Mace Griffin - Bounty Hunter16.10.2003, Jens Bischoff
Mace Griffin - Bounty Hunter

Im Test:

An Ego-Shootern herrscht auf der Xbox ja wahrlich kein Mangel. Aber ein klassischer First-Person-Shooter, der auch Kampf-Einsätze im Weltraum bietet ist doch eher ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher wird das Ganze, wenn die Einsätze mit handlichen Ballermännern und großkalibrigen Bordgeschützen dann auch noch fließend ineinander übergehen. Was es damit konkret auf sich hat und was Mace Griffin - Bounty Hunter (ab 9,99€ bei kaufen) sonst noch zu bieten hat, erfahrt Ihr in unserem Testbericht.

Zehn Jahre Knast

So schnell kann`s gehen: Gerade war man noch Mitglied einer hoch angesehenen Spezialeinheit, die auf einem havarierten Raumfrachter in einen Hinterhalt geriet, und kurze Zeit später wandert man als einziger Überlebender wegen angeblicher Befehlsmissachtung für zehn Jahre in den Knast. So geschehen in Warthogs Mace Griffin - Bounty Hunter. Doch keine Angst, damit ist das Spiel nicht vorbei und das Ende der Story verraten. Nein, nach Eurer Gefängnisstrafe geht es eigentlich erst richtig los. Schließlich wollt Ihr nach all den Jahren wissen, wer Euch das damals alles eingebrockt hat und wie Ihr Euch an den Drahtziehern rächen könnt.

Ausgeklügelter Racheplan

Als Elite-Cop könnt Ihr als verurteilter Verbrecher natürlich nicht mehr arbeiten und Eure alte Spezialeinheit wurde längst aufgelöst. So entschließt Ihr Euch zunächst als Kopfgeldjäger anzuheuern, um an Geld und Waffen für Euren Rachefeldzug zu gelangen. Das geht aber natürlich nur, wenn Ihr in Eurem neuen Job gute Arbeit leistet. Daher stellt Ihr Eure Rachegelüste zurück und erledigt diverse Auftragsarbeiten. Dabei geratet Ihr auch immer wieder an zwielichtige Gestalten, die darüber bescheid zu wissen scheinen, was damals an Bord des Frachters wirklich geschehen ist und die Story um Macht, Intrigen und Außerirdische nimmt ihren Lauf.__NEWCOL__Zwischen Colt und Bordkanone

Im Kampf gegen Mega-Konzerne, ominöse Sekten und futuristische Revolverhelden greift Griffin aber nicht nur zu diversen Handfeuerwaffen, sondern klemmt sich auch hinter das Steuer von bewaffneten Raumgleitern. Einzigartig ist dabei, dass die Übergänge zwischen Boden- und Weltraum-Einsätzen fließend sind. Ja, sogar an Bord Eures Raumschiffs könnt Ihr jederzeit das Cockpit verlassen und die übrigen Räume inspizieren, während der Auto-Pilot das Steuer übernimmt. Vor allem ein Besuch in der Waffenkammer kann sich vor der Landung als äußerst nützlich erweisen.

Eintöniger Pilotenalltag

Gelandet wird übrigens halbautomatisch, das heißt sobald Ihr eine Reihe eingeblendeter Landemarkierungen fehlerfrei durchflogen habt, macht der Auto-Pilot den Rest. Großartige Freiheiten habt Ihr beim Herumfliegen allerdings nicht. In der Regel müsst Ihr zunächst ein paar feindliche Jäger abschießen und dann einen markierten Landepunkt anfliegen oder einen Hyperraum-Sprung absolvieren. Gelegentlich müsst Ihr auch größeren Kampfschiffen die Stirn bieten oder unter Zeitdruck durch verwinkelte Höhlensysteme oder Asteroidenfelder jagen, aber Umfang und Abwechslungsreichtum der Piloteneinsätze halten sich in Grenzen und die meiste Zeit des Spiels seid Ihr definitiv zu Fuß unterwegs.

Eine Waffe für jede Situation

Die insgesamt 13 knackigen Missionen führen Euch an sehr unterschiedliche Schauplätze, wo Ihr ebenso spannende wie abwechslungsreiche Aufgaben zu erledigen habt. Mal müsst Ihr Eure Scharfschützenqualitäten unter Beweis stellen, dann ist wieder rohe Waffengewalt gefragt, es gilt Sprungpassagen zu bewältigen, Sicherheitssysteme für seine Zwecke zu missbrauchen oder gar heiße Feuergefechte während einer Lorenfahrt zu bestreiten. Während Eurer Boden-Einsätze könnt Ihr jedenfalls auf zehn verschiedene Waffengattungen zurückgreifen, die allesamt sowohl eine Primär- als auch eine Sekundärfunktion besitzen. So verfügt die Standardpistole auch über eine Schnellfeuerfunktion, das Maschinengewehr ist zusätzlich mit einem Granatwerfer ausgestattet, bei der Shotgun lässt sich die Schrotladung auf Wunsch vervierfachen und bei Handgranaten kann man auf Knopfdruck zwischen Blend- und Sprengladung wählen.

Bleibende Schäden

Explodiert eine Granate übrigens in unmittelbarer Nähe, muss man sich auf vorrübergehend eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeiten gefasst machen. So verschwimmt die Sicht und Ihr erleidet zeitweise einen Gehörsturz. Gleiches gilt aber auch für Eure Gegner und sind gerade einmal keine Granaten zur Hand, kann man mit gezielten Schüssen auf explosive Behälter ebenfalls für folgenschwere Explosionen sorgen. Aus getroffenen Heizungsrohren strömt hingegen nebliger Dampf aus und durchlöcherte Holzkisten offenbaren oft Munition oder Medi-Kits. Leider lässt sich sonst jedoch nicht viel zerstören, aber durch bleibende Einschusslöcher, Brandflecken, Berge leerer Patronenhülsen und nicht sofort verschwindender Leichen sowie getimte Detonationen, Erschütterungen und kollabierende Levelstrukturen wirken die Kulissen dennoch glaubhaft in Szene gesetzt.__NEWCOL__Tödliches Schauspiel

Auch Eure Gegner wirken teils sehr überzeugend. Sie gehen in Deckung, rufen einander zu, überraschen Euch mit akrobatischen Hechtrollen, stellen sich tot und legen je nach getroffener Körperstelle unterschiedliche Animationen hin. Das theatralische zu Boden kreiseln mit krampfhaft gedrücktem MG-Abzug nach einem nicht sofort tödlichen Treffer wirkt dabei fast schon hollywoodreif. Auf Splatter-Effekte jeglicher Art wurde in der deutschen Fassung jedoch verzichtet. Die Atmosphäre leidet darunter jedoch keineswegs und wer unbedingt Blutfontänen und herumfliegende Körperteile will, greift eben zur ungekürzten Import-Fassung. Wer hingegen nur der deutschen Synchro entgehen will, kann dies auch durch Ändern der Systemsprache tun. Vor allem da Henry Rollins als Mace Griffin wesentlich überzeugender als sein deutsches Pendant klingt. Ansonsten sind die deutschen Sprecher aber gar nicht so übel.

Imposante Soundkulisse

Alles andere als übel ist auch die restliche Soundkulisse. Die knackigen Effekte, markigen Schreie und orchestralen Klänge kommen auf der Xbox erstklassig rüber und erzeugen einen atmosphärisch äußerst dichten Klangteppich. Schade nur, dass verbündete NPCs meist stumm bleiben, während sich die Gegner gegenseitig warnen und durch Zurufe auf Eure Fährte bringen. Besonders fulminant präsentiert sich die Soundkulisse aber da, wo lediglich via Funk kommuniziert wird, nämlich in den opulenten, wenn auch auf Dauer etwas eintönigen Raumschlachten, wo mit Lasersalven, Zielsuchraketen und gewaltigen Detonationen ein regelrechtes Effektfeuerwerk gezündet wird. Allerdings sind auch die optischen Effekte dabei nicht zu verachten, die auf der Xbox wesentlich besser als auf der PS2 zur Geltung kommen.

Solide Technik

Technisch gibt es ohnehin gewaltige Unterschiede zwischen den beiden Konsolen-Versionen. Wo die Xbox mit gestochen scharfen Texturen, spektakulären Lichteffekten und einer angenehm flüssigen Framerate glänzt, hat die äußerst ruckelanfällige PS2-Grafik deutlich weniger imposante Kulissen und Effekte zu bieten, was sich natürlich auch auf Motivation und Spielfluss auswirkt. Die Animationen sind hingegen auf beiden Systemen topp, wobei Steuerung und Rumble-Effekte auf der Sony-Konsole sogar einen Tick besser gefallen. Eine Einstellung der Stickempfindlichkeit fehlt aber leider auf beiden Konsolen, was insbesondere deswegen ärgerlich ist, da die vertikale Kalibrierung etwas zu sensibel erscheint. Zwar lässt sich eine automatische Zielsperre aktivieren, die jedes erfasste Ziel im Sichtbereich gnadenlos im Sucher festhält, aber diese reagiert sehr verzögert und nur bei gedrücktem Abzug, was stark an den Munitionsreserven zehrt.

Reine Nervensache

Ansonsten ist das Handling aber sehr solide. Nur bei Sprungpassagen werden aufgrund mangelnder Präzisierbarkeit oft unnötig die Nerven strapaziert. Ein belastbares Nervenkostüm solltet Ihr aber ohnehin mitbringen, denn der nicht veränderbare Schwierigkeitsgrad bringt selbst Profis immer wieder ins Schwitzen. Vor allem, wenn es mit Raketenwerfern ausgerüstete Heckenschützen auf Euch abgesehen haben, Euch die Munition der durchschlagskräftigeren Waffen plötzlich ausgeht oder im Hintergrund ein gnadenloser Countdown tickt. Die KI der Gegner schwankt dabei zwischen unglaublich raffiniert und selten dämlich, kann im Großen und Ganzen aber durchaus überzeugen. Schade ist nur, dass es keinerlei Multiplayer- bzw. Online-Features gibt, denn gegen die Finesse und Gemeinheit menschlicher Kontrahenten verblasst wohl jede KI-Routine.__NEWCOL__Hilfreiche Unterstützung

Für Laune sorgen hingegen die zahlreichen Möglichkeiten, Überwachungskameras, Selbstschussanlagen oder großkalibrige Geschütztürme für eigene Zwecke zu missbrauchen. Das spart nicht nur Munition, sondern macht auch tierisch Spaß. Was man hingegen vermisst, ist eine Kartenfunktion, die einem bei der Orientierung sicher besser geholfen hätte als der sporadisch eingeblendete Kompass-Wegweiser. Praktisch hingegen, dass Gegenstände automatisch aufgehoben, Interaktionsmöglichkeiten automatisch hervorgehoben, leere Magazine automatisch gewechselt und Spielstände automatisch gespeichert werden. Letzteres kann jedoch etwas irreführen, da die Speicherpunkte nicht immer ersichtlich und mit den ebenfalls vorhandenen Rücksetzpunkten nicht immer identisch sind.

Eile mit Weile

Auch die Ladezeiten, die mitten im Spiel das Geschehen einfrieren, um neue Datenpakete in den Speicher zu schaufeln, können extrem lästig sein. Vor allem angesichts der fließenden Übergänge zwischen Boden- und Weltall-Ballerei sowie der sehr linearen Levelstrukturen fallen solche Spielflusshemmer besonders negativ auf. Positiv macht sich hingegen die von Halo abgeschaute selbst regenerierende Schildenergie bemerkbar, die selbst im wildesten Kugelhagel taktisches Vorgehen ermöglicht. Wer nämlich immer wieder in Deckung gehen kann, verliert, wenn er es geschickt anstellt, stets nur Schild- und kein bisschen Lebensenergie, auch wenn er wie Rambo zwischen Kisten, Säulen oder Felsen hin und her spaziert. Überhaupt entscheidet die richtige Taktik oft über Gelingen und Scheitern einer Mission bzw. über Leben und Tod und Letzterer lauert bei Mace Griffin fast hinter jeder Ecke auf Euch.

Fazit


Mace Griffin ist auf der Xbox ein sowohl technisch als auch spielerisch solider Shooter ohne gravierende Mängel. Die Idee mit den fließenden Wechseln zwischen Ego-Shooter- und Weltraum-Ballerei bringt Abwechslung und Dynamik ins Spiel und die insgesamt 13 Missionen sind knackig und umfangreich. Nur leider haben es die Entwickler mit dem fordernden Schwierigkeitsgrad teilweise etwas zu gut gemeint und sorgen dadurch immer wieder für unvermeidliche Frusterlebnisse. Auch die Steuerung offenbart hin und wieder ihre Tücken, während die KI zwischen raffiniert und hirnlos schwankt. Schade auch, dass es keinerlei Multiplayer-Optionen gibt und sich der Spielverlauf der Solo-Kampagne äußerst geradlinig präsentiert. Zudem ist die deutsche Version geschnitten und etwas durchwachsen synchronisiert - wer die Systemsprache der Xbox auf Englisch stellt, kann aber jederzeit der Originalvertonung mit Henry Rollins als Mace Griffin lauschen. Tolle Animationen und knackige Soundeffekte gibt`s natürlich unabhängig von der Sprachwahl und wer zwischen Xbox- und PS2-Version schwankt, sollte auf jeden Fall zur technisch deutlich überlegeneren Xbox-Fassung greifen.

Pro

<li>solide Technik</li><li>tolle Animationen</li><li>markige Sound-FX</li><li>zuschaltbare Zielautomatik</li><li>(fern-) steuerbare Geschütze</li><li>unterschiedliche Trefferzonen</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>gelungene Blend- & Taubheitseffekte</li><li>Mix aus Ego-Shooter- & Weltraum-Action</li><li>fast alle Waffen mit sekundärer Schussfunktion</li>

Kontra

<li>lästige Ladezeiten</li><li>keine Kartenfunktion</li><li>durchwachsene Synchro & KI</li><li>deutsche Version geschnitten</li><li>sehr geradliniger Spielverlauf</li><li>keinerlei Multiplayer-Optionen</li><li>nicht immer optimales Handling</li><li>teils recht herber Schwierigkeitsgrad</li>

Wertung

XBox

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