Phantom Crash03.03.2003, Jens Bischoff
Phantom Crash

Im Test:

Mech-Spiele sind hierzulande ja momentan voll in Mode. In Japan sind sie hingegen schon längst über den Status einer Modeerscheinung hinaus und aus den virtuellen Spielwelten gar nicht mehr wegzudenken. Dass es dabei natürlich auch immer wieder Trittbrettfahrer gibt, die mit drittklassigem Robotergeplänkel nur auf schnelles Geld aus sind, ist ebenfalls klar. Ob Genkis Phantom Crash ein solcher Kandidat ist oder Mech-Fans bedenkenlos zugreifen können, erfahrt Ihr in unserem Testbericht.

Tokio zieht um

Aufgrund massiver Luftverschmutzung und klimatischer Veränderungen haben die Japaner ihre Hauptstadt im Jahre 2025 verlassen und sind in eine futuristische Kuppelstadt am Tokioter Hafen umgesiedelt. Kurze Zeit später wurde Alt-Tokio zum Schlachtfeld so genannter Rumbling-Wettkämpfe, bei denen mutige Piloten in gepanzerten Mechs mit Waffengewalt um Ruhm und Reichtum kämpfen. Natürlich ist auch der Spieler ein solcher Pilot, der mit seinem Mech, in Phantom Crash "Scoobee" genannt, ganz nach oben will.

Aller Anfang ist schwer

Da die finanziellen Mittel zu Beginn noch relativ bescheiden sind, muss man sich zunächst mit einem Einstiegsmodell begnügen, das man direkt beim Hersteller seines Vertrauens oder auf dem Gebrauchtmarkt erwerben kann. Insgesamt existieren drei Scoobee-Produzenten, die sehr unterschiedliche Modelle anbieten. So gibt`s bei Kojima besonders schnelle und wendige Fabrikate, während die American Stars auf wuchtige Stahlkolosse setzen und Ventuno eine eher ausgeglichene Produktreihe anbietet.__NEWCOL__Kreative Bastelstunde

Natürlich kann man sein erworbenes Modell auch nach Herzenslust umbauen, tunen und modifizieren, sofern man über das nötige Kleingeld verfügt. So könnt Ihr Beine durch Räder oder Ketten ersetzen, Waffensysteme auswechseln oder aufrüsten, Euch für einen intelligenteren Bordcomputer mit tierischer Persönlichkeit entscheiden oder einfach nur das Chassis umlackieren. Sogar Aufkleber dürft Ihr Euch auf die Stahlhaut pappen oder das Bordradio mit frisch erworbenen Musik-Downloads speisen.

Frühe Ernüchterung

Das alles kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass das eigentliche Spielgeschehen äußerst monoton und der Umfang extrem beschränkt ist. Habt Ihr Euren Scoobee nämlich erst einmal bestiegen und Euch für einen Wettkampf angemeldet, merkt Ihr schnell, dass die chaotischen Arenenrangeleien mit endlosen Gegnerscharen alles andere als abwechslungsreich sind und immer an denselben drei Schauplätzen ausgetragen werden. Zudem sind diese weder besonders weitläufig, spektakulär noch sonst irgendwie interessant.

Gravierende Mankos

Gekämpft wird jedenfalls in den Ruinen von Shinjuku und Shibuya sowie am ehemaligen Hafen der einstigen Millionenmetropole und das sowohl am Tag als auch bei Nacht. In einzelnen Arenenabschnitten tut Ihr Euch allerdings schon tagsüber schwer, etwas zu erkennen. Und nachts werden die Partien trotz halbautomatischer Zielerfassung nahezu unspielbar. Warum den Entwicklern dieser Fauxpas nicht aufgefallen ist, ist unverständlich. Aber auch die Steuerung der Scoobees wirkt nicht besonders ausgereift: Vor allem die sperrige Sprungsteuerung und das hakelige Justieren des Blickwinkels sorgen für dicken Punktabzug. Überhaupt scheint die Steuerung irgendwie am Xbox-Controller vorbei programmiert worden zu sein.

Tarnung à la Hollywood

Neben Laufen, Springen und Schießen beherrscht Euer Mech auch schnelle Ausfallschritte und Turbosprints, die Ihr wie alle anderen Funktionen in einem freiwilligen Tutorial oder auf dem jederzeit zugänglichen Trainingsgelände ausprobieren könnt. Auch neue Waffensysteme lassen sich hier kostenlos an KI-Dummies testen. Dank aufladbarem Tarnmechanismus könnt Ihr Euch sogar vorübergehend unsichtbar machen, um Eure Gegner aus einem Hinterhalt zu überraschen oder deren automatische Zielaufschaltung zu überlisten. Völlig unsichtbar seid Ihr dabei aber nicht, denn selbst mit Tarnkappe sind die Konturen eines Scoobees verschwommen wahrzunehmen und spätestens bei einem Projektiltreffer fliegt die Tarnung ohnehin auf. Optisch ist der aus Predator bekannte Effekt jedenfalls recht gut gelungen.__NEWCOL__Sinnloses Gewäsch

Allgemein wirkt die Grafik bis auf ein paar nette Licht-, Blur- oder Explosionseffekte jedoch relativ trist und unspektakulär. Auch die Soundkulisse kann trotz üppigem und facettenreichen Japano-Soundtracks sowie Dolby-Digital-Effekten nicht überzeugen. Überhaupt ist die Präsentation ziemlich schlicht und die Menüführung irgendwie umständlich. Zwischensequenzen gibt es überhaupt keine, dafür aber jede Menge hirnloser Dialoge mit anderen Scoobee-Piloten und deren tierischen Bordcomputern - allerdings nur in Textform und auf Englisch, denn Sprachaufnahmen hat man sich bei Phantom Crash genau so gespart wie eine Lokalisierung. Zum Glück kann man die witzlosen Unterhaltungen wenigsten abbrechen und sich auf das Verdienen von Preisgeldern und Aufrüsten seines Mechs konzentrieren.

Monotonie hoch vier

Aber auch das wird aufgrund mangelnder Abwechslung und Möglichkeiten schnell öde und man macht sich auf die Suche nach weiteren Spielmodi. Da gibt es allerdings nur noch den Vs-Modus, wo sich bis zu vier Spieler an einem herkömmlichen Deathmatch beteiligen können. Auch hier existieren nur die drei Haupt- sowie eine zusätzliche Trainingsarena. Zu viert finden sogar alle Kämpfe auf dem eintönigen Trainingsgelände statt und zusätzliche CPU-Mitstreiter sucht man selbst zu zweit vergeblich. Zudem macht die eigentlich interessante Tarnfunktion auf geteiltem Bildschirm, wo jeder jedem über die Schulter schauen kann, natürlich wenig Sinn. Na ja, wenigstens bleibt das Geschehen meist flüssig und wird auf Wunsch sogar mit 60Hz auf die Mattscheibe projiziert.

Fazit


Phantom Crash zählt eindeutig zu den Spielen, die weder Mech-Fans noch sonst irgendjemand brauchen. Dazu ist die Konkurrenz zu groß und die gebotene Qualität und Quantität viel zu bescheiden. Wer will schon ein Spiel, bei dem man nach fünf Minuten im Prinzip fast alles gesehen hat und dessen Multiplayer-Part die Frechheit besitzt, für vier Spieler lediglich einen Spielmodus und eine Arena bereitzustellen. Doch auch Solisten werden Phantom Crash trotz hohen Spieltempos und origineller Tarnfunktion schnell gelangweilt zur Seite legen. Der Spielablauf ist nämlich extrem monoton, das Zusammenbasteln eigener Mechs zu eintönig, deren Handhabung zu unausgereift und das ganze Drumherum irgendwie lieblos. Eine Lokalisierung hat man sich gleich ganz geschenkt und eine Qualitätskontrolle scheinbar auch - zumindest lassen das die nahezu unspielbaren Nachteinsätze oder die umständliche Menüführung vermuten...

Pro

<li>60Hz-Modus</li><li>persönliche Jukebox</li><li>abbrechbare Dialoge</li><li>originelle Tarnfunktion</li>

Kontra

<li>nicht lokalisiert</li><li>äußerst monoton</li><li>schlichte Präsentation</li><li>unspektakuläre Technik</li><li>unausgereifte Steuerung</li><li>extrem mickriger Umfang</li><li>umständliche Menüführung</li><li>jede Menge sinnloses Gesülze</li>

Wertung

XBox

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