Starsky & Hutch01.07.2003, Mathias Oertel
Starsky & Hutch

Im Test:

Dass zu erfolgreichen Kino-Filmen ein Lizenz-Spiel veröffentlicht wird, ist schon lange keine Besonderheit mehr. Doch nach und nach zeigen die Entwickler eine Vorliebe für TV-Serien der Vergangenheit, wie nicht nur das unrühmliche Beispiel Knight Rider zeigt. Und nun rücken die beiden Cops Starsky & Hutch (ab 6,49€ bei kaufen) auf Konsolen vor, um zu zeigen, dass Lizenzen nicht immer automatisch mit Durchschnitt gleichzusetzen sind. Ob das Vorhaben gelungen ist, könnt Ihr im Test erfahren.

Alte Helden sterben nie

Wer kennt sie noch, die Serie Starsky & Hutch die 1975 in den USA gestartet ist und mit insgesamt 88 Episoden die Zuschauer weltweit zu Fans und die Hauptdarsteller David Soul und Paul Michael Glaser zu Stars gemacht hat? Nicht zu vergessen den rotweißen Ford Torino, der neben den beiden Cops zum heimlichen Star der Serie avancierte und ihr gesprächiger Kumpel Huggy Bear, der immer wieder für den Comic Relief gesorgt hat.

Es ist Zeit, die Afro-Perücke aus dem Schrank zu holen, die Schlaghosen aufzubügeln und die Rüschenhemden über den möglicherweise entstandenen Bauchansatz zu zwängen. Denn das Chaos-Cop-Duo ist zurück - und genau so gefährlich wie eh und je.

Der Kampf um die Einschaltquoten

Im Grunde ist die Idee in Starsky & Hutch nicht neu: Ihr steigt in Euer Auto (hauptsächlich natürlich der Ford Torino), jagt Gangster quer durch die fiktive Stadt Bay City und habt Eure Aufgabe gemeistert, wenn das gegnerische Fahrzeug seinen Geist aufgibt und Ihr die Insassen gefangen nehmen könnt.

Leider, und dies ist das größte Manko, bleibt das Spiel über alle Episoden, die in verschiedene Staffeln aufgeteilt sind, gleich. Es tauchen zwar hin und wieder neue Fahrzeuge auf und auch Überraschungen wie plötzlich aus den Seitengassen auftauchende Gangster, die Euch über den Haufen schießen wollen, gibt es zur Genüge. Doch im Endeffekt bleibt alles beim Alten, egal ob man sich in der Pilotfolge oder in der Mitte der zweiten Staffel befindet.

Trotzdem hat das Entwicklerteam ein paar Tricks eingeflochten, die dem auf Anhieb gerade mal kurzfristig motivierendem Spielprinzip den nötigen Schwung geben. Da haben wir zum Beispiel die Idee, dass Ihr nicht nur darauf angewiesen seid, mit Dave Starsky am Steuer die Fahrzeuge zu rammen, sondern die Möglichkeit habt, Euch mit Hutch aus dem Fenster zu lehnen und den Gegnern bleihaltige Gründe hinterher zu schicken.

Dank eines gut funktionierenden automatischen Zielsystems habt Ihr mit der Pad-Benutzung auch kein großes Problem, die Gangster dingfest zu machen. Doch dies ist nicht alles, was Ihr beachten müsst. Denn wie es sich für eine TV-Serie gehört, müsst Ihr die Einschaltquote im Auge behalten, die unaufhörlich nach unten tickt, wenn Ihr nichts dagegen unternehmt.

Natürlich sorgen spektakuläre Verfolgungsjagden, bei denen Ihr die Gegner rammt, zielgenau trefft und dabei womöglich noch die halbe Umgebung in Schutt und Asche legt, für einen rasanten Anstieg der Quote.

Zusätzlich gibt es in der ganzen Stadt verteilte Icons, die verschiedene Aufgaben erfüllen, wenn Ihr sie trefft oder überfahrt. Von Turbos über besseren Grip, einen Schutzschild bis hin zu einem weiterem Ansteigen der Zuschauerzahl ist alles vertreten, was Sinn macht.

Doch besonders die Stern-Symbole solltet Ihr im Auge und im Visier behalten. Diese starten nämlich eine besondere Aktion: ein besonders spektakulärer Sprung, eine plötzliche Explosion, die den Gegner aufhält usw.

Durch dieses Prinzip, das sich leicht bei Stuntman bedient, wird zusätzliches Fernseh-Flair geschaffen, das dem Spiel sichtlich gut tut.

Allerdings können auch die zahlreichen in den Episoden versteckten Extras, Autos und die Sekundär-Aufgaben, die neue Spielmodi wie Checkpoint-Rennen freischalten, nicht darüber hinweg täuschen, dass das Spiel im Lauf der Zeit ziemlich schal wird - vor allem, wenn man länger als eine halbe Stunde am Stück spielt.__NEWCOL__Legt man hingegen hin und wieder nur eine kurze Session ein, macht Starsky & Hutch auch über einen längeren Zeitraum Spaß und verschleiert so auch einigermaßen, dass die Gegner-KI nicht gerade das Gelbe vom Ei ist.

Kontroll-Himmel

Wie es sich für einen derart Arcade-angehauchten Action-Racer gehört, ist die Steuerung sehr direkt, lässt aber im Fahrverhalten spüren, dass sich ein Anflug von Fahrphysik unter der Oberfläche befindet.

Dabei seid Ihr aber nicht auf reine Pad-Steuerung angewiesen, womit wir schon beim stärksten Punkt von Starsky & Hutch wären.

Denn als meines Wissens erstes Spiel der Softwaregeschichte ist es möglich, beispielsweise ein Lenkrad zur Steuerung des Torino zu verwenden und die Pistolen-Action von Hutch mit einer Lightgun zu steuern.

Natürlich sind auch alle anderen Kombinationen der Peripheriegeräte möglich, doch das Gefühl mit Lenkrad und Lightgun vor dem Bildschirm zu hocken, ist schon irgendwie cool.

Natürlich könnt Ihr auch mit einem zweiten Spieler auf Gangster-Jagd gehen, wobei einer sich auf das Fahren und der andere auf die Schießereien konzentriert.

Besonders hier wird das Zusammenspiel Lenkrad/Lightgun zu einer vollkommen neuen Spielerfahrung und macht einen Heidenspaß.

Allerdings lässt die Zielgenauigkeit hin und wieder zu wünschen übrig und die permanenten Einschusslöcher auf dem Bildschirm können ab und an irritierend für den Fahrer wirken. Doch unter dem Strich hat sich das Team für diese Kombo-Möglichkeit ein dickes Lob verdient.

Starsky & Hutch in Renderware

Zwar benutzt das Grafikteam für Starsky & Hutch die in letzter Zeit stark im Aufwind befindliche Renderware-Engine, doch hinter dem Standard, den beispielsweise GTA Vice City setzen kann, bleiben die Abenteuer in Bay City etwas zurück.

Trotzdem werden die Stärken der Renderware spürbar: Die mit insgesamt 150 Kilometern befahrbarer Straße umfangreiche Stadt wird größtenteils flüssig und ohne spürbare Pop-Ups auf den Bildschirm gezaubert. Auch die Fahrzeugmodelle und das integrierte Schadensmodell machen deutlich, welcher Motor die Bits und Bytes auf den Bildschirm zaubert.

Im Detail jedoch bleibt Starsky & Hutch gerade mal Durchschnittsware. Die Figuren wirken allesamt etwas klobig und auch die kleinen Spezialeffekte mit Ausnahme der fulminanten Zeitlupen bei Spezialaufgaben sind insgesamt nicht so aufwändig wie bei der vergleichbaren Konkurrenz.

__NEWCOL__Auf der Haben-Seite verbucht die Grafik jedoch kleine Einsprengsel wie nette Explosionen und hin und wieder exzellentes Motion-Blur. Die Kamera lässt ebenfalls keine Wünsche offen und ist zudem noch mit einem kleinen Extra versehen. Anstatt wie bei vielen Rennspielen in Kurven auf einer Linie mit dem Fahrzeug zu bleiben, schwenkt sie leicht in horizontaler Linie nach und schafft damit eine perfekte Nachahmung der Kameraeinstellungen der TV-Serie.

Gewöhnungsbedürftig -wenn auch stilistisch passend- sind die gezeichneten Zeischensequenzen, die die Story der jeweiligen Episode erzählen.

Am Rand der Schmerzgrenze

Was die Akustik betrifft, bekommt Ihr eine im Großen und Ganzen passende Mischung aus Siebziger-Jahre-Pop-Jazz-Gedudel und den üblichen Schuss- und Fahrgeräuschen angeboten. Zwischendurch und in den Cut-Scenes hagelt es dazu noch deutsche Sprachausgabe, die aber mit Vorsicht zu genießen ist. Zum einen wirken die Samples nicht sehr sauber, zum anderen wird der Humor der Serie nur unzureichend vermittelt. Und dass sich die Sprachausgabe während der Fahrsequenzen auf Dauer extrem wiederholt, ist der Sache ebenfalls nicht gerade zuträglich.

Wer der deutschen Texte überdrüssig ist, kann aber glücklicherweise das Spiel auch in Englisch genießen.

Fazit


Starsky & Hutch ist genau das Richtige für zwischendurch und eignet sich immer wieder für ein halbes Stündchen ungezwungener Unterhaltung. Denn bei längerem Spiel fällt negativ ins Gewicht, dass die Missionen sich allesamt sehr stark ähneln: Verfolgen, Schießen, Extras einsammeln. Abwechslung und dementsprechend Spielspaß stellen sich dabei vor allem ein, wenn man entweder alleine bzw. vorzugsweise zu zweit mit Lenkrad und Lightgun unterwegs ist, um die bösen Buben zu jagen. Dass grafisch nur ein gerade mal durchschnittliches Erlebnis auf Euch wartet, wird durch das gute Preis-/Leistungsverhältnis sauber abgefedert. Denn Ihr könnt für gerade mal 40 Euro mit Starsky & Hutch loslegen. Und für den Preis kann man wahrlich nicht klagen - zumal die teils am Rand der Schmerzgrenze liegende deutsche Synchro auch problemlos auf den wesentlich besser klingenden englischen Original-Ton umgestellt werden kann.

Pro

<li>zahlreiche Steuerungsoptionen (u.a. Lenkrad/Lightgun)</li><li>auch zu zweit spielbar</li><li>zahlreiche versteckte Extras und Gimmicks</li><li>sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis</li><li>Flair der TV-Serie wird sehr schön eingefangen</li><li>gute Steuerung</li><li>multilingual</li>

Kontra

<li>Missionen ähneln sich sehr stark</li><li>teils nervige deutsche Synchronisation</li><li>grafisch trotz Renderware nur durchschnittlich</li><li>lahme KI</li>

Wertung

XBox

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