automatischen Pistolen ausgerüstet und der magiebegabte Richter schwört auf sein heiliges Kreuzritterschwert und eine repetierfähige Armbrust.

Mit Waffengewalt und Magie

Während die Munition Eurer Standardwaffen nie versiegt, bieten die ebenfalls erhältlichen Spezialwaffen nur begrenzte Ladungen. Umherliegende Flinten, Pumpguns, Uzis, Maschinengewehre, Flammenwerfer, Kettensägen und Raketenwerfer sollten daher nur gezielt eingesetzt werden, wobei vor allem Letzterer bei zu geringem Abstand zum Gegner auch schnell das eigene Leben kosten kann. Neben insgesamt über zwanzig konventionellen Peacemakern dürfen die Hunter allerdings auch auf ihre wachsenden magischen Talente wie Angriffsverstärker, Schutzschilde, Blitz- und Feuerangriffe sowie Heil- und Lähmungszauber vertrauen, die von Charakter zu Charakter verschieden sind.

Diese werden wie auch alle anderen Charakterwerte (Körperkraft, Genauigkeit, Schnelligkeit, Zauberkraft und Widerstandsfähigkeit) durch das Sammeln von Erfahrungspunkten wie in einem Rollenspiel ständig verbessert, was das an sich eher monotone Zombiemetzeln auf angenehme Weise auflockert. Taktisches Vorgehen ist aber dennoch gefragt, schließlich sind die knapp zwei Dutzend Gegnerarten, die von einfachen Zombies und Skeletten über Geister und Vampire bis hin zu monströsen Mutationen reichen, teils gegen gewisse Waffen immun und gegen andere wiederum besonders anfällig. Gerade bei den Bosskämpfen entscheidet dieses Wissen oft über Sieg oder Niederlage.

Hirn aus, Kettensäge an

Denksport ist in den insgesamt 23 düsteren Schauplätzen allerdings nicht gefragt. Eure Missionen beschränken sich in der Regel auf das Erreichen des Levelendes sowie das Retten oder Beschützen von Unschuldigen. Hat man bis zum Spielende nicht mindestens fünfzig davon in Sicherheit gebracht, bekommt man übrigens kein Happy End serviert. Die simplen Schalter- und Schlüsselrätsel werden Eure grauen Zellen ebenfalls kaum fordern und die gewollt beschränkte Intelligenz Eurer meist aus dem Nichts entstehenden Gegner lässt sich sogar dazu missbrauchen, dass sich diese durch geschicktes Stellungsspiel auch gegenseitig den Garaus machen.

Das Gegneraufkommen ist jedenfalls immens und macht keine Unterschiede, ob man allein oder zu viert unterwegs ist. Dafür können aber jederzeit weitere Mitspieler ins Spiel einsteigen und sich an der blutigen Massenschlacht beteiligen. Während empfindliche Naturen das literweise strömende Blut im Optionsmenü auch ausschalten können, dürfen besonders hartgesottene Jäger sogar gegenseitige Verletzungen und nach einmaligem Durchspielen auch höhere Schwierigkeitsgrade und alternative Outfits aktivieren. Gespeichert wird jeweils am Levelende und unfreiwilliges Ableben wird mit dem Verlust eines Continues bestraft.

Alles unter Kontrolle

Bei der Steuerung haben die Entwickler von Digital Mayhem auf eine komplexe, aber äußerst effektive Konfiguration des Xbox-Controllers gesetzt, die man schon bald nicht mehr missen will. Denn während Ihr mit dem linken Stick die Laufrichtung Eures Protagonisten bestimmt, könnt Ihr mit dem rechten Eure Waffe ausrichten, was sowohl komfortables Strafen als auch gleichzeitiges Feuern und Rückwärtslaufen erlaubt, während eine automatische Zielhilfe für eine hohe Trefferquote sorgt. Mit den Schultertasten werden Sprünge bzw. aktive Waffen eingesetzt sowie je nach Bewegung und Druckfolge einfache Schlagkombinationen, Sprungattacken, Rundumschläge und Hechtrollen ausgeführt.

Mit den übrigen Knöpfen blättert Ihr währenddessen durch Euer Waffen- und Zauberarsenal, provoziert Angreifer, die sich gerade an einem Mitspieler vergehen, führt situationsabhängige Aktionen wie Schalter betätigen, Türen öffnen oder Hinweise lesen aus und ladet Eure Bleispritzen nach. Sechs vorgegebene Konfigurationen befriedigen fast alle Bedürfnissen nur beim Nachladen der Waffen hätte man sich die Möglichkeit eines schnellen Klicks auf den linken Ministick gewünscht, um während dem Zielen nicht umgreifen zu müssen. Ansonsten gibt es an der durchdachten und schnell in Fleisch und Blut übergehenden Steuerung aber nichts auszusetzen.

__NEWCOL__Eine Frage der Einstellung

Kritik muss sich hingegen die nicht immer gelungene Kameraführung gefallen lassen, durch die man oft gezwungen wird, blind um sich zu ballern, wenn nicht zu sehende Gegner bereits munter das Feuer eröffnen oder die eigene Spielfigur hinter sichtversperrenden Objekten von plötzlich auftauchenden Widersachern attackiert wird. Zwar lässt sich die Ansicht manuell zoomen, aber mit ungünstigen Einstellungen und abrupten Schwenks muss man leider leben. Dabei sind Grafik und Präsentation ansonsten ohne Fehl und Tadel. Die Locations wurden übersichtlich und ansprechend designt und bieten zerstörbare Objekte die auch als explosive Massenvernichtungswaffen missbraucht werden können.

Auch Einschusslöcher zieren die detaillierten Multilayer-Texturen dauerhaft, während die hervorragend animierten Gegner erfolgreiche Treffer mit dem Verlust einzelner Körperteile und einem oft lebens- bzw. zauberkraftspendenden Exitus quittieren. Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Zwischensequenzen in Spielgrafik zu bestaunen, die fließend ins Spielgeschehen übergehen und mit hochwertiger deutscher Sprachausgabe glänzen. Auch der düstere, interaktive Soundtrack kann sich hören lassen, obwohl musikalische Intermezzi eher Seltenheitswert haben. Durchwegs erstklassig sind hingegen die realistischen Sound- und atmosphärischen Ambient-FX, die Hunter zu bieten hat.

Fazit

Wer bei Hunter - The Reckoning ein komplexes Action-Adventure oder gar ausgewachsenes Horror-Rollenspiel erwartet hat, wird wohl erst einmal enttäuscht sein. Freunde unkomplizierter Hack`n`Shoot-Action mit einer Vorliebe für Splatter-FX werden von Digital Mayhems Xbox-exklusiver Schlachtplatte hingegen erstklassig bedient. Vor allem zu viert sorgt das bis auf wenige Ausnahmen banale Zombieschlachten für unkomplizierten Spielspaß. Seine grauen Zellen muss man zwar kaum bemühen, aber durch das üppige Waffen- und Zauberarsenal sowie die motivierende Erfahrungspunktehatz und taktischen Bossfights wird man auch abseits fordernder Aufgabenstellungen und anspruchsvoller Rätseleinlagen gut unterhalten. Hat man die durchdachte Steuerung einmal im Griff und sich an die meist aus dem Nichts entstehenden Gegnern gewöhnt, stört eigentlich nur noch die teils problematische Kameraführung die auf Wunsch auch unblutige Untotenjagd. Ansonsten ist die deutsche Version nicht nur ungeschnitten, sondern auch noch komplett lokalisiert, wobei vor allem die meist ausgezeichneten Synchronsprecher Lob verdienen. Überhaupt ist die düstere Präsentation nahezu makellos, auch wenn viele kleine Details im steten Klingentanz und Kugelhagel kaum auffallen. Wer Zombie Revenge mochte, wird Hunter lieben - auch wenn die mit Rollenspielelementen angereicherte Mischung aus Resident Evil und Gauntlet auf Dauer wenig Abwechslung bietet.

Pro

<li>durchdachte Steuerung</li><li>spaßiger Mehrspieler-Modus</li><li>ungeschnitten & gut lokalisiert</li><li>nahezu makellose Präsentation</li><li>motivierendes Erfahrungspunktesystem</li>

Kontra

<li>auf Dauer monotones Gameplay</li><li>aus dem Nichts entstehende Gegner</li><li>teils problematische Kameraführung</li><li>wenig abwechslungsreiche Missionen</li><li>nur primitive Schalter
& Schlüsselrätsel</li><b>Vergleichbar mit:</b><i>Zombie Revenge, Twin Caliber, Buffy
The Vampire Slayer, Blade 2, Resident-Evil-Serie, Gauntlet
Dark Legacy</i>

Wertung

XBox

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