Spy Hunter13.07.2002, Mathias Oertel
Spy Hunter

Im Test:

Mitte der 80er Jahre: Die Blüte der Arcade-Geschichte. Neben Perlen wie Pac Man und Battlezone fordert der erfolgreiche Action-Racer Spy Hunter (ab 19,89€ bei kaufen) die Spieler zum Geldeinwurf auf. 2002: Der Spy Hunter ist zurück. Wiederbelebt und mit 3D-Grafik aufgewertet hat die Spionenhatz bereits zahlreiche PS2-Fans begeistert. Jetzt sind die Xbox-Spieler an der Reihe, sich mit dem verwandlungsfähigen Interceptor auf die Jagd nach Terroristen zu machen. Und wir waren mit unserem Test live dabei.

Der Retter der Welt

Immer wieder gibt es Organisationen, welche die Weltherrschaft erringen und so die Menschheit zu einem "besseren" Leben bringen wollen. Dieses Mal haben die Musterknaben der Nostra Lust dazu bekommen, die Welt zu erobern. Und nur Ihr könnt sie mit Eurem Einsatzfahrzeug -dem so genannten Interceptor- aufhalten. Zeit, die Raketenslots zu füllen, aufzutanken und sich auf eine Jagd rund um den Erdball zu machen.

Klassisch im besten Sinne

Um festzustellen, was uns mit der Milleniums-Reinkarnation von Spy Hunter erwartet, schauen wir uns erst einmal den Arcade-Vorgänger an, denn das Gameplay hat sich erfreulicherweise so gut wie gar nicht verändert.

Immer noch ist man mit einem hochgezüchteten und waffenstrotzenden Fahrzeug unterwegs, das selbst James Bond neidisch machen könnte. Immer noch ist man damit beschäftigt, seinen Wagen auf der Straße zu halten, während man einerseits Angriffe seitens der Gegner abwehrt und andererseits versucht, eben diese zu plätten.

Doch mittlerweile -und damit ganz zeitgemäß- muss man sich nicht mit einer Ansicht aus der Vogelperspektive begnügen, sondern ist in echtem 3D gleich von Anfang an mitten im Geschehen.

Und damit man sich an die veränderte Ansicht und die damit verbundenen neuen Steuerungsmöglichkeiten gewöhnen kann, gilt es, erst einmal den Trainingskurs mit Bravour hinter sich zu bringen. Erst dann kann man sich an die restlichen Missionen wagen, die teilweise ganz schön knackig sind.

Neue Missionen werden nach einem Punkte-Prinzip freigeschaltet: In jedem Level müssen bestimmte Aufgaben erfüllt werden. Während das Primärziel in jedem Fall erreicht werden muss, stehen auch noch einige Sekundäraufgaben auf der Liste, die erledigt werden können.

Diese Aufgaben reichen von der Minimierung an Opfern in der Zivilbevölkerung über das Zerstören von Kommunikationsanlagen bis hin zur Markierung bestimmter Gegner - insgesamt eine abwechslungsreiche Auswahl.

Für jede erfüllte Aufgabe erhaltet Ihr einen Punkt. Habt Ihr genügend Punkte gesammelt und zudem auch noch das Primärziel erfüllt, wird der neue Level freigeschaltet.

Stetig schwerer

Anfangs reicht es auch noch, das nächste Level zu erreichen, wenn man nicht alle Aufgaben nach Plan löst, doch mit zunehmender Spieldauer werden die Anforderungen an das Punktekonto immer höher. Dadurch wird es unter Umständen notwendig, ein schon abgeschlossenes Kapitel noch mal aufzurollen, um noch den letzten fehlenden Punkt zu ergattern. Ganz nebenbei lernt man dabei ja auch vielleicht noch eine neue Abkürzung kennen.

Natürlich warten in jedem Level jede Menge böse Jungs, um Euch das Leben und die Aufgabe zu erschweren. Damit Ihr Euch gegen die Gegner zur Wehr setzen könnt, verfügt Euer Wagen von Beginn an über ein imposantes Waffenarsenal: Ein Maschinengewehr -unendlich Munition mit eingeschlossen- und Raketen zur Offensivattacke sowie Öl- und Rauchwerfer zur Verteidigung stehen zur Verfügung.

Mit dem Abschluss jeder Mission gibt es ein Update, wie z.B. hitzesuchende Raketen und Ähnliches.

Doch hier hört der Spaß noch nicht auf, denn Euer Fahrzeug ist verwandlungsfähig: Verlasst Ihr die Straße und landet im Wasser, morpht das Auto in einer schicken Animation zu einem ebenso waffenstrotzenden Boot. Erleidet Ihr mehr als 50 Prozent schaden, wird die Außenhülle abgesprengt und Ihr seid von nun an mit einem höllisch schnellen Motorrad bzw. ultraschmalem Wasserfahrzeug unterwegs.

Fun-Faktoren

Dass Spy Hunter so viel Spaß macht, liegt hauptsächlich an zwei Komponenten: gute Steuerung und einfaches, unkompliziertes Spielprinzip.

Die Steuerung reagiert genau so gut wie schon auf der PS2, bietet zudem aber noch ein problemloseres Umschalten der Bewaffnung.

Die Levels sind gut designt und mit zahlreichen Abkürzungen versehen, die man auch tunlichst ausnutzen sollte, will man restlos alle Aufgaben erfüllen.

Doch obwohl man kaum ein Level mit all seinen Aufgaben im ersten Anlauf schaffen wird, kehrt man gerne zurück, um vielleicht noch den letzten Schleichweg zu finden, der einen zum letzten Sat-Beacon führt, das aktiviert werden muss. Daran ist wiederum die Unkompliziertheit des Games schuld, die einen immer wieder zum Pad greifen lässt.

Ach ja: Der Laster, in dem man z.B. seine Panzerung wieder erneuern lassen kann, ist auch immer noch fester Bestandteil eines actionreichen Lebens als Spion-Jäger.

Leider ist das ganze Vergnügen etwas kurz: Nach 14 Missionen habt Ihr die Welt vor Nostra gerettet.

Aber dann kann man sich immer noch an der Xbox-exklusiven Umsetzung des mittlerweile Kult gewordenen Ur-Spy Hunters versuchen, die fast noch mehr Spaß macht.

Dreidimensional kommt gut

Spy Hunter ist mit Sicherheit kein Spiel, das einen angesichts der Grafik in jauchzenden Jubeltaumel verfallen lässt - dazu wird die Xbox einfach zu inkonsequent ausgenutzt.

Die Grafikengine liefert zwar eine gute Geschwindigkeit ohne nennenswerte Pop-Ups ab, kann aber gelegentliche Slow-Downs nicht verbergen. Die Landschaftstexturen sind abwechslungsreich, sehen aber denen der letztes Jahr veröffentlichten PS2-Version täuschend ähnlich und sind somit doch etwas überholt.

Die Spezialeffekte wie Explosionen usw. bilden jedoch den größten Missmut-Faktor der Grafik: Derartig grob aufgepixelte Feuerbälle hat die Xbox definitiv nicht nötig.

Absoluter Hingucker ist jedoch Euer Interceptor: Optisch eine Mischung aus einem Porsche und einem Lamborghini, macht es einfach Spaß, dem chromglänzenden Geschoss zuzuschauen.

Die Verwandlungen des Interceptors finden in Echtzeit statt und sind immer wieder das Hinschauen wert. Auch die Aktivierung der verschiedenen Waffensysteme macht Laune: Ob sich nun die Raketen aus dem Dach schieben oder das EMP aus der Seite nach draußen verlagert wird: Alles sieht cool aus.

Ein Lob gebührt auch den Zwischensequenzen, die aus Render-Videos bestehen und die man nach jedem Level zu sehen kriegt. Zwar nur kurz, sind sie qualitativ hochwertig und treiben nebenher die Story noch ein bisschen voran.

Gelegentlich auftauchende Probleme mit der Außenkamera -bei scharfen Kurven und Kehren kann es passieren, dass die Kamera nicht ganz mitkommt- muss man allerdings über sich ergehen lassen. Doch wen das stört, der schaltet einfach in die Innenansicht, in der allerdings ein wenig die Übersicht verloren geht, wenn es um das aktivierte Waffensystem geht.

Spione brauchen Musik

Und zwar nicht nur irgendeine Melodie: Stilecht schallt Euch bei Spy Hunter mit Variationen des Peter Gunn-Themes die kultgewordene Spionenmusik schlechthin entgegen und wird auch nie langweilig.

Auch in Punkto Geräusche geht Spy Hunter gewaltig zur Sache: Der Motor des Interceptors schnurrt wie ein Löwe und Burnouts, Unfälle und die nicht enden wollenden Explosionen tun ihr Übriges. Auch die (englische) Sprachausgabe ist als gelungen zu bezeichnen.

Fazit

Der Sprung in die 3D-Welt ist zwar spielerisch gut gelungen, technisch wäre auf der Xbox aber definitiv mehr möglich gewesen. Dennoch: Fans der Urfassung werden trotz des modernen Gewands viel vom alten Spy Hunter wiedererkennen. Vor allem ist es Midway gelungen, den Spielspaß herüber zu retten. Die Jagd nach Spionen gestaltet sich als äußerst kurzweilige und actionreiche Arcade-Kost vom Feinsten, auch wenn minimale Kamera- und Steuerungsprobleme für kleine Frustmomente sorgen. Auch die nicht ganz Xbox-optimierte Grafik sorgt für die eine oder andere Sorgenfalte, die jedoch von der hervorragenden Sounduntermalung wieder etwas glatt gebügelt wird. Fans von Renn-Action-Spielen haben mit Spy Hunter vorerst den heiligen Gral gefunden und dürfen sich zudem noch am mitgelieferten Original laben.

Pro

<li>unkompliziertes Spielprinzip</li><li>schnelle Grafikengine</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>gut designte Levels mit zahlreichen Abkürzungen und Schleichwegen</li><li>Interceptor ist einfach ein cooles Auto/Boot/Motorrad</li><li>klasse Sounduntermalung</li><li>gut reagierende Steuerung</li><li>gutes Tutorial</li><li>Ur-Spy Hunter integriert</li>

Kontra

<li>insgesamt etwas kurz</li><li>gelegentliche Kameraprobleme</li><li>grafisch hinter den Erwartungen geblieben</li>

Wertung

XBox

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