James Cameron's Dark Angel27.04.2003, Jens Bischoff
James Cameron's Dark Angel

Im Test:

Im Fernsehen wurde James Cameron`s Dark Angel ja schon nach der zweiten Staffel abgesetzt, bei Vivendi Universal baut man aber nach wie vor auf die Loyalität treuer Fans und Vox-Schauer. Nach dem wenig überzeugenden PS2-Auftritt versucht Max nun nämlich auf der Xbox ihr virtuelles Glück. Ob sie dort eine bessere Figur macht oder nicht, könnt Ihr unserem aktuellen Testbericht entnehmen.

Düstere Zukunftsvision

In weniger als 20 Jahren wird die Welt durch das Zünden einer Atombombe mit elektromagnetischem Impuls jegliches digital gespeichertes Wissen verloren haben und von Kriminalität und Korruption beherrscht werden. In diesem postapokalyptischen Chaos kämpft Protagonistin Max mit Hilfe des Enthüllungsjournalisten Logan gegen die dunklen Machenschaften des mächtigen Manticore-Konzerns. Dessen Sicherheitsapparat ist Max zwar ständig auf den Fersen, aber dank genetischer Superkräfte ist die athletische Heldin ihren Verfolgern meist immer einen Schritt voraus.

Uniformierte Geistesakrobaten

Im Spiel dürft Ihr natürlich in Max´ Rolle schlüpfen, jede Menge Sicherheitskräfte vermöbeln und ein paar Rätsel lösen. Doch leider sind sowohl die Kämpfe gegen die meist scharenweise auftauchenden Manticore-Dumpfbacken als auch die Rätseleinlagen äußerst primitiv und langweilig. Hinzu kommt, dass Eure Gegner auf keinem der drei anwählbaren Schwierigkeitsgrade auch nur ansatzweise intelligent agieren, sondern vielmehr dumm in der Gegend herumstehen, sich teilweise sogar gegenseitig beschießen und eigentlich nur durch ihre Überzahl gefährlich werden können.__NEWCOL__Besser nicht auffallen

Um unübersichtliche Massenkloppereien zu vermeiden, solltet Ihr daher auf den Spuren Solid Snakes wandeln und möglichst unauffällig durch die linearen Spielabschnitte schleichen und Eure Widersacher vornehmlich mit lautlosen Stealth-Manövern umgehen oder ausschalten. Auch Ablenkungsmanöver und gezieltes Scharfschießen sind möglich. Spurenbeseitigung müsst Ihr jedoch nicht betreiben, denn überwältigte Feinde lösen sich sofort in Wohlgefallen auf und erregen auch durch Ihr plötzliches Fehlen bei daneben stehenden Kameraden keinerlei Verdacht.

Unfreiwillige Prügelorgien

Überhaupt ist das Schleich- und Versteckspiel recht simpel gehalten und dank bockiger Kameraführung und ungenauer Steuerung eher von Glück und Geduld als von Geschick und Taktik bestimmt. So fliegt Eure Tarnung immer wieder ungewollt auf und Ihr müsst alle Gegner des jeweiligen Spielabschnitts - meist unter Zeitdruck - auf einmal verprügeln. Aufgrund des primitiven Kampfsystems, das weder Blocks noch Konter kennt, und Euch darüber hinaus auch noch mit einer geradezu lächerlichen Zielerfassung malträtiert, ein eher monotones und lästiges Unterfangen.

Durchwachsene Präsentation

Zwar sind einige umgebungseinbeziehende Moves wirklich cool, aber die zugeschalteten Zeitlupen-Inszenierungen wirken einfach nur billig und schlecht geklaut. Technisch ist Dark Angel aber ohnehin kein Highlight. Die Levels sind trostlos, die Gegner konturlos und die meisten Effekte einfallslos. Man hat das Gefühl, alles schon woanders gesehen zu haben, nur weitaus besser. Auch die Soundkulisse präsentiert sich durchwachsen: Auf der einen Seite steht die vorbildliche Synchro, die Euch sowohl die Originalstimmen der Schauspieler (Jessica Alba & Michael Weatherly) als auch die der deutschen Synchronsprecher (Shandra Schadt & Stefan Günther) bietet, auf der anderen die eher durchschnittlichen Sound-FX sowie die sterile Musikuntermalung.

Pseudo-cooles Sprücheklopfen

Auch die Lokalisierung birgt Licht und Schatten: Bis auf wenige Unstimmigkeiten ist die Übersetzungsqualität jedoch recht ordentlich, lebt aber in erster Linie von der Qualität der Sprecher, auch wenn diese von den Dialogschreibern immer wieder zu pseudo-coolen Kommentaren gezwungen werden. Ärgerlich ebenfalls, dass das Bonusmaterial überhaupt nicht lokalisiert wurde. Neben Videos und Fotos findet Ihr dort nämlich auch Interviews sowie einen umfangreichen Romanauszug. Noch ärgerlicher sind allerdings die eingeschränkte Speichermöglichkeit und die fehlenden Rücksetzpunkte, die einen zusammen mit der unausgegorenen Kameraführung und den recht langen Ladezeiten jede Menge Geduld und Nerven kosten.__NEWCOL__Wieso, weshalb, warum?

Schade auch, dass die Story im Spiel eher eine untergeordnete Rolle spielt und die Missionsziele oft sehr vage sind. Aufgrund der linearen Levelstruktur und eindeutiger Hinweisen könnt Ihr aber ohnehin nichts falsch machen. Sind alle Gegner besiegt und sämtliche Gegenstände eingesammelt, ist der Rest nur noch Formsache. Die Atmosphäre spiegelt dabei wenigstens ansatzweise die düstere Stimmung der TV-Vorlage wider und konfrontiert Euch sowohl mit bekannten als auch neuen Figuren und Schauplätzen. Für oberflächliche Abwechslung sorgen unterschiedliche Outfits der Protagonistin sowie wechselnde Witterungsverhältnisse, während sich die spielerische Abwechslung auf den Einsatz diverse Waffen, Gimmicks und Spezialfähigkeiten beschränkt.

Verschenkte Chancen

So kann Max aufgrund genetisch veränderter Katzen-DNA beispielsweise außergewöhnlich hoch springen, extrem schnell und lautlos sprinten sowie übermenschlich gut hören und sehen. Letzteres kann sowohl zum Erkunden der Umgebung als auch zum Anvisieren von Gegnern genutzt werden. Aufgrund akuten Munitionsmangels fällt das Scharfschießen aus der zoombaren Ego-Perspektive aber leider zu oft flach, während Sprünge und Sprints aufgrund der teils sehr hakeligen Steuerung immer wieder das eigentliche Ziel verfehlen. Schade, denn trotz gnadenlos abgekupferter Spielelemente hätte der Stealth-Action-Mix für spannende Stunden vor der Xbox sorgen können, aber die Ausführung ist einfach an zu vielen Stellen misslungen.

Fazit


Auch auf der Xbox ist die virtuelle Max nur noch ein Schatten ihrer selbst. Zwar sorgen die originalen Darsteller- und Synchronstimmen für authentisches Flair, aber die Atmosphäre der TV-Vorlage kommt aufgrund pseudo-cooler Einzeiler und der bescheidenen Story nur ansatzweise rüber. Zudem ist die Adaption technisch schwach und spielerisch unausgereift und vergrault mit strohdummen Gegnern, bockiger Kamerajustierung, ungenauer Steuerung und monotonem Spielverlauf selbst den treuesten Fan. Dark Angel mangelt es einfach in jeder Hinsicht an Spannung und Dynamik sowie eigenen Ideen, denn irgendwie hat man alles schon einmal gesehen - nur weitaus besser eben... Die Xbox-Fassung gleicht der PS2-Version bis auf ein paar dezent überarbeitete Lichteffekte und die etwas kürzeren Ladezeiten übrigens wie ein Ei dem anderen. Nur beim Bonusmaterial gibt`s anstelle des Japan-Tour-Videos mit Jessica Alba und Michael Weatherly nun einen uralten Malice-Trailer, den man sich allerdings wie die gesamte Versoftung eigentlich hätte sparen können. Fans sollten Ihr Geld lieber in die kürzlich erschienene Season One Collection von Dark Angel investieren.

Pro

<li>löbliche Synchro</li><li>teilweise coole Moves</li><li>variabler Schwierigkeitsgrad</li><li>halbwegs gelungene Atmosphäre</li>

Kontra

<li>laue Story</li><li>schwache KI</li><li>mäßige Technik</li><li>bockige Kamera</li><li>lange Ladezeiten</li><li>ödes Leveldesign</li><li>hakelige Steuerung</li><li>linearer Spielverlauf</li><li>unklare Missionsziele</li><li>monotones Gameplay</li>

Wertung

XBox

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