Midtown Madness 329.06.2003, Mathias Oertel
Midtown Madness 3

Im Test:

Wieder einmal ist es an der Zeit, die Zündschlüssel in die Hand zu nehmen, einen möglichst schnellen Flitzer aus der Garage zu wählen und durch bekannte Großstädte zu heizen. Die Rede ist von Midtown Madness 3, das vom fähigen Entwickler-Studio Dice (RalliSport Challenge) auf die Xbox-Gemeinde los gelassen wird. Ob die ruhmreiche Serie, die auf PC ihren Anfang nahm, erfolgreich auf der Xbox fortgesetzt werden kann, erfahrt Ihr im Test.

Das schwere PC-Erbe

Nachdem die ersten zwei Teile der Midtown Madness-Serie (damals noch entwickelt von den Rainbow Studios) bei den PC-Usern reihum für fröhliche Gesichter gesorgt hatten, ist die Erwartungshaltung an das Team von Dice natürlich recht groß.

An den Grundspielmodi halten die Schweden auch eisern fest: Mit den Blitzrennen (fahrt alleine so schnell wie möglich durch die vorgegeben Kontrollpunkte) und den Checkpoint-Rennen gegen Konkurrenz finden sich zwei Spielarten, die schon auf dem PC für Freude gesorgt haben. Hierbei fällt positiv auf, dass die Herausforderung von der Wagenauswahl abhängt. Mit jedem der 30 Fahrzeuge ist eine andere Zeit für die Blitz-Rennen gefragt und bei den Checkpoint-Rennen richtet sich die Auswahl der Konkurrenz nach Eurem Fahrzeug.

Zusätzlich habt Ihr die Möglichkeit, mit einem Wagen Eurer Wahl einfach eine Spritztour durch die zwei zur Verfügung stehenden Großstädte Paris und Washington, D.C. zu machen und so die Straßen und gegebenenfalls auch Abkürzungen für die anstehenden Rennen zu finden.

Doch Dice hat noch einen weiteren Spielmodus aus dem Ärmel geschüttelt, um das Einzelspieler-Erlebnis langlebiger zu machen: Die Karriere. In jeder Stadt gibt es 27 Missionen, die in diverse Kategorien eingeteilt sind und durch die Ihr Euch erst einmal hocharbeiten müsst. Vom Pizza-Lieferanten über Limousinen-Chauffeur und Krankenwagenfahrer bis hin zum Spezial-Agenten reicht das Repertoire und sollte eigentlich für Abwechslung sorgen.

Doch im Endeffekt laufen die meisten Missionen auf dasselbe hinaus: In einem bestimmten Zeitlimit Kontrollpunkte abzufahren oder gegen Konkurrenz so schnell wie möglich am Ziel anzugelangen. Zudem sind die Karrieren, die Ihr durchlauft nicht so abwechslungsreich, wie sie anfänglich klingen.

Doch als abwechslungsreiche Alternative zu den anderen Spielmodi erfüllt die Karriere voll und ganz ihren Zweck. Und so ganz nebenbei kann man hier wie in allen anderen Spielmodi neue Fahrzeuge freischalten.

Während der Rennen zeigt Euch ein Pfeil den Weg zum nächsten Kontrollpunkt bzw. zum Ziel an. Zwar gibt es keinen vorgegebenen Weg, doch die Pfeile sind meist sehr zuverlässig und zeigen darüber hinaus tatsächlich den schnellsten Weg an. Daher lohnt es sich nur selten, nach Abkürzungen zu suchen, da auch die CPU-gesteuerten Fahrer in 99 Prozent der Fälle den Pfeilen folgen. In punkto KI kann Midtown Madness 3 dementsprechend nicht ganz an Midnight Club 2 heranreichen.

Insofern ist das Einzelspieler-Erlebnis zwar akzeptabel und auch noch mittelfristig unterhaltsam, schafft es aber auch nicht, beispielsweise den Kudos-Modus aus Project Gotham Racing in Vergessenheit geraten zu lassen.

Xbox Live-Raser

Ganz anders verhält es sich mit den Mehrspieler-Modi, die derzeit für Xbox-Racer einsam an der Spitze stehen. An einer Xbox gibt es mit dem Zwei-Spieler-Splitscreen zwar nur angenehme Unterhaltung, doch mit System-Link für bis zu acht Spieler und vor allem per Xbox Live geht richtig der Punk ab.

Die Spielmodi sind zwar keine Innovationen, doch egal ob Ihr Fangen, Jäger, Stayaway, Kampf ums Gold oder die üblichen Rennen spielt, stellt sich umgehend ein gigantischer Spielspaß ein.__NEWCOL__Der allerdings dadurch getrübt wird, dass Ihr keine eigenen Strecken erstellen könnt, sondern in den herkömmlichen Rennen mit den vorgegebenen Wegpunkten vorlieb nehmen müsst.

Steuerung und Fahrphysik wurden exzellent an das Arcade-Fahrvergnügen angepasst. Jedes der 30 Fahrzeuge fährt sich spürbar anders und dank der extrem gut reagierenden Sticks habt Ihr jederzeit die volle Kontrolle über das Fahrzeug.

Beschleunigungsverhalten und Kurvenlage lassen ebenfalls eine gewisse Fahrphysik spüren, sind aber weit davon entfernt, so realistisch wie sagen wir mal Gran Turismo 3 zu sein. Unterschiede im Bodenbelag und auch der Einfluss von beispielsweise Regen wiederum werden umgehend umgesetzt und fordern eine etwas vorsichtigere Fahrweise.

Unter dem Strich bleibt mit Midtown Madness 3 für Einzelspieler eine gelungene Alternative im immer noch lichten Xbox-Rennspiel-Wald. Wer dagegen die Herausforderung über Xbox Live nicht scheut, wird so schnell nicht mehr von den Großstadt-Rasereien loskommen. Nach RalliSport Challenge liefert Dice erneut den Beweis ab, dass sie zu den ambitioniertesten Rennspiel-Teams gehören, die derzeit ihre Dienste verrichten.

Wieder mal Renderware

Als Grafikmotor hat sich das Team von Dice für die allseits beliebte und bewährte Renderware-Engine entschieden, die besonders gut geeignet zu sein scheint, um großräumige und belebte Städte für heiße Rennen bereitzustellen; man denke nur an die Burnout-Serie, GTA 3 oder auch Starsky & Hutch.

Glücklicherweise hat Dice die Engine genau so gut im Griff wie die Teams der oben genannten Spiele. Denn angefangen von der Spielgeschwindigkeit (wohl das Wichtigste bei einem Rennspiel) über Sichtweite bis hin zum aufwändig inszenierten Schadensmodell bekommt man richtig feine Grafik zu sehen.

Hin und wieder kommt es zwar vor, dass in weiter Entfernung ein Geländestück aufpoppt, doch angesichts der fulminanten Sichtweite, die man in Paris und Washington, D.C. bestaunen kann, nimmt man dieses kleine Manko gern in Kauf.

Die 30 Fahrzeugmodelle machen ebenfalls einiges her, bleiben aber im Detailreichtum etwas hinter dem übrigen Grafikpomp zurück.

Ein weiteres Ärgernis, das hin und wieder (und dann natürlich im unpassendsten Moment) auftaucht ist eine etwas orientierungslose Kamera. Denn in unglücklichen Positionen wie etwa bei scharfen Kurven in engen Straßen oder schnellen Kehrtwenden passiert es, dass die Kamera quasi ins Auto rutscht - oder wie im Fall des Euch verfolgenden Müllwagens in der Karriere ins direkt hinter Euch fahrende Auto.

__NEWCOL__Doch -wie gesagt- tauchen diese Erlebnisse glücklicherweise selten auf, irritieren dafür aber umso mehr.

Sehr erfreulich ist auch, dass die Engine in den Online-Rennen keinen Makel zeigt und auch hier eine stets gleich bleibend hohe Geschwindigkeit erreicht.

Nicht immer optimal

Während man über die jazzig angehauchte Pop-Musik während der Rennen geteilter Meinung sein, aber schnell Abhilfe mit eigenen Soundtracks schaffen kann, sorgen die deutschen Sprecher nicht immer für Freude. Die Sprachsamples sind zwar sauber produziert, doch der Witz der englischen Fassung (natürlich auf der DVD enthalten) wird selten erreicht. Stattdessen rutschen die Kommentare und Beleidigungen der Gegner immer wieder nahe an den Rand der Peinlichkeit und sorgen so eher für unfreiwillige Lacher.

Ganz anders verhält es sich mit der übrigen Soundkulisse. Die Motoren schnurren sonor vor sich hin und man hört beim ersten Gasgeben, mit was für einem Vehikel man unterwegs ist.

Auch die Umgebungsgeräusche in den weiträumigen Metropolen sind als gelungen zu bezeichnen und sorgen für viel Stimmung, die nur durch quietschende Reifen und natürlich berstendes Blech oder Glas unterbrochen wird.

Fazit


Nach RalliSport Challenge liefern die schwedischen Entwickler von Dice mit Midtown Madness 3 ein weiteres Beispiel dafür ab, wie fulminante Rennen auszusehen haben. Die Spielmodi sorgen bei Einzelspielern dank vieler versteckter Extras für viel Unterhaltung - auch wenn die Karrierenaufgaben sich ab und an wiederholen und der Spaß nur mittlefristig gesichert ist. Doch vor allem online geht MM 3 richtig ab. Die Spielgeschwindigkeit bleibt konstant und die Mehrspieler-Modi sind abwechslungsreich genug, um die Spieler ein ums andere Rennen vor die Xbox zu bannen. In diesem Zusammenhang stimmt allerdings traurig, dass man nicht wie beim direkten Konkurrenten Midnight Club II eigene Strecken für die Online-Rennen erstellen kann. Auf der technischen Seite wurde auch alles richtig gemacht: Die Grafik ist butterweich, die Autos sehen klasse aus und die famos reagierende Steuerung ist beispielhaft. Kleinere Mankos wie hin und wieder auftauchende Popups und die gelegentlich jenseits des Vorstellbaren positionierte Kamera nimmt man angesichts der ansonsten blitzsauberen Engine gerne in Kauf. Wer mittlerweile genug von Project Gotham Racing hat, kann unbesorgt zugreifen, denn mit Midtown Madness 3 ist eine willkommene Abwechslung eingetroffen.

Pro

<li>feine, schnelle Grafik</li><li>fantastische Online-Rennen über Xbox Live</li><li>Content-Download</li><li>eigene Soundtracks möglich</li><li>gute Steuerung</li><li>schönes Arcade-Fahrverhalten</li><li>ansprechende Spielmodi</li><li>30 Fahrzeuge</li>

Kontra

<li>kein Strecken-Editor</li><li>manche Synchronleistung am Rand der Schmerzgrenze</li><li>für Einzelspieler nur kurz
bis mittelfristig interessant</li><li>nichts für Simulations-Fans</li><li>Karriere-Aufgaben sehr ähnlich</li>

Wertung

XBox

Verkehrschaos in Paris und Washington!

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