Dungeons & Dragons: Heroes05.01.2004, Mathias Oertel
Dungeons & Dragons: Heroes

Im Test:

Genügend Heiltränke eingepackt? Mana-Auffrischung nicht vergessen? Ausreichend Schlüssel im Gepäck, um Truhen zu öffnen? Dann kann es ja losgehen! Mit Dungeons & Dragons Heroes kredenzt uns Atari unkomplizierte Hack&Slay-Kost, die sich aufmacht, um in die Fußstapfen von Baldur´s Gate Dark Alliance zu treten. Was ihr von der Dungeon-Hatz erwarten könnt, verrät der Test!

Schatten der Vergangenheit

Vor 150 Jahren nahm das Unglück im friedlichen Baele seinen Lauf: der Zauberer Kaedin öffnete vier Portale und kreierte insgesamt fünf Edelsteine, die ihm gewaltige Macht verliehen. Vier Helden machten sich auf, um ihn zu bekämpfen. Doch kurz bevor sie ihn besiegen konnten, verfluchte Kaedin die wackeren Helden und nahm sie mit in den Tod.

Doch nun haben machthungrige Zauberer beim Versuch, die Macht der Edelsteine für sich zu nutzen, Kaedin wieder zum Leben erweckt. Die Helden feiern ebenfalls eine Wiederauferstehung und müssen sich nochmals Kaedin stellen.

Seit Gauntlet und Diablo ein Garant für stundenlangen Spielspaß: Hack&Slay!

Hack&Slay! Noch Fragen?

Wir schreiben das Jahr 1985. Mit Midways Gauntlet wird ein neues Genre geboren: der Dungeon-Hack. Ein paar Jahre später sorgte Blizzards Diablo-Serie endgültig für den Durchbruch der unkomplizierten Monsterjagden und ergänzte das Gameplay um Rollenspielelemente. Und schließlich konsolentauglich wurde das Genre mit dem von den Snowblind Studios entwickeltem Baldur´s Gate Dark Alliance.

Am grundlegenden Gameplay hat Atari auch wenig verändert: Wahlweise alleine oder mit bis zu vier Spielern durchforstet ihr die weiträumigen und linearen Gebiete, macht auf eurem Weg alles platt, was dumm genug ist, sich euch entgegenzustellen und sammelt Items ein.

Und trotz der kleinen Enttäuschung, dass es mit Zauberer, Kleriker, Kämpfer und Schurkin gerade mal vier wählbare Klassen gibt, ist man dank der eingängigen Steuerung und des zeitlos einfachen Gameplays sofort wieder im Hack&Slay-Fieber.__NEWCOL__Denn auch mit nur vier Klassen ist der Spielspaß immens hoch. Grund dafür sind die ausgefeilte Steuerung und die zahlreichen Entwicklungspfade der Figur. Basierend auf der dritten Edition der D&D-Regeln hat jede Klasse diverse Möglichkeiten, seine Chancen im Kampf zu steigern. Neue Zaubersprüche, neue Fähigkeiten sowie stärkere Rüstungen sorgen schnell für den nötigen Vorteil, den man im Kampf braucht, um sich gegen die immer stärker werdenden Gegner durchzusetzen.

Zwar kann man immer nur zwei Zaubersprüche gleichzeitig einsetzen, doch um durch diese zu schalten, haben sich die Entwickler einen kleinen, aber feinen Kniff einfallen lassen: Mit Druck auf die rechte Schultertaste gelangt ihr ein Auswahlmenü, in dem ihr die beiden Magietasten neu belegen könnt. Und damit ihr keinen all zu großen Nachteil erleidet, wird das Geschehen um euch herum verlangsamt – eine gute Idee.

Noch besser und vor allem einfacher wäre es allerdings gewesen, wenn man die Dark Alliance-Lösung gewählt und man die Zauber mit dem Digipad hätte auswählen können.

Und auch der Sammlertrieb wird befriedigt: Im Vergleich zu Spielen wie Diablo 2 auf dem PC gibt es zwar verhältnismäßig wenige Gegenstände, doch die Freude über eine neue Axt, die einen verheerenden Schaden anrichtet, ist deswegen nicht kleiner.

Der Platz kann eng werden. Der Teleport zum Händler funktioniert aber nur an den Speicherpunkten!

Und hat man irgendwann einmal das Gewichtslimit erreicht, kann man –wie man es von Spielen dieser Art gewohnt ist- auch wieder zum Händler zurück teleportieren. Allerdings nur von den gezielt in den weiträumigen Abschnitten verteilten Speicherpunkten aus. Einen freien Teleport, wie er z.B. in Diablo 2 oder BGDA zur Verfügung steht, gibt es leider nicht.

Anführer gefordert

Auch wenn D&D Heroes alleine durchaus seinen Reiz hat, kommt der richtige Spaß erst auf, wenn man mit bis zu vier Spielern durch die Gewölbe und Landschaften streift. Allerdings ist hier Gruppenkoordination gefragt: Denn wie beim Klassiker Gauntlet kommt ihr nur gemeinsam vorwärts. Dass es dabei immer wieder zu Kommunikations- und Hierarchie-Problemen kommt, ist zwangsläufig. Denn während der Kleriker z.B. gerade dabei ist, einem Haufen Untoter den Garaus zu machen, ist die Schurkin vielleicht gerade in einem Anflug von Habgier dabei, die fallen gelassenen Gegenstände einzusammeln, auf die möglicherweise auch gerade der Kämpfer ein Auge geworfen hat.

Und während die beiden sich am unteren Bildschirmrand streiten, kriegt der Kleriker weiter oben gefährlich eins auf die Mütze, da er nicht genau sehen kann, aus wie vielen Gegnern die auf ihn zustürmende Streitmacht besteht.

Doch letzten Endes gehört dies dazu und macht einen entscheidenden Teil des Spielspaßes aus.

Wer auf gepflegte Online-Dungeon-Streifzüge steht, ist mit D&D Heroes aber fehl am Platze. Eine Xbox Live-Anbindung wurde leider nicht integriert.

Feine Effekte können nicht darüber hinweg täuschen, dass die Umgebungen eher durchschnittlich sind!

Durchschnittsware

Unter dem Strich sieht Dungeons & Dragons Heroes gut aus und bietet über weite Teile des Spiels eine angenehme Geschwindigkeit. Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Animationen (vor allem die der Gegner) sehr stark ähneln und nur bei den zahlreichen Spezialattacken Abwechslung aufkommt.

__NEWCOL__Und abgesehen von feinen Spezialeffekten wie z.B. Hitzeflirren oder Schneegestöber bietet auch die Umgebungsgrafik nicht viele Hingucker – Zweckmäßigkeit in Reinkultur.

Auch die Unterschiede der verschiedenen Rüstungskomponenten sind nur marginal und hätten bei mehr Detailfreude deutlich die Atmosphäreschraube nach oben gedreht.

Dass zudem bei einem Zauberspruchfeuerwerk und einem halben Dutzend Gegnern auf den Schirm die Engine vollkommen unnötige Ruckler zeigt, ist ebenfalls ärgerlich.

Dafür können jedoch die aufwändigen Rendersequenzen, die euch vor Bosskämpfen gezeigt werden, auf breiter Front überzeugen. Alleine dafür lohnt sich das stundenlange Durchwandern der großräumig angelegten Dungeons und Burgen.

Zu viert ist die Hölle los - kleine Ruckler und Hierarchieprobleme inbegriffen!

Akustischer Stimmungsmacher?

Die Soundeffekte sind zwar insgesamt mehr als gelungen, schaffen es aber nur während der ersten Stunden wirklich für Stimmung zu sorgen. Denn nach einer gewissen Zeit wiederholen sich die Effekte zunehmend und fallen dadurch auf ein eher durchschnittliches Niveau.

Auch die Sprachausgabe –die während des Spiels hauptsächlich bei Zaubersprüchen zum Einsatz kommt- hat mit diesem Problem zu kämpfen.

Die stimmungsvollen abwechslungsreichen Musikkompositionen können zwar viel der von den Effekten verschenkten Atmosphäre wieder auffangen, gehen aber im steten Kampflärm unter.

Gut gelungen ist jedoch die 5.1-Einbindung: Hier bekommt ihr einerseits schöne Echo-Effekte und andererseits geben euch die Geräusche schon früh einen Hinweis, aus welcher Richtung der nächste Gegner auf euch zustolpert.

Fazit

Das einfache Hack&Slay-Prinzip mit RPG-Elementen, das auf PCs spätestens seit Diablo 2 für Stimmung sorgte, funktioniert auch bei Dungeons & Dragons Heroes wunderbar. Ohne großartige Anforderungen an den Spieler zu stellen, wird die nötige Langzeitmotivation durch die gelungene Charakterentwicklung und die neuen Items garantiert, die man auf dem Weg zum Endgegner findet. Und auch wenn es leider keinen Online-Modus gibt, kommt sowohl im Einzelspieler- und vor allem im Multiplayer-Modus schnell Spielspaß auf. Dass die seit Gauntlet bekannten Probleme mit der Richtungswahl der Gruppe ("Kommt mal mit" – "Nein, da will ich nicht lang" oder "Ich muss noch was einsammeln") auch wieder mit von der Partie sind, stört nur unwesentlich und gehört schon fast mit dazu. Leider zeigen Ruckler, sich abnutzende Animationen und die insgesamt nur durchschnittliche Umgebungsoptik, dass die Xbox grafisch nicht wirklich ausgenutzt wird. Einzig die sehenswerten Spezialeffekte sorgen für Grafikgenuss. Spaßig, unkompliziert, empfehlenswert! Allerdings insgesamt nicht ganz so überzeugend wie seinerzeit Baldur´s Gate Dark Alliance, dessen zweiter Teil auch schon Ende des Monats in den Läden stehen soll!

Pro

bis zu vier Spieler möglich
unkomplizierte Hack&Slay-Action
zahlreiche Waffen und Rüstungen
gute Charakter-Entwicklung
schöne Effekte
umfangreiche Gegner-Auswahl
schöne Render-Sequenzen
enormer Multiplayer-Spaß

Kontra

nur vier Charaktere spielbar
wenig Interaktion mit der Umgebung
kaum Rätsel
nur zwei Zaubersprüche gleichzeitig
Umgebungsgrafik nur durchschnittlich
Ruckler bei viel Action auf dem Schirm
nur in Englisch
lahme Musikuntermalung
Teleport nur an den Speicherpunkten

Wertung

XBox

Schwingt die Schwerter! Die D&D-Helden überzeugen auf ganzer Linie!

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