Pirates: Legend of Black Kat10.05.2002, Jens Bischoff
Pirates: Legend of Black Kat

Im Test:

Auch wenn zur Zeit Gerüchte kursieren, dass Sid Meier an eine Fortsetzung seines legendären Freibeuterepos Pirates denkt, dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis ein solches Projekt in den Händlerregalen steht. Mit Pirates - The Legend of Black Kat hat Electronic Arts aber schon jetzt ein ähnliches Spielkonzept im Angebot, das nun auch Xbox-Seeräuber zum munteren Schiffe versenken, Säbelrasseln und Schatzsuchen einlädt. Auf was sich Hobby-Piraten sonst noch freuen dürfen, erfahrt Ihr in unserem Test...

Seeräuber-Romantik

Nachdem Sony-Freibeuter schon eine Weile mit Katarina de Leon die PS2-Gewässer unsicher machen, kommen nun auch Gates-Piraten in den Genuss des idyllischen Hochsee-Abenteuers. Doch die Idylle trügt, schließlich ist Katarina nicht auf Kreuzfahrt, sondern auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und dem Mörder ihres Vaters, dem machthungrigen Captain Hawke.

Auf ihrer Reise kommt sie beidem immer näher und stellt sich mutig allen Herausforderungen, die zu Wasser und zu Land auf sie und ihre Piraten-Crew warten. So wollen nicht nur zahlreiche Inseln erkundet sowie Schätze und Hinweise gefunden, sondern auch Schiffe versenkt, Festungen eingenommen und unterschiedlichste Gegner besiegt werden.

Untermalt wird das Ganze von einem orchestralen Soundtrack, der zwar gut zur Seeräuber-Thematik passt, aber leider viel zu selten zu hören ist. Über die deutsche Lokalisierung lässt sich leider nicht viel sagen, da uns Electronic Arts nur mit einer englischen Testversion ausgestattet hat. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Übersetzung und Sprachausgabe mit der bereits getesteten PS2-Version identisch sein werden.

Auf dem Festland

Zu Land erkundet Katarina in bewährter Action-Adventure-Tradition aus der Third-Person-Perspektive romantische Südsee-Atolle, frostige Eisberge, brodelnde Vulkaninseln, morastige Sumpfgebiete und sogar düstere Geisterinseln. Die dort ansässigen Kreaturen reichen von überdimensionalen Krebsen über wilde Affen und aggressiven Schiffsbrüchigen bis hin zu Voodoo-Kriegern und Skeletten, die allesamt nicht gut auf Eindringlinge zu sprechen sind. Hin und wieder begegnet Katarina aber auch Ware feilbietenden Schmugglern und Einheimischen, die dem Spieler für einen Gefallen äußerst hilfreiche Dienste erweisen.

Konfrontationen begegnet die Piratenbraut in erster Linie mit Dolch und Säbel, aber auch nützliche Accessoires wie Dynamit, Wurfmesser, Giftpfeile oder Elementarzauber enthaltende Büsten helfen die teils leider immer wieder entstehenden Gegner auf effektvolle und stets unblutige Weise in Schach zu halten. Die Handhabung der Waffen geht in der Regel dank automatischer Zielhilfe und Ausrichtung gut von der Hand und auch das Blocken von gegnerischen Attacken gestaltet sich äußerst simpel und effektiv. Lediglich bei Sprüngen und Wurfangriffen hat man teils mit einer hakeliger Steuerung zu kämpfen.

 

Auf hoher See

Zu Wasser gibt es solche Probleme glücklicherweise nicht, bis auf die realistische Trägheit größerer Schiffe, habt Ihr Euren Kahn stets perfekt im Griff. Auch auf Eure Kanoniere ist Verlass - ganz gleich ob sie mit konventionellen Kugeln, Segel zerfetzenden Schrapnellen oder Feuer entfachenden Brandbomben den Gegner unter Beschuss nehmen. Dank mystischer Galionsfiguren, fieser Seeminen und anderer netter Utensilien gestalten sich die Seeschlachten weitaus spannender und abwechslungsreicher als die simplen und auf Dauer monotonen Landgefechte.

Auch die grafische Inszenierung ist auf See weitaus imposanter. Die Darstellung des Wassers, die wuchtigen Explosionen und die Partikeleffekte nach Zerstörung einer feindlichen Fregatte sehen einfach fantastisch aus. Hinzu kommt die Detailverliebtheit, die zu Tage tritt, wenn man einmal näher an die Schiffe heranzoomt: Auf Deck erkennt man, wie der Steuermann den Controller-Eingaben entsprechend das Ruder ausrichtet oder die Kanonen nach einer Salve zurückrollen und das Schiff leicht ins Schwanken bringen. Zudem ist die Aufrüstung des eigenen Windjammers nach erfolgreichen Festungseinnahmen eine motivierende Nebenbeschäftigung; die Möglichkeiten sind zwar begrenzt, aber die Entwicklung bis zur ultimativen schwimmenden Festung verfolgt man gerne und stolz.

So weit das Auge reicht

Was aber auch an Land verblüfft, ist die enorme Sichtweite, die Pirates zu bieten hat. Allerdings wurde diese dadurch erkauft, dass nur die unmittelbare Umgebung hoch detailliert dargestellt wird - schon nach wenigen Metern scheinen die Texturen zu verschwimmen und unwichtigere Objekte bauen sich erst beim Näherkommen schrittweise auf. Übermäßig störend ist dieser Kompromiss jedoch nicht. Weitaus lästiger sind hingegen die gelegentlichen Slowdowns, welche die ansonsten sehr potente Grafik-Engine ohne ersichtlichen Grund wie hohes Gegneraufkommen teils heftig ins Stottern bringen und den Spielkomfort deutlich einschränken.

Auch die nicht immer optimale und gerade im Eifer des Gefechts nicht gerade einfach nachjustierbare Kameraführung sowie das teils zeitaufwändige Suchen nach der gewünschten Extrawaffe im Inventar - ohne dass das Spiel dabei unterbrochen wird - sorgen hin und wieder für Unmut. Zudem kann der Spielstand nur an bestimmten Orten gesichert werden und wer einen wichtigen Gegenstand übersehen hat, irrt oft eine ganze Weile planlos umher.

Dafür lässt sich beim Schwierigkeitsgrad jederzeit zwischen drei Stufen wechseln, die ansonsten nur bedingt hilfreiche Automap hält wichtige Standorte fest, das Logbuch informiert über bereits bewältigte und noch ausstehende Aufgaben und auf Wunsch lässt sich ein intelligentes Tutorial hinzuschalten, dass einen in verschiedenen Situationen mit kurzen Erläuterungen zur Seite steht. Gefundene Gegenstände werden hingegen nur einmalig beschrieben, wer dann nicht aufpasst oder einmal längere Zeit nicht spielt, kann nur noch durch Ausprobieren herausfinden, was man eigentlich so alles im Gepäck mit sich führt.

Pro:

  • originelles Konzept
  • spektakuläre Effekte
  • gigantische Sichtweite
  • halbautomatische Zielhilfe
  • variabler Schwierigkeitsgrad
  • motivierende Aufrüstfunktion
  • Kontra:

  • vereinzelt Slowdowns
  • teils hakelige Steuerung
  • auf Dauer etwas eintönig
  • wiederentstehende Gegner
  • gelegentliche Kameraprobleme
  • eingeschränktes Speichersystem
  • Fazit

    Trotz gelungener Freibeuter-Atmosphäre und interessanter Grundideen ist Pirates keine wirkliche Konkurrenz zu Sid Meiers gleichnamiger 8Bit-Legende. Dafür ist der Spielablauf einfach zu monoton und linear. Vor allem die Landausflüge bieten trotz motivierender und auf der Xbox dank verbesserter Rumble-Funktion komfortablerer Schatzsuche wenig Abwechslung - Ausnahme: die taktischen Bosskämpfe. Wasserratten freuen sich hingegen über spektakulär inszenierte und auch spielerisch gehaltvolle Seeschlachten, die man in einem speziellen Spielmodus auch zu zweit erleben darf. Grafisch ist die Xbox-Version dem PS2-Pedant aufgrund realistischerer Wasserdarstellung und detaillierterer Texturen dezent überlegen, ansonsten gleichen sie sich jedoch bis auf das einfachere Aufspüren vergrabener Schätze wie ein Ei dem anderen. Wer auf Seeräuber-Thematik steht und über spielerische Längen hinwegsieht, wird mit Pirates sicher seine Freude haben. Zudem ist das unkomplizierte Gameplay auch für unerfahrenere Spieler leicht zugänglich und die originelle Mischung quasi einzigartig.

    Wertung

    XBox

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